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Fritzi Ernst - Keine Termine

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

19.03.2021 - 20:18 Uhr - Newsbeitrag
Fritzi Ernst, deren alte Band Schnipo Schranke es zu so etwas wie Legenden-Status schaffte, veröffentlicht am 11. Juni 2021 ihr erstes Soloalbum mit dem Titel "Keine Termine". Die gleichnamige erste Single daraus erscheint heute samt Musikvideo.


Berlin, 19.03.2021
Keine Termine, also. Um den naheliegenden Gag gleich zu Beginn abzufrühstücken: Ja, es stimmt, seit über einem Jahr ist Pandemie und Fritzi Ernst veröffentlicht “Keine Termine”. Da ist sie natürlich in gewisser Weise nicht allein. Und wo wir schon beim Frühstücken sind: Ja, “Keine Termine” ist gleichzeitig Fritzi Ernsts Solodebüt nach dem Ende von Schnipo Schranke vor zwei Jahren.

Schnipo Schranke, die alte Band von Fritzi Ernst, sangen “über Pisse und Sperma, doch der eigentliche Star in ihren Liedern [war] nicht der Pipi-Kaka-Humor sondern Versagens-Ängste, Depressionen und Psychosen” (detektor.fm) und landeten nicht nur wegen der Über-Single “Pisse” in sämtlichen Jahrescharts, auf der Rock am Ring-Bühne, in ausverkauften Hallen, mit einer eigenen Kolumne im Musikexpress und bis heute in den Herzen aller Indie Pop-Fans. 2019 war Schluss für Schnipo Schranke und die Reise des Duos endete nach sieben Jahren und zwei Alben zum großen Bedauern von Fans und Feuilleton. Und nicht zuletzt von Fritzi Ernst selbst. Doch wie das nunmal so ist bei Trennungen: Manchmal setzen sie auch Power frei. Zum Beispiel die Art von Power, mit der man dann plötzlich eine Klavierbau-Ausbildung beginnt. Rückblickend war es vielleicht einer dieser berühmten goldenen Umwege: nämlich der, auf dem sich Fritzi Ernst den nötigen Mut erarbeitete, um wieder Musik machen, als Künstlerin aufzutreten und ihr Solodebüt veröffentlichen zu können.




Und das kann man gut hören. Denn schon mit den ersten sehr entschiedenen Klaviertönen des gleichermaßen als namensgebende Single als auch Album-Opener fungierenden “Keine Termine” schwant einem: Dieses Album ist unique: “Alle wollen was erleben. Ich könnt’ mich übergeben.” Keine Termine nicht nur als Zustandsbeschreibung, sondern als wünschenswertester aller Zustände, als happy place. Ein musikgewordener Freitagabend daheim, während man bei billigem Rotwein die nervigen Nachrichten aller Freund:innen, die noch “unterwegs” sind und einen zum Feiern überreden wollen, ignoriert. “Jede Sekunde ein Genuss, wenn ich nichts machen muss.” Die Stimmung ist schon einmal gesetzt: Ein Song wie das Gegenteil einer Party, aber – und man kann es leider nicht anders sagen – eben auch über und mit dem ehrlichen Fun am Musikmachen.

Die Songs auf “Keine Termine” - alle gemeinsam mit Ted Gaier von Die Goldenen Zitronen produziert - sind allesamt in sehr unterschiedlichen Phasen in Fritzi Ernsts Leben entstanden. Doch auch wenn das wundervolle Artwork in Notizbuch-Optik (Danika Arndt) es möglicherweise vermuten lässt: Ceci n'est pas un Tagebuch. Sondern vielmehr eine extrem verdichtete, oftmals introspektive Sammlung von Songs, die von Erinnerungen und Erlebnisse, Ängsten und Depressionen und, natürlich auch das, vom Anfang und Ende der Liebe erzählen. Irgendwo zwischen Depression Pop und Pop Depression. Und zwar auf diese gute Weise, die viele machen wollen, aber nur ganz wenige können: So, wie man’s noch selten gehört hat.

Musikalisch bieten die meist minimalistischen Arrangements die exakt richtige Kulisse für Texte, die so unprätentiös wie möglich daherkommen – kein Text über Musik, ohne das etwas “daherkommt” oder wer “entführt” wird, so will es das Musikgesetz – und dadurch eine enorme, jawohl, lyrische Power entwickeln, in der sich unterschiedlichster anarchischer Spielarten von Stereo Total über K.I.Z bis hin zu Helge Schneider bedient wird. Wobei, das stimmt auch nicht so ganz: Denn Fritzi Ernst entwickelt auf und mit “Keine Termine” eine eigene Stimme und einen eigenen Sound, also eine künstlerische Vision, der man wohl kaum dadurch gerecht werden kann, dass man sie reflexhaft zu anderen extrem kultigen Musikmännern oder ihrer alten Band in Bezug setzt. Vielmehr sollte man sagen: Hört dieses Album und erzählt euren Freund*innen davon. Wenn’s nichts für sie ist: Schade. Wenn sie erkennen, was für ein wahnsinniger Glücksfall “Keine Termine” geworden ist: Beglückwünscht sie! Oder wie Fritzi Ernst sagen würde: “Ich schenk’ dir alles Liebe und auch ganz viel Glück. Und wenn du das nicht haben willst, dann gib’s mir halt zurück” (“Alles Liebe”).

Das Album "Keine Termine" von Fritzi Ernst erscheint am 11. Juni 2021.

derdiedas

Postings: 766

Registriert seit 07.01.2016

19.03.2021 - 20:42 Uhr
Klingt sehr nach Schnipo, gefällt mir schonmal besser als die Ducks On Drugs Single (Sorry, aber Danielas Mann kann wirklich nicht singen)

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

19.03.2021 - 20:43 Uhr
Klingt schon in den ersten zwei Sekunden eindeutig nach Schnipo sogar.

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

28.05.2021 - 19:39 Uhr - Newsbeitrag
Die Hamburger Musikerin Fritzi Ernst hat heute mit „Trauerkloß“ eine neue Single veröffentlicht. Es ist das Musikvideo-Regie-Debüt der fantastischen Fotografin Frederike Wetzels. Hier geht es zum Video:

FRITZI ERNST - TRAUERKLOSS (Musikvideo)


Ist doch wahr, eigentlich fing die ganze Scheiße mit dem ersten Schultag an. Und “Trauerkloß”, die dritte Single von Fritzi Ernsts Solodebüt “Keine Termine”, das am 11.06.2021 erscheinen wird, wirkt manchmal wie ein historisches Reenactment dieser Schultüten-Katastrophe, das zu hüpfenden Klavierakkorden um die Awkwardness des Klassenzimmers und den stummen Schrecken der letzten Schulbank kreist und dabei gnadenlos die eigene Lust- und Freudlosigkeit bejaht. Antriebslosigkeit als feature, not a bug.

Schnipo Schranke, die alte Band von Fritzi Ernst, sangen “über Pisse und Sperma, doch der eigentliche Star in ihren Liedern [war] nicht der Pipi-Kaka-Humor sondern Versagens-Ängste, Depressionen und Psychosen” (detektor.fm). Mit dem Song “Pisse” landeten Schnipo Schranke in sämtlichen Jahrescharts, auf der Rock am Ring-Bühne, in ausverkauften Hallen, eine legendäre Kolumne im Musikexpress und bis heute in den Herzen aller Indie Pop-Fans. “Trauerkloß” beginnt mit der Einschulung, doch statt kindlicher Vorfreude und volle Schultüten erwartet uns hier vor allem eines: Müdigkeit. Und Angst: “Ich war doch immer brav, Mama? Darf ich zurück in meine Schlafkammer?” Zu sagen, dass in puncto Motivation noch Luft nach oben ist, klingt wie eine charmante Untertreibung, in puncto Coolness gilt aber schon in der Grundschule: “Erster Schultag, letzte Bank.” Die Sollbruchstellen dieser Coolness werden jedoch direkt mit ausgestellt, denn schon mit der Einschulung liegen die “Nerven blank”, vor allem wenn man zu allem Überfluss auch noch von “30 Gören” angestarrt wird und mit “Name sagen” dran ist. No front, aber manchmal wirkt “Trauerkloß” wie aus der Feder der schlechtgelaunten Zwillingsschwester von Rolf Zuckowski. Endlich.

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

18.06.2021 - 22:03 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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