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Regisseur: Martin Scorsese

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The MACHINA of God

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30.11.2019 - 16:47 Uhr
Da ja grad "the Irishman" rausgekommen ist, hab ich mal wieder Bock, mich etwas durch das Werk des Regisseurs zu schauen.
Was sind so eure Lieblingsfilme? Suche gerade noch ein paar Empfehlungen, die ich noch nicht gesehen habe.

Für mich was schon immer "Goodfellas" der beste. "Casino" ist ähnlich in Art und Qualität. "Taxi Driver" natürlich.
Bin auch großer Fan seiner Dyöan-Dokus

The MACHINA of God

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30.11.2019 - 16:51 Uhr
"Mean Streets" (1973) 8/10

Da ich die Tage mal wieder "Taxi Driver schauen wollte, hab ich mal mit einem Scorsese-Film davor angefangen. Kannte ihn noch nicht. Hat mir sehr gut gefallen. Das dreckige NYC der 70er ist eh eine fantastische Kulisse, dazu ein herrlich irrer DeNiro. Auch Harvey Keitel ist super. Dazu noch ein interessanter Soundtrack und Prügelszenen, wo man sich die ganze Zeit denkt: Da hätte man sich auch leicht verletzen können bei den Dreharbeiten. :) Aber genauso wird die dreckige, kraftvolle Energie des Filmes perfekt unterstützt.

PS: Auf Deutsch heisst der "Hexenkessel"

Jennifer

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30.11.2019 - 16:52 Uhr
1. Goodfellas
2. Taxi driver
3. Raging bull
4. Casino
5. The departed

The MACHINA of God

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30.11.2019 - 16:53 Uhr
Kann jemand noch was aus den 70ern von ihm empfehlen außer "Taxi Driver" und "Mean Streets"?

Jennifer

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30.11.2019 - 16:58 Uhr
Oja, "Alice doesn't live here anymore" von 1974, der ist auch toll. Hat allerdings mit den Mafia- und Gangsterfilmen, mit denen Scorsese ja oft in Verbindung gebracht wird, so gar nichts zu tun.

The MACHINA of God

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30.11.2019 - 17:00 Uhr
Okay, der ist leider sehr schwer zu bekommen. Bin erstmal auf Streaming (da gibt es ja zum Glück einige) und Statbibliothek angewiesen. Werd mir den aber vormerken.

The MACHINA of God

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30.11.2019 - 17:24 Uhr
Auf Netflix verfügbar von ihm:
Mean Streets
Casino
Shutter Island
The Departed
Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story
Silence
The Irishman

Und "Wolf of wall street" sowie "King of Comdy" sind in Amazon Prime enthalten.

Jennifer

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30.11.2019 - 17:25 Uhr
Auf Amazon.com gibt es den für 3 Dollar zum Leihen, falls das was für Dich wäre.

Jennifer

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30.11.2019 - 17:26 Uhr
"Silence" fand ich übrigens ziemlich langweilig und zu lang. Dabei war ich auf den ursprünglich sehr gespannt.

MopedTobias (Marvin)

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30.11.2019 - 18:10 Uhr
Danke für den Thread, kann ich mir ein bisschen Langeweile vertreiben. Marty ist definitiv einer der Größten überhaupt, vielleicht sogar mein Nummer-eins-Lieblingsfilmemacher, müsste ich mich auf genau einen festlegen (was ich hoffentlich nie tun muss).
Meine Top 10 sähe wohl wie folgt aus:

1. Taxi Driver
2. Raging Bull
3. Goodfellas
4. The King of Comedy
5. The Wolf of Wall Street
6. Casino
7. Alice Doesn't Live Here Anymore
8. Mean Streets
9. Silence
10. New York, New York

Hier ein Rundumschlag:

Seine ersten zwei Filme "Who's that knocking on my door" und "Boxcar Bertha" sind meiner Ansicht nach verzichtbar. Ich würde behaupten, dass sein Werk erst mit dem grandiosen "Mean Streets" beginnt, ein unfassbar energiegeladener Film (De Niros Auftritt mit "Jumpin' Jack Flash", Wahnsinn) und die Rohfassung für seine typische Mafiastudie. "Alice" ist ein faszinierender, unerwarteter Nachfolger, aber ebenfalls fantastisch, ein tolles Charakterdrama. Über "Taxi Driver" brauch ich wohl kein weiteres Wort verlieren. Sonst gab es in den 70ern noch den berüchtigten "New York, New York". Ein gewaltiger Flop, der Marty in eine Sinnkrise und fast in den Drogentod führte. Diese Scorsese-Definition eines MGM-Musicals wird mMn aber zu Unrecht verschmäht, auch wenn man selbstverständlich mit Musicals klarkommen muss, um Gefallen an dem Film zu finden.

Zum Glück kam Marty wieder auf die Beine und begann die 80er mit zwei seiner besten Filme überhaupt. Die emotionale Intensität eines "Raging Bull" samt seiner filmtechnischen Grazie, einer gar opernhaften Kunstfertigkeit sucht in der Filmgeschichte immer noch ihresgleichen. "The King of Comedy" ist ein weiteres Meisterstück von De Niro als obsessiven Soziopathen (hier als Möchtegern-Comedian), das "Taxi Driver" in wenig nachsteht. Der Nachfolger "After Hours" ist ebenfalls sehr gut, wenn auch deutlich leichter, eine lockere, schwarze 80er-Komödie.
Leider reichte dieses nächste künstlerische Hoch nicht für Martys Hollywood-Rehabilitation, weswegen er '86 "The Color of Money" annehmen musste. Ein Studiofilm par Excellence, mit dem Scorsese in erster Linie beweisen wollte, dass er komplikationslos im finanziellen und zeitlichen Rahmen von Hollywoodstudios arbeiten konnte. Das gelang ihm, auch wenn der Film selbst völlig verzichtbar war. Er ermöglichte ihm aber, ein großes Herzensprojekt anzugehen, nämlich "The Last Temptation of Christ". Der erste Teil von Martys inoffizieller "Glaubens-Trilogie" (die anderen sind "Kundun" und "Silence), der Jesus' Leidensweg als moderne Charakterstudie deutet und sich trotz des biblischen Settings perfekt in die restliche Filmographie einfügt. Ebenfalls ein sehr starker Film.

Nun wir sind in den 90ern. Über die Klassiker "Goodfellas" und "Casino" braucht man an dieser Stelle nicht mehr allzu viele Worte zu verlieren. Dazwischen gab es mit "Cape fear" und "The Age of Innocence" zwei sehr unterschiedliche, aber gleichermaßen großartige Filme. Ersterer ein leicht melodramatischer, aber spannender Thriller, letzterer eine Kostüm-Romanze und Scorseses erste Zusammenarbeit mit Daniel Day-Lewis. Ab '97 kommen wir in eine kleine "Schwächephase", für die andere Regisseure aber immer noch die berühmte Mutter verpfänden würden. Ich bin kein allzu großer Fan von "Kundun" und zu "Bringing out the Dead" kann ich grade nicht viel sagen, weil ich mich an kaum etwas erinnern kann. Die 00er sind geprägt von der neuen Muse Di Caprio, der tatsächlich in jedem normalen Scorsese-Film dieses Jahrzehnts die Hauptrolle spielte. "Gangs of New York", "The Aviator", "The Departed", "Shutter Island". Allesamt gut bis sehr gut, aber auch allesamt eine Spur zu glatt mit einem ein kleines bisschen auf Sparflamme agierenden Marty.

In den 10ern sollte sich das aber wieder ändern. "Hugo" war eher ein misslungenes Experiment, die beiden Nachfolger dafür zwei Top-10-Scorseses. Ich möchte hier blod auf die tollen Reviews von slowdive auf einer der letzten Seiten des Film-Threads zu "The Wolf of Wall Street" und "Silence" verweisen, der diese intelligenten, ambitionierten, künstlerisch unheimlich wertvollen Filme sehr gut analysiert hat. "The Irishman" scheint genau hier anzusetzen und das dritte große Meisterwerk in Folge zu sein. Hab ich allerdings noch nicht gesehen, da ich diese dreieinhalb Stunden mit einer Ruhe würdigen will, die mir aktuell noch fehlt.

Long story short: Bis auf die ersten zwei Filme, "Kundun" und "Hugo" (bei "Bringing out the Dead" enthalte ich mich mal), kann ich eigentlich jeden Scorsese in irgendeiner Form empfehlen (Die Musik-Dokus mal ausgeklammert, da kenne ich zu wenig). Unglaublich bei diesem Mammutwerk. 26 Filme und immer noch das gleiche Feuer wie vor 46 Jahren bei "Mean Streets". Ich verneige mich vor diesem Giganten.

Affengitarre

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30.11.2019 - 18:16 Uhr
Danke für den tollen Beitrag, Moped! Weckt in mir nochmal den Wunsch, mich weiter mit seinem Werk auseinanderzusetzen. "Goodfellas" ist großartig.

Affengitarre

User und News-Scout

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30.11.2019 - 18:57 Uhr
Und wenn ich schon dabei bin: Auch interessante Beiträge von Jennifer und Machina. :) Hatte heute einen guten Tag, da darf man auch großzügig mit Lob sein.

Old Nobody

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30.11.2019 - 20:20 Uhr
Ich glaub, wenn ich mich auf einen Scorsese Film festlegen müsste, würde ich mich wohl auch für Taxi Driver entscheiden. Ein Film, den ich mir nur 2 mal angeschaut habe, was im Vergleich zu manch anderem Scorsese wenig ist. Den ich mir aber auch nicht öfter anschauen mag wegen der unangenehmen Stimmung, und nicht muss weil der sich nachhaltig ins Hirn eingebrannt hat.

Was ich mir immer wieder anschauen kann ist Wolf of Wall Street, den ich bestimmt 6mal gesehen hab. Wird einfach nie langweilig, hat Szenen über die ich auch noch in 20 Jahren Tränen lachen kann (Telefonkabel und überhaupt Jonah Hill).

Departed ist natürlich auch spitze, aber nicht der Film für den Scorsese seinen ersten Oscar hätte bekommen dürfen. Der wäre spätestens bei Good Fellas fällig gewesen.Aber Oscars und Konzessionsentscheidungen sind ja ein leidiges Thema, siehe Dicaprio. Der hätte mM ja spätestens für Aviator einen bekommen müssen.

An Thrillern sehe ich Kap der Angst weit vorne. Letztens wieder gesehen, hat ein paar der eindrucksvollsten De Niro Szenen überhaupt.

Shutter Island mag ich auch noch sehr, hat eine gradezu soghafte Gesamtstimmung, der ich mich auch beim dritten Mal nicht entziehen kann.

Casino verliert mich zwischendurch ein paar Mal.Hat doch die ein oder andere Länge und Sharon Stone finde ich ziemlich anstrengend hier, auch wenn sie das sein soll :)

Gangs of New York gefiel mir tatsächlich nicht so wirklich. Das Setting nicht, die Stimmung nicht und zog sich auch ziemlich.

Die Farbe des Geldes war auch noch klasse. Newman und Cruise sind da schon eine spannende Paarung.

Irish Man geb ich mir evtl morgen

MopedTobias (Marvin)

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30.11.2019 - 20:36 Uhr
Hab einen Fehler im letzten Absatz gemacht. "The Color of Money" muss noch bei den nicht zu empfehlenden Filmen ergänzt werden, was sich ja auch aus dem Text ergibt.
Ein Königreich für eine Edit-Funktion...

The MACHINA of God

User und Moderator

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30.11.2019 - 22:22 Uhr
Danke alterniemand und Moped für eure Beiträge. Schön zu lesen.

Ich denke, ich werde mir so ziemlich alle in den nächsten Wochen mal anschauen. :D

Als großer Daniel Day-Lewis-Fan muss auch mal "Gangs of New York" wieder dran sein. Der kam zwar nciht an andere Meisterwerke von ihm ran, aber gerade das Setting und halt DDL mag ich sehr.
Heute Nacht dann wohl "Taxi Driver". Hab ich irgendwann mal nachts betrunken nach "a night out" geschaut und das war schon klasse.

MopedTobias (Marvin)

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30.11.2019 - 22:30 Uhr
Gerne, hat auch Spaß gemacht, das Werk nochmal Revue passieren zu lassen.

Der bessere Day-Lewis+Scorsese-Film ist imo "The Age of Innocence", aber da muss man natürlich mit Genre und Setting (Historien-Liebesfilm) klarkommen.

slowdive

Postings: 186

Registriert seit 15.09.2016

30.11.2019 - 22:33 Uhr
Ein sehr schöner Beitrag, Tobias. Und dass nicht nur, weil die von dir geschilderten Wertungen und Gründe ungefähr genauso auch von mir hätten kommen können. Marty ist einer der ganz, ganz Großen. Was den Umgang mit und die Darstellung von Geld angeht vielleicht sogar die #1.

Ach, und danke für die Blumen natürlich. :)

Web2.0

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01.12.2019 - 12:16 Uhr
Und ihr wollt Mitglieder eines Musikforums sein?

Der (zweit)beste Film (nach Taxi Driver) von Scorsese ist “No Direction Home", die Doku über Bob Dylan. Drei Stunden, die wie im Rausch vergehen, nicht nur für Fans.

fuzzmyass

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01.12.2019 - 12:20 Uhr
Ouh, Mean Streets ist ja auf Netflix... wird gleich angeschaut, der fehlt mir noch...

Bringing Out The Dead fand ich btw auch recht gut. Das dreckige New York ist einfach ein geiler Schauplatz.

The MACHINA of God

User und Moderator

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01.12.2019 - 22:06 Uhr
"Taxi Driver" (1976) 9,5/10

Ich hatte den Film zuletzt vor locker 10 Jahren gesehen, aber die Stimmung und viele Bilder haben sich so eingebrannt, dass ich mich sofort wiedergefunden haben. Natürlich ein absolutes Meisterwerk. Besonders die Stimmmung und der Soundtrack. Und natürlich Robert DeNiro. Zuletzt in "Mean streets" war er schon für mich der Star des Films, hier natürlich ein Meisterstück.
An was ich mich komischerweise nicht erinnern konnte: Das Ende. Also alles nach der tollen Polizeieinsatz-Kamerafahrt.

fuzzmyass

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01.12.2019 - 23:14 Uhr
Wow, Mean Streets echt fantastisch heute. Toller Film mit grandiosen Keitel und De Niro.

9/10

The MACHINA of God

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02.12.2019 - 22:03 Uhr
@Moped:
Übrigens ist "No direction home" wirklich wärmstens zu empfehlen. Defintiv eine der besten Musik-Dokus aller Zeiten. Und dazu muss man Dylan nicht lieben... aber es ist auch super als Dylan-Einstieg ideal.

MopedTobias (Marvin)

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Registriert seit 10.09.2013

02.12.2019 - 22:23 Uhr
Ja, ich hab ja sogar schon "Rolling thunder revue" gesehen und fand das auch als Nicht-Dylan-Kenner ziemlich super. "No direction home" ist auf meiner Liste, aber die Länge ist natürlich ne Ansage. Wenn ich demnächst dreieinhalb Stunden Ruhe und Zeit für einen entsprechenden Film hab, wäre erstmal "The Irishman" dran :)

The MACHINA of God

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02.12.2019 - 22:55 Uhr
Der Film ist aber eh in zwei Teile geteilt. Ich glaub 1Stunde50Minuten und 1Stunde30Minuten. Auch thematisch etwas. Part 1 ist eher Aufwachsen und Einflüsse, Part 2 dann der Aufstieg und die Elektrisierung. Und wenn dir "Rolling Thunder Revue" schon gefallen hat, dann wird dir derauch munden. Und er zeigt halt eine noch interessantere Phase von Dylan.

Affengitarre

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02.12.2019 - 23:05 Uhr
Ich glaub 1Stunde50Minuten und 1Stunde30Minuten.

Ja genau, zumindest ist das auf den beiden DVDs so gesplittet.

The MACHINA of God

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02.12.2019 - 23:41 Uhr
Hab heute mal wieder mit "Boardwalk Empire" angefangen und die erste Folge ist ja gleich mit Regie Scorsese. Und da ist er schon in seinem Element. :)

Ach, ich freu mich auf die Scorsese-Wochen. Bisher war das alles auch wunderbar.

Wolleschmittjunior

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02.12.2019 - 23:47 Uhr
Mit THE WOLF OF WALLSTREET hat Martin Scorsese zu alter Kraft zurückgefunden und dabei ist etwas Neues entstanden. Scorsese bricht mit vielen Kontinuitäten seines bisherigen Gesamtwerks und findet eine radikale Erzählweise, die die Struktur der Börsenspekulation übernimmt. Dabei verzichtet Scorsese auf das übliche Feindbild des bösen Börsenmaklers, der die guten einfachen Amerikaner abzocken will. Alle sind an der Gier beteiligt, niemand ist ohne Sünde. Hier zeigt sich noch einmal die katholische Prägung des Regisseurs. Auch gibt sich Scorsese, wie es zuvor in vielen Film noch tat, nicht der Nostalgie hin. Er schwärmt nicht von den guten alten Zeiten. Die Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird, war auch immer eine der Gier und der Skrupellosigkeit. In wahnwitzigen Szenen zeigt uns THE WOLF OF WALLSTREET den blanken Exzeß des Systems und seiner Profiteure. Das, was an der Börse geschieht, ist viel zu abstrakt, um es richtig erklären zu können. Doch Scorsese konkretisiert das Abstrakte, indem er den auf- und absteigenden Börsenkurs anhand des Drogenrausches darstellt. Jordan Belfort, von Leonardo DiCaprio virtuos verkörpert, ist das personifizierte kapitalistische System, dem es allein um Maximierung geht. Maximierung von Geld, Rausch und Genuß. Das Geld ist selbst wie eine Droge, die süchtig macht, die eine Nachfrage schafft, wo zuvor gar keine war. Weil Belfort ganz mit sich im Reinen ist, weil es zwischen ihm und dem System keinen Unterschied mehr gibt, kann ihm nur ein einziges Schicksal blühen: Er könnte einfach zerbersten. Ausgerechnet das FBI erweist sich als Mediator des Systems, weist es in seine Schranken zurück und hält es dadurch nachhaltig lebendig.

Mit SILENCE hat Martin Scorsese einen kommerziellen Flop gedreht, doch künstlerisch ist er auf seinem Höhepunkt: „Silence“ ist eine großartige Romanverfilmung, glänzend besetzt mit Andrew Garfield, Adam Driver und Liam Neeson. Diesen stillen Film über Jesuiten auf Mission im Japan des 17. Jahrhunderts, die von der dortigen Inquisition verfolgt und gefoltert werden, wird man so schnell nicht vergessen.

In den vergangenen Wochen hat Martin Scorsese in aller Deutlichkeit ausgeführt, wie man Filme nicht machen sollte: nämlich so wie Marvel. Jetzt zeigt er mit „The Irishman“, was er unter großem Kino versteht, wenngleich der Film von Netflix produziert wurde und deshalb nur einen eingeschränkten Start in den Kinos erhält. Um es gleich vorweg zu sagen: „The Irishman“ ist wohl Martin Scorseses letztes großes Gangsterepos, vielleicht auch das letzte des Kinos überhaupt. 209 Minuten lässt sich dieser Film Zeit, nicht jedoch, um zu verklären oder zu beschönigen, nein, „The Irishman“ ist ein tieftrauriger Schlusspunkt einer cineastischen Dekonstruktion des Gangstermilieus, die Scorsese bereits 1973 mit seinem Film „Hexenkessel“ („Mean Streets“) begann.

MopedTobias (Marvin)

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03.12.2019 - 00:18 Uhr
Wolle wie immer bester Mann.

Affengitarre

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Registriert seit 23.07.2014

16.12.2019 - 17:55 Uhr
Letztens mal wieder Goodfellas gesehen, wie immer großartig.

+++SPOILER+++

Besonders toll fand ich dieses Mal die Szene, in welcher die Leiche wieder ausgegraben wird und alles in rot getränkt ist, klasse. Und dann noch, wie die ganzen Leichen nach dem Raubüberfall gefunden werden, vor allem diese großartige Zeitlupe im Müllzerkleinerer.

+++SPOILER ENDE+++

hos

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16.12.2019 - 18:29 Uhr
"Wolle wie immer bester Mann."

Kopiermann.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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16.12.2019 - 18:43 Uhr
Ist klar, ich meinte ja auch nicht den User, sondern den richtigen Wolle.

Schlüsselszenen in "Goodfellas" für mich:

- May 11 1980. Perfekte Verbindung von Form und Inhalt, ein filmtechnisches Meisterstück. Das gilt eigentlich für den ganzen Film, ist aber hier besonders konzentriert.

- Pesci und Spider. Der Moment, ab dem alle Mafia-Glorifizierungs-Vorwürfe ins Leere laufen. Unfassbar beklemmend — schau Pesci ins Gesicht und du siehst plötzlich einen Horrorfilm.

Eurodance Commando

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16.12.2019 - 20:40 Uhr
Und nicht die Vertigo-Szene im Restaurant zwischen Liotta und de Niro vergessen. Ein subtiles Meisterstück von Ballhaus (möge er in Frieden ruhen).
Ach allgemein, die Kameraarbeit ist der Wahnsinn. In meiner All Time Top finden sich zwei Scorseses wieder: Eben Goodfellas und Taxi Driver. Eine lebende Legende.

Eurodance Commando

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16.12.2019 - 20:40 Uhr
Top3

Eurodance Commando

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Registriert seit 26.07.2019

16.12.2019 - 20:58 Uhr
Hab gestern auch mal "Silence" geschaut. Völlig entschleunigt, quasi auch der absolute Gegenpol zum Exzess à la "Wolf of Wall Street", aber nicht minder beeindruckend. Authentische Kulissen und besonders von Andrew Garfield beeindruckend gespielt. Scorsese kann halt auch anders.

The MACHINA of God

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17.12.2019 - 23:20 Uhr
"The Departed" (2006) 8,5/10

Dass Scorsese ausgerechnet für diesen Film seinen ersten Regie-Oscar bekommt, ist natürlich schon komisch. Gerade in der Hinsicht find ich den Film schon deutlich schwächer als vieles andere von ihm. Außerdem ist der Film auch schwächer in der Rewatchability (geiles Wort), da er schon sehr auf die Story und "Twists" aufbaut. Außerdem bin ich nicht der größte Matt Damon-Fan.
Nachdem das gesagt ist, muss natürlich acuh gesagt werden, dass der Film trotz all dem sehr gut ist. Spannend bis zum recht bitteren Ende, DiCaprio ist klasse, die Regie ist mehr als ordentlich (im Kontext von Scorsese ist das eben nur leider nicht top). Auch Jack Nicholson fand ich dieses Mal echt passend, acuh wenn die Casting-Entscheidung oft kritisiert wurde. Aber der passt schon gut als leicht irrer "Boss".
Also, kein Highlight seiner Filmography, aber auch das macht bei Scorsese immer noch einen extrem guten Film.

So, "Good Fellas" dann als nächstes...

The MACHINA of God

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18.12.2019 - 01:29 Uhr
Lohnt sich "New York, New York"? Und wenn ja: warum? :) Haben sie bei uns auch...

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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Registriert seit 10.09.2013

18.12.2019 - 02:20 Uhr
Ich find ihn klasse, ist sogar in meiner Scorsese-Top 10. Martys Interpretation eines klassischen MGM-Musicals, die (zu unrecht) fatal floppte und fast sein Karriere-Ende bedeutete. Man sollte aber keine grundsätzliche Abneigung gegen Musicals haben, so Genre-subversiv ist er auch nicht.

The MACHINA of God

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18.12.2019 - 02:33 Uhr
Sind da dann viele Sing-Nummern oder wie? Oder spielt es nur in dem Milieu?

MopedTobias (Marvin)

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Registriert seit 10.09.2013

18.12.2019 - 11:32 Uhr
Ja, gibt so einige "Sing-Nummern". Liza Minnelli spielt halt die weibliche Hauptrolle :) Story-mäßig eine Liebesgeschichte zwischen ihrer Sängerin und De Niros Jazz-Saxophonisten. Man merkt auf jeden Fall, dass es ein Scorsese-Film ist, es ist großartiges Charakter- und Beziehungsdrama mit toller Regie. Dazu eine Ode an Martys Lieblingsstadt. Aber wenn man ein Problem mit regelmäßigen Musical-Nummern hat, wird einen der Film wahrscheinlich eher nerven.

The MACHINA of God

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27.12.2019 - 11:46 Uhr
"Goodfellas" (1990) 9,5/10

Muss man nciht viel Worte verlieren, natürlich ein absolutes Meisterwerk. Besonders die Kamerafahrten und Kollagen sind hier das Highlight, gerade was Scorseses Regie angeht. Spannend und unterhaltsam wie eh und je. Mir ist erst dieses Mal aufgefallen, wieviele Leute (ich glaub über 30) aus dem Film ja bei den "Sopranos" mitspielen. Wahnsinn!
Das einzig komische: eine Szene, die ich diesem Fil zugeordnet habe, kommt gar nicht hier vor, sondern wohl dann in "Casino" (ich sag nur: Maisfeld).

The MACHINA of God

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30.12.2019 - 19:16 Uhr
Shutter Island (2010) 9/10

Hab mal bei Imdb nachgeschaut und da hatte ich "Departed" 9 Sterne und dem hier 8 Sterne gegeben. Hab jetzt die Wertungen mal getauscht, da ich "Shutter Island" schon deutlich besser fand. Würde auch "The Departed" auf 8/10 runtersetzen. Umso mehr andere Scorsese-Filme ich seh, umso unverständlicher wird, wieso ausgerechnet "The Departed" den Regie-Oskar bekommen hat. Da sind ja bspw. auch kaum typische Scorsese Trademarks enthalten (Kollage, Kamerafahrten).

Aber jetzt zu "Shutter Island": Auch wenn ich den Plot-Twist kannte, hat der Film mcih wieder fabelhaft unterhalten. Eine tolle Atmosphäre einfach. Den Bezug zum zweiten Weltkrieg und Holocaust hatte ich fast etwas vergessen. Dieser wird aber wunderbar inszeniert. Auch DiCaprio mag ich in dem Film sehr und an Sir Ben Kingsley kann man ja meistens auch nur die Filmauswahl kritisieren. :D Klasse Psycho-Thriller einfach.

Übrigens: Beim Schauen dieses Mal ist mir aufgefallen, dass der Film einige Szenen hat, die mich total an "Stay" (2005) von Marc Forster (nicht verwechseln!) erinnert haben. Kennt den jemand? Mit Ryan Gosling, Ewan McGregor und Naomi Watts?

Affengitarre

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30.12.2019 - 21:06 Uhr
"Shutter Island" mochte ich auch sehr. Wurde vorher leider gespoilert und hatte die Befürchtung, dass der Film dann sehr verliert, aber das war überhaupt nicht der Fall. Die Insel ist eine tolle Kulisse, wie auch der Stil der 50er. Toll eingesetzte Musik, stark gespielt. Ich mag es auch, wie es nach und nach immer tiefer in den Strudel gerät.

The MACHINA of God

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05.01.2020 - 18:07 Uhr
"Casino" (1995) 9-9,5/10

War für mich schon immer der/die Bruder/Schwester von Goodfellas, was sicher auch an der Präsenz von DeNiro und Pesci liegt. Ist sicherlich etwas mehr Ehedrama als Mafiageschichte, weshalb sicher viele "Goodfellas" besser finden. Für mcih ist da qualitativ kaum ein Unterschied. Während ich bei "Goodfellas" gern mehr hätte (hätte gern 3 Stunden gehen können), könnte "Casino" gegen Ende minimal gekürzt werden. Ansonsten ist DeNiro klasse, Pesci wie immer diabolisch und Sharon Stone finde ich überhaupt nicht fehlbesetzt. Ganz großes Scorsese-Kino.

kingsuede

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19.04.2021 - 22:22 Uhr
Für mich persönlich gilt Spielberg > Scorsese, wenn Ich die beiden vlt. „größten“ noch lebenden Regisseure betrachte. Scorsese hat oft das bessere und überraschendere Finale, aber insbesondere in den 10ern gewinnt er für mich mit Bridge of Spies, Lincoln und The Post gegen The Irishman, Silence und The Wolf of the Wall Street. Auch Shutter Island und The Departed gehören nicht zu meinen Lieblingen.

Taxi Driver ist aber nach wie vor in meiner Top 30 ever.

MopedTobias (Marvin)

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19.04.2021 - 22:53 Uhr
Ich mag Spielberg, aber Scorsese ist was Tiefe, Verve, Eigenständigkeit und Filmkunst angeht, nochmal ein anderes Kaliber. Auch in den 2010ern gewinnt Marty deutlich (!) vor Spielberg, hat er hier nach einer kleinen Schwächephase sein Mojo wiedergefunden und drei kleine bis größere Meisterwerke gemacht. "Shutter island" und "The Departed" find ich auch nur ganz gut, sollten aber nicht als Referenzwerke für ihn gelten, den Oscar für letzteren gab es auch eher aus Verlegenheit.

kingsuede

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19.04.2021 - 23:00 Uhr
War auch Scorseses einziges Best Picture mit Departed, soweit ich mich erinnere. Und 2007 war tatsächlich die Konkurrenz eher schwach, Departed muss aber dann dennoch als Referenz herhalten, verdient oder unverdient...

MopedTobias (Marvin)

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19.04.2021 - 23:33 Uhr
Das verstehe ich nicht, wieso "muss" der als Referenz herhalten? Nur wegen der verspäteten Academy-Anerkennung? Scorseses stilbildende Filme gab es in den 70ern und 90ern, "Departed" war da schon nur noch ein Aufguss von.

kingsuede

Postings: 4076

Registriert seit 15.05.2013

19.04.2021 - 23:40 Uhr
„Muss“ nicht, zumindest nicht als alleinige Referenz, nur weil Best Picture, aber ein ausgezeichneter Film dient nun einmal zumindest oberflächlich als Referenz. Bei Regisseuren wie Scorsese oder auch Spielberg gibt es selbstredend nicht den einen Referenzfilm.

Deaf

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17.11.2022 - 11:28 Uhr
Wurde heute 80. Was für ein Lebenswerk, auch wenn ich ihn seit der DiCaprio-Phase nicht mehr so stark fand.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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Registriert seit 10.09.2013

17.11.2022 - 11:45 Uhr
Für mich umfasst die "Schwäche"phase nur die 00er, seit den 2010ern ist er wieder fast so gut wie früher.

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