Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Julien Baker - Turn out the lights

User Beitrag

Eliminator Jr.

Postings: 1245

Registriert seit 14.06.2013

17.08.2017 - 12:43 Uhr
27.10.17.

1 – Over 1:28
2 – Appointments 4:33
3 – Turn Out the Lights 3:23
4 – Shadowboxing 3:53
5 – Sour Breath 3:04
6 – Televangelist 4:52
7 – Everything That Helps You Sleep 4:21
8 – Happy to Be Here 4:16
9 – Hurt Less 3:59
10 – Even 3:33
11 – Claws in Your Back 4:38

Achtung wichtige Mitteilung:
17.08.2017 - 16:32 Uhr
Prolle und Monaco freuen sich wie ein Schnitzel auf die neue Platte!
Achtung wichtige Mitteilung:
17.08.2017 - 18:30 Uhr
lol i bims der julian baker.

musie

Postings: 3771

Registriert seit 14.06.2013

18.09.2017 - 19:39 Uhr
Appointments ist extrem gut. Song & Video

Marcel

Postings: 12

Registriert seit 26.06.2015

25.09.2017 - 17:59 Uhr
Appointments ist schon klasse.

Zwar nicht auf dem neuen Album, aber dennoch sehr fein ist übrigens ihr Feature auf der neuen EP von Frightened Rabbit:

musie

Postings: 3771

Registriert seit 14.06.2013

26.09.2017 - 07:58 Uhr
danke für den tipp, auch sehr schön. sowieso, sehr gelungen, diese drei lieder.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

01.10.2017 - 15:11 Uhr - Newsbeitrag
JULIEN BAKER

APPOINTMENTS

VÖ: 17.08.2017

LABEL: MATADOR RECORDS

LC: 11552

ISRC: US-MTD-17-09988




Julien Bakers Debütalbum „Sprained Ankle“ war eines der am meisten gelobten Newcomer-Alben aus 2015. Das Album, innerhalb weniger Tage von der gerade mal achtzehnjährigen Julien und einem Freund aufgenommen, war eine düstere, aber gleichsam hoffnungsvolle Ansammlung von persönlichen Themen –zumeist reduziert auf Bakers Stimme und ihre Gitarre. Und dennoch traf sie den Zeitgeist und tauchte wenig später auf Jahresbestenlisten von NPR Music, über The AV Club bis zum New Yorker Vulture Magazin auf.



Mit „Turn Out The Lights“ kehrt die mittlerweile 21-jährige Songwriterin nun zurück in größerem Sound-Gewand, das ihrem fragilen Songwriting gut steht. Dabei behandelt das Album die Thematik, wie Menschen mit ihren inneren Konflikten zurechtkommen und wie sich diese auf Beziehungen auswirken können. Baker wirft sowohl einen unnachgiebigen Blick auf die Gegensetze des menschlichen. Sie ruft die Hörer dazu auf sich einer etwas komplexeren Wahrheit zu stellen, als es „gut“ oder „schlecht“ und „glücklich“ oder „traurig“ sein können.



Das Album nahm sie in den legendären Ardent Studios in ihrer Heimatstadt in Memphis auf und von Craig Silvey (The National, Florence & the Machine, Arcade Fire) gemixt. Das neue Studio gab Julien Baker, die weiterhin alleine für Songwriting und Produktion zuständig ist, mehr kreative Freiräume. Streicher und Holzbläser zieren jetzt die Kanten ihrer Kompositionen. In Songs wie dem epischen „Claws In Your Back“ sorgen neue Sound-Texturen dafür, dass sich voller anhören.



Doch wie immer steht und fällt alles mit ihrem Songwriting und ihren Lyrics. Und auch wenn „Turn Out The Lights“ in Klang und Vision ein signifikantes Wachstum aufzeigt, sind diese Songs immer noch kleine Herzensbrecher. Wo sich ihr Debüt noch hauptsächlich mit den persönlichen Belangen von Bakers Leben und Identität (weiblich, lesbisch, gläubig) beschäftigte, fokussiert sich ihr neues Album nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die Erfahrungen der Personen, die ihr nahe stehen.



Über die erste Single „Appointments“ erzählt Baker: “A lot of stuff happened in my life that was rapid change, and it felt like it could not get any worse. I was like, I have reached critical mass for this amoeba of sadness and it cannot possibly turn out all right. But for the sake of my continuing to exist, I have to believe that it will.”



Im daraus resultierenden Song kommt Baker direkt auf den Punkt und schildert das menschliche Leiden durch ihren einzigartig klaren Blick und singt: “I think if I ruin this, then I know I can live with it” Selbst an den Stellen von „Turn Out The Lights“, wenn es um zerbrochene Beziehungen geht, um die Suche nach einer Heilung, die wahrscheinlich nicht existiert oder um die Unmöglichkeit sich wirklich gegenseitig zu verstehen, versucht Baker sich immer wieder dem Positiven zuzuwenden. “I don’t believe in the ‘fixing’ part, where what healing means is that you no longer get sad or experience grief or have panic attacks. Happy is kind of a fleeting and transient emotion. It is not a destination that you can get to by exerting enough mental effort. I believe that joy is something that you can invite into your present circumstance. Whereas happiness seems to be this horizon that’s eternally getting further from you, joy is something that you can inhabit.”



Und es ist eben dieser kleine Lichtstrahl der Hoffnung, der immer wieder zwischen den Zeilen ihrer Songs schimmert und Bakers Musik zu einer hoffnungsfrohen Zuflucht für ihre Fans macht. Und auch „Turn Out The Lights“ ist letztlich ein Heilungsprozess, der es unmöglich macht nicht Bakers Leidenschaft für das Leben in all seinen Facetten nachzuempfinden. Oder wie sie es selbst ausdrückt: “When I talk about things in myself I find ugly and unlovable, they are the most effective tools for connecting with other people, for helping other people heal. And that helps me heal.”


Julien Baker Tour:

14.11. Heimathafen Neukölln, Berlin

15.11. Uebel & Gefährlich, Hamburg

16.11. New Fall Festival, Düsseldorf

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

06.10.2017 - 21:23 Uhr
Sehr schön.

Aber bin ich der einzige, der da irgendwie an "Hear you me" von Jimmy Eat World denken muss?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

07.10.2017 - 17:13 Uhr
Na toll, die einzige Möglichkeit, die auf 300 liminierte Vinyl noch zu kriegen, ist die hier:
https://rarelimiteds.com/collections/pre-orders/products/pre-order-julien-baker-turn-out-the-lights-limited-edition-clear-w-blue-splatter-vinyl-lp

Für $179.50 USD. Ist das jetzt eine schöne ärgerliche Preorder-Industrie?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

16.10.2017 - 21:40 Uhr - Newsbeitrag
Ripoff
17.10.2017 - 03:34 Uhr
Turn out the Bright Lights.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

18.10.2017 - 22:24 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. "Album der Woche"!

Meinungen?

MasterOfDisaster69

Postings: 945

Registriert seit 19.05.2014

19.10.2017 - 14:34 Uhr
Starker Tobak.
Aber gut.
Auch die Rezension.
Versteh nicht ganz den Hinweis am Ende des ersten Absatzes bzgl. „Facetten einer psychischen Krankheit“, ist damit eine Depression gemeint und ist bekannt, dass sie darunter leidet?
retro
19.10.2017 - 14:43 Uhr
finde die dame ja sehr symphatisch, aber die musik ist mir leider zu langweilig. könnte ich mir jedenfalls nicht 40 minuten lang anhören...
Pope
19.10.2017 - 14:45 Uhr
Ganz gut, aber bisschen cheesy.

Marcel

Postings: 12

Registriert seit 26.06.2015

21.10.2017 - 00:29 Uhr
@MasterofDisaster: Ohne die Diskussion aufzumachen, ob sie selber an einer psychischen Krankheit leidet, nur weil sie darüber schreibt, ist es ein bestimmendes Thema des Albums. Und gerade zu "Appointments" hat sie auch sehr klar gemacht, dass es ihr in dem Song ein Anliegen war, die Krankheiten, die man nicht sehen kann, mitsamt ihren Folgen zu beleuchten
Auf...
21.10.2017 - 23:02 Uhr
Spotify ist das Album noch nicht erhältlich. Die Singles sind schön, aber mich haut ein Song um, der scheinbar weder auf dem ersten noch auf dem zweiten Album dabei ist: Distant solar systems. Mit dem Song hätte ich turn out the lights wohl blind gekauft, jetzt warte ich erstmal ab

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

21.10.2017 - 23:15 Uhr
Das Album erscheint auch erst nächsten Freitag.

Eliminator Jr.

Postings: 1245

Registriert seit 14.06.2013

22.10.2017 - 10:29 Uhr
Die Singles sind schön, aber mich haut ein Song um, der scheinbar weder auf dem ersten noch auf dem zweiten Album dabei ist: Distant solar systems. Mit dem Song hätte ich turn out the lights wohl blind gekauft, jetzt warte ich erstmal ab

'Distant Solar System' ist die B-Seite der 7" Funeral Pyre. Beide Songs sind großartig und exklusiv auf dieser Single zu finden. Wenn man die diesjährige EU-Pressung ihres Debütalbums 'Sprained Ankle' als LP kauft, ist die 7" als Geschenk mit drin.

Chehalis

Postings: 324

Registriert seit 23.08.2013

22.10.2017 - 11:26 Uhr
Apropos Songs, die auf keinem Album zu finden sind: "Decorated Lawns" dürfte einer meiner absoluten Lieblingssongs von ihr sein. Und auf dem Immergut dieses Jahr hat sie ihn sogar gespielt. Hach... :)

Freue mich riesig auf das Album!
Monaco
24.10.2017 - 11:07 Uhr
Prolle ich weiß genau, dass du diesen Thread hier rege verfolgst, deshalb möchte ich dir auf diesem Weg mitteilen, dass unsere Matador-Preorders immernoch nicht verschickt wurden. So ein Mist aber auch! Wenn bis Mittwochabend keine Versandbestätigung in meinem Postfach liegt, mach ich denen ordentlich Dampf unterm Hintern! Bussi.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

24.10.2017 - 17:48 Uhr
Wer ist Prolle? :-)
@Armin
25.10.2017 - 14:56 Uhr
Deine Mudda!
Prolle
26.10.2017 - 10:46 Uhr
Monaco ich hoffe du machst den ordentlich Feuer unterm Hintern. Der Prolle wartet nämlich schon sehnsüchtig darauf seine Bestellung bei dir abzuholen.
Halt mich auf dem laufenden!
Grüße.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

26.10.2017 - 17:51 Uhr
Eben nach zig Versuchen Glück gehabt. Meine Bestellung der Splatter-Vinyl im EU-Store von Matador ging durch. Drücke die Daumen, wenn Ihr es auch versucht.

Hoffe, sie wird auch geliefert.
dropsss
26.10.2017 - 20:07 Uhr
Was denn für eine Splatter-Vinyl?
dropsss
26.10.2017 - 20:13 Uhr
Ah, habe es auf der webweite gesehen.
yolo
27.10.2017 - 01:26 Uhr
Die hohen Töne in Claws in Your Back :o
jule bäcker
27.10.2017 - 15:50 Uhr
ganz nett, mehr nicht. eher belanglos und overrated.
So..
27.10.2017 - 21:16 Uhr
...nach'm ersten Durchgang bleibt da nich viel hängen. Wer weiß, vielleicht zündet's später noch. Bisher muss ich aber sagen: Nett aber auch ziemlich langweilig.
dampfnudel
04.11.2017 - 13:40 Uhr
sie wird wird mir momentan zu sehr gehyped bzw. dass sie als die große, neue singer/songwriter-offenbarung präsentiert wird.

den songs mangelt es einfach an dieser bestimmten aura, die sprained ankle so großartig gemacht haben. das viele (und langsame) klaviergeklimper ist jetzt auch nicht sonderlich spannend arrangiert. das schlichte even sticht für mich als einziger song heraus, da er recht düster klingt. das ende von sour breath vielleicht noch. der fokus liegt hier sowieso mehr auf stimme/texte (die zweifellos toll sind) ist, in der gesamtheit ist mir das aber zu fad.

liest sich alles recht gemein, dabei mag ich sie ja eigentlich. mich ärgert es nur, das hier ieder soivel potenzial verschleudert wird. ist ist doch tief in dieser indieemo/screamo-szene verwurzelt. warum schöpft sie nicht daraus. muss es denn immer das kalkulierte, langatmige standardgedudel im s/s-genre sein? da gab's dieses jahr jedenfalls besseres wie z.b. not even happieness von julie byrne.
manager
04.11.2017 - 13:52 Uhr
"ist ist doch tief in dieser indieemo/screamo-szene verwurzelt. warum schöpft sie nicht daraus. muss es denn immer das kalkulierte, langatmige standardgedudel im s/s-genre sein?"

Ja. $$$

Robert G. Blume

Postings: 901

Registriert seit 07.06.2015

06.11.2017 - 11:25 Uhr
Ganz schön, man muss natürlich in der Stimmung für so viel langsame, schwermütige Musik sein.
Ich kannte nur Televangelist und fand es eher öde, aber der Rest des Albums ist deutlich besser.

Eliminator Jr.

Postings: 1245

Registriert seit 14.06.2013

16.11.2017 - 09:54 Uhr
Schaurig schönes Konzert in Hamburg gestern. Und es gibt eine sehr hübsche violette EU-Tourpressung von ihrem neuen Album!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26377

Registriert seit 08.01.2012

16.11.2017 - 20:47 Uhr
Oh, auch das noch? Nachdem ich doch noch die Splatter bekommen habe. Die machen es einem auch nicht leicht ...

boneless

Postings: 5323

Registriert seit 13.05.2014

16.11.2017 - 21:40 Uhr
Schaurig schönes Konzert in Hamburg gestern.

Ein paar Zeilen mehr wären schön.

Ich hätte sie auch gern gesehen, aber ihr Konzert fiel leider mit dem der Neubauten zusammen und irgendwo musste ich Prioritäten setzen. Ich hoffe ja sehr, dass sie bald wieder hierzulande aufschlägt. Konnte man danach ein paar Worte mit ihr wechseln?

Abgesehen davon bin ich immernoch hin und weg, Turn Out The Lights hat mich so heftig in der Mangel wie lange nichts mehr. Ich würde sogar behaupten, dass es bisher noch kein Album aus diesem Bereich gab, welches mir derart an die Nieren gegangen ist. Es zerstört einen und trotzdem legt man es immer wieder auf. Diese Zeilen lassen nicht los, kreisen im Kopf und nisten sich mit ganz fiesen Widerhaken im Hirn ein. Abgesehen von den wunderbar schmerzhaften Texten ist Bakers Stimme einfach phänomenal. Gebrochen und fragil, aber keineswegs weinerlich. Und wenn sie loslegt, so wie im am Ende des Titeltracks, dann ist Gänsehaut garantiert. Auch jetzt, beim ca. 25ten Durchgang. Überhaupt, diese Momente. Quasi jeder Song besitzt eine Stelle, die mich erschaudern lässt, immer im Zusammenspiel mit diesen schonungslosen Lyrics. Das mag manchen zu theatralisch sein, ich für meinen Teil finde Baker bis ins Mark authentisch. Gekünstelt wirkt hier gar nichts, Turn Out The Lights ist stattdessen perfekt ausbalancierte Emotionalität, die kein Auge trocken lässt. Für mich Album des Jahres.

Eliminator Jr.

Postings: 1245

Registriert seit 14.06.2013

17.11.2017 - 09:50 Uhr
Oh, auch das noch? Nachdem ich doch noch die Splatter bekommen habe. Die machen es einem auch nicht leicht ...

Ich habe auch mit mir gerungen, da ich bereits die Indie-exclusive clear zuhause stehen habe und der Preis mit 25€ relativ happig ausfiel, aber ich habe eine Schwäche für Tourpressungen. Sind eine schöne Erinnerung.

Ein paar Zeilen mehr wären schön.

Gerne doch, gestern war die Zeit etwas knapp.

Es war ein sehr kompakter und beeindruckender Abend. Julien Baker wirkte so ganz allein auf der verhältnismäßig großen Bühne des Ü&G ziemlich verloren, doch sobald sie die ersten Töne anspielte, hat ihre musikalische Präsenz den Raum spielend gefüllt. Die Setlist war sehr ausgewogen zwischen älteren und neuen Stücken verteilt, mit 'Red Door' gab es sogar einen bislang unveröffentlichten Song zu bestaunen.
Ich war gespannt, wie sie die verhältnismäßig üppig arrangierten Songs von 'Turn Out The Lights', live umsetzen würde, ob allein und reduziert oder vielleicht mit personeller Verstärkung. Die Antwort lag im Loop-Pedal, das sie gekonnt einzusetzen weiß, um ihre fragilen Leads übereinander zu schichten und auch mal mitten im Song für ein paar Akkorde zum Piano zu wechseln. Dennoch wirkten die neueren Stücke etwas reduzierter als auf Platte, was mir sehr gut gefallen hat.

Das eindrucksvollste Instrument bleibt aber ihre Stimme, die für unzählige Gänsehautmomente sorgte, wann immer sie ihr Organ über die Songs hob. Ein unglaublicher Kontrast zwischen der blutjungen, unscheinbaren Person, die da auf der Bühne steht und der Fähigkeit einen großen Raum mit so kleinen Mitteln erstarren zu lassen.

Das bringt mich auch zu dem Punkt, der mich über die Musik hinaus am meisten berührt hat. Zwischen den Songs sah man eine zutiefst unglückliche und mit sich selbst kämpfende Person, der die Kraft oder der Mut fehlte, aufrecht auf der Bühne zu stehen, geschweige denn ein paar Worte zu sagen. Wer sich ein mal mit ihren Lyrics auseinandergesetzt hat, bekommt eine Idee davon, mit welchen Dämonen Julien Baker sich tagtäglich rumzuplagen scheint, und die Authentizität ihrer fragilen Persönlichkeit, die sie an dem Abend dargeboten hat, war beinahe zu viel. So in etwa habe ich mir immer ein Konzert von Elliott Smith vorgestellt. So gut, so zerbrechlich und intim, dass man sie beinahe nicht traut zu klatschen. Also sie spät im Konzert nach 'Go Home' vom Piano zur Gitarre wechselt ist ihr Ausdruck leer und ihre Augen dunkel und feucht vor Tränen. Man kauft es ihr ab und möchte sie am liebsten zu sich ziehen und schütteln und ihr sagen, dass doch am Ende bestimmt irgendwie alles gut wird.

Der Abend endet mit ihrem wohl 'fröhlichsten' Song, 'Something', was nach einem Set voller Setcloser die wohl weiseste Entscheidung ist. Ohne ein Wort, mit einem letzten kühlen Blick und dem erfolglosen Versuch eines kurzen Lächelns verlässt sie nach knapp 70 Minuten die Bühne. Zugabe ausgeschlossen.

Appointments
Funeral Pyre
Sour Breath
Sprained Ankle
Good News
Everybody Does
Red Door
Happy To Be Here
Turn Out the Lights
Rejoice
Televangelist
Claws in Your Back
Go Home
Something

boneless

Postings: 5323

Registriert seit 13.05.2014

18.11.2017 - 18:48 Uhr
Ich habe auch mit mir gerungen, da ich bereits die Indie-exclusive clear zuhause stehen habe und der Preis mit 25€ relativ happig ausfiel, aber ich habe eine Schwäche für Tourpressungen. Sind eine schöne Erinnerung.

Schönheit hin oder her, aber es gibt kaum ein andere Platte, bei der die Farbe Schwarz so perfekt passt wie bei Turn Out The Lights. Deshalb habe ich da gar nicht großartig gesucht, sondern bin gleich beim Standard geblieben. :D


Vielen Dank für den Bericht. Klingt nach einer Intensität, die kaum zu ertragen ist... und dann direkt im Doppel Turn Out The Lights und Rejoice? Wie hält man das aus?

Also sie spät im Konzert nach 'Go Home' vom Piano zur Gitarre wechselt ist ihr Ausdruck leer und ihre Augen dunkel und feucht vor Tränen.

Ohne Worte. Allein die Beschreibung löst bei mir Gänsehaut aus.

So in etwa habe ich mir immer ein Konzert von Elliott Smith vorgestellt.

Dieses! Du triffst es auf den Punkt. Es gab bisher keinen Künstler, der an die tiefe Traurigkeit und Genialität eines Elliott Smith heranreichte. Baker ist die Erste, die in ähnlicher Art zu bedrücken weiß.
Und noch was: trotz all der überbordenden Trauer, die ihre Musik ausstrahlt und transportiert, wirkt sie doch nie affektiert oder gar peinlich. Ich hab mir eine Menge Auftritte von ihr bei Youtube angesehen und jeder war aufrichtig und herzzerreißend. Das wird noch untermauert durch die Interviews mit ihr. Ich habe kaum einen Künstler bisher erlebt, der so ehrlich und authentisch rüberkommt, unverfälscht, unverstellt.

Mein Frage erübrigt sich eigentlich, ich stelle sie trotzdem noch mal: War sie nach dem Konzert am Merch?
Dropssss
19.11.2017 - 09:00 Uhr
Zumindest direkt nach dem Konzert war sie nicht am Merch. Zum Konzert/Publikum: Es war sehr, sehr ruhig während der Lieder, klasse Publikum. Merkwürdig finde ich, dass manche enttäuscht waren, weil es keine Zugabe gab. Es war alles gesagt - mehr ging nicht. Die Ansagen von Julien Baker waren in der Tat sehr verhuscht und kaum zu verstehen. Es gibt allerdings Interviews mit ihr, in denen sie locker, witzig, charmant und fröhlich rüberkommt. Eine ganz große Künstlerin.

boneless

Postings: 5323

Registriert seit 13.05.2014

19.11.2017 - 15:25 Uhr
Es gibt allerdings Interviews mit ihr, in denen sie locker, witzig, charmant und fröhlich rüberkommt. Eine ganz große Künstlerin.

Richtig. Sie wird ja von vielen auch als eine der nettesten Personen beschrieben, die man treffen kann. Schöner Satz:

What is your reason to stay alive now?

My reason to stay alive is to show people that there is a reason to stay alive. How about that?

Wer es noch nicht kennen sollte, Baker hatte ja auch eine Band mit dem schönen Namen The Star Killers bzw. später dann Forrister. Ich kopiere mal aus dem "Was hörst du gerade?"-Thread:

Mag sein, dass meine Julien Baker Manie momentan mein musikalisches Urteilsvermögen stark beeinflusst, aber wie gut ist die denn bitte? American Blues ist das bisher einzige Album ihrer Band The Star Killers und es ist der absolute Knaller. Ein wahrlich wunderbares, hell schimmerndes Indie/Emo/Posthardcore Juwel mit Alternative Country Schlagseite und erstaunlich guter Produktion. Wenn man bedenkt, dass Baker und Genossen zur Aufnahmezeit gerade mal um die 16-17 Jahre alt waren, ist es kaum zu glauben, was für ein Songwriting hier an den Tag gelegt wurde. Derart stilsicher sind da nur die Originale aus den 90ern gewesen. Wer mag, kann mal lauschen und die Platte bei Bedarf gleich kostenlos ziehen: The Star Killers

MasterOfDisaster69

Postings: 945

Registriert seit 19.05.2014

20.11.2017 - 14:03 Uhr
Also am Samstag war sie gut aufgelegt, kein Stück unglücklich, für ihre Verhältnisse richtig gehend „gesprächig“, humorvolle Einlagen inklusive.
Publikum war auch sehr gut, sehr ruhig wenn ruhig zu sein hat. Die absolute Ruhe seitens Publikum macht sie wohl immer ein wenig verlegen. Aber sie antwortete bzw. reagierte sogar auf laute Einwürfe vom Publikum.
Bei einem weiblichen Stimme laut bekundend „Julien, I love you !“ antwortete sie mehr oder weniger „Ohh, perhaps under another circumstances we….“, (und), „love is such a strong word“. Wie recht sie hat. Die kleine Julien ist wirklich eine ganz Große.

https://www.youtube.com/watch?v=4J-JxQFc5uI

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10819

Registriert seit 23.07.2014

20.11.2017 - 19:06 Uhr
Wirklich ein sehr großes und intensives Album. Die Beschreibungen der Konzerte klingen fantastisch.

Robert G. Blume

Postings: 901

Registriert seit 07.06.2015

04.01.2018 - 15:21 Uhr
'Turn Out The Lights' in der Late Show with Stephen Colbert

Wow.

derdiedas

Postings: 766

Registriert seit 07.01.2016

04.01.2018 - 18:56 Uhr
Die Dame ist bisher komplett an mir vorbeigefangen, aber allein der eine Song schon...

Lange keine so intensive Solo-Performance gesehen

Wirklich: Wow

Gomes21

Postings: 4917

Registriert seit 20.06.2013

10.01.2018 - 18:40 Uhr
Irgendwie funkt das nicht.
Ja, sie performt schon sehr gut, aber die Songs finde ich bisher maximal mittelmäßig. Hat das bei euch denn gleich gezündet oder erst mit Anlauf?

2plus2gleich5

Postings: 299

Registriert seit 22.08.2016

10.01.2018 - 20:26 Uhr
Ja, bei mir hat das ein bisschen gebraucht, aber in boneless' Lobeshymnen kann ich auch nicht ganz einstimmen.
Zumal ich mir das Album selten am Stück anhören kann, weil es dann fast erschlägt - irgendwie ist die Traurigkeit hier keine kathartische.

Da der Name als Referenz genannt wurde:
Bei Elliott beeindruckt mich nach all den Jahren immer noch die harmonische Vielfalt, die Fähigkeit, seine Kompositionen auf verschiedene Weise eine fragile Schönheit der Texte aufdecken zu lassen. Da ist nicht immer alles langsam und bodenlos, weil eine flirrende, verspielte Melodie sich ambivalent zum Gesungenen verhält. Und das macht oft die Größe seiner Songs aus.

Wie Elliott Smith schreibt halt auch fast keiner Songs und außerdem hat Julien Baker ein starkes Album gemacht. Glaube aber, dass Gomes das richtig andeutet: Bei ihr kommt sehr viel über die Dringlichkeit der Performance und (noch) nicht so viel über das Songwriting.

Ansonsten teile ich eure Beschreibungen ihrer berührenden Ausstrahlung, schade, dass ich sie nicht live sehen konnte.

boneless

Postings: 5323

Registriert seit 13.05.2014

10.01.2018 - 20:56 Uhr
Ich kann sehr gut verstehen, wenn man mit dem Album nicht klarkommt. Hab auch im Freundeskreis schon die Meinung gehört, dass man Baker's Musik zwar mag, selbige auf Dauer aber zu depressiv wäre.

Ich muss dazu sagen, dass Turn Out The Lights für mich einfach ein sehr persönliches Album ist. Heißt, die Lyrics treffen mich und sprechen mich in einer Weise an, wie das so vllt. noch keinem Künstler bisher gelungen ist. Das hat mich über Wochen hinweg beschäftigt und mir keine Ruhe gelassen, weil ich nicht mal genau beschreiben konnte, warum mich Baker so aufwühlt.
Objektiv würde ich sogar sagen, dass Sprained Ankle noch einen Zacken besser war, weil da die intime Atmosphäre noch schneidender rüberkam. Turn Out The Lights wirkt an manchen Stellen fast ein wenig überladen. Nichtsdestotrotz einfach ein unglaubliches Album. Dazu fasziniert ihre Stimme wie keine andere zur Zeit. So klar und rein, so zerbrechlich und doch stark in den lauten Momenten...

Gomes21

Postings: 4917

Registriert seit 20.06.2013

10.01.2018 - 23:55 Uhr
@ 2plus2gleich5

Klar, Smith ist ne ganz andere Kategorie. Aber da kommt auch kaum jemand dran. Für mich einer der besten singer songwriter überhaupt, wahrscheinlich sogar der beste neben Nick Drake

2plus2gleich5

Postings: 299

Registriert seit 22.08.2016

11.01.2018 - 17:02 Uhr
@boneless:
Schön gesagt. Letztlich ist das ja auch einer der Gründe, warum die Kunst so viel wert ist. So ich das richtig verstehe, bringt das Album für dich sehr wesentliche Fragen und Themen aufs Tableau.

@Gomes:
Sehe ich ähnlich. Wenn das eigene Verhältnis zur Musik über die Jahre und Lebensphasen mitwächst und immer wieder neue Erkenntnisse vermittelt, zeigt das eine ganz besondere Eigenschaft der Lieder und ihrer Schreiber. Bei Eliott und Nick Drake finde ich die auf jeden Fall.

2plus2gleich5

Postings: 299

Registriert seit 22.08.2016

11.01.2018 - 17:04 Uhr
*Elliott.
Sorry für Doppelpost, aber das musste sein ;-).

Seite: 1 2 3 »
Zurück zur Übersicht

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:





Banner, 300 x 250, mit Claim