nörtz
User und News-Scout
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07.08.2020 - 17:18 Uhr
Was haltet ihr denn von dieser Albumkritik:
Die deutlichste Offenbarung, die ein neues Werk von Nick Cave in der Regel enthält, ist immer eine der sprachlichen Realität: Die Autoren überbieten einander bei der Entwicklung peinlicher Metaphern und beim Geil-Finden eines absolut etablierten und längst nicht mehr innovativen Künstlers. Widerworte gegen diesen Konsens sind sehr unwillkommen, und der unbegeisterten Stimme wird in der Regel sofort das Wort von anderen Kommentatoren/Claqueuren verboten (vgl. das eigentlich relativ undogmatische Blog: thequietus.com).
Manche Sounds und Arrangements sind ganz gut, haben aber mitnichten das Niveau von Caves Arbeiten, die zwanzig oder dreißig Jahre zurückliegen.
Bleibt einfach mal auf dem Teppich: es ist nur eine Platte von Nick Cave and the Bad Seeds -- voll mit sentimentalem Zeug über Sünde, Transgression, Vergebung und irgendwelchen anderen Unfug, bei dem er weiß, dass viele das wunderbar finden, weil er aus so einem reichen mythologischen Fundus schöpft. Einzig ernstzunehmen an diesem Musiker sind die menschlichen Kollateralschäden, die vermutlich durch seinen Heroinkonsum und seine Verantwortung entstanden. Aber von dieser Sünde schweigt er lieber. So ist es eigentlich nur Kunsthandwerk, damit das Feuilleton mal wieder Kopf stehen und irgendwelchen Mainstream abfeiern kann. Ich finde sein Zeugs bieder: ein Klang gewordener Family Van, der auf Vintage getrimmt ist. |
Deaf
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07.08.2020 - 17:29 Uhr
Gähn. |
MopedTobias (Marvin)
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07.08.2020 - 17:37 Uhr
Furchtbar. Von wo ist die? Es geht überhaupt nicht um die Musik und der Satz mit den "menschlichen Kollateralschäden" ist ekelhaft. |
nörtz
User und News-Scout
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07.08.2020 - 17:39 Uhr
Hab die mal in den Kommentaren bei laut.de gefunden, als ich da nach Rezis zu Nick Cave suchte. |
ExplodingHead
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07.08.2020 - 19:16 Uhr
Nun, Nick Cave in den 90ern fand ich klasse - was in diesem Jahrtausend von ihm an meine Ohren kam könnte man auch gut mit "Pfusch the Schmu away" umschreiben... |
MopedTobias (Marvin)
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08.08.2020 - 00:58 Uhr
Sein 90er-Werk in allen Ehren, aber dieses Album hier ist wirklich sein Meisterstück, das ist mir über die Jahre immer stärker bewusst geworden. Eine künstlerische Neuerfindung, die zu 100% geglückt ist. |
dreckskerl
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08.08.2020 - 01:07 Uhr
Das sehe ich exakt genauso, hat mich bis heute wirklich gefangen genommen.
Leider kann ich mit seinem aktuellen Werk gar nichts anfangen. |
ExplodingHead
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08.08.2020 - 02:31 Uhr
Ich wusste, dass ich Prügel kriege... aber ich kann nix dran ändern, das "neuere" Zeug gefällt mir einfach nicht. |
fuzzmyass
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08.08.2020 - 02:41 Uhr
Wieso muss man das immer gg einander stellen - die 90er Zeit war überragend (Henry's Dream und Let Love In sind grandiose Meisterwerke), die Phase Abbatoir/Lyre - Dig, Lazarus - Push war aber dann wieder eine erneute Killing Spree mit dem strahlenden Push als Meisterwerk..
Ghosteen schwächelt etwas, da bin ich auch nicht vollends überzeugt gewesen... Skeleton Zree fand ich aber gut |
Fiep
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10.01.2021 - 13:40 Uhr
Da denk ich mir in ner pause, ich steck mal wieder nen Microkorg an und probier etwas rum...und dann fällt mir auf ein mal auf: warte, das klingt vertraut.
Hätte nicht gedacht das einer der besten songs des albums (Push the Sky Away) auf einem preset basiert. (A36)
https://www.youtube.com/watch?v=TDLeX698Qzo
Gute ausrede es mal wieder anzuhören. |
Eurodance Commando
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10.01.2021 - 17:03 Uhr
Sehr cool. |
saihttam
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11.01.2021 - 17:32 Uhr
Hab das Album in den letzten Wochen auch viel gehört. Wahnsinnig stimmig und intensiv, das Ganze. Mit Higgs Boson Blues als Übersong. |
Fiep
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11.01.2021 - 18:01 Uhr
Das einzige album von ihm das so richtig bei mir gezündet hat, auch beim ersten anhören schon.
Water's Edge
We Real Cool
Finishing Jubilee Street
Push the Sky Away
sind meine highlights. |
Deaf
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11.01.2021 - 18:57 Uhr
Also wenn "Jubilee Street" (mein Song des Jahrzehnts sowie auch beim User-Poll) und der "Higgs Boson Blues" keine Highlights sind, dann weiss ich auch nicht mehr... Auch der Opener "We No Who U R" ist einfach wunderschön und wird Stand jetzt dann wohl an meiner Beisetzung gespielt. |
Fiep
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11.01.2021 - 21:13 Uhr
Das ist es ja. das sind alles gute bis sehr gute songs.
Die anderen sind aber nochmal ein gutes stück besser, und das ist wohl auch der grund wieso mir primär dieses album gefällt?
War dafür verwirrt das ich mit Ghosteen garnichts anfangen konnte. |
u.x.o.
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11.01.2021 - 21:32 Uhr
Das ging mir als langjähriger Cave-Fan aber auch so. Ghosteen ist halt sehr pathetisch, das mag nicht jeder. Ich habe es erst am Wochenende nochmal mit der Scheibe probiert. Manchmal braucht man ja nur ein wenig Abstand zu einem Release, um die Songs anders wahr zu nehmen. Das Album mochte ich aber noch immer nicht. Der Titeltrack gefiel mir nach wie vor, mit dem Rest konnte ich mich auch diesmal nicht anfreunden. So langsam mache ich mal einen Haken hinter Ghosteen. |
edegeiler
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12.01.2021 - 16:53 Uhr
@Fiep
Es gab doch vor kurzem dieses Interview mit Max Rieger von All diese Gewalt, wo er gesagt hat, er fand Ghosteen scheiße, weil ER DIE PRESETS RAUSGEHÖRT HAT. Selten eine prätentiösere Kritik an einem Stück Musik gelesen. Ein guter Künstler MUSS seine Sounds nämlich selbst tüfteln und am besten den Synthie in Eigenarbeit zusammenlöten. |
dreckskerl
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12.01.2021 - 17:24 Uhr
Mmh, meine Kritik am Album sind aber auch u.A. die Keyboardsounds. Es ist mir egal, ob es presets sind oder nicht, sie klingen einfach ...ääh nicht gut. |
Fiep
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12.01.2021 - 17:26 Uhr
Man is das ein dämliches argument. aber vor 15 jahren hät ich mir sowas auch einreden lassen, so oft wie in meiner jugend über "presets" und "standard einstellungen" hergezogen wurde.
Es gibt so viele klassiker, meisterwerke, etc die einen presetsound verwenden. Ganze genres stützen sich auf spezielle hardware/effekt/preset eigenschaften.
Warp in den 90ern ohne Roland SH-101 wär wohl komplett anders (nicht direkt wegen presets, hatte der nicht, sondern wegen der typischen 90er warp sounds)
Nettes video dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=Lsz0gGRWyvM
Das wichtige ist doch, ob das werk das man damit erzeugt für sich steht. |