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Michel Foucault

User Beitrag
flitzkrieg
02.07.2010 - 23:30 Uhr
Pro oder Contra?

Und es sollen keine Ravenbirds nullchekcer posten.
LG
02.07.2010 - 23:37 Uhr
Ich denke da z.B. an Heidegger, die Rezeption, die sich fast ausschließlich auf _Sein und Zeit_ und die Metaphysik bezieht. Quasi die Erforschung des Existentialismus.
Woher kam ich, wohin gehe ich? Bin ich wirklich _Ich_?
Artemis
02.07.2010 - 23:38 Uhr
Lieber Bourdieu. Denn die feinen Unterschiede kann man hier auch finden.
Söze
02.07.2010 - 23:38 Uhr
Contra: Wollte das eine, erreichte aber so ziemlich das Gegenteil davon.
anspruch
03.07.2010 - 11:43 Uhr
wie meinst du das?erklär dich mal.
bartel(d.E.)
03.07.2010 - 13:37 Uhr
Foucault?

[…]zum Verzweifeln undifferenziert […] eine einseitige Quellenauswahl […] wegen der endlosen Mängelserie seiner sogenannten empirischen Studien […] ein intellektuell unredlicher, empirisch absolut unzuverlässiger, kryptonormativistischer ‚Rattenfänger‘ für die Postmoderne.


...natürlich abgeschrieben. Aber trotzdem 'ne schöne Abreibung.
Söze
03.07.2010 - 18:45 Uhr
anspruch
03.07.2010 - 11:43 Uhr
wie meinst du das?erklär dich mal.


Äussert überspitzt auf den Punkt gebracht: Foucaults An:alysen der gesellschaftlichen Machtstrukturen zielen ja eigentlich darauf ab, diese für das einzelne Subjekt sichtbar zu machen und diesem damit überhaupt erst eine Grundlage von selbständigem (widerständigem) Handeln zu bieten.

Allerdings ziehen sich die von Foucault beschworenen Vorstellungen dieser allmächtigen & -wissenden und in allen Gesellschaftsbereichen wirkenden Machtapparaten wie ein Grundbass durch sein Schreiben, so dass einem als Leser eigentlich nur noch der gegenteilige Weg als gangbar erscheint: die Kapitulation.
pennies
02.01.2011 - 15:32 Uhr
Dann hat aber der Leser versagt.
Jürgen Habermas
02.01.2011 - 15:50 Uhr
Michel Foucault - ist tot?
ToRNOuTLaW
02.01.2011 - 18:59 Uhr
Ich bin als Leser an Foucault gescheitert. Tut mir aber nicht wirklich leid. Die Franzosen machen aber auch immer ein Buhai um ihren Kram!
Held
02.01.2011 - 19:53 Uhr
dem stimme ich absolut zu.
Buchtipp
02.01.2011 - 21:49 Uhr

Guido Giacomo Preparata: "The Ideology of Tyranny: Bataille, Foucault, and the Postmodern Corruption of Political Dissent" (2007 erschienen, liegt nur auf Englisch vor)

Preparata geht auch genau auf das ein, was bartel(d.E.) und Söze schon in Ansätzen beschrieben hatten. Foucault war ein Rattenfänger für die Postmoderne und hat die aktuelle Ideologie der 'Mächtigen' und Herrschenden (Eliten) maßgeblich beeinflusst.

Die Franzosen machen aber auch immer ein Buhai um ihren Kram!

Jacques Lacan ist auch so ein Beispiel! Dem wurde von Alan Sokal und seinem Kollegen in "Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften missbrauchten" grober Unfug und verquastes Gepose in vielen seiner Werke vorgeworfen. Große Sprachungetüme, aber nichts dahinter!
Flashover
03.01.2011 - 00:28 Uhr
Foucault hat einen völlig sinnentleerten Machtbegriff, gleiches gilt, soweit ich das bisher gelesen habe, für seinen Diskursbegriff, der mystifziert, statt aufzuklären. Er hat keine Idee vom Staat, von Nation schon gar nicht, weil für ihn eine Differenzierung nicht notwendig ist.
bitte ziehen Sie einen durch
03.01.2011 - 10:51 Uhr
Flashover = Lyxen!
Sunny
03.01.2011 - 11:19 Uhr
Das Problem mit dem Vorwurf "Postmodernismus" ist prinzipiell, dass das genannte "Genre" lediglich nach begrifflichen Konstanten durchforstet wird, die eben diese "Postmodernisten" nicht mehr als macht- und kapitalismuskonstituierend anerkennen. Das ließe sich inhaltlich diskutieren, aber dieses von vorn herein ausschließlich auf irgendwelche pfuipfui "Effekte" dieser "Art und Weise" des "Denkens" abheben, ist wirklich lächerlich. Deshalb ist der Machtbegriff bei Foucault "entleert" - weil die Macht es zunehmend selber ist. Deshalb ist der Diskursbegriff "mystifizierend" - weil die Diskurse genau auf diese Art selbst operieren. Deshalb gibt es keine Ideen von Staat und Nation - weil es nicht auf die "Ideen" ankommt, sondern auf die Macht-Operationen. Alles kritisch hinterfragbar, selbstverständlich, aber "Buuuuh, Postmoderne" rufen, ach Gottchen...

Ihre Texte sind dann entweder verquaster Unsinn (mit betonköpfiger Altlinkslast gelesen - Sokals politische Motive werden ja etwa auch von ihm selbst klar artikuliert) oder das textuelle Gleichnis dieser neuen Bewegungen. Pars pro totos, die zumindest als solche spannend zu lesen sind. Das berücksichtigt im Übrigen genau die Art und Weise, wie ansonsten auch und überall Machtanalysen hergestellt werden. Ausschließlich als textliche Gebilde. Bzw.: Wer Philosophen fragt, was für eine Idee sie von Staat und Nation haben, der hat eh nicht mehr alle Latten am Zaun. :-)
@Sunny
03.01.2011 - 12:33 Uhr
hier ruft aber keiner "Buuuuuh Postmoderne". Man kann das Konzept der Postmoderne doch durchaus akzeptieren und dennoch Foucault kritisieren dürfen.

Und bei Sokal gings ja eigentlich kaum um sowas wie Machtbegriffe oder überhaupt um klassische (linke) Gesellschaftstheorie, sondern um die Verfieselung postmoderner und naturwissenschaftlicher Theoriebildung. Nicht weil mans überhaupt tut, sondern weil die "postmodernen Denker" von Mathe und Physik auf akademischen äusserts dünnem Eis sich bewegen.
Mufflon
03.01.2011 - 12:35 Uhr
Alles unausgelastete Philosophiestudenten hier, oder was? Könnt ihr euer Gesülze nicht an der Uni loswerden?
Platon
03.01.2011 - 12:44 Uhr

Wer Philosophen fragt, was für eine Idee sie von Staat und Nation haben, der hat eh nicht mehr alle Latten am Zaun. :-)


Aha, und waruM? Willst du dir diese Ideen vom Jura-Absolventen Guido Westerwelle vorkauen lassen?

Zeigt wieviel Ahnung du Mongo tatsächlich hast... Die Politeia ('Der Staat') kennst du wohl auch nur vom Hören sagen.
Mufflon
03.01.2011 - 12:46 Uhr
Ihr tut alle so gebildet, beherrscht aber weder vernünftige Umgangsformen noch die deutsche Rechtschreibung.
unendlich verquaster spaß
03.01.2011 - 12:58 Uhr
@@sunny

"Und bei Sokal gings ja eigentlich kaum um sowas wie Machtbegriffe oder überhaupt um klassische (linke) Gesellschaftstheorie, sondern um die Verfieselung postmoderner und naturwissenschaftlicher Theoriebildung. Nicht weil mans überhaupt tut, sondern weil die "postmodernen Denker" von Mathe und Physik auf akademischen äusserts dünnem Eis sich bewegen."

...und weil sie viel applaus für ihre hochtrabend klingenden texte erhalten hatten, obwohl letzten endes nur gequirlte scheiße drin stand. das sagt doch ne menge über einige postmoderne 'denker' aus....
bargeld lacht
03.01.2011 - 13:02 Uhr
bei lyxen wars doch auch nichts anderes als das wilde zusammenmixen von marx, adorno und co. zu postmodernem brei, bar jeden sinnes, aber intelligent klingend...
zitronenjoghurt
03.01.2011 - 13:04 Uhr
@bargeld lacht
bei lyxen kam aber noch ein pathologischer missionierungsdrang ähnlich wie bei neytiri hinzu, was die ganze sache zu einer leidvollen angelegenheit werden lies.
hmm
03.01.2011 - 13:42 Uhr
Was haben Bataille und Foucault mit der 'Ideologie der Tyrannei' zu tun?
Flashover
03.01.2011 - 16:04 Uhr
Sunny
03.01.2011 - 11:19 Uhr
Deshalb ist der Machtbegriff bei Foucault "entleert" - weil die Macht es zunehmend selber ist. Deshalb ist der Diskursbegriff "mystifizierend" - weil die Diskurse genau auf diese Art selbst operieren. Deshalb gibt es keine Ideen von Staat und Nation - weil es nicht auf die "Ideen" ankommt, sondern auf die Macht-Operationen. Alles kritisch hinterfragbar, selbstverständlich, aber "Buuuuh, Postmoderne" rufen, ach Gottchen...


Ein Zirkelschluss, mit dem du Foucault der Kritik entziehst. Wenn ein Diskursbegriff sich dem mystischen Inhalt gleichmacht, dann wird er selbst zu Mythologie und damit: Gegegnaufklärung.

Deine Bemerkung zu Staat und Nation: In seinen Vorlesungen am College de France (ich glaube, Nummer 8) versucht Foucault den Staat von den "Machtpraktiken" herr zu bestimmen. Seine Weigerung, eine Staatstheorie sich zu erdenken, geschweige denn eine Differenz von Nation als mythologische Erzählung und Staat als Verwaltungsapparat, hemmt dann auch den Erkenntniswert. Man vergegenwärtige sich nur mal Foucaults imperativ: "Verliebe dich nicht in die Macht!" Wow.

Wenn es auf Ideen gar nicht mehr ankommt, könnte man materialistisc argumentieren. aber auch das macht er nicht, selbst wenn er sich als "glücklichen Positivisten" bezeichnete. Und wenn Ideen egal sind, wird auch klar, warum Foucault sich indifferent bis zustimmend verhielt gegenüber der islamischen Revolution im Iran.

Das berücksichtigt im Übrigen genau die Art und Weise, wie ansonsten auch und überall Machtanalysen hergestellt werden. Ausschließlich als textliche Gebilde.

Und wie hat Foucault gearbeitet? Einige schon bekannte Erkenntnisse anders formuliert.


Bzw.: Wer Philosophen fragt, was für eine Idee sie von Staat und Nation haben, der hat eh nicht mehr alle Latten am Zaun. :-)

Seine Wirkung geht über die zur Disziplin neben anderen erniedrigten Philosophie aber hinaus. Er wird in der Politkwissenschaft gelesen, in der Sozilogie und natürlich bei Denk- und Sprachfeinden der Gender Studies.

Und es gabe trotzdem etliche Philosophen die mit dem Staats sich beschäftigten: Platon, Aristoteles, Augustinus, Marx etc.

Übrigens ist es bezeichnend, dass du meine Kritik flankierst mit dem angeblich platten Pomobashing. Das habe ich hier nicht getan.
calvin klein
03.01.2011 - 19:52 Uhr
don't be pomo.
be hetero.
stay cool.

c.k.
Mufflon
04.01.2011 - 07:20 Uhr
Blablablablablablalblablablablablablablablablalbla........bla!

Unthread des Jahres. Schon jetzt! Soviel nerviges pseudointellektuelles Gesülze habe ich hier selten gelesen.
Overflash
04.01.2011 - 14:51 Uhr


Übrigens ist es bezeichnend, dass du meine Kritik flankierst mit dem angeblich platten Pomobashing. Das habe ich hier nicht getan.


Noch nicht direkt, allerdings kennen wir deine/die ant.ideutsche Schnittmenge des bösen doch schon längst: Postmoderne = Ghandi = Islam = Hitler = Linkspartei = Deutschland = Deutsche = An.tise.miten = An.ti.zio.nisten etc. pp.
Flashover
04.01.2011 - 14:58 Uhr
Ja, natürlich...
Es ist falsch, Franzose zu sein
04.01.2011 - 15:02 Uhr
Einmal Lyxen, immer Lyxen.
Borne
04.01.2011 - 17:55 Uhr
Zum Glück gibt's noch Leute, die Wikipedia-Artikel lesen!
Borne
04.01.2011 - 17:55 Uhr
Zum Glück gibt's noch Leute, die Wikipedia-Artikel lesen!
Pendler
04.01.2011 - 17:56 Uhr
Wo soll bitte Foucaults Machtbegriff leer sein? Spätestens mit der Einführung des Begriffs des Dispositivs nimmt das dann doch konkret Form an.
Wendler
04.01.2011 - 19:17 Uhr
Aber spätestens seit der Einführung des Diaphfragmas, aber auch des Diapositivs sind Schnittmengen mit Schnittlauch erlaubt.
Flashover
04.01.2011 - 20:23 Uhr
Pendler
04.01.2011 - 17:56 Uhr
Wo soll bitte Foucaults Machtbegriff leer sein? Spätestens mit der Einführung des Begriffs des Dispositivs nimmt das dann doch konkret Form an.


Dann klär mich auf. Nachdem, was ich von ihm gelesen habe (Subjekt und Macht und Dispositive der Macht) muss ich zu dem Schluss kommen, dass sein Begriff von Macht widersprüchlich und ohne Erkenntniswert ist.
Kopfnicker
05.01.2011 - 07:29 Uhr
Die essentielle Frage sollte doch sein, ob der dispositive Faktor nach Gutenberg in der postmodernen Gesellschaft auch weiterhin noch flankierbar ist, oder ob die subjektiven Machtbegriffe in einer objektiven Verallgemeinerung münden, welche keine ideologische Rezeption zulassen.
Darüber solltet ihr "Experten" einmal nachdenken, bevor ihr hier haltlose Thesen aufstellt.
@ Flashover
05.01.2011 - 21:35 Uhr
Sind das Vorlesungen? Ich würde eher mit den Hauptwerken anfangen. Für den Diskurs "Die Ordnung der Dinge", für das Machtkonzept "Überwachen und Strafen", für die Dispositive "Der Wille zum Wissen". Gerade die ersten beiden sind sehr quellenmächtig, ich habe immer ein bisschen den Eindruck, der Vorwurf, seine Quellenwahl sei "einseitig", gehe ein bisschen an der Sache vorbei, weil es Foucault nicht darum geht, dass jedes einzelne Textchen in sein Konzept passt. Er schreibt selber oft genug, dass es nicht ohne Ausnahmen funktioniert, und dass es ihm mehr um die Grundbewegungen und die Grundzüge des Diskurses und der Macht geht. Dass man Macht nicht unabhängig der jeweiligen historischen Entwicklungen als immer gleichförmig denken kann und dass man deswegen neue, angemessenere Machtkonzepte einführen muss, scheint mir auch richtig. Foucaults macht meiner Meinung nach auch mehr Sinn, als das was Leute wie Alain Badiou, die noch vom "Empire" faseln, in der Richtung von sich geben.
Flashover
05.01.2011 - 22:22 Uhr
@ Flashover
05.01.2011 - 21:35 Uhr
Sind das Vorlesungen?



Wenn du "Subjekt und Macht" meinst: nein. Der Text ist in "Analytik der Macht". Man empfahl ihn mir, weil er die Foucaultsche Machtkonzeption auf den Punkt bringe

Ich würde eher mit den Hauptwerken anfangen. Für den Diskurs "Die Ordnung der Dinge", für das Machtkonzept "Überwachen und Strafen", für die Dispositive "Der Wille zum Wissen".

Die kenne ich alle, hab sie bis auf zweites auch zu Genüge gelesen. Ebenso die Einführung von Sarrasin und andere Einführungstexte.


Er schreibt selber oft genug, dass es nicht ohne Ausnahmen funktioniert, und dass es ihm mehr um die Grundbewegungen und die Grundzüge des Diskurses und der Macht geht.

Dann hat er diese Grundbewegungen nicht vermittelt. Mein Problem ist, dass er nicht ansatzweise eine materialistische Definition von Diskurs und Macht hat. Vom Kapitalverhältnis schweigt er, wie auch vom Staat. In seinen Vorlesungen zur Gouvernementalität und Biopolitik begeht er daher auch heftige Fehler, wie den, dass zur wirtschaftlichen Freiheit immer ein Souverän gehört, der diese garantiert, notfalls gewaltsam. Er spricht da von der Bundesrepublik, in der die wirtschaftliche Freiheit aller der Staatlichkeit vorausgegangen sei und eine neue Legitimation für den Staat geschaffen habe. Mythen wie die Stunde null etc. lässt er raus und denkt viel zu einfach. Von Ideologiekritik oder-bewusstsein keine Spur.


Dass man Macht nicht unabhängig der jeweiligen historischen Entwicklungen als immer gleichförmig denken kann und dass man deswegen neue, angemessenere Machtkonzepte einführen muss, scheint mir auch richtig.

Ist aber eben auch eine triviale Einsicht. Wobei mit der Punkt mit neuen Machtkonzepten nicht völig klar ist: Was meinst du damit?

Foucaults macht meiner Meinung nach auch mehr Sinn, als das was Leute wie Alain Badiou, die noch vom "Empire" faseln, in der Richtung von sich geben.

Mit Badiou habe ich mich nicht beschäftigt, magst du mir deinen Eindruck schildern?
Sunny
05.01.2011 - 22:36 Uhr
Ein Zirkelschluss, mit dem du Foucault der Kritik entziehst.

Nein, nicht jeglicher Kritik, nur derjenigen, die ihm unterstellt, keine Ideen und leere Machtbegriffe zu haben, ohne weiterzufragen, ob es nicht genau darum geht.

Wenn ein Diskursbegriff sich dem mystischen Inhalt gleichmacht, dann wird er selbst zu Mythologie und damit: Gegenaufklärung.

Sorry, das ist zu dialektisch gedacht. Es geht schlicht und ergreifend um andersartige Textstrategien. Wenn die dialektisch nicht mehr aufzulösen sind, dann sind sie nicht automatisch oder deshalb "falsch" oder kehren sich in ihr "Gegenteil". Generell und natürlich auch verkürzt ließe sich sagen, dass der gesamte franz. Poststrukturalismus in radikaler Form versucht, sich vom Hegelianismus zu lösen. Ganz andere Systeme zu entwerfen. Wenn diese dann dialektisch wieder eingefangen und innerhalb dieser Logik kritisiert werden, sich alles in Gegenteile verkehrt etc, dann kann man mit gleichem Recht antworten, dass man hier eben noch nicht über das dialektische Denken hinausgekommen ist. Es gibt genug Kritik von Foucault an der Dialektik und speziell an Hegel, die kann man auf ewig einander gegenüber aufbauen und feuern, was das Zeug hält - eine entlarvende Wahrheit des einen über den anderen wird man niemals als Treffer verbuchen können. Deshalb hat jemand wie Deleuze auch die Kreation als Grundeigenschaft der Philosophie hervorgehoben, nicht die Deskription, Relationierung oder Ana-lyse. Alles von Marx bis Adorno spielt mit Erweiterungen und Ambivalenzen der Dialektik, ihnen ist aber nie in den Sinn gekommen, dass das Gesamtsystem wenigstens falsch sein könnte. Und sie haben es deshalb auch nie – und sei es nur probeweise – radikal zu umgehen versucht.

Deine Bemerkung zu Staat und Nation: In seinen Vorlesungen am College de France (ich glaube, Nummer 8) versucht Foucault den Staat von den "Machtpraktiken" herr zu bestimmen. Seine Weigerung, eine Staatstheorie sich zu erdenken, geschweige denn eine Differenz von Nation als mythologische Erzählung und Staat als Verwaltungsapparat, hemmt dann auch den Erkenntniswert.

Echt? Finde ich nicht.

Wenn es auf Ideen gar nicht mehr ankommt, könnte man materialistisc argumentieren. aber auch das macht er nicht, selbst wenn er sich als "glücklichen Positivisten" bezeichnete.

Und wieder lässt sich die Frage stellen: Ideen vs.Materialismus, ist das der einzige Dualismus, der die Wirklichkeit beschreiben darf? Wieso genau? Bzw. woher kommt die Gewissheit, dass diese Dichotomien selbstverständlich die deskriptiv wirksamsten sind? Letztlich sind sie Teil von diskursiven Strategien und Traditionen. Mehr nicht. Genau das ist Foucaults Ansatz. Ob das zu weit geht, überhaupt seine Berechtigung hat – da befindet man sich mitten in einem Schulen-Streit, bei dem der eine sagt: Alles leer, kann man nichts mit anfangen, und der andere: Man muss schon konsequent sein, selbst wenn es dann eben sehr viel komplizierter wird.

Und wenn Ideen egal sind, wird auch klar, warum Foucault sich indifferent bis zustimmend verhielt gegenüber der islamischen Revolution im Iran.

Richtig. Oder Adorno ablehnend gegenüber den Studentenprotesten, populärer Musik, Homosexualität etc. Leichen im Keller gibt's überall. Nur: Hier ist es zu vernachlässigender Ausrutscher oder es wird krumm und quer hinterhergeschrieben, bis alles wieder passt, dort logische Konsequenz eines in Richtung Indifferenz und Inhumanität pervertierten Denkens. Jeder sucht sich nach seinem Fandom aus, wem er welche Karte zusteckt. Im Ernst: Es geht nicht darum, dass Ideen "egal" sind, sondern darum, dass sie selbst auch nur Ströme im Machtgefüge sind. Übrigens muss das gar nicht derart investigativ "klar werden". Foucault sagt das alles in seinen Reportagen aufs Klarste. Ebenso stimmt es nicht, dass Foucault ausschließlich der islamischen Religion einen revolutionären Funken zutraut. Er hat ähnliches etwa über den Marxismus gesagt. Was natürlich ein Splitter ist, der in der Kritik stets vernachlässigt wird, da irgendwie nicht passend. Um es „klar“ zu sagen: Solche Lesarten sind stets politisch motiviert und interessieren mich deshalb nicht sonderlich in der Frage, ob ein theoretisches System etwas taugt oder nicht. Auf ähnliche Weise hat Derrida ja den Cultural Studies stets vorgeworfen, das habe mit seiner Arbeit nichts zu tun. Auch hier ist das Politische klarer Ansatz von teleologischen Verkürzungen. Natürlich kommt dennoch alles in ein und denselben Topf. Cultural Studies pfui weil Derrida pfui weil Derrida pfui weil Cultural Studies pfui. Das nervt und hat mit ernsthafter Auseinandersetzung nichts zu tun. Und: Das ist wiederum nicht auf Dich gemünzt (s.u.), aber es ist genau die Verfahrensweise, mit der hierzulande "all den Franzosen" begegnet wird. Ich finde diesen Impuls schon lange sehr rätselhaft, will ihn aber nicht vorschnell in Bismarcks Zeiten zurückverlegen.

Man vergegenwärtige sich nur mal Foucaults imperativ: "Verliebe dich nicht in die Macht!" Wow.

Oder "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." Holla die Waldfee. Außerdem: Das ist nicht Foucaults Imperativ, sondern die thesenartige Zusammenfassung des Anti-Ödipus, die er vorgenommen hat. Wenn irgendein Artikel meint, hieran würde das Denksystem Foucaults besonders deutlich, dann muss das noch lange nicht stimmen. Bzw.: Es stimmt einfach nicht.

Und wie hat Foucault gearbeitet? Einige schon bekannte Erkenntnisse anders formuliert.

Siehe oben.

Seine Wirkung geht über die zur Disziplin neben anderen erniedrigten Philosophie aber hinaus. Er wird in der Politkwissenschaft gelesen, in der Sozilogie und natürlich bei Denk- und Sprachfeinden der Gender Studies.

Und ist damit am Anfang eines neuen Systems weit gedrungen, richtig. Weshalb das hegelsche System, das der Kritischen Theorie, die Systemtheorie wahrhaftiger sein sollten, klärt das aber noch lange nicht. Geistes- und sozialwissenschaftliche Denksysteme erweisen ihre "Realität" ohnehin nur dadurch, wie und wie häufig und wie intensiv sie in den gesellschaftlichen und/oder wissenschaftlichen Diskurs eindringen. Was sie hier "produzieren". Von daher ist Foucault äußerst "real", wie Du oben ja sehr schön ausführst. Und: Neben einigen Bemerkungen zur Selbstkritik, die etwa Adorno gerade mal in der Negativen Dialektik in sein System einzubinden versucht hat, vorher blieb das alles erschreckend folgenlos, gilt etwa mit dem deleuzianischen Kredo zur Kreation: Immerhin wird das eingestanden und sogar als Motto ausgegeben. Was ständig als das typische Larifari der ganzen "Franzmänner" angesehen wird, ist schlicht und ergreifend ein weitergehendes Eingeständnis an die eigenen Produktionsbedingungen. Man kann das natürlich wissen, ein schnieken Aphorismus dazu schreiben, ansonsten aber pfeifend um die Ecke analysieren, als sei gar nichts weiter passiert. Oder man macht es richtig.

Und es gabe trotzdem etliche Philosophen die mit dem Staats sich beschäftigten: Platon, Aristoteles, Augustinus, Marx etc.

Meine Güte, so ernst war die Bemerkung nun nicht gemeint.

Übrigens ist es bezeichnend, dass du meine Kritik flankierst mit dem angeblich platten Pomobashing.

Bezeichnend in welcher Hinsicht?

Das habe ich hier nicht getan.

War eine Vermengung mit anderen Postings und somit nicht wirklich auf Dich gemünzt.
@ Flashover
05.01.2011 - 23:45 Uhr
Teil 2

Und wenn an anderer Front von "Rattenfänger der Postmoderne" gesprochen wird, dann befremdet mich das immer, weil das einfach ein blödsinnig vager, nichtssagender Begriff ist. Also Postmoderne. An dem bisschen Liebäugelei mit der islamischen Revolution würde ich ihn auch nicht aufhängen wollen, das ist, soweit ich sagen kann, teils ein "Ausrutscher", den er selbst dann ausgiebig relativiert hat, teils einfach von der Rezeption überbewertet, man hat da gerne einiges an Misstrauen und Kritik an den islamischen Revolutionären überlesen.
Rooster
05.01.2011 - 23:46 Uhr
Öh, sorry, ich musste den Post aufteilen und muss jetzt schauen, was davon der Zensurmaschine nicht gefällt, das "@Flashover" als Name ist da versehentlich hingekommen, der Teil, der sich wirklich auf Flashovers Beiträge bezieht, kommt erst noch.
Rooster
05.01.2011 - 23:46 Uhr
Auf den Rest komme ich noch zurück, aber Badiou ist zwar nicht ganz und gar schlecht, aber er ist halt ein wenig ein Alt-Maoist geblieben, und das merkt man ihm auch an. Wenn man sucht, kann man da auch autoritäre Ideologien mit füttern, etwa wenn er vom "Demokratiefetisch" unserer Zeit schreibt. Wie er macht sieht, finde ich einfach ein wenig undifferenziert, es ist eben wirklich fast immer "das Empire", zumindest dort, wo ich nachgelesen habe, da finde ich eben Foucaults Ansatz der Macht, die nicht auf den Souverän / das Empire fokussiert ist, einleuchtender und auch für realistische Kritik nützlicher und differenzierter, etwa beim gerade florierenden Sicherheitsfanatismus.
Rooster
05.01.2011 - 23:51 Uhr
Den von dir angesprochenen Text zur Biomacht (ist es der mit der Gouvernementalität?) habe ich nicht gelesen. Inwiefern ist es ein Fehler, nicht materialistisch zu argumentieren? Gerade wie er in "Überwachen und Strafen" geschrieben hat, wie die Macht nach Nützlichkeits- und Ausbeutbarkeitsprinzipien funktioniert. Dass er sich weigert, eine Staatstheorie aufzustellen, stimmt aber.
Rooster
05.01.2011 - 23:51 Uhr
Das macht aber, soweit ich sehen kann, die Analysen nicht unbrauchbar, ich sehe grad nicht, wieso deswegen der Erkenntiswert gehemmt wird.
Vielleicht bin ich ihm da auf den Leim gegangen, aber ich fand ja gerade interessant und lehrreich, dass es da ein Machtkonzept gibt, bei dem es nicht einfach um den Souverän oder den Staat geht, als Alternative. Finde ich dann auch "brauchbarer" als etwa ständig nur zwischen "Beherrschenden" und "Beherrschten" zu unterscheiden.
Rooster
05.01.2011 - 23:52 Uhr
Sorry für die blöden Mehrfachbeiträge. Ich hab den selben Text nur auf mehrere Postings verteilt, da hat er dem Wortfilter auf einmal nichts mehr ausgemacht.
Flashover
06.01.2011 - 00:03 Uhr
Die Mehrfachbeiträge machen nichts. Ich werde dir, in den nächsten Tagen antworten.
Flashover
06.01.2011 - 00:04 Uhr
Das Komma bitte streichen.
Mufflon
06.01.2011 - 07:44 Uhr
Ich werde dir, in den nächsten Tagen antworten.

Richtig. Denn man braucht auch mindestens mehrere Tage, um diese hochtrabende Pseudointellektuellengrütze zu lesen, die ihr hier absondert. Schwafeln um des Schwafelns willen. Und ihr fühlt euch intellektuell bestimmt total stimuliert durch die Ergüsse des jeweils anderen, oder?
@Mufflon
06.01.2011 - 09:26 Uhr
halt Dich doch einfach raus! Die Diskussion wird für stille & interessierte Mitleser gerade anregend.
bartel(d.E.)
06.01.2011 - 11:33 Uhr
Zum Atemholen und zur Auflockerung: Das

Foucault Quiz
Homer
06.01.2011 - 11:57 Uhr
Laaaangweilig!

Seite: 1 2 »
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