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Musikalische Prognosen 2003

User Beitrag
Raventhird
25.03.2003 - 11:21 Uhr
Die Vorzeichen stehen schlecht für Marilyn Manson. Schock ist zwar nach wie vor schick, doch unlängst haben andere Musiker - Eminem im textlichen Bereich und Slipknot bezogen auf das Visuelle Image - die von Brian Warner anno 1996 wieder-erfundenen Tugenden auf höhere Ebenen verfrachtet. Erschwerend kommt hinzu, dass die Band musikalisch niemals wirklich erste Güteklasse, geschweige denn originell war: Die zwar songtechnisch und songwritermäßig durchaus hervorragenden Platten "Anti-Christ Superstar" und "Mechanical Animals" waren zwar die Highlights der Karriere der Herren um den Schockmeister der 90er hatten beide allerdings einen bedeutenden Nachteil: Sie waren schamlos zusammengeklaute Collagen aus Industrial und den Nine Inch Nails im einen, aus Glam Rock und David Bowie im anderen Fall. Muss ja zunächst nix heissen. Traurig wurde es dann erst im Jahr 2000 auf dem Album Holy Wood, bei dem ein irgendwie schon bemitleidenswerter Anfang-30er bei seiner eigenen Band abkupferte, die eigentlich gar nix hatte, was man abkupfern hätte können. Danach: Funkstille. Nur ganz am Rande wahrgenommen verließ Twiggy Ramirez, Gründungsmitglied und Bassist sowie heimlicher kreativer Kopf von Marilyn Manson die Band, und das schon für 2002 angekündigte nächste Album "The Golden Age of Grotesque" wurde in bester Axl Rose-Manier immer weiter verschoben. Fehlten da die Ideen ? Wurde jetzt notdürftig ein Rumpelkisten-Industrial-Rock-Werk zusammengeschustert, um die Fans nicht zu "enttäuschen", um die Plattenfirma zu beruhigen, die schon im Nacken sitzt ? Eins ist glasklar: Manson ist ein Ausnahmekünstler, und ihm ist einiges zuzutrauen, aber im Moment sieht es eher zappenduster aus: Wenn das Album floppt, ist er wohl langsam von der Bedeutungslosigkeit bedroht. Under pressure. Das Beste für ihn wäre wohl ein erneuter, radikaler Stilwechsel wie nach ACS. Ob er sich das allerdings nochmal traut, scheint sehr fragwürdig. Letztendlich ist nämlich auch ein Marilyn Manson irgendwie ein konservativer Typ.
Die Vorzeichen sagen nichts Gutes vorraus für Metallica. Fünf Jahre nach ihrem legendären Black Album kehrten sie 1995 (also in grauer Vorzeit für den jugendlichen Musikkonsumenten) mit ihrem musikalisch wervollstem Werk "Load" zurück, und keiner wollte es wissen. Ausverkauf, kurze Haare, Rock statt Metal - Skandal im reaktionären Metal Lager ! Wimps and Posers, leave the Hall ! Und danach... ? Im Prinip herrscht aus dem Metallica Lager Funkstille seit 8 Jahren - Ein nicht allzu deutlich wahrgenommener Nachhall ein Jahr nach Load, genannt "Reload" war im Prinzip nichts anderes als abgestandener Kaffee, übrig von den Load-Sessions, es folgten mit Garage Inc. ein Doppelalbum mit Coverversionen (extrem langweilig) und mit S&M ein Album mit Orchester und alten Songs (na ja, 2 neue gabs dann doch, aber der Hit waren die auch nicht). Ausserdem versuchte man sich mit einem recht coolen neuen Track auf dem Soundtrack von Mission Impossible 2 zwischen Limp Bizkit und Kid Rock zu behaupten - mit mäßigem kommerziellen
Interesse von Seiten der Zuhörer. Jetzt solls endlich wieder klappen - St.Anger (Achtung: Hier kommt die böse HeavyMetalMachine) heiss das neue Werk, das im Prinzip zeitlich genauso weit weg von Load/Reload weg ist wie dieselben vom Black Album, und alle sind gespannt wie ein Flitzebogen. Dass Lars Ulrich dann auch noch ein ziemlich heftiges Metal-Brett ankündigt ("I hear shades of Entombed in our new stuff") dürfte den Bogen dann allerdings überspannen: So GROSS wie die Erwartungen jetzt schon sind, kann die Platte niemals werden. Auch wenn Metallica eine extrem talentierte Band sind - für Überraschungen waren sie nie wirklich gut (auch Load war für den durchschnittsintelligenten Musikfan zu erwarten), und so dürfte wohl eher wieder eine die Lager spaltende Platte rauskommen.
Die Vorzeichen stehen spitzenmässig für A Perfect Circle. James Maynard Keenan ist irgendwie der König Midas der aktuellen Musikszene: Was er anfasst wird automatisch zu Gold - und zwar sowohl für die Kritiker als auch die Fangemeinde, was sich leider viel zu oft gegenseitig ausschliesst. Dazu kommt der eigentliche Bandkopf Billy Howerdel, grandioser Gitarrist und Songwriter der jetzt immerhin schon 3 Jahre Zeit hatte, um an neuen Stücken zu arbeiten. Mer de Noms, erstes Werk der Truppe war anno 2000 das Debütalbum schlechthin, und eine der, wenn nicht DIE Platte des Jahres, mit Übersongs wie "Judith" und "3 Libras". Dann waren wieder Tool in Keenans Prioritätenliste an der Reihe und servierten uns 2001 mit Lateralus einen Leckerbissen, der bis heute der allgemein anerkannte Standart anspruchsvoller Gitarrenmusik im neuen Jahrtausend ist. Dieses Jahr wollen es APC zum zweitenmal wissen und holen - was nicht so unerheblich ist wie es aussieht - mit Twiggy Ramirez nicht nur einen Bassisten ins Boot, sondern
einen weiteren genialen Kreativkopf. Kann eigentlich nix mehr schiefgehen - das neue Album in die Top 5 des laufenden Jahres der Journalisten und Musikfans ist Mindestvorgabe, die wohl auch locker erfüllt werden dürfte.
Ziemlich gut stehen die Sterne auch für Radiohead. Die Band erwarb sich mit OK Computer, einer der wichtigsten und vielschichtigsten Platten des ganzen letzten Jahrzehnts, zunächst mal einen Freifahrtsschein für die nächste Platte, den sie geschickt nutzte: Kid A war ein verwirrendes und zeitloses Monument, das dem Höher aufzeigte, wozu Musik in der Lage ist, und gleichzeitig den Kunstanspruch der Band an sich selbst befriedigte. Die Fans zeigten sich nach aussen hin begeistert (man will ja nicht als Banause gelten, der in der Vergangenheit lebt) und trauerten insgeheim um die Radiohead vor Kid A. Natürlich, mit der nächsten Platte würde alles wieder gut werden, würden Radiohead wieder die Pop-Magie auspacken und richtige "Songs" bringen - jede Band braucht doch mal ihr Kunstalbum. Weit gefehlt - Radiohead waren nicht auf einem Exkurs, sie haben einen bewussten Richtungswechsel vollzogen. Auch wenn Amnesiac den Kurs wieder etwas zur Mitte korrigierte war sie doch ähnlich progressiv wie ihr Vorgänger - nur mit dem Herz und den Emotionen von OK Computer verbunden. Thom Yorke hat seine Band schon längst in eine Sphäre geführt, in die selten noch-existierende Musikgruppen vorstossen, und die Reise scheint längst nicht zuende: 2003 soll mit dem Album 2+2=5 (Arbeitstitel) ein neues Kapitel der Biographie Radioheads geschrieben werden. Und wer jetzt daheim unter dem Kopfhörer auf den "echten" Nachfolger von OK Computer hofft, der hat wirklich gar nichts begriffen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Radiohead nicht erneut eine Platte der Güteklasse Eins Doppel A abliefern.

Oder ist doch alles anders rum ? Gehen APC und Radiohead doch zu kopflastig an ihre neuen Platten ran und verzetteln sich im Perfektionsdschungel ? Können Marilyn Manson und Metallica etwa gerade aus ihren Nothing-Left-to-lose Positionen mit einer selbstsicheren Underdog-Mentalität und der dazugehörigen Lockerheit alle Kinnladen nach unten klappen lassen ?
Wir werden es erleben - 2003 in deiner Stereoanlage.
stefan
25.03.2003 - 11:57 Uhr
nope.
zum einen: manson war und ist ein begnadeter songwriter, jemand der seine musik nur als zusammengeklaut betrachtet, hat was nicht verstanden. sicher hat er gitarrenmusik nicht neu erfunden, aber er beherrscht sein handwerk sehr gut.
zum anderen: du widersprichst dir selbst. oben bezeichnest du manson + band als niemand wirklich erste güteklasse, weiter unten bei apc bezeichnest du Twiggy Ramirez als genialen Kreativkopf. und das war er bei manson nicht?

sicher wird manson nie wieder so viel verkaufen wie zu antichrist und m.a. zeiten. muss er aber auch nicht.
stefan
25.03.2003 - 12:02 Uhr
"niemals", nicht "niemand".
Raventhird
05.04.2003 - 17:37 Uhr
@Stefan: Mechanical Animals ist ein einziges Bowie Zitat, wenn auch ein ziemlich gutes. ACS ist mehr als eindeutig ne rockigere Version der Nine Inch Nails. Bei Holy Wood plagiert sich die Band (aber wiederum auf hohem Niveau) schliesslich selbst.
Threadhochholer
08.09.2009 - 02:20 Uhr
Deliziöse An- und Einsichten. Leider alles falsch.
Rofl!
08.09.2009 - 03:30 Uhr
ROFL, alle sind von Raventhirds Eloquenz erschlagen ;)
Rofl!
08.09.2009 - 03:45 Uhr
Man, der Text ist aber auch sowas von bemüht und schlecht...
Rofl!
08.09.2009 - 03:57 Uhr
Solltest du aber, das ist schlechter als man denkt. Mir ging es in meiner Kritik auch nicht um den Inhalt sondern um den Stil.
Hurrz
08.09.2009 - 13:50 Uhr
Dit Jahr wird eher bescheiden, denk ick mal.
DJ WesterWave
08.09.2009 - 14:09 Uhr
Da lügern Sie getz aber! Lügern Sie doch nicht!



Frauen an die Macht! Macht lauter! Macht Krach!
prognoser
08.09.2009 - 19:48 Uhr
auch 2003 kein album von guns'n roses

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