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Joy Division

User Beitrag

Given To The Rising

Postings: 7679

Registriert seit 27.09.2019

19.05.2020 - 13:49 Uhr
Wieso? Wenn es nur um persönliche Erfahrungen geht, ist es halt keine politische Musik, egal wieviel DIY und so ein Kram dahintersteckt. Das ist ein Label, hinter dem sich auch viele unpolitische Künstler versammeln.

fuzzmyass

Postings: 14923

Registriert seit 21.08.2019

19.05.2020 - 13:58 Uhr
Wenn es darum geht wie man in der Gesellschaft/Welt steht und wie man sich dort ausdrückt und bewegt bzw. wie man mit Menschen umgeht, wie nan eigene Sichtweisen/Meinungen kommuniziert, etc. und das in eigene persönliche Erfahrungen und Ideen schlüssig lyrisch verdeutlicht, ist das für mich viel politischer als Politik/System direkt zu adressieren...

Der Wanderjunge Fridolin

Postings: 4355

Registriert seit 15.06.2013

19.05.2020 - 14:02 Uhr
Was wäre denn aus deiner Perspektive ein positives Beispiel für politische Musik oder politische Künstler?

Given To The Rising

Postings: 7679

Registriert seit 27.09.2019

19.05.2020 - 14:03 Uhr
Offensichtlich hat es dann aber wenig Spuren hinterlassen, wenn es von der eher nicht-linken Gemeinschaft als politische Musik gefeiert wird.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

19.05.2020 - 14:08 Uhr
Das ist lustig, weil ich mich erst letztens mit Adornos "Rede über Lyrik und Gesellschaft" befasst hab, in der es genau darum, also den gesellschaftlichen Gehalt von nicht explizit gesellschaftlicher Kunst/Lyrik, geht. Auch in der "persönlichen Erfahrung" spiegelt sich die Gesellschaft wider. Ganz simpel und abstrakt runtergebrochen: Wenn ich davon singe, wie scheiße es mir geht, lässt das Rückschlüsse auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zu, die auf mir lasten.

Aber im Grunde spielt das auch keine große Rolle, denn das, was du als "DIY und so ein Kram" abwertest, ist das, was konkrete Auswirkungen auf die Realität hatte. Und sollte es nicht genau darum, also um konkrete Veränderungen in der Welt, bei politischer Musik gehen? Schreibst du der abstrakten Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen wirklich einen höheren politischen Wert zu?

Given To The Rising

Postings: 7679

Registriert seit 27.09.2019

19.05.2020 - 14:37 Uhr
"Und sollte es nicht genau darum, also um konkrete Veränderungen in der Welt, bei politischer Musik gehen?"
Die Veränderungen bezogen sich aber nicht auf die Politik. DIY ist etwas, was man sich leisten können muss. Es gibt auch politische, nicht-explizit an das System adressierte Musik wie die von Nirvana. Die haben die politische Lethargie und Hinwendung an das Jetzt kritisiert, obwohl sie immer als Symbol dafür angesehen wurden.

Mann 50 Wampe

Postings: 3296

Registriert seit 28.08.2019

19.05.2020 - 17:29 Uhr
@ Given
aber die Bewegung an sich, die nicht unweit vom 80er-Jahre-Vergnügungssound von Depeche Mode war, ist Ausdruck einer zunehmenden Entpolitisierung.

Sieh es mal anders herum. Für mich ist Postpunk eine Reaktion auf die vor allen politisch gescheiterte Punkbewegung gewesen. Nach all der Kompromisslosigkeit, Aggressivität und auch wenig subtilen Plakativität des Punk, der letzlich damit wenig erreicht hat gemessen an seine Ambitionen. Postpunk war die Antwort darauf. Und die hiess vor allen Enttäuschung, Nihilismus und der Rückzug auf den persönlichen Kosmos, aber für mich auf andere Weise genauso politisch.

Given To The Rising

Postings: 7679

Registriert seit 27.09.2019

19.05.2020 - 17:35 Uhr
Ok, ist auch eine mögliche Interpretation.

fuzzmyass

Postings: 14923

Registriert seit 21.08.2019

19.05.2020 - 18:26 Uhr
Hat stark politisierte Musik in Hinblick auf reine politische Entwicklungen überhaupt jemals etwas Großes und Langfristiges erreicht?? Ich würde sagen - NEIN! Und das ist nicht auf die Qualität der Musik bezogen...

Given To The Rising

Postings: 7679

Registriert seit 27.09.2019

19.05.2020 - 18:34 Uhr
Z.B.haben RATM mit Township Rebellion auf die Zustände in Südafrika aufmerksam gemacht. 1 Jahr später war die Apartheid beendet. Damit möchte ich keinen kausalen Zusammnehang herstellen, aber geschadet hat es nicht. Allgemein haben in westlichen Gesellschaften einzelne Stimmen wenig Macht. Als DDR-Musiker konntest du mehr zum Sturz des Systems beitragen als als BRD-Musiker.

Talibunny

Postings: 1999

Registriert seit 14.01.2020

22.05.2020 - 17:22 Uhr
@Slowmo und Mann 50 Wampe

Es war Barney, der das Pulsarmotiv entdeckt hat.
Sagt Hooky.("Insight"-Bio)
Hatte noch was gut zu machen wegen HJ-Little drummer boy.
Sage ich.;)

Talibunny

Postings: 1999

Registriert seit 14.01.2020

23.05.2020 - 01:05 Uhr
Korrektur :
Ist natürlich die "Unknown pleasure"-Bio von Hook.

carpi

Postings: 1468

Registriert seit 26.06.2013

23.05.2020 - 18:14 Uhr
Peter Hook gestern während der "Listening-Party" zu "Unknown Pleasures":

"DAY OF THE LORDS
Ian loved titles that had nothing to do with his lyrics. We’d carry that on as New Order."

Habe bei JD in der Tat noch heute Probleme, nur bei Nennung eines Songtitels sofort das Lied zu identifizieren, obwohl ich alle Platten schon sehr oft gehört habe, natürlich gibt es mit "Isolation", "She's lost control" und "Love will tear us apart" auch Ausnahmen, aber gut, dass das mal erklärt wurde:)

fuzzmyass

Postings: 14923

Registriert seit 21.08.2019

23.05.2020 - 18:27 Uhr
Hab grad erst beide Alben mal wieder gehört...

Unknown Pleasures 8/10
Closer 9/10

Einzig die Produktion ist auf beiden nicht ganz perfekt, abseits des Basses teilweise etwas schwammig - etwas knackiger und fokussierter produziert wäre noch besser gewesen.

Lichtgestalt

User und Moderator

Postings: 5000

Registriert seit 02.07.2013

27.05.2020 - 22:19 Uhr
Neulich lief auf ARTE der Film "24 Hour Party People" von Michael Winterbottom.
Sehr vergnügliche Story um Joy Divisioon, New Oder und Factory. Toll.

https://www.youtube.com/watch?v=HFiyEegpKUM

Croefield

Postings: 1717

Registriert seit 13.01.2014

27.05.2021 - 11:21 Uhr
Ich habe mich das letzte Jahr sehr ausführlich mit dem Thema Joy Division/New Order befasst. nicht nur nochmal mit der Musik, sondern auch insbesondere mit den Autobiographien und weiteren literarischen Werken, die es mittlerweile dazu gibt.
Joy Division wurde mir praktisch in die Wiege gelegt, „Atmosphere“ und „Love Will Tear Us Apart“ untermalen schon meine frühesten Kindheitserinnerungen. Selbst bin ich erst deutlich später auf das Schaffen dieser Band aufmerksam geworden. Da meine Eltern tatsächlich nur die „Substance“ hatten (was allerdings auch daran liegt, dass meinen Eltern – wie so vielen – mehrfach Platten gestohlen wurden) und sich auch damit nicht groß weiter beschäftigten, musste ich irgendwann selbst erst die „Unknown Pleasures“ und die „Closer“ (und ganz viel später auch auf die „Still“) entdecken.
Seitdem bin ich auch aktiv großer Fan (auch von New Order, aber das gehört in einen anderen Thread); wie so vielen zieht mich die ganze Atmosphäre, die Ästhetik in ihren Bann. Natürlich allen voran Curtis‘ Stimme und Texte, aber eben auch die Kombination aus Hooks ikonischen Bassspiels, Sumners simplen, aber extrem effektiven und unverschämt eingängigen Gitarrenfiguren und Morris‘ enorm flotten und konstanten Drumming. Die Faszination speziell für Curtis kann ich zwar irgendwie nachvollziehen, habe ich allerdings selbst nie so enorm gespürt. Gerade nachdem ich viel über die Band gelesen habe, verfliegt auch etwas Mystik um den Sänger mit den todtraurigen Augen, da er einfach genauso wie anderen, ein junger Typ in einer Band war, der das Pech hatte unter Epilepsie zu leiden.
Hier ist jetzt der Punkt, um mal auf die verschiedenen Werke einzugehen. Das erste und vielleicht auch wichtigste Buch wurde von Ians Witwe Deborah geschrieben („Touching From A Distance“), diente ja auch als Grundlage für das Biopic „Closer“ von Corbijn und ist sicherlich genauso deprimierend wie desillusionierend zu lesen, aber verdeutlicht eben auch das Bild von einem Sänger, der auf jeden Fall viel zu jung und (mal ganz stumpf) zu dumm war, um mit dem ganzen Trubel, den sich die Band erarbeitet hatte, mitzuhalten. Natürlich ist auch ein Grund, warum die Glorifizierung von Ian Curtis für mich eher schwierig ist, wobei ich eben auch die Musik ganz toll finde.
Ich fasse jetzt hier nochmal kurz die Werke zusammen, die zu dieser Band bisher erschienen sind, vielleicht interessiert das ja irgendjemanden:
- Curtis, Deborah, Touching From A Distance. Ian Curtis & Joy Division (1995):
Wie oben erwähnt, wichtig um auch mal eine externe und private Perspektive zu erhalten, allerdings natürlich im Großen und Ganzen eher düster und bitter.
- Sumner, Bernard, Chapter And Verse. New Order, Joy Division And Me (2014):
Sumners Autobiographie stinkt mMn im Vergleich zu den anderen ziemlich ab. Auch wenn ich Sumner eigentlich nicht so unsympathisch wie viele andere fand (was sich allerdings auch geändert hat), erzählt er hier nur sehr knapp seine Perspektive und ist glaube ich, nur etwas für Hardcore-Barney-Fans, die auf gar keinen Fall Hookys wesentlich ausführlichere Ausführungen lesen wollen.
- Hook, Peter, Unknown Pleasures. Inside Joy Division (2012):
Auch wenn ich wahrlich kein Hooky-Fan bin (also von seiner Musik natürlich schon, aber nicht unbedingt von seinem in die Öffentlichkeit getragenen Charakter), ist das hier eigentlich DIE Autobiographie, die man von den Mitgliedern gelesen haben sollte. Hier sind viele kleine Geschichten versammelt, ausführlich werden auch die kleinen Schritte und Ereignisse thematisiert. Angereichert mit Timelines und Fotos (wobei Letzteres auch in geringerem Maße für Sumners Buch gilt), erhält man hier einen gut lesbaren und interessanten Einblick in die innere Welt von Joy Division. Allerdings ist es wichtig, dass man hierbei nicht vergisst, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens Hook schon sehr zerstritten mit den anderen (insb. Sumner) ist, weshalb hier auf jeden Fall keine Objektivität zu erwarten ist (behauptet Hook allerdings auch nicht). Hier ist der Sumner-Hass aber auch noch nicht so omnipräsent wie in seinem New Order-Buch, das macht es eben noch etwas einfacher zu konsumieren.
- Morris, Stephen, Record Play Pause. Confessions Of A Post-Punk Percussionist. Volume 1 (2019):
Dieses Buch (und seine Fortsetzung) von Morris konzentriert sich sehr auf seine eigene Perspektive und seine eigenen Erfahrungen und bietet nicht (wie Hookys Bücher) einen allumfassenden Abriss über die einzelnen Stationen Joy Divisions. Es ist also wirklich mehr was für Fans und Interessierte an dem Mann, der sicherlich der unauffälligste der Band war (und bei New Order mit seiner Frau Gillian auch immer noch ist), weshalb ich das gerade besonders spannend finde (und auch, weil ich im Endeffekt auch Schlagzeuger bin). Mit dem gewitztesten Schreibstil und einer Menge an Fachchinesisch was das Thema Synthesizer und E-Drums angeht (und auch wieder ein paar Fotos), bereitet mir dieses Buch zwar den meisten Lesespaß, ist aber eben nicht so ausführlich und bietet keine großen neuen Joy Division-Einblicke. Hier ist das Zweitwerk zu New Order nochmal etwas interessanter, da dann auch mal Kritik an den anderen lauter wird und auch die privaten Geschehnisse noch tiefgreifender sind.
- Savage, Jon, This Searing Light, The Sun and Everything Else. Joy Division - The Oral History (2019):
Dies war das erste Buch, was ich zum Thema Joy Division las und ist mMn ein perfekter Einstieg, da es sich ja ausschließlich um Zitate/Aufzeichnungen/Interviews von den Mitgliedern und Zeitzeugen handelt und so auch nochmal die ganze Geschichte erzählt wird, aber eben aus angenehm vielen verschiedenen Blickpunkten, wobei erwartbarerweise auch nicht besonders kritisch. Würde ich als Einstieg allen halbwegs Interessierten empfehlen, dann Hookys und Deborahs Bücher und für Nerds Morris‘ Buch.
- Curtis, Ian, Curtis, Deborah & Savage, Jon, So This Is Permanence. Joy Division – Lyrics & Notebooks (2014):
Eine Sammlung aller Lyrics der Band, insb. handschriftlich geführter Notizbücher Ian Curtis‘ mit ebendiesen als Scans. Wahrscheinlich eher was für Curtis-Verehrer, ansonsten macht sich das auch nicht schlecht im Regal, ist aber offenkundig nur etwas für Fans und zur Vervollständigung der Sammlung.
Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass ich Joy Division natürlich liebe, aber insgesamt doch eher seltener auflege. New Order beispielsweise höre ich ziemlich regelmäßig. Das liegt vielleicht an der Zugänglichkeit und der doch etwas größeren Vielfalt der Nachfolgeband, aber ich finde es auch einfach enorm faszinierend, was aus denen (+Gillian Gilbert) noch geworden ist (im Guten wie im Schlechten).

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10795

Registriert seit 23.07.2014

27.05.2021 - 11:35 Uhr
Vielen Dank für den sehr ausführlichen Text! Ich hatte bisher noch nichts über die Band gelesen, nur gehört, aber jetzt habe ich ja einige spannende Anregungen bekommen.

Mann 50 Wampe

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Registriert seit 28.08.2019

27.05.2021 - 13:09 Uhr
Touching From A Distance ist eine sehr gute JD Biografie, nach der Buchvorlage wurde auch das Biopic "Control" gedreht, ebenfalls recht gelungen wie ich finde.
Leider ist die deutsche Ausgabe "Aus der Ferne" kaum unter 50 € zu bekommen. Ich hatte sie mal, ist aber leider nicht mehr auffindbar, sehr ärgerlich. Die Englische Orginalversion ist als Buch deutlich günstiger.

Talibunny

Postings: 1999

Registriert seit 14.01.2020

28.05.2021 - 14:15 Uhr
Aus der Ferne (Touching from a distance) und Unknown pleasures kann ich allen Interessierten ebenfalls sehr ans Herz legen.

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