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Barney Hoskyns: Tom Waits: Ein Leben am Straßenrand

User Beitrag
Barney Hoskyns
29.07.2009 - 22:08 Uhr
Ich denke, es war an der Zeit, dass sich jemand an einem Buch über Tom Waits versucht, das nicht nur an die Oberfläche rührt. Wissen Sie, es gibt Tausende Bücher über Bob Dylan, aber nur zwei oder drei über Tom Waits.
Dabei ist er für mich einer der größten amerikanischen Künstler, wenn nicht sogar einer der größten des zwanzigsten und frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts, und ich wollte ein Porträt dieses Mannes zeichnen, dass etwas mehr Fleisch auf den Rippen hat. Eine besondere Herausforderung bei Waits ist, dass er sich immer zu schützen versuchte, indem er einen Teil seiner Persönlichkeit verbarg. Diesen "wahren" Tom Waits herauszufiltern, jene Person, die er stets hinter dem uns allen bekannten und gefeierten Tom Waits versteckte, erschien mir als interessantes Projekt.
Ich traf eine Menge Leute, die bereitwillig über Waits Auskunft gaben, aber natürlich traf ich auch einige, die das nicht wollten. Er machte mir das Leben nicht gerade einfach, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Eine autorisierte Biografie in Kooperation mit Tom Waits hätte ich ohnehin nie gemacht, da ich nicht an autorisierte Biografien glaube. Ich denke, ich habe genügend Leute getroffen, die eine Menge interessante Dinge über Waits´Karriere und über den Menschen Waits zu erzählen hatten.

Es finden sich eine Menge Neuigkeiten im Buch, sodass auch eingeschworene Waits-Fans noch etwas lernen können! So habe ich versucht, Waits´ Musik und die Evolution von Waits´ Musik in einer unkonventionellen, frischen Weise darzustellen, indem ich sie als Stück in zwei Akten beschreibe: Da gibt es den Waits der Siebziger, den im Dauerrausch den Beatniks huldigenden Jazz-Berserker am Klavier, und dann gibt es den Waits, wie wir ihn seit fünfundzwanzig Jahren kennen: DEN WILDEN ALTEN MANN AUS AMERIKA; den exzentrischen Kauz, der sich in Nordkalifornien verschanzt und dort einzigartige Platten über eigenartige Vorgänge in irgendwelchen gottverlassenen Kuhdörfern macht oder über einen Mord in der roten Scheune, den er ebenfalls als Sujet verbaut.
Wie auch immer - ich hoffe, dass dieses Buch für jeden Waits-Fan und jede Person, die ansatzweise an Waits interessiert ist, noch Dinge offenbart, von denen man bislang noch nichts gelesen oder gehört hat.

amazon.de

Gebundene Ausgabe: 704 Seiten
Verlag: Heyne-Verlag (14. September 2004)
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 24,95


Uncut Magazine * * * * * (5/5)
Mojo * * * * *


Times
31.07.2009 - 18:54 Uhr
TIMES ONLINE

"What Bob Dylan was to the 1960s, Tom Waits is to the Noughties. Over the past decade, Waits has made the transition from cult favourite on the ´alternative´ fringe to rock´s special emissary to the wider world of the arts. As his 60th birthday looms, this beardy groaner with a surreal sense of humour and a knack for making old music sound weirdly contemporary has become a postmodern cultural icon.

Waits worship now knows no bounds. The historian Simon Shama recently wrote a hymn of praise in a British broadsheet claiming there was ´something almost Shakespearian about the breadth of Tom Waits´s take on American life´. His godlike status was confirmed by an editor of Rolling Stone who observed, without a trace of irony: ´Like Jesus, [ Waits] talks in parables that are very in line with his music and lyrics.´Dylan himself has called Waits one of his ´secret heroes´and prominently featured his songs on his recent Theme Time Radio Hour shows.

[...]

The really big unknown in the Waits story - upon which not even the indefatigable Hoskyns is able to shed much new light - is the role of his wife. Waits met Brennan while working on the music for One From The Heart, the Francis Ford Coppola musical. He proposed to her within a week, and for the past 28 years has lived with her and their three children in a big house in the wine country north of San Francisco. Aside from the usual wifely duties, Brennan is widely credited with having engineered a sea change in Waits´s music, pointing him in a more experimental, avant-garde direction from 1983´s Swordfishtrombones album onwards. ´I have a hard time listening to my old records´, Waits has declared, disparaging them as ´the stuff before my wife.´

While she regularly gets credited as his co-writer and co-producer , Brennan has remained invisible and silent. No media representative has ever been allowed into the couple´s home or any of their recording sessions. Their musical relatonship is as opaque as their marriage and much else in the shadowy world of rock´s most distinguished fabulist.

What is Waits so anxious to conceal? By the end of Hoskyns´s workmanlike account you suspect it might be the unglamourous truth that Waits has spent much of the past 40 years working hard on his craft and the rest building a solid marriage and bringing up a family. It´s a safe bet anyway that the real Tom Waits has little in common with the whisky-soaked losers, raving nutbags and deathbound desperadoes he sings about, and that the stage Waits - sensibly calculating that an awareness of this might not be good for business - would rather not let on about it."
Barney Hoskyns
31.07.2009 - 19:05 Uhr
Jetzt antworte doch endlich mal einer!!!! Menno!!
Nur zur Info
31.07.2009 - 19:06 Uhr
Barney Hoskyns = Times
Falsch Verstanden
31.07.2009 - 19:10 Uhr
Bitte nicht antworten, danke!
Hans im Pech
31.07.2009 - 19:18 Uhr
Leute, macht den Kopf zu, kommt eh nur Mist raus!
Obrac
31.07.2009 - 19:23 Uhr
Gibt es eigentlich Coverversionen anderer Künstler von Tom Waits-Songs? Die könnte man doch mal auflisten, wenns geht, bitte in mehreren Threads.
Hans
31.07.2009 - 19:27 Uhr
Bitte nicht antworten!
@Obrac
31.07.2009 - 19:28 Uhr
Deine Gehässigkeit ist fehl am Platz. Bestimmt bist du einer dieser "anonymen Stammuser" die such über die Verflachung des Forums aufregen, aber wenn dann mal jemand Content generiert (der dich wahrscheinlich nicht interessiert), schreist du auf.
B@n@n@ Co.
31.07.2009 - 19:28 Uhr
Der Troll Hans mal wieder
Hans
31.07.2009 - 19:32 Uhr
Ich flehe euch an! Bitte!
Obrac
31.07.2009 - 19:38 Uhr
@@Obrac: Ich bin interessiert an Informationen über Tom Waits und vor allem daran, was Tom Waits mal über Neil Young und dessen Frau, die übrigens eine bekannte Charakterdarstellerin war, gesagt hat. Bist du im Rolling Stone-Forum und kannst mir weiterhelfen?
Hans
31.07.2009 - 19:48 Uhr
Nein! Bande!
tzz
31.07.2009 - 22:12 Uhr
Wieder eine pflichtlektüre, für mich jedenfalls genau wie die von everett:)
@Obrac
01.08.2009 - 03:01 Uhr
Fühlst du dich als "anonymer Stammuser" ertappt?
Nur zur Info
01.08.2009 - 03:11 Uhr
Ja, tut er.
Obrac
01.08.2009 - 10:34 Uhr
Tief in euren Herzen findet ihr die Antwort.
Thomas Wolff im Gespräch mit Klaus Voormann
11.09.2009 - 17:06 Uhr
Hat Sie die Arbeit mit all den Musikgrößen eingschüchtert?
Klaus Voormann
11.09.2009 - 17:11 Uhr
Ja, natürlich hat mich das gehandicapt. Da spielst du mit einem John Lennon zusammen, mit einem McCartney, dann haste einen genialen Songwriter wie Tom Waits oder Bob Dylan vor dir und dann überlegst du natürlich: Soll ich nun auch noch selbst anfangen, Lieder zu schreiben? All meine guten Ideen habe ich nie aufgenommen. Leider Gottes. Ich bedauere das heute sehr.
Klaus Wolff
11.09.2009 - 17:12 Uhr
Warum gelten bestimmte Songs von McCartney, Eaits und Dylan als zeitlos?
Klaus Voormann
11.09.2009 - 17:17 Uhr
Waits - nicht Eaits! Ganz einfach, weil sie gut sind! Weil sie Substanz haben. Weil sie unser Gefühl, unseren Instinkt immer wieder ansprechen - etwas, was sich intellektuell gar nicht erklären lässt.

Hans
18.09.2009 - 20:29 Uhr
Barney Hoskyns:

(Angeblich!) Waits beste Songs: ein Countdown von 40 auf 1

40 Closing Time (Closing Time)
39 I Don´t Wanna Grow Up (Bone Machine)
38 Soldiers Things (Swordfishtrombones)
37 Whistle Down The Wind (Bone Machine)
36 Johnsburg Illinois (Swordfishtrombones)
35 Walking Spanish (Rain Dogs)
34 Saving All My Love For You (Heartattack And Vine)
33 Jitterbug Boy (Small Change)
32 I´m Still Here (Alice)
31 Blind Love (Rain Dogs)
30 Hold On (Rain Dogs)
29 $ 29.00 (Blue Valentine)
28 Mr. Henry (Bounced Check)
27 What´s He Building? (Mule Variations)
26 Blue Valentines (Blue Valentine)
25 Eggs And WSausage (Nighthawks At The Diner)
24 POn The Nickel (Heartattack And Vine)
23 Cemetery Polka (Rain Dogs)
22 16 Shells From A Thirty Ought Six (Swordfishtrombones)
21 I Beg Your Pardon (One Frome The Heart)
20 (Looking for) The Heart Of Saturday Night (The Heart Of Saturday Night)
19 Pony (Mule Variations)
18 Ruby´s Arms (Heartattack And Vine)
17 Shore Leave (Swordfishtrombones)
16 Christmas Card From A Hooker In Minneapolis (Blue Valentine)
15 Lowside Of The Road (Mule Variations)
14 What Keeps Mankind Alive? (Orphans)
13 Potter´s Field (Foreign Affairs)
12 Temptation (Franks Wild Years)
11 Muriel (Foreign Affairs)
10 Such A Scream (Bone Machine)
9 Hoist That Rag (Real Gone)
8 Burma Shave (Foreign Affairs)
5 Ol´55 (Closing Time)
4 Broken Bicycles (One Frome The Heart)
3 Goin´Out West (Bone Machine)
2 Take It With Me (Mule Variations)
1 Tom Trauberts Blues (Small Change)


Nun ja...


Information macht Spass
19.09.2009 - 21:41 Uhr
Barney Hoskyns 5 Lieblingsalben (von Tom Waits):

MULE VARIATIONS ("Meiner Meinung nach eine wirklich gute Platte, aber es waren zu viel Stücke.` (Bone Howe) Ich muss sagen, dass ich Howe in diesem Punkt zustimme und behaupte, wenn man nach Belieben drei der folgenden Stücke streichen würde - "Big In Japan", "Black Market Baby", "Eyeball Kid", "Chocolate Jesus", "Filipino Box Spring Hog" oder "Come On Up To The House" - wäre MULE VARIATIONS vermutlich das mit Abstand beste Album von Tom Waits aus der Nach-Asylum-Ära."


FOREIGN AFFAIRS ("FOREIGN AFFAIRS ist ein sträflich unterschätztes Album, das hauptsächlich unter dem guten Ruf seines Vogängers [SMALL CHANGE] zu leiden hat. Ich will mich auf noch dünneres Eis wagen: Auf FOREIGN AFFAIRS gibt es in Wirklichkeit mehr großartige Waits-Songs ("Muriel", "I Never Talk To Strangers", "A Sight For Sore Eyes", "Potter´s Field", "Burma Shave") als auf SMALL CHANGE.")


HEARTATTACK AND VINE ("Für mich ist HEARTATTACK AND VINE immer noch eine von Waits´größten Leistungen, eine umwerfende Mischung aus Bitter und Süß, Brutal und Tröstlich. Es kann locker mit jedem Album mithalten, da er in den folgenden 25 Jahren noch machen sollte.")

SWORDFISHTROMBONES ("Am Ende des Tages war das, was von SWORDFISH die Zeit überdauerte, die schiere Qualität der Songs, der Texte und Melodien. Ich glaube, Toms wichtigster Beitrag war, dass er große, große Songs hatte.")

BONE MACHINE ("...")


"The album I realized had been given unfairly short over the years is 1977´s Foreign Affairs, which I actually think stands up betterthan its far more revered predecessor Small Change. I also think HEARTATTACK AND VINE is a classic, at least as good as Swordfishtrombones. Of the later albums, I still think Mule Variations is easily the best." (Barney Hoskyns)






Information macht Spaß
19.09.2009 - 22:15 Uhr
Arne Willanders Lieblingsalben:

Swordfishtrombones * * * * *
Rain Dogs * * * * *
Bone Machine * * * * 1/2
Franks Wild Years * * * * 1/2
Mule Variations * * * * 1/2
Alice/Blood Money * * * * * (?)

Stereo ("500 große Popalben"):

Swordfishtrombones
Rain Dogs
Bone Machine
Mule Variations
The Heart Of Saturday Night

Patrick Humphreys (Tom-Waits-Biograph) Lieblingsalben:

Small Change
One From The Heart
Rain Dogs
Mule Variations
Franks Wild Years

Cath Carrolls (Tom-Waits-Biographin) Libelingsalben:

Small Change
Rain Dogs
Swordfishtrombones
Mule Variations
The Black Rider

Wolfgang Doebelings Lieblingsalben (von Tom Waits):

Rain Dogs
Swordfishtrombones
Closing Time
Franks Wild Years
Heartattack And Vine
Mule Variations

Nachtrag
19.09.2009 - 22:23 Uhr
Elvis Costellos Lieblingsalben:

Swordfishtrombones
Rain Dogs
Franks Wild Years
Bone Machine
Mule Variations
Real Gone
One From The Heart

Rlling Stone (US) "500 Greatest Albums":

Rain Dogs
Mule Variations
The Heart Of Saturday Night



Josh Hommes (Queens Of The Stone Age)Lieblingsalbum:

Bone Machine

Matt Bellamys (Muse) Lieblingsalbum:

Mule Variations
Barney Hoskyns
27.09.2009 - 12:42 Uhr
HEARTATTACK AND VINE (Song)

"Schon mit den verzerrten Akkorden, die das Stück eröffenen, war absolut klar, dass wir nicht mehr nach dem ´Heart Of Saturday Night´suchen. Hier gab es keine von Philip Marlowe inspirierte Film-Noir-Romantik mehr, keine freundlichen Damen der Nacht. In diesem Song hörten wir die Stimme eines Soziopathen, eines Tribtäters, der wettet, dass das kleine Mädchen aus Jersey noch Jungfrau ist - aber es ist ja auch erst kurz nach halb neun... Waits`Gesang verwandelte sich in ein bestialisches Knurren und Fauchen, wie es sonst nur Howlin´Wolf beherrschte - ein zersetzendes Jaulen, wie von einem Mann, der Brennpaste schlürft und Zigarreb aus dem 50-Cent-Shop raucht. Die Instrumentierung war purer South-Side-Minimalismus_ In dem rohen Gitarrensound verband sich Howlin´ Wolfs Mann an der Gitarre, Willie Johnson, mit einem durchgeknallten Keith Richards, die Basstöne hart und kurz, die Snare brutal scheppernd. Hier lungerte eine bizarre Mischung aus Wolfman und Beefheart in den Junkie-Seitenstraßen des Hollywoodschen Babylons herum. Für Waits gab es keinen Teufel, bloß "God on a bender" - einen Gott auf Sauftour. Eine nihilistischere Weltsicht kann man sich kaum vorstellen."


RUBYS ARMS (Heartattack And Vine)

"Um HEARTATTACK AND VINE zu Ende zu bringen - und damit im Prinzip auch sein acht Jahre langes Arbeitsverhältnis mit Asylum-Records -, entschied sich Waits für eine außerordentlich bewegende Ballade. Ob es so gedacht war oder nicht: ´Rubys Arms´war ein Song über das Loslassen und das Heilen von Wunden - und auf jeden Fall eine Geste der Anteilnahme für Rickie Lee Jones. Beginnend mit Jerry Yesters schwermütigen Bläsern - man stelle sich vor, wie die Grimethorpe Colliery Band ´The Night They Drove Old Dixie Down´spielt - verkörperte der Song nicht nur Waits´Abschiedsgruß an das Mädchen (Rickie Lee Jones), dessen Herz er gebrochen hatte, sondern auch an seine Rolle und seinen Lebensstil in dem gerade vergangenen Jahrzehnt. Wie der Protagonist in Jimmy Webbs ´By the Time I Get to Phoenix´und beinahe wie eine umgedrehte Version des Grünschnabels aus ´Ol´55´ stahl sich der Waits aus RUBYS ARMS im Morgengrauen davon. Er griff sich nur Jacke und Stiefel (und ´the scarff off of your clothesline´), bevor er für immer verschwand. ´You´ll find another soldier´, versprach er mit feierlicher Stimme. Die australische Band Frente!, die den Song 1995 coverte, nannte ihn den ´traurigsten Song, der jemals geschrieben wurde´."

Nachtrag
27.09.2009 - 12:51 Uhr
Barney Hoskyns Lieblingssongs

Top 10

1. Tom Traubert´s Blues (Small Change)
2. Take It With Me (Mule Variations)
3. Goin´Out West (Bone Machine)
4. Broken Bicycles (One From The Heart)
5. Heartattack And Vine (Heartattack and Vine)
6. Kentucky Avenue (Blue Valentine)
7. ol´55 (Closing Time)
8. Burma Shave (Foreign Affairs)
9. Hoist That Rag (Real Gone)
10. Such a Scream (Bone Machine)
neues Gesicht im Thread
27.09.2009 - 13:13 Uhr
Die australische Band Frente!, die den Song 1995 coverte, nannte ihn den ´traurigsten Song, der jemals geschrieben wurde´

da könnten sie recht haben.
Barney Hoskyns
27.09.2009 - 14:10 Uhr
"Als REAL GONE erschien merkte Tom Moon vom Harp-Magazin an, dass die Kritik an Waits´in den letzten zehn Jahren ständig die gleiche geblieben war: ´Er wiederholte zu offensichtlich ständig dieselben Tricks, und auch seine Chroniken der unerfüllten Liebe und seine möchtegern-romantischen Oden an die Vergänglichkeit waren allmählich abgestanden. Die spektakulären, fast schamanischen hinterhofdramen von RAIN DOGS und FRANK`S WILD YEARS haben ihre aufrüttelnde Qualität durch die ewigen Wiederholungen eingebüßt.´
Moons Einschätzung stimmt nicht ganz mit meiner überein. Ich vermute, dass man die schlechten Krtiken an Waits´ letzten Alben (ALICE/BLOOD MONEY; REAL GONE; ORPHANS) an zwei Händen abzählen kann. Wenn überhaupt, dann ist er in der Musikwelt ähnlich wie Bob Dylan eine heilige Kuh geworden. Warum und wie das genau geschehen konnte, kann man nur schwer erklären, aber es hat wohl damit zu tun, wie ehrfurchtgebietend - und natürlich immer noch lustig, faszinierend, liebenswert, etc. - er inzwischen wirkte. Mehr noch resultiert diese Wahrnehmung aus seiner starken Position in der Hierarchie zeitgenössischer Rockmusik, was sehr viel damit zu tun hat, dass er sich auch in Avantgardkreisen durchgestzt hat. Damit hat sich wohl auch Kathleen Brennan´s Wunsch erfüllt, ihren Ehemann von der Karikatur eines Jazz-Bohemien in einen einzigartigen Arthouse-Exzentriker zu verwandeln. Obwohl man andererseits auch vermuten könnte, dass Waits mit der Zeit einfach das eine Establishment aufgegeben hat, um sich dem nächsten in die Arme zu werfen. So schrieb Davis Smay in seiner exzellenten Studie über SWORDFISHTROMBONES, ´sein Status als vom NPR gesalbtes Nationalheiligtum droht, ihn mit kulturbeflissener Zustimmung regelrecht zu erdrücken.

Wie aktuell und einflussreich Tom Waits sich gefühlt haben muss, als Filmstar Scarlett Johansson sich entschloss, ein Album mit seinen Songs aufzunehmen, kann man nur erahnen. Nach Holly Coles nahezu in Vergessenheit geratener Hommage TEMPTATION enthielt Johanssons ANYWHERE I LAY MY HEAD Coverversionen von ´Green Grass´, ´Fannin´Street´und anderen Songs, die so wenig Ähnlichkeiten mit den Originalen aufwiesen, das sie beinahe nicht wiederzuerkennen waren.
Mal klang sie wie Nico aus VANITY FAIR, mal wie Kimya Dawson, die ehemalige Sängerin der Moldy Peaches. Letztlich ist ANYWHERE I LAY MY HEAD nur eines von unzähligen Tom-Waits-Tribute-Alben - wie etwa STEP RIGHT UP -, aber die mutig exzentrische Song-Auswahl ist zugleich eine fesselnde Hommage an einen einzigartigen amerikanischen Songwriter."
Barney Hoskyns
09.10.2009 - 21:07 Uhr
KENTUCKY AVENUE (Blue Valentine)

"Kentucky Avenue", jener große Song über Waits´Kindheit, ist sogar mit noch mehr sentimentaler Üppigkeit gesegnet. Zweifellos einer der unverhohlensten Ergüsse aller Zeiten, betrauert der Song den Verlust der Unschuld mit einem Einfühlungsvermögen, das nur sehr wenige Songwriter jemals erreichen. Hier handelt es sich nicht um die heile Welt der WALTONS: Der Text wimmelt nur so von Gewalt und Vandalismus, doch wenn der Song dann seinen Höhepunkt erreicht, ist die von Erinnerung getragene Liebe in Waits´Stimme kaum noch zu ertragen. "Es treibt mir immer noch die Tränen in die Augen", gestand Bones Howe. "Ich mit ihm um die Cellos gekämpft, und am Ende gab er nach. Es gibt eine andere Version, in der er sich ganz allein auf dem Piano begleitet, aber die hat einfach nicht dieselbe Kraft und Emotionalität."
Später beschlich Waits das Gefühl, in dem Song zu viel preisgegeben zu haben, die Maske zu weit gelüftet zu haben. Tatsächlich wurde er zunehmend empfindlicher, wenn ihm etwas zu süßlich erschien. "Als ich in der Stadt war, hatten sie Streicher und Backgroundsängerinnen und so hinzugefügt", erzählte er mir, "und ich dachte: ´Das gefällt mir nicht. Bringen wir es einfach hinter uns.`Bones kam aus dem Jazz und hatte viele solche Platten gemacht. Aber es war wie mit Glutamat: Irgendwann ist es zu viel des Guten."

1985 beschlich Waits augenscheinlich das Gefühl, er sei mit "Kentucky Avenue" zu weit gegangen und beschrieb es als "arg dramatisch und ein wenig aufgeblasen". Warum er das Bedürfnis hatte, dieses Meisterstück der - wie Geoffrey O´Brien es nannte - "lieblichen Schwermut" schlechtzureden, will sich mir nicht erschließen. Man möge mich sentimental nennen, aber ich kann den Song nicht bis zum Ende hören, ohne zu weinen.
Barney Hoskyns
10.10.2009 - 13:15 Uhr
SUCH A SCREAM (Bone Machine)

Such a Scream - eine Explosion sexueller WEnergie - erschien regelrecht als Erleichterung auf "Earth Died Screaming" und "dirt In The Ground". Ein Liebsgruß an Kathleen war "Scream" frenetisch und ekstatisch zugleich, mit Drums wie Maschinengewehrsalven (und das 16 Jahre vor Portisheads´ "Machine Gun"!) und einem klaffenden Saxofon. Eine Hymne an seine Gattin und Muse. Wie ein Brandbeschleuniger wirkte zudem Waits schleifende Rhythmusgitarre, die in der zweiten Strophe aufloderte - er klang dabei wie Keith Richards für Arme. "Scream" ist zweifellos einer der Höhepunkte von BONE MACHINE und bleibt bis heute das mitreißendeste Funk-Stück, das Waits je geschrieben hat.
Barney Hoskyns
10.10.2009 - 14:03 Uhr
TAKE IT WITH ME (Mule Variations)

In "Take It With Me" - dem wohl besten Stück auf MULE VARIATIONS, vielleicht auch dem schönsten Song, das Tom Waits und Kathleen Brennan jemals zusammen geschrieben haben - spielte Waits Klavier, begleitet von Greg Cohen am doppelbass. "Wir haben uns ein Hotelzimmer gemietet, das Klavier hineingestellt und den Song geschrieben", erzählte Waits. "Wir haben beide ein Faible für Elmer Bernstein. Es hat etwas von einem alten Tin-Pan-Alley-Lied."
"Take It with Me" ist ein klarer Ausdruck von Zärtlichkeit und Zufriedenheit, das Bekenntnis eines Mannes, der auch zwanzig Jahre nach der ersten Begegnung seine Frau noch immer anhimmelt. Darüber hinaus ist es von tiefer Spiritualität und wartet mit einem der berührendsten Reime in der Geschichte des amerikanischen Pop auf:

It´s got to be more than flesh and bone
All that you´ve loved is all that you own...
Barney Hoskyns
16.10.2009 - 10:59 Uhr
GOIN`OUT WEST (Bone Machine)

Das herausragendste Stück auf BONE MACHINE war "Goin´Out West", angelehnt an die dämonischen R&B-Stücke "Heartattack And Vine" und "16 Shells From A Thirty-Ought Six". Über dem womöglich besten Drumsound, der je kreiert wurde -, schufen Joe Gore und Larry Taylor einen infernalischen, an die Cramps erinnernden Lärm, der Bands wie Jon Spencer Blues Explosion völlig in den Schatten stellte. Waits wütete vor sich hin, gab sich als Möchtegernschauspieler auf dem Weg nach Kalifornien: Ein desillusionierter Ex-Häftling, der verkündete, dass er oben ohne gut aussehe und vorhabe, sich in Hannibal oder Rex umzubenennen. Der Song klang als habe man Elmore Leonards BE COOL auf drei verrückte Minuten reduziert: Der Schnappschuss eines dämlichen Schönlings aus den Everglades, dessen Kopf voller Kinoträume ist. Waits hatte jahrelang beobachtet, wie solche Tölpel in L.A. einfielen. "Ich dachte, jetzt machen wir mal einen Rocksong", berichtete Waits: "Wir hauen einfach drauflos und schreien." Brennan jedoch meinte, es solle etwas spezifischer sein und von Leuten handeln, die mit "einer Telefonnummer, die ihnen irgendjemand zugesteckt hat, etwa ein Hellseher, der mal mit Ann-Margret gearbeitet hat", nach Kalifornien pilgerten. Der im Los Angeles County geborene Waits wusste, mit was für einem "golden leuchtenden Ideal" die Menschen von außerhalb kamen und "dachten, alles wird gut, wenn man hierherkommt, ganz gleich, was für verkorkste Vorstellungen man von Orangenbäumen, Bikinis, Sonnenbrillen hat."
Barney Hoskyns
16.10.2009 - 11:19 Uhr
OL´55 (Closing Time)

Waits´erster großer Song, "Ol´55", entstand wohl eher im Verlauf des ersten Liebesrausches als an seinem Ende. Der Song, ein grummeliger, countryesker Lobgesang auf seinen kaputten alten Buick, zeichnet ein lebhaftes Bild des jungen Mannes, der sich im Morgengrauen widerstrebend aus dem Bett seiner Freundin erhebt, um auf dem Freeway nach Hause zu fahren. Er verzehrt sich nach seinem Mädchen, und andere Autofahrer versuchen, ihn mit der Lichthupe von der Überholspur zu drängen, aber er fühlt sich "so holy" und "so alive" angesichts der verblassenden Sterne und der am Horizont aufgehenden Sonne. Der Historiker Simon Schama sollte den Song später als "das allerschönste Liebeslied, seit Gershwin und Cole Porter ihre Pianodeckel zuklappten", beschreiben.

Als es darum ging, "ol´55" aufzunehmen, war Seiter (Schlagzeuger) von dem Song derart gepackt, dass er nicht anders konnte, als den Refrain mitzusingen. Im Wissen um Yesters kräftigen Tenor, der ihn von Rosebud noch in bester Erinnerung war, wartete Seiter mit einem perfekten Harmoniegesang auf, der langsam einsetzte, kurz bevor der Refrain begann.
Das Erste, was man auf CLOSING TIME hört, ist Waits´Einzähler zu "ol´55", gefolgt von den sanften "slip note"-Akkorden des Pianos. Irgendwie war seine junge Stimme zwar nicht besonders auffällig, aber sie unterschied sich bedeutend von James Taylor, Jackson Browne und Glenn Frey. Sie schien reifer zu sein und über mehr Lebenserfahrung zu verfügen. Das Ergebnis ist ein aufrichtiger, von Herzen kommender, bezaubernder Song voller jugendlicher Magie.

Aus: Barney Hoskyns "Ein Leben am Straßenrand"
Barmney Hoskyns
16.10.2009 - 12:34 Uhr
HOIST THAT RAG (Real Gone)

"Hoist That Rag", das wohl furchterregendste Stück auf REAL GONE, beginnt mit einem schlingernden afrokubanischen Groove, als ob ein Ungeheuer in einen Tanzschuppen in Havanna eingedrungen wäre und die Bühne in Beschlag genommen hätte. Ribot, der sich mit seiner gelegentlichen Combo Los Cubanos Postizos ebenfalls der kubanischen Musik widmete, krümmt und windet sich an seinem Instrument, während Waits kampfeslustig kläfft wie ein durchgeknallter Donald Rumsfeld. "Hoist" besteht zwar nur aus Gitarre, Bass und Percussion, doch allein die brachiale Gewalt des Refrains wirkt wie eine Hasstirade. Es ist ein Sturm der Entrüstung, ein großartiger Angriff auf Amerikas Sternenbanner-Imperialismus. Wie sagte doch Robert Christgau: "Ich traue es Waits durchaus zu, dass er in Anbetracht seines lebenslangen Engagements für die Unterschicht - trotz seiner herkunft als bourgeoiser Lehrersohn - wirklich etwas Politisches auf die Beine stellt, besonders angesichts einer Situation, die ihn mit Sicherheit entsetzt."

HAMMERSMITH APOLLO, 23. November 2004

"Hoist That rag", ein donnernder Wutschrei gegen Rumsfeld, war der perfekte Opener, denn er packte einen direkt am Schlafittchen. Auch wenn im Set die Songs der letzten fünf Jahre bei weitem in der Überzahl waren und es extrem wenig altes Material enthielt, so waren doch gerade die neueren Songs umso aufregender. Sie Tour 2004 war ein Triumphzug. Die Konzerte wurden allesamt umjubelt und etliche Musikgrößen und sonstige Prominente - THOM YORKE, JOHNNY DEPP, JERRY HALL, TIM BURTON, FATBOY SLIM - hatten alles darangesetzt, um die Hammersmith-Show zu sehen.
Waits war inzwischen so etwas wie der weltweit führende Botschafter des Alternative-Rock, ein Held mit dem Status eines Paten für Musiker wie THOM YORKE und P.J. HARVEY. Fans und Bewunderer zollten ihm Tribut durch jährliche Zusammenkünfte und Symposien wie "Waitstock" in Poughkeepsie, New York, die "Straydog Party" in Dänemark und dem Festival "Waiting for Waits" auf Mallorca. Kabarettisten bauten ihr Programm um sein Repertoire herum, etwa Robert Berdahl mit WARM BEER, COLD WOMEN und Stewart D´Arietta mit BELLY OF A DRUNKEN PIANO. Unzählige Künstler coverten seine Songs: Norah Jones´Version von "Long Way Home" - ein Song, den Waits und Brennan für Arliss Howards Film BIG BAD LOVE (2002) geschrieben und aufgenommen hatten - füllte, ähnlich wie Rod Stewarts Cover, den Geldbeutel der Familie Waits.


Weitere Künster, die Tom-Waits-Songs gecovert haben: u.a. Johnny Cash, Bruce Springsteen, Elvis Costello, The Eagles, The Ramones, Lee Hazlewood, Meat Loaf, James Taylor, Queens Of The Stone Age, Marianne Faithful, Robert Plant/Alison Krauss, Lucinda Williams, Tim Buckley, Bat For Lashes, Eels, Pearl Jam, Moneybrother, Wilie Nelson, Scarlett Johansson, Tindersticks, Violent Femmes, Wedding Present, Neko Case, etc.
Barney Hoskyns
23.10.2009 - 17:11 Uhr
BURMA SHAVE (Foreign Affairs)

Der beste Song von FOREIGN AFFAIRS folgt auf der zweiten Seite der Langspielplatte nach "Potters Field". Das sechseinhalb Minuten lange "Burma Shave" erzählt eine von Waits´herausragendsten Fluchtgeschichten. Inspiriert von Nicholas Rays tragisch-romantischem Klassiker THEY LIVE BY NIGHT (dt. Im Schatten der Nacht), basiert der Text auf dem unsterblichen amerikanischen Traum, dass hinter dem Horizont immer noch ein besserer Ort auf einen warte. Direkt nach "Potters Field" kam also eine weitere Verbeugung vor dem Film Noir, aber diesmal führt uns Waits an den Arsch der Welt, ergreift gemeinsam mit uns die Flucht aus dem Provinznest Marysville, jenem "wide spot on the road". Waits dachte an seine Cousine Corinne und ihre Sehnsucht, der kalifornischen Stadt gleichen Namens denn Rücken zu kehren, als er sich ein Mädchen vorstellte, das beim Trampen von einem halbstarken Farley-Granger-Lookalike mit Cowboyhut mitgenommen wird. Ihr Ziel heißt Burma Shave. Waits´ imaginäre Stadt - der erste einer Reihe solcher Orte, die er sich noch ausdenken sollte - war nach einer Rasiercreme benannt, an deren Werbeplakate er sich aus seiner Kindheit erinnerte. Als Textform wählte Waits das Gespräch dieses Möchtegern-Bonnie-und-Clyde-Duos, dessen Schicksal es sein soll, sich im Wagen des Jungen zu Tode zu fahren. Er hält nur kurz, um zu tanken - und schon verstößt sie gegen die Bewährungsauflagen. Er bittet sie, den Radiosender zu wechseln - und sie stachelt ihn an, einen anderen Wagen zu überholen. "Ich habe Burma Shave als Traumbild verwendet, als mythische Gemeinde, als einen Ort, den zwei Menschen erreichen wollen", erklärt Waits. "Aber sie kommen dort niemals an."
Einer der faszinierenden Aspekte von "Burma Shave" ist Waits´Stimme: das brummige Traubert-Knurren weicht hier etwas Luftigerem, Gehauchtem. "Ich habe versucht, zu singen statt einfach nur zu knurren und zu grummeln, denn seit ich von der Tour zurück bin, habe ich nichts anderes mehr hingekriegt", sagt er. Mit seiner minimalen Instrumentierung - das Mini-Epos wird bloß von Waits´ Piano und einem kurzen Trompetensolo begleitet - ist "Burma Shave" bis heute eine von Waits´eindringlichsten Aufnahmen, ein Gänsehaut verursachender Song voll zeitloser Spannung.
Barney Hoskyns
07.11.2009 - 23:02 Uhr
BROKEN BICYCLES (One From The Heart)

Die Waits-Solonummer "Broken Bicycles" erzählt im Prinzip dieselbe Geschichte (wie "Old Boyfriends") auf eine andere Art - ein ergreifender Song über alte, kaputte, abgelegte Dinge, der diese explizit mit dem Schicksal von Waisen in Verbindung bringt, einem Thema, das in Waits´späterer Arbeit noch häufig auftauchen sollte. Man hat das Gefühl, dass er echtes Mitgefühl mit diesen leblosen Objekten empfindet, die einmal etwas bedeutet haben und die nun niemand mehr will. Hier croonte er fast schon, phrasierte die Textzeilen wie ein eleganter Flaneur. Die tröpfelnde Pianomelodie dieses Songs, gespielt von Pete Jolly, ist vielleicht die lieblichste Harmonie, die Waits jemals geschrieben hat.

I BEG YOUR PARDON (One From The Heart)

"I Beg Your Pardon" - abermals Waits solo - ist eine weitere exquisite Ballade. "Ich hörte viel Duke Ellington, als ich diesen Song schrieb", erzählte er mir. "Er enthält sogar ein Zitat aus ´Sophisticated Lady´." In diesem Stück, garniert mit der Herb-Alpert-Trompete von Jack Sheldon, wagt Waits eine tiefere Stimmlage als je zuvor, um gleich darauf in eine hohe Kopfstimme zu wechseln. Hier begegnet uns einer seiner großen Songs zum Thema Reue, in einer Liga mit "Marie" (Randy Newman) und "Saving All My Love For You": Ein Paar spielt Monopoly, und er gibt ihr die Schlossallee und die Parkstraße und all seine Hotels, um sich für einen Streit zu entschuldigen.


Es ist kein Wunder, dass Waits´Musik zu ONE FROM THE HEART den Film selbst um Längen überlebte. Das Soundtrackalbum, das 1982 erschien - lange nach dem schmählichen Ende des Films - sollte zu Waits´ besten Aufnahmen gehören, eine Big-Budget-Version all seiner frühen musikalischen Themen und Szenen: die Broadway-Variante von "The Heart Of Saturday Night", könnte man es nennen. Außerdem war dieses Album eine grandiose Verbeugung vor der Ära der Torchsongs, eine persönliche Hommage an die großen Komponisten, Sänger und Arrangeure der Vierziger und Fünfziger.
Barney Hoskyns
22.12.2009 - 01:12 Uhr
GREEN GRASS

"Real Gone" war natürlich auch eine Anspielung auf Tod und verlust - sowohl was Menschen als auch bestimmte Orte betraf. Offensichtlich war die Präsenz des Todes besonders bei Songs wie "Don´t Go into that Barn", "How It´s Gonna End", "Dead And Lovely" und "Green Grass". Waits hatte zuvor seinen guten Freund Teddy edwards verloren, außerdem den Bassisten von "Alice/Blood Money", Matthew Sperry, der im Alter von 34 Jahren in Oakland beim Radfahren von einem Auto überfahren worden war. "Es ist doch ganz gleich, was man macht, Sterblichkeit ist immer ein Thema", meinte er. "Wie könnte man das auch vermeiden? Wir sind doch bereits vom Verfall bedroht. Wir sind der Tod auf Raten. Das ist kein Thema, das ich verfolge - es verfolgt mich.
Wie in "No One Knows I´m Gone"* aus "Alice" zeichnet auch "Green Grass" das Bild von einem bewusst wahrgenommenen Tod: Im Bariton flüstert der vermeintlich Tote an der Grabstätte den Trauernden etwas zu. Abgesehen von dem ohnehin pastoralen Flair gleicht die Stimmung dieses Songs jener in der herzzereißenden Nummer "Keep Me in Your Heart" des verstorbenen Warren Zevon.


* "No One Knows I´m Gone" klingt wie der Gesang eines bereits bestatteten Leichnams. Das Stück entspricht Waits´Vorstellung davon, wie Alice sich fühlte, als sie in dem Kaninchenloch verschwand.
Barney Hoskyns
22.12.2009 - 01:47 Uhr
THE OCEAN DOESN`T WANT ME (Bone Machine)

Mit "The Ocean Doesn´t want Me" präsentierte uns Waits eine weitere Stimme, die eindeutig von Ken Nordine beeinflusst war. Die kurze Anmerkung zu einem gescheiterten Selbstmord war skurril und unheimlich zugleich: Spoken-Word-Poesie im Gewand einer seltsamen Metaphysik, der zufolge allein der Wunsch zu sterben für einen Selbstmord nicht ausreiche. Es hieß, die Natur müsse bereit sein, einen zu empfangen. Waits begleitete sich selbst an Chamberlin und Percussion und sang über "strangels" und "braingels", also Meerestiere, die einem beim Ertrinken assistieren würden. Das erste der beiden Wörter war eine Neuschöpfung seiner Tochter Kellesimone: eine Mischung aus "strange" und "angels".

DIRT IN THE GROUND

...kaum zu glauben, aber dieses Klagelied war durch eine Zeile inspiriert, mit der Teddy Edwards Frauen anzubaggern pflegte. "Teddy sagte es zu den Frauen in den Hotellobbys", erinnerte sich Waits. "Er sagte immer: ´Hör zu, wir werden alle einmal zu Dreck - dirt in the ground.´Also dachte ich mir schon länger, dass es ein guter Songtitel wäre." Wie die meisten westlichen Männer in ihren Vierzigern wurde sich waits zunehmend seiner eigenen Sterblichkeit bewusst - dessen, was der Tod wirklich bedeutet, wenn man in der Mitte seiner Lebensspanne angekommen ist. Obwohl er abstritt, dass das Thema morbide sei, schien der Hauptantrieb dafür, dass er darüber schrieb, darin zu bestehen, den Tod zu entwaffnen. Er wollte die Angst vor dem Ende besiegen, indem er ihm ins Auge blickte. Für "Dirt" spielte Waits am Piano, Taylor am Bass und Ralph Carney war eigentlich darauf beschränkt, durch Bassklarinette, Alt- und Tenorsaxofon auszuatmen. Der Gesang bestand aus einem brüchigen Falsett, das waits als seine "Prince-Stimme" bezeichnete, und den er nach eigenem Vernehmen nur "ein zwei Mal schaffte, dann war sie weg".

Das auf dem neuen Livealbum "Glitter And Doom-Live" zu hörende "Dirt In The Ground" ist so düster, wie ich es noch nie gehört habe. In seiner Feierlichkeit eines Begrabnis würdig.
Barney Hoskyns
23.12.2009 - 23:20 Uhr
WHISTLE DOWN THE WIND (Bone Machine)

Tom Jans war ein Singer-Songwriter aus Kalifornien, ein melancholischer Folksänger, dessen Countryfolk-Ballade "Lovin´ Arms" von Dutzenden von Musikern gecovert wurde - von Dobie Gray über Millie Jackson bis hin zu Elvis Presley. Die tragischen Umstände seines Todes im Jahre 1984 veranlassten waits, ihm auf BONE MACHINE den Song "Whistle Down The Wind" zu widmen. "Er stammte von der Central Coast in Kalifornien, hatte so eine Steinbeck´sche Kleinstadt-Kindheit", sagte Waits. "Den Song hatte ich über einen anderen Freund geschrieben, aber es ist eine Nummer, wie sie auch zu Tom gepasst hätte." Von der Stimmung her ähnelt es "A Little Rain": Auch dieses Stück ist geprägt von einem simplen Klavier und einer diskreten Pedal-Steel-Gitarre, in diesem Fall ergänzt um David Hidalgos Fidel und Akkordeon. Es bleibt bis heute eine der zärtlichsten Balladen von Waits - das traurige Lied über einen Mann, der keinerlei Hoffnung mehr hat. Der Text ist hervorragend, voller poetischer Details und von anrührender Reue geprägt.


Der Papst
06.02.2010 - 10:35 Uhr
Wer ist Tom Waits? Ist er der Hobo-Poet und versoffene Bohemien der 70er Jahre, der waidwund und zu Geigengeflirre seine hochpoetischen Liebeslieder über die gebrochenen Gestalten der Großstadtnächte singt singt? Ist er der Großkünstler der späten 80er und 90er Jahre, der wie ein durchgeknallter Zirkusdirektor eine musikalische und theatralische Freak-Show zum Besten gibt und sich - zusammen mit Robert wilson - gar am Freischütz versucht in seiner höchst erfolgreichen "Black Rider"-Adaption? Oder ist er der "größte Komponist (Songwriter) des 21. Jahrhunderts", wie "The Magnetic Fields"-Frontmann Stephin Merritt urteilt? Gar "der größte Entertainer auf dem Planeten Erde" (The Guardian)?


Tom Waits ist ein Rätsel. Und er strickt selbst mit, führt dabei die große Nadel . Dieser Künstler legt allen wert darauf, sich nicht erwischen zu lassen. Aber das dauernde Versteckspiel des Herrn Waits - und wir haben gesehen, wie er, wenn man ihn halten will, wegläuft, wie er sich, wo man ihn verjagt, ständig neue Rückzuglinien aufgebaut hat - kann nicht verbergen, dass er immer dort, wo er mit Ernst und Gewicht spricht, wo er Tradition und große Begriffe einsetzt, religiöse Gegenstände im Auge hat. Ich kann das nicht anders deuten als so: Waits rät all denen, die bereit sind, sich angesichts dieses Tohuwabohu von ästhetischen Tricks und musikalischen Querverweisen überhaupt noch Gedanken zu machen, sich religiöse Gedanken zu machen. Also Gedanken dieser Art: Gott hat sich entfernt ("God´s Away on Business"); Gott ist tot, oder schlimmer, Gott ist besoffen (halbtot). Derlei Plattheiten sind ja in der modernen Theologie längst geläufig....
DanielVep
29.09.2014 - 07:10 Uhr
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