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Hass auf Intellektuelle im Netz?

User Beitrag
Raventhird
22.05.2009 - 22:07 Uhr
Hass auf Intellektuelle im Netz - die ZEIT

Sehr lesenswerter, wenn auch recht polemischer Artikel, der aber eines richtig erkennt: Im Web sind die Meinungsführer leider gleichzeitig auch diejenigen, die am meisten um die Aufmerksamkeit ihrer Leser buhlen und alles am mundgerechtesten vereinfachen, während es offline so ist, dass der Mainstream-Mist nach und nach aussortiert wird (ja, durch die bösen, bösen Intellektuellen, die den sperrigen Kram für euch vor-lesen) und die guten Sachen so am Ende übrig blieben.
Grundschüler
22.05.2009 - 22:17 Uhr
Raventhird. Mir fällt kein Grund ein dich zu hassen.
logan
22.05.2009 - 22:19 Uhr
Offline vorselektiert wird doch nicht durch Intellektuelle, sondern durch Marketingleute. Der Printsektor ist in der Hinsicht in den letzten Jahren ziemlich auf den Hund gekommen, und die Online-Angebote von Spiegel & Co. sind um keinen Deut besser. Intellektuelle Texte finde ich jedenfalls eher im Netz als im Mainstreamjournalismus. Die, die am lautensten gegen das Netz wettern, sind in den seltensten Fällen Intellektuelle, sondern Schreiberlinge, die sich bislang auf dem Ruf der (vermeintlich) höheren Qualität eines institutionalisierten Journalismus ausruhen konnten, und nun (mangels Intellekt!) fürchten, die Konkurrenz aus dem Netz könnte sie ihre unverdienten Pfründe kosten. Wer Qualitätsjournalismus heutzutage noch zuvorderst bei den traditionellen Presseinstitutionen sucht, verkennt m. E. die Entwicklung. Natürlich ist es aufwendiger, sich zu jedem Thema die passenden Experten selbst suchen zu müssen. Aber wenn in den Redaktionen der Zeitschriftenverlage immer mehr Mittelmaß herrscht und externe Experten in Interviews (mangels journalistischer Kompetenz oder mangels journalistischem Ethos - ich weiß es nicht) in der Regel ohne kritische Nachfragen ihre persönliche Meinung mehr oder weniger unbelegt verbreiten können, dann lese ich lieber gleich extern. Gibt es heute in den Massenmedien überhaupt noch so etwas wie gut ausgebildete Ressort-Redakteure mit entsprechendem Spezialwissen, oder schreiben solche Leute inzwischen lieber gleich ausschließlich für Fachzeitschriften und ihre eigenen Blogs, wo sie keine Rücksicht auf das im Sinne ihrer Anzeigenkunden zu pflegende Weltbild mehr nehmen müssen?
Raventhird
22.05.2009 - 22:33 Uhr
Offline vorselektiert wird doch nicht durch Intellektuelle, sondern durch Marketingleute.

Es geht ja auch nicht um Vorselektion, sondern Nachlese. Aber das, was wohl wirklich interessant im Netz wäre, gerät gar nicht erst auf den Radar und wird am Ende einfach gelöscht, ohne dass wir in zehn, zwanzig, hundert Jahren feststellen können, dass das eigentlich ne große Nummer war, wie es zigtausendfach mit Künstlern, Musikern, Autoren passiert ist, die zu Lebzeiten keinen Erfolg hatten.

Der Printsektor ist in der Hinsicht in den letzten Jahren ziemlich auf den Hund gekommen, und die Online-Angebote von Spiegel & Co. sind um keinen Deut besser.

Ja, richtig. Und warum? Die reagieren doch nur auf die Entwicklung. Eine Gegenkultur müsste her, aber solange alles werbefinanziert und quotenabhängig ist: No Chance. Würde SpOn eben intellektueller werden: Der Hass/Ablehnung der Netznutzer wäre dem Blatt sicher. Darum geht es ja.

Aber wenn in den Redaktionen der Zeitschriftenverlage immer mehr Mittelmaß herrscht und externe Experten in Interviews (mangels journalistischer Kompetenz oder mangels journalistischem Ethos - ich weiß es nicht) in der Regel ohne kritische Nachfragen ihre persönliche Meinung mehr oder weniger unbelegt verbreiten können, dann lese ich lieber gleich extern.

Wenn Mittelmaß herrscht, wo keines herrschen sollte, dann greife ich lieber direkt zu Mittelmaß? Das ist doch pure Resignation. Ich finde Blogger zum Teil schlimmer als Experten. Blogs sind unterhaltsam, lustig, amüsant, aber richtig was dabei rum kommt so gut wie nie. Zumindest nicht, was richtig kritische, politische Analysen oder richtige Kulturkritik angeht. Da herrscht nur "Ich find das geil/scheiße"-fünf-Sekunden-gedacht-Mentalität.

(An dieser Stelle: Danke, Plattentests.de für Deine Reviews, die noch eine der Ausnahmen bilden. So eine Seite bräuchte man halt für alle Kulturbereiche und Politik dazu).

Gibt es heute in den Massenmedien überhaupt noch so etwas wie gut ausgebildete Ressort-Redakteure mit entsprechendem Spezialwissen, oder schreiben solche Leute inzwischen lieber gleich ausschließlich für Fachzeitschriften und ihre eigenen Blogs, wo sie keine Rücksicht auf das im Sinne ihrer Anzeigenkunden zu pflegende Weltbild mehr nehmen müssen?

Kommt auf deine Def. von Massenmedien an. Die Zeit ist so ein Blatt, die FAZ auch.
Raventrottel
22.05.2009 - 22:47 Uhr
das ist mir zu intelligent. verbrennt ihn!
Plattentests User
22.05.2009 - 22:53 Uhr
Hass auf Intellektuelle im Netz?

Na endlich haben wir doch einen Grund uns in diesem Forum alle gegenseitig lieb zu haben!
Plattentests Kenner
22.05.2009 - 22:58 Uhr
So untüchtig er scheint – er wird nicht aussterben. Der Intellektuelle wird untertauchen wie der Taucher in die Tiefe, er wird Internetrandzonen bewohnen, Foren, die nur von seinesgleichen aufgesucht werden

Ja, das ist unbestreitbar hier.
Grunzday
22.05.2009 - 23:07 Uhr
er wird Internetrandzonen bewohnen, Foren, die nur von seinesgleichen aufgesucht werden

Seinesgleichen? Wer soll das sein? Allesamt Menschen die sich selbst nicht reflektieren können? Gibt es tatsächlich Menschen die davon überzeugt sind sehr viel zu wissen?
Raventhird
22.05.2009 - 23:11 Uhr
@Grunzday: lol. Es geht doch nicht um "Wissen". Sondern um, ja ich weiß, Reizwörter für diejenigen, die dafür sind, dass Kultur auch von der Masse diktiert wird, aber trotzdem DSDS und Co. schlecht finden, "Feingeist" und "Geschmack". Wissen kannst Du bei Wikipedia abrufen. Aber das Wissen in eine kritische, reflektierte Betrachtung in Schrift- oder Sonstwasform umsetzen, da hilft leider kein Internetlexikon.
logan
22.05.2009 - 23:36 Uhr
Unbegründete (übrigens auch im Artikel unbegründete, und - wie ich meine - auch unsinnige) Behauptung:

"Würde SpOn eben intellektueller werden: Der Hass/Ablehnung der Netznutzer wäre dem Blatt sicher."

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Ich verstehe nicht, wovon Du da redest:

"Wenn Mittelmaß herrscht, wo keines herrschen sollte, dann greife ich lieber direkt zu Mittelmaß? Das ist doch pure Resignation. Ich finde Blogger zum Teil schlimmer als Experten."

Wenn bei SpOn Mittelmaß und Intelligenzmangel herrscht, dann greife ich zum Blog VON Experten. Das hat nichts mit Resignation zu tun, sondern vom Suchen nach Alternativen. "Ich find das geil/scheiße"-fünf-Sekunden-gedacht-Mentalität finde ich gerade auch bei SpOn zuhauf.

Intellektuelle im Wortsinne, also Leute, die zwischen den Zeilen zu lesen verstehen und willens sind, finden sich in der Tat zunehmend in den Internetrandzonen und seltener in den Publikationen traditioneller Verlagshäuser. Insofern werden im Zeitartikel ganz nette Beobachtungen angestellt. Aber die dort gemachten Ursachenvermutungen und Schlussfolgerungen führen m.E. in die Irre.

Nicht "die Blogosphäre" ist schuld, wenn die Traditionsmedien ein redaktionsinternes dumbing down betreiben. Und vielleicht ist deren Mittelmaß ja auch der Grund, warum manche Intellektuelle lieber gleich Blogs schreiben, statt sich dem Diktat von "werbefinanziert und quotenabhängig" zu beugen? ;-)

---

Zeit und Faz kann man noch lesen, ja, aber das Maß aller Dinge ist das auch nicht.

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Es kann nicht schaden, wenn die Etablierten auch aus dem Abseits etwas unter Druck geraten. Nur leider haben sie die Zeichen der Zeit (Qualitätsdruck seitens Experten-Blogs) noch nicht erkannt, sondern orientieren sich an der Masse der "Ich-war-heute-Einkaufen-und-das-war-voll-Scheiße-ey!"-Blogs (was marktstrategisch unklug ist, weil sie damit ihre traditionelle Zielgruppe verprellen).

Die haben wohl noch nicht begriffen, dass sie zu ihren ehemaligen Stärken (eben gut bezahlte EXPERTEN in den Redaktionen, statt billig verpflichtete Praktikanten mit vielleicht zwar irgendeinem Studienabschluss aber ohne tatsächliche Ahnung von irgendwas) zurückkehren bzw. sie weiter ausbauen müssten, statt sensationalistischen Boulevardscheißdreck zu produzieren, bei dem sie natürlich nicht mit kostenlosen Bloggern mit zuviel Zeit mithalten können.

Dass man damit die letzten Stammleser vergrault, scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, oder wird aus Arroganz bzw. gekränktem (bröckelndem) Standesdünkel bzw. wachsender Zukunftsangst einfach nicht mehr gesehen; statt nüchtern die eigene Lage zu analysieren wird schön ein Sündenbock gesucht: FEINDBILD NETZ überlagert alles, denn schuld sind natürlich immer die anderen.

Das erinnert mich schwer an's ZDF, das sich jahrelang um Quote zu machen vergeblich an RTL II orientiert und dafür die ehemaligen Kernkompetenzen der öffentlich-rechtlichen Anstalten (eben Qualitätsfernsehen) sträflich vernachlässigt hat. Da hieß es auch: "Der Zuschauer will das."

Fragt sich nur: WELCHER Zuschauer?
Und ob man den wirklich von RTL II wegködern kann, oder ob man nicht vielleicht den Stammzuschauer halten sollte...

---

Zugespitzt:

Wenn SpOn/Zeit/Faz/... sich langsam aber sicher richtung Bild.de entwickeln, im Irrglauben, so eine "netzgeschädigt" dümmer werdende Leserschaft befriedigen zu "müssen", so ist das arrogant und doof; denn die Bild.de-Klientel wird eh kaum ihre Seiten ansteuern, und die Leser mit gehobenen Ansprüchen werden damit vergrault. Unter anderem in die Blogs, die eben nicht so mies sind, wie sie bei Sp0n/Zeit/Faz/... aus Frust mal gerne geredet werden. Denn kein Blogleser lässt sich auf Dauer gerne wieder und wieder als Dumm und für die Misere der Etablierten verantwortlich beschimpfen, während diese ihr eigenes Niveau weiter in den Keller fahren.
Grunzday
23.05.2009 - 00:05 Uhr
Wissen kannst Du bei Wikipedia abrufen. Aber das Wissen in eine kritische, reflektierte Betrachtung in Schrift- oder Sonstwasform umsetzen

...benötigt noch mehr Fakten- und Hintergrundwissen? Perspektivisches Denken und die Fähigkeit zu recherchieren? Ja irgendwie schon. Und irgendwie schon helfen Internetlexikas da gerne weiter, zumindest beim ersterem und zweiterem (Nicht Wikipedia). Wenn du der Leserschaft kritisch betrachtend ein Thema nahbringen willst, brauchst du doch Fakten und dafür musst du dich auf weitere Quellen beziehen können. Da führt kein Weg an Sekundärliteratur vorbei. Was ich damit sagen will, Intellektuelles Schaffen ist keine Tugend und keine Begabung die von innen kommt und bei Manchen vorhanden ist und bei Anderen wiederrum nicht. Die Fähigkeit vernunftsorientiert, reflektierend und kritisch zu denken macht den (und zwar jeden) Menschen doch aus.
Was macht die Intellektuellen dann bitte so besonders, dass sie in abgesonderten geschützten Räumen einander aufsuchen möchten?
Vielleicht die Unfähigkeit gelassen andere Denkweisen zu akzeptieren? Der Drang sich für seine eigenen Ansichten todzuargumentieren und falls das nicht klappt sich andere Diskussionspartner zu suchen die mehr die eigene Meinung vertretten als Andere? Für solche Menschen muss es ja irgendwo einen Mittel- bzw. Ausweg geben. Der sollte jedoch kein Schattendasein fristen als homogene Randzone in den Tiefen des Internets. Das führt doch zu nichts ;-)
Dojen der Intellektualität
23.05.2009 - 01:10 Uhr
Der Artikel liest sich wie ein Nachruf. Und genau wie ein Nachruf, stellt er auch einzig und allein die positiven Seiten der Intellektualität (eines der Symptome der Betroffenen ist, dass sie zwanghaft alles und jeden substantivieren müssen) hervor.
Dagegen ist vor Allem folgendes einzuwenden: der Autor übersieht, dass es heutzutage schlichtweg notwendig ist, Informationen auf den Punkt zu bringen. Heute nimmt der Mensch an einem einzigen Tag so viele Informationen auf, wie noch im 17. Jahrhundert in in einem ganzen Leben verarbeitet wurden. Schon aufgrund dieser Fülle an Informationen besteht gar nicht mehr die Zeit, sich jede Meldung in Form eines ausurfernden Artikels einzuverleiben. Womöglich soll man auch noch mehrere Quellen konsultieren, um ja nicht zu einseitig informiert zu werden. Wenn man dann die Meldung über einen Raketeneinschlag im Südlibanon fünfach überprüft, das Feuilleton um Rat gefragt und die Meinung Intellekueller eingeholt hat, kann man sich dann kurz vor dem Zubettgehen vielleicht auch noch dem Wetter widmen.
Die Alternative wäre, sich nur über bestimmte Dinge umfassend in Kenntnis zu setzen. So würde die Informationsaufnahme zwar mehr in die Tiefe, aber zu Lasten der Breite gehen. Die Folge wäre es, bei jedem Smalltalk im Abseits zu stehen und sich nur noch in Fachsimpelein mit Gleichgesinnten zu ergehen. Die Konventionen der Moderne verlangen nun mal ein gewisses Maß an Anpassung - auch und gerade im Bezug auf Informationen.
Zudem ist es eine dreiste Anmaßung des Verfassers, einfach dargebotene Informationen mit Verblödung gleichzusetzen. Das (gebildete) Individuum ist durchaus in der Lage Spreu vom Weizen zu trennen und bestimmte Informationen kritisch zu hinterfragen.
Alles in Allem mal wieder ein polemischer Abgesang auf das Abendland, motiviert durch das Aussterben der eigenen Rasse. Wer sich in die Ecke gedrängt fühl, reagiert eben so.
Dojen der Intellektualität
23.05.2009 - 01:13 Uhr
"vernunftsorientiert denken"

Man soll also so denken, dass dadurch Vernunft entsteht? Ist Denken nicht schon an sich ein Prozess, der Vernunft voraussetzt? Wie auch immer - komischer Begriff...
doho:
23.05.2009 - 03:11 Uhr
er meint damit natürlich das neue Gutdenk, du solltest es mal ausprobieren.
Dojen der Intellektualität
23.05.2009 - 09:20 Uhr
Probieren. Probieren - was ist das überhaupt? Ist es nicht gleichermaßen ein sozialisierender Vorgang, welcher das Individuum durch die Konfrontation mit seiner Umwelt auf eine höhere Stufe des Seins erhebt, wie auch ein systematischer Versuch, die Unzulänglichkeiten des menschlichen Lebens durch gezielte Fehlerelimination zu beseitigen? Ist es nicht schon die Natur selbst gewesen, die mittels Probieren das höchste Bewusstsein des Lebens - die menschliche Intellektualilität - geschaffen hat?
raumschiff onion
23.05.2009 - 09:59 Uhr
definiert mir erstmal "intellektueller", dann reden wir weiter. was versteht ihr darunter? klarsichtige, auch mal gegen den herrschenden konsens geäußerte meinungen? die sehe ich hier abgesehen von logans posts nirgendwo.
Raventhird
23.05.2009 - 10:11 Uhr
@logan:

Ich weiß nicht, warum Du jetzt so ausdrücklich auf Journalisten eingehst, dass ist imho doch irgendwie weg vom Thema.

Wenn bei SpOn Mittelmaß und Intelligenzmangel herrscht, dann greife ich zum Blog VON Experten.

Zeig mir mal ein paar Blogs von "Experten". Zeig mir nur ein einziges zum Thema Literatur und/oder Theater. Ich habe die deutschen Top100-Blogs durch, alle angeguckt, die intelligentesten davon sind noch diejenigen, die nichts anderes tun, als die Artikel von Zeitungen nach Recherchefehlern zu durchsuchen. Eigene, konstruktive Impulse aus der Ecke sind Fehlanzeige, zumindest wenn es eben um jene Analysen und Kommentare zum Zeitgeschehen geht, über die wir hier ja reden.

Intellektuelle im Wortsinne, also Leute, die zwischen den Zeilen zu lesen verstehen und willens sind, finden sich in der Tat zunehmend in den Internetrandzonen und seltener in den Publikationen traditioneller Verlagshäuser

Exakt. Und woran liegt das? Daran, dass eben jener "Bloggerelite" zuviel Denken und zu sperrige Gedanken grundsätzlich suspekt sind, wie der Zeit-Artikel behauptet? Ich glaube: Ja.



@Grunzday:

Was ich damit sagen will, Intellektuelles Schaffen ist keine Tugend und keine Begabung die von innen kommt und bei Manchen vorhanden ist und bei Anderen wiederrum nicht. Die Fähigkeit vernunftsorientiert, reflektierend und kritisch zu denken macht den (und zwar jeden) Menschen doch aus.

Wirklich? Entschuldige, dass ich das pessimistisch bin, aber die Erfahrung zeigt doch was anderes. Eine Tugend ist es natürlich insofern, dass man soetwas pflegen und ausbilden muss, das Argumentieren und kritisch hinterfragen. Da reichen 140 Zeichen Twitter am Tag leider nicht.

Das (gebildete) Individuum ist durchaus in der Lage Spreu vom Weizen zu trennen und bestimmte Informationen kritisch zu hinterfragen.

Kritisch hinterfragen. Ja, das ist es. Das ist das Einzige, was Blogs und Co. können und tun. Aber konstruktiv debattieren? Da ist eher Fehlanzeige. Es ist im Netz schon eine großes politisches Statment, wenn auf einer These, die im Grunde auf einer Verschwörungstheorie basiert ("endet doch in Zensur"), Internetsperren kritisiert werden und eine Liste eingerichtet wird, auf der jeder seinen Namen eintragen kann. Wenn das dann in den klassischen Medien etwas reflektierter wiedergegeben wird, freuen sich die Blogger und verlinken wieder auf diese Artikel, als wären das ja schon immer ihre ureigenen Gedanken gewesen. Kurzum: Es gibt die richtig guten Inhalte, die man finden könnte, gar nicht. Ein Blogger, der wirklich so gut schreiben und analysieren kann, würde doch schon für eben eine Zeitung schreiben, Bücher verfassen und damit gutes Geld verdienen.


@Dojen:

der Autor übersieht, dass es heutzutage schlichtweg notwendig ist, Informationen auf den Punkt zu bringen. Heute nimmt der Mensch an einem einzigen Tag so viele Informationen auf, wie noch im 17. Jahrhundert in in einem ganzen Leben verarbeitet wurden

Der Autor übersieht das imho nicht, sondern kritisiert es. Mit Recht. Was bringt es mir, wenn ich tausend Häppchen an einem Tag aufnehmen? Meiner Meinung nach: Nichts. Ein guter, langer, durchdachter Text wie eben der hier verlinkte, bringt mein Hirn x-fach mehr in Aktion als hundert Bloglinks und kurze Youtube-Videos. Die Aufmerksamkeitsspanne der Leute reicht leider auch nicht mehr dafür aus. Hauptsache kleine Happen, knackig präsentiert, Infotainment. Das hat nichts mit "Bildung" zu tun.

Die Alternative wäre, sich nur über bestimmte Dinge umfassend in Kenntnis zu setzen. So würde die Informationsaufnahme zwar mehr in die Tiefe, aber zu Lasten der Breite gehen.

Meine These: Das ist, gerade im Internet, zum Teil völlig unmöglich. Versuch im Netz mal irgendeinen richtige fundierten Text zu finden, der mit einer beliebigen Sekundärliteratur aus einer Uni-Bibliothek auch nur ansatzweise mithalten kann. Gibt es nicht. Wenn jemand eine schlechte BA-Arbeit zu einem Thema zum download ins Netz stellt, dann ist die meistens das Klügste, was man irgendwo zu dem Thema findet.
Patte
23.05.2009 - 12:22 Uhr
Die Sperrliste der Blogs im "Jugendschutzprogramm" ist doch ein Scherz, oder?

Muss ich jetzt Angst bekommen oder kann ich das mit gutem Gewissen als "Qualitätssiegel" (quasi: was verboten werden soll, wird nicht so schlecht sein) für die gelisteten Blogs nehmen?
Dojen der Intellektualität
23.05.2009 - 12:40 Uhr
Du plädierst also dafür, dass es besser wäre, sich aus dem täglichen Informationspool ein Bruchstück herauszupicken und dieses mit allen zur Verfügung stehenden Geistesmitteln zu sezieren? Das würde zwar dazu führen, dass du dich bei diesem Thema zum Experten ausbildest, vom Rest der Welt aber keine Ahnung hättest. Dass die Bildung in der Breite zulasten der Tiefe geht, hat durchaus seine Berechtigung. So wird die Erschaffung von Fachidioten vermieden und ein ganzheitliche Sicht auf das Weltgeschehen und eine bessere Selbsteinordnung in selbiges ermöglicht.
Wenn wir statt der Breitenwirkung eine Tiefenwirkung hätten, würden sich vermutlich bald die ersten beklagen, dass die Leute zu einseitig informiert werden. Bildungs- und Informationspluralität hat nun mal auch seine Nachteile, ist deswegen aber nichts per se schlechtes.
logan
23.05.2009 - 14:05 Uhr
"Ich weiß nicht, warum Du jetzt so ausdrücklich auf Journalisten eingehst, dass ist imho doch irgendwie weg vom Thema."

Weil mir das die wesentliche These des von Dir geposteten Artikels zu sein scheint: Dass Intellektualität in Blogs und (deswegen, weil die Netzkultur dominiere, zunehmend auch) in Zeitungen/Onlinezeitungen weniger gefragt seien; und, weil der Autor für diese Klage eine Onlinezeitung als Veröffentlichungsmedium gewählt hat und auch schon öfters in der ZEIT veröffentlicht hat. Da liegt doch nahe, dass er seinen eigenen Bedeutungsverlust meint, zumal die Form des Texts auf eine Selbstinszenierung als Intellektueller schließen lässt. Außerdem entspricht es meinem persönlichen Gebrauch des Netzes zu Infozwecken, dort eher aktuelle Nachrichten, Hintergründe oder Sachverhalte aus Zeitgeschichte oder Technik zu recherchieren. Und das sind eben die Bereiche, in denen ICH mit Produkten der alten Verlagsmedien und der neuen Netzkultur konfrontiert werde; und zumindest DA kann ich nicht mit der Meinung des Autors konform gehen, dass private Seiten dummbeuteliger Schrott und Verlagsseiten erste intellektuelle Sahne seien.

Vielleicht haben Du und ich den Text auch ganz unterschiedlich wahrgenommen und verstanden, weil er stellenweise verunklart oder zumindest schwammig bleibt. Der Autor definiert ja nicht einmal den Kern geschweige denn die Grenzen seines Begriffs von "Netzkultur". Was genau hat er beobachtet? Da mag jetzt jeder Leser seine eigene Wahrnehmung hineinprojezieren, dem Autor zustimmen oder ihn ablehnen, aber wie auch immer: In den meisten Fällen wird wohl aneinander vorbei gedacht werden.

Meine Vermutung (! Handfestere Hinweise auf den eigentlichen Beobachtungsgegenstand liefert der Autor ja nicht...) ist die, dass dem Artikel eine Wahrnehmungsverzerrung zugrunde liegt: Wer in Gazetten publiziert (hat), die sich auf einen intellektuellen Leserkreis beschränk(t)en, der womöglich sich selbst in Kreisen bewegt, in denen er mit der in Teilen der breiten Massen seit jeher(!) verbreiteten Anti-Intellektualität nie konfrontiert wurde, für den mag es ein Kulturshock sein, dass sich im Netz plötzlich jeder zu Wort melden kann. Deswegen ist die Netzkultur aber noch lange nicht bewiesenermaßen antiintellektueller als die Restbevölkerung; vielleicht ist sie es sogar noch weniger - aber um das prüfen zu können, müsste man erstmal Kriterien der Messbarkeit aufstellen, neben einer Definition von "Netzkultur", was (wie gesagt) im Artikel allerdings fehlt.

Mir ist der Text in der Zeit einfach zu einseitig, mit zu wenig Distanz geschrieben, zu polemisch, zu wenig belegt. Eine beißende Replik (wenn auch in ähnlich verstiegenem, polemischem, undifferenziertem Stil) findet sich hier:

http://www.freitag.de/community/blogs/joachim-losehand/die-verklaerung-des-heiligen-sebastian

Irgendwo dazwischen mag man sich sein eigenes Bild machen. ;-)

Und ein bisschen mehr Bodenhaftung täte wohl beiden Autoren nicht schlecht. Mag sein, dass man in manchen Kreisen mit Belesenheit und mittels aus solcher geschöpften, schnörkelhaft ausgearbeiten Analogien wilde Assoziationen kaschieren und Argumentationslücken bzw. Grenzen der suggerierten Gleichsetzung verschleiern kann; aber intellektuell redlich ist das deswegen noch lange nicht. Und vielleicht ist ein Emporkömmling mit handfesterem Hintergrund gegenüber solchen Schattenfechtereien sogar intellektuell kritischer als so mancher betriebsblinde "Geistesaristokrat", der für diesen Status weniger scharf denken musste, weil ihm der Fundus an kulturellen Schleiergirlanden bereits mit der Muttermilch eingeimpft wurde. Das hat dann aber nicht zwangsläufig etwas mit Anti-Intellektualität zu tun, sondern zunächst einmal mit Querdenkertum; und das stünde auch manchem gut zu Gesicht, der sich schon für einen Intellektuellen hält, bloß weil er in gewissen Kreisen verkehrt...

---

Mit Blogs zum Thema Literaur und/oder Theater kann ich nicht dienen, da ich nicht auf die Idee käme, für Literaturexpertise das Internet aufzusuchen. Wozu gibt es Bibliotheken? Auf Aktualität kommt es mir in DEM Bereich selten an. Theatergänger bin ich höchst selten, aber ich schätze, dass man zumindest in einer Großstadt genügend theaterinteressierte Blogger finden wird, die über aktuelle Inszenierungen vor Ort berichten.

Keine Ahnung, wer deine Top-100-Blog-Liste erstellt bzw. was sie automatisch generiert hat, aber falls es sich dabei zum eine bundesweit durch primitive Pauschalbstimmung per Klickzahl erstellte handeln sollte, ist es wohl kaum verwunderlich, dass Theater als kulturell randständiges Thema dort nicht auftaucht. "Top 100"-Listen scheinen mir der falsche Ansatz. Gute Blogs stehen eben nicht an jedem Kiosk. Sie zu finden ist natürlich etwas aufwendiger. Aber manchmal eben unvermeidbar.

Ein Fall, wo Google tatsächlich mal mit dem ersten Treffer (USA + blog) ein ziemlich gutes Ergebnis liefert ist:
http://usaerklaert.wordpress.com/

Da wirst Du garantiert kein plumpes Intellektuellenbashing finden. Im Gegensatz zum Traditionsblatt hier:
http://debatte.welt.de/weblogs/4881/boess+in+berlin/131140/roger+willemsen+ist+germanys+next+topmode l?req=RSS
(Es ließe sich streiten, wie intellektuell Willemsen ist; aber dass der Text aus einer anti-intellektuellen Haltung heraus geschrieben ist, steht wohl außer Frage.)

Das wird nicht das sein, was Du suchst, aber:
Zur Literatur fällt mir spontan Perlentaucher.de als hübscher Pressespiegel ein; das ist aber mehr ein Recherchetool, um dann doch wieder per Link bei Rezensionen klassischen Medien zu landen. Deren intellektueller Anspruch schwankt stark; im Zweifel würde ich dann doch eher mal in eine Unibibliothek gehen und dort nach Artikeln in Fachzeitschriften recherchieren...
Colón
23.05.2009 - 20:41 Uhr
Wundern, wo niemand sich wundert
Joachim Losehand
24.05.2009 - 18:14 Uhr
Um mich mal selbst auszulegen: Daß meine Antwort in "ähnlich verstiegenem, polemischem, undifferenziertem Stil" abgefaßt ist, ist ja kein Zufall.

Und daß mir klingelnde Wort- und Spiegelfechtereien mit Anspielungen bis in die Meta-Meta-Ebene gefallen, muß ich auch nicht verheimlichen. Das sind ja auch Sprach-Spiele, die die "Intellektüllen" spielen, nicht jeder Zuschauer kennt alle Regeln und Bezüge, aber das ist nicht schlimm und: auch nicht unredlich, wenn man mit "großem Blech" ein paar Unsauberkeiten in der Argumentation übertönt.

Unredlich (und schlimm) ist es, nach dem Motto "Ich Geistesaristokrat (Scheff), Du Plebs (Nix)" die eigenen Unzulänglichkeiten vor sich selbst und den anderen tunlichst zu ignorieren und irgendwelche Strohmänner abzufackeln.
Leslie
13.03.2011 - 01:26 Uhr
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Shirley
13.03.2011 - 04:51 Uhr
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Ron aus Bonn
13.03.2011 - 09:30 Uhr
Scheiße Ey. Isch merk das auch immer wieder, das man misch im Netz fertigmacht. Nur weil isch halt inteligender bin als andere.
Eis Road Trucker
13.03.2011 - 10:22 Uhr
nich nur im netz
Antigone
13.03.2011 - 16:57 Uhr
Nicht nur im Netz. Pöbel mag halt Pöbel. Pöbel zahlt auch, wenn du ein Buch mit Thesen schreibst, die an jedem zweiten Stammtisch rumgeschrien werden, und dann auch noch schön behauptest, dass ja niemand die Wahrheit sagen dürfe und sich nicht getraue, Sahne oben drauf gibt's auch, wenn du BILD-Support hast.
Homer Jay Simpson
13.03.2011 - 17:37 Uhr
Das Wort heißt Interlekteller, Interlekteller.
Joe Daddy
13.03.2011 - 20:25 Uhr
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Ostkreuz
14.03.2011 - 11:53 Uhr
Neue Politische Denke ist gefragt, Leute.
N eue P olitische D enke!
Antillektueller
14.03.2011 - 11:55 Uhr
Intellektuelle haben im Netz nichts verloren. Die sollen sich doch bitte in ihren hippen Straßencafés bei schwarzem Tee und Dinkelgebäck unterhalten aber bitte nicht die Internet-User belästigen.
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Wackersdorfer
15.03.2011 - 18:19 Uhr
Intellektuelle vom Netz! Noch heute!
Castorp
15.03.2011 - 19:19 Uhr
"Sage mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht." (Lenin)
wisser
15.03.2011 - 19:34 Uhr
Da hat Raventhird wohl den durchaus realen Hass auf Raventhird im Netz falsch verstanden. Aber er sieht sich ja als Intellektueller, von daher..
Red Redheim
15.03.2011 - 20:23 Uhr
Im Netz hasst jeder jeden! Dass es dann mal einen Intellektuellen trifft ist ziemlich wahrscheinlich, da sich im Netz jeder für einen Intellektuellen hält!

Und jetzt leckt meinen Intellektuellen roten Finger im Mario-Kotaska-Style!
the beast & the beast
17.03.2011 - 11:18 Uhr
exterlector yntel ynsyder

woher wyss yner das yne interlectuale prymatyve rezensyon ohne das phenomenon van sensatyonsgyr myt wyssensunwerte subculture offensychtlychst zu syn shynt
dem durchblyck sozusehn offenbar erlaucht
fyr lychtgstalt zu syn shynt beshynygt der worte gemaess umgesetzt aufgeshryben als bewys van menshlyche exystenz dys und/oder yensyts dyser stelle
der mensh stammt van affen ab


Hail Santanas
dieser fräd
11.10.2011 - 19:54 Uhr
10/10
Roh gher Whill hem shen
17.10.2011 - 20:10 Uhr
Ich verfolge jeden Schrott und bilde mir ein ich täte es mit Konträrfaszination. Netze sollten der Volksbildung dienen und nicht vornehmlich die Massen mit Simplifizierung und Vulgarisierung den Verstand benebeln.

Ok, jetzt muss ich mal in die Badewanne von Charlotte Roche kacken gehn. Meine Kunst!!!
Frägende Ente
17.10.2011 - 20:12 Uhr
Hass auf HV im Netz?
bazi
17.10.2011 - 20:18 Uhr
auch ich bekomme diesen hass hier zu spüren. diese schlechten menschen.
Meinlieblingsraventhirdthread
17.10.2011 - 20:20 Uhr
MEINLIEBLINGSRAVENTHIRDTHREAD
krasser Punk von der dreckigen Straße ähhh Uni
27.10.2012 - 14:55 Uhr
erst die stammuser, jetzt die studentenuser. auch das letzte fünkchen intelligenz wird aus diesem forum vertrieben. einzug hält die bildungsferne.

woher dieser hass auf leute die sich schlau und friedlich verhalten?
krasser Punk von der dreckigen Straße ähhh Uni
27.10.2012 - 15:13 Uhr
schau genau das mein ich. dir fehlt jegliches niveau, (z.b. nicht maul sonder mund heißt es) da hilft aber eigentlich auch kein internetführerschein mehr bei dir. ich bin fassungslos und vor lauter wut nur noch am zittern angesichts dieser unerhörtheit die du dir hier mir gegenüber gebietest.
@@krasser Punk von der dreckigen Straße ähhh Uni
27.10.2012 - 15:18 Uhr
Aber warum nur dieser Hass?
krasser Punk von der dreckigen Straße ähhh Uni
27.10.2012 - 15:31 Uhr
Ich bin ein unlustiger Troll.

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