Der Spion
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23.05.2008 - 11:45 Uhr
Rock / Ambient / Andere
Vienna,
Österreich
Wenn sich zwei US-Amerikaner in einer österreichischen Volksschule kennen lernen, ist das vielleicht nichts Alltägliches, aber so besonders nun auch wieder nicht. Wenn aus dieser Bekanntschaft eine enge Freundschaft entsteht, und vor allem wenn man Jahre später nach einem kurzen Aufenthalt in den USA wieder in Österreich landet, um eine Band zu gründen, dann kann man je nach Geschmack Schicksal oder Zufall danken, dass man damals zueinander gefunden hat. Und das ist dann eben doch etwas Besonderes, so wie auch Lehnen, die Band Lehnen, etwas Besonderes ist.
Die beiden jungen Männer, die einander schon von Kindesbeinen an verbunden sind, heißen Joel Boyd (Gesang, Gitarre, Orgel) und Matthew Prokop (Schlagzeug, Keyboard). Im Sommer 2005 heben sie Lehnen aus der Taufe, ein zunächst etwas schwieriges Unterfangen. Zusammen ist man weniger allein, heißt es zwar, wenn aus zwei allerdings vier Menschen werden, erscheinen die verfolgten Ziele aber doch um einiges näher. Mit Stefan Sieder (Bass, Akkordeon, Gesang) und Martin Konvicka (Gitarre, Keyboard, Synthesizer, Gesang) ist man komplett, verpasst den Lied-Skeletten mehr und mehr Gewebe und lässt die fertigen Songs strahlen und scheinen.
Das Laute neben dem Leisen, das Elegische neben dem Fordernden: Vermeintliche Gegensätze finden hier zusammen, werden durch die Vielzahl an die klassische Rock-Besetzung erweiternden Elemente zu einem großen Ganzen – behutsame Electronics und Synthies spielen hier ebenso eine Rolle wie Akkordeon oder Glockenspiel, nicht zu vergessen der oft vielstimmige Gesang. Das kann Gänsehäute verschaffen, wenn etwa in einer Mischung aus Euphorie und Verzweiflung Zeilen wie "I'm alright" oder "Get back where you started from" in die Welt geschickt werden.
"This Could Be Our Dream Home" – mit dem Titel ihres ersten Albums deuten Lehnen an, wozu ihre Musik im Stande ist: Nämlich den Hörer die Grenzen zwischen Traum und Realität, zwischen Rausch und Nüchternheit vergessen zu lassen. "Vielschichtig" ist das Wort, dass einem bei Lehnen immer wieder in den Sinn kommt; etwas, das wohl auch mit den unterschiedlichen Hörgewohnheiten der vier zusammenhängt: von Post-Rock und Post-Hardcore (Joel), über diverse Spielarten elektronsicher Musik (Matthew), bis hin zu klassischem Indie-Rock (Stefan) und Folk (Martin) beeinflusst, ergibt das letztlich mehr als die Summe der einzelnen Teile.
"There must be so much more" heißt es im Song "Ashes and the Stones". In der Musik von Lehnen könnte man genau das finden.
http://www.myspace.com/lehnen
http://www.lehnenmusic.com/ |