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Buch: Feuer, Lebenslust!

User Beitrag
sadasdasdasd
10.11.2007 - 00:06 Uhr
Feuer, Lebenslust! Erzählungen deutscher Einwanderer

Mich interessiert die Erzählung von Selim Özdogan.
Hier kann man den Anfang lesen:

Nur Streber und Vollidioten setzen sich in die erste Reihe. Nur Schleimer und Anwärter des Schwachsinns, nur Leute, denen die Worte des Lehrer mehr bedeuten als ein paar gute Witze und Mutmaßungen darüber, welches von den Mädchen nicht mehr Jungrau ist. Leute, die die Schule als ihren einzigen Lebensinhalt betrachten, die keine anderen Begierden und Sehnsüchte haben außer einem Zeugnis voller Einser, die sich noch nie mit Marmelade bekleckert haben. Die Leute in der ersten Reihe konnte man vergessen. Wie gesagt, es saßen nur Streber und Vollidioten da.
Und ich. Weil ich keine Angst davor hatte, vorn zu sitzen und die Schweißperlen auf der Glatze des Lehrers zu betrachten, und aus Trotz. Und weil die da hinten sich vielleicht wunderten, warum ich das tat. Die Schuler vorn interessierten sich nicht für mich, die hatten nur ihre Bücher und Noten im Kopf, aber die in der letzten Reihe hielten mich bestimmt für seltsam.
Früher saß ich noch in einer der mittleren Reihen, doch eines Tages fingen sie an über mich zu lachen. Sie tuschelten und kicherten hinter meinem Rücken. Wenn ich irgendwo Gelächter hörte, fühlten sich meine Beine an, als hätte ich nie laufen gelernt. Dann versuchte ich mich zu erinnern, wie die übliche Stellung meiner Beine beim Gehen war, aber in wie viele verschiedene Stellungen ich sie auch brachte, keine schien die richtige zu sein. Ich hatte die Gewißheit lächerlich auszusehen und jede Sekunde, in der sie in meiner Nähe giggelten, fühlte ich mich mieser und kleiner. Hinterher haßte ich sie jedesmal ein bißchen mehr.
Sogar auf der Straße lachten wildfremde Leute über mich. Oft schielte ich dann in ein Schaufenster, um festzustellen, ob mir jemand etwas aut den Rücken geklebt hatte. Aber da war nie etwas. Ich war nicht in Scheiße getreten, meine Hose hatte keinen klaffenden Riß, und es war auch nicht »Dummkopf« in meinen Nacken tätowiert. Die Menschen lachten nur dann nicht, wenn ich versuchte, einen Witz zu machen.

Ich war siebzehn Jahre alt, trug nur schwarze Klamotten, saß in der ersten Reihe, und meistens ging es mir schlecht. Hinter mir die Blödköpfe in der letzten Reihe, neben mir die Geistwesen und zwischendrin der ganze Rest weder Fisch noch Fleisch, nicht mal Junkfood. Das Leben lief an mir vorbei. Ich fühlte mich alt und müde, monatelang lag ich nachmittags auf meinem Bett, hörte Joy Division und Smiths und träumte oder las in einem Buch, was auf das gleiche hinauslief. Ab und zu kam meine Mutter ins Zimmer, ließ mich den Müll hinuntertragen und beklagte sich über meine Faulheit. Sonst passierte nichts. Ich lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Ich wußte nicht, wie die anderen ihre Nachmittage verbrachten, und ich hätte einiges darum gegeben, es in Erfahrung zu bringen. Sie mußten etwas gefunden haben, sie waren nicht so wie ich. Sie schienen ihr Leben zu genießen, aber mir war nicht klar, wie sie das machten.


Tja, lohnt sich dafür das ganze Buch zu kaufen? Der Rest interessiert mich glaube ich nämlich nicht so...
The eternal question
19.06.2009 - 21:11 Uhr
Die Frage ist ja heute immer noch, ob das Buch lohnenswert ist, bzw. wie die Geschichte von Selim Özdogan ist.

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