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ZXZW Festival 2007

User Beitrag
Khanatist
30.08.2007 - 02:49 Uhr
Alles Wichtige steht auf dem Flyer.
MAR
03.09.2007 - 13:05 Uhr
der ja zum glueck sehr uebersichtlich gehalten ist... .
graft
25.09.2007 - 19:52 Uhr
und wie wars?
dsasdasd
25.09.2007 - 19:55 Uhr
War doch noch gar nicht!
dsadasdsadas
25.09.2007 - 19:55 Uhr
Uh, das heißt halt, haben ja doch schon den 25..
graft
26.09.2007 - 11:33 Uhr
und wie wars?
Khanatist
04.10.2007 - 16:38 Uhr
Wie kaum zu übersehen ist, habe ich wenig Lust, sowas wie einen Festivalbericht zu schreiben - der am Ende sowieso für niemanden außer dir, graft, und vielleicht noch den dude verständlich, geschweige denn interessant wäre. *g* Das Erzählenswerteste an dem Festival wäre eigentlich alles außerhalb der Auftritte. Wem Tilburg schon vom grandiosen Roadburn-Festival bekannt ist, der wird es sicher genau so schätzen und lieben gelernt haben wie ich. Eine äußerst juvenile und weltoffene 200.000er-Stadt, in der ich an einem Wochenende mehr Gespräche mit Leuten aus aller Herren Länder geführt habe als in der Heimat auf 10 Parties zusammen. Dazu diese typischen Aktionen, wie man sie nur in einem bestimmten Lebensabschnitt bringen kann: ohne Schlafplatz und Rückfahrmöglichkeit auf gut Glück einen Holland-Trip wagen. Ein Künstleratelier zum Hotel umfunktionieren. In Kneipenkellern zufällig einen gewissen Belgier treffen, den man schon auf Konzerten in Hamburg und Tilburg getroffen hat, dessen Musikerkollegen einem einen Schlafplatz organisieren. Oder um 4 Uhr in üblicher Heinekenstimmung von Exildeutsch(inn)en gleich nach Hause eingeladen werden. Zwischen Noise-Attacken und Drone-Infernos die letzten Strahlen der Septembersonne in einem Park genießen. An einer Straßenecke mit einem alternden Marokkaner über die Kolonialisierung diskutieren, wobei der 5-Sprachen-Mischmasch jedes Ergebnis kostbar macht. *g* Nein, in Worte gefasst verliert das alles seinen Reiz, ich überlasse diese Zeit einfach meiner Erinnerung. Und die Auftritte? ..

Ostinato: Wieder mal fantastisch. Der von nur 3 Leuten gespielte und nach locker doppelt so vielen Leuten klingende Post-Rock erinnert mit seiner Entspanntheit nicht nur einmal an IDM- und Trip-Hop-Genossen und greift mehr auf jazzige Atmosphäre als auf dieser Tage überhand gewinnende Godspeed-Klischees zurück. Dass mich der Drummer wenige Tage, nachdem ich einen Mitschnitt dieses Konzerts bei Youtube hochgeladen habe, recht angetan anschrieb, nachdem der Gitarrist schon während des Festivals vergeblich mir die Setlist zu schenken versuchte, unterstreicht wohl nochmal die Nähe zu den Fans. *g*
Dann rüber zu Blutch. Überwiegend wildern sie in Melvins-Gefilden, schielten mit der letzten CD aber zunehmend Richtung Grief und Khanate. Was beim Hamburg-Konzert noch verhalten zum letzteren tendierte, wurde hier voll ausgekostet. Brutale, dröhnende Sludge-Riffs im perfekten 013-Sound. Derb.
Ohne die darauf folgenden Crippled Black Phoenix wäre ich vermutlich gar nicht zum Festival gefahren. 1 Woche davor wurde die gesamte Europa-Tour gecancelt, doch die Veranstalter bemühten sich so sehr um diesen heimlichen Headliner, dass dieser einzige Gig realisiert wurde und so einen noch größeren Stellenwert bekam. Das Erscheinungsbild des vielköpfigen (8, glaube ich) Folk-Doom-Kollektivs mit u.a. bärtigem Metal-Opa, einem Jungspund an der Akustikgitarre und Gesang, kuriosem Keyboard-Geek und der obligatorischen Frau am Streichinstrument erinnert mich auf Anhieb unangenehm an eine musikalische Selbsthilfegruppe und Folk-Stereotypen; naja. Tatsächlich pendelte das Set zwischen guten, aber kaum außergewöhnlichen Songs und schließlich unvergesslichen Momenten wie dem ausgedehnten "Sharks & Storms", bei dem alles schlicht perfekt war. Eine halb vernebelte, perfekt beleuchtete Bühne, gefüllt mit hingabevollen Musikern aller Couleur (Mogwai, Portishead, Electric Wizard) und dem Klang dieses Monolithen der Trauer. 10/10. Statt 30 Minuten bekam die Band selbstverständlich über 1 Stunde Spielzeit. Bemerkenswert war, wie die Band live wirklich mal nach gemächlichem Folk klingt, um dann den schweren Doom-Brocken zu geben. Auf CD bezeichnen das viele noch als Post-Rock. Die Zeugen dieses Auftritts wissen, dass Crippled Black Phoenix mehr sind als das.
Wie das auf Festivals so ist, hat man leider nicht die Zeit, um alles richtig sacken zu lassen, und so ging es vom 013 schnurstracks zum dämlicherweise am weitesten entfernten Club (20 Minuten Fußweg), wo ein Noise-Feuerwerk auf einen warten sollte. Weil CBP ordentlich überzogen, verpasste ich leider The Haters, schon seit 1979 berüchtigt dafür, Clubeinrichtungen zu zerstören, wenn sie denn überhaupt erscheinen. Offenbar hielten sie sich eh zurück. Ich kam püntklich rein zu Sutcliffe Jügend, dem noch aggressiveren Projekt eines ehemaligen Whitehouse-Mitglieds. 25 Jahre aktiv und immer noch purer Klangterror. Man stellt sich 2 Typen in ihren 40ern oder 50ern vor, gekleidet in schnieke weiße Hemden, von denen einer eine Lärmkulisse durch mir unbekannte Geräte und eine gnadenlos verzerrte Gitarre erzeugt, während der andere schmerzhafte Feedback-Orgien mit einem von vielen Mikros verursacht, wenn er nicht gerade wirre, wiederholte Botschaften brüllt (mal mit, mal ohne Mikro) und dabei quer über die Bühne und durchs Publikum rennt. Die waren einfach nur abgef*ckt und sauer, was bei solchen ehrenhaften Herren umso übler wirkt. Dazu muss man betonen, wie schmerzhaft das gezielt eingesetzte Fiepen, Quietschen und Dröhnen eigentlich war. Nach der Performance war ich fertiger als nach beiden Auftritten von Sunn O))) dieses Jahr und musste mich erstmal nach draußen in die Ruhe der Nacht begeben. %)
[Nachmitternächtliche Erlebnisse in Tilburg einfügen]
Ein wenig der Breakcore- und Speedcore-Veranstaltung im 013 gab ich mir noch, bevor es ins "Bett" ging. Zu der Musik von Künstlern wie Drumcorps, Passenger of Sh*t und Puzzle Weasel sei noch erwähnt, wie sehr das Publikum der Benelux-Länder auf Elektromucke abgeht. Kaum kommt ein Beat aus der Konserve - je schneller, desto besser - tobt die Menge, zusammengesetzt aus kiffenden Rastafaris, Metallern der frühen Gothic-Stunde, Punkern, Indie-Hörern und Technofreaks. Sowas würde in Deutschland nie funktionieren.
[Tag 2, weiter im Programm]
Bei Planet AIDS klingt nicht nur der Name gut, sondern auch die Beschreibung. Angeblich haben sie mal eine Mischung aus einigen Doom-Sorten mit Noise gespielt, während dieses Set eigentlich nur nach einer düsteren Monotono-Version von Haus Arafna klang. Sorgte bei vielen für Enttäuschung, und die Ästhetik war nicht gerade unstrittig oder originell ..
Kiss The Anus of A Black Cat haben auch einen tollen Namen, könnten aber auch sogar darüber hinaus als interessantes Projekt für düstere Songwriter-Songs bekannt sein. Dieses Konzert fand in einer Location namens Synagoge statt, die sich dann - Überraschung - in der Tat als eine Synagoge herausstellte. Hier war das Sakrale nicht nur sprichwörtlich, und wenn man in den bestuhlten Reihen dieses Haus Gottes saß und den verzweifelten Geschichten des Mannes auf seinem Stuhl vorne lauschte, war das wieder schlichtweg einzigartig.
Fast nebenan ging es dann zu Monno, auf die ich mich schon ziemlich gefreut hatte. Und meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen: ein unglaublich räudiger Soundbastard aus Sludge- und Noise-Rock-Riffs (nur Bass, keine Gitarre!) mit schweren Beats, einem durch 2 Verstärker gejagten Saxo- und Megaphon und infernalischen Noise- und Brülleinlagen eines Sängers. So nah wie hier lagen Avant-Garde und Archaismus selten beieinander. Ganz klar keine Frischlinge, sondern Profis und für mich wohl das Festival-Highlight.
Im Anschluss lief ich zum Auftritt von John Wiese, der weder auf der Homepage noch dem Festival-Poster vermerkt war und offensichtlich spontan zum Wochenende zusagte (sic). Vielleicht manchen als mittlere Noise-Größe bekannt, nicht zuletzt wegen Beteiligung an einer gewissen Band namens Sunn O))) oder Bastard Noise. Hier gab es Improvisationen in experimenteller Geräuschmusik. Regler werden gedreht, Rückkopplungen mit Stille und strukturlosen Samples verwoben .. eigenartig, wenn auch nicht reizlos. Gegen den Harsh Noise von Sutcliffe Jügend am Vorabend leider sehr harmlos.
Von Todd sah ich nur noch den Schluss und hoffe, sie im Rahmen einer normalen Tour zu sehen. Cooler Schrägrock à la Unsane und unflippige Melt-Banana.
Wenig später dann Sh*t & Shine. 'Ladybird' ist ein ziemliches Monstrum von CD, an welches der Auftritt nicht rankam. Sehenswert bleibt ein in dieser Besetzung nur 1x spielendes Projekt mit 11 Drummern, 2 Bassisten, 1 Keyboarder (und keinem Gitarristen) natürlich trotzdem. Leider gehen sie mir mit ihrer Variationsverweigerung doch deutlich zu weit, so sehr ein hartnäckig straighter Beat^11 auch rockt ..
Bleiben noch Knut, die ihren an Breach, Botch und Converge angelehnten Hardcore mit Sludge-Einflüssen sicher gut machen, bei mir aber nie endgültig zünden wollen. Der Nörgler und Hydrahead-Dissident in mir sagt zu sowas "überbewertet". Zugeben muss auch der größte Meckerkopf, dass der Drummer ganz gewaltig durchdreht und einen recht individuellen, abgehackten Stil spielt, der komplex sein kann und dennoch nach vorne geht. Und die Wirkung von "H/armless" auf einem Konzert kann sich jeder vorstellen, der das Lied schon zu Hause brachial findet ;)
Den Abschluss für viele Besucher machten dann The Locust. Was soll man zu ihnen noch sagen, was nicht schon gesagt wurde? Unmenschlich präzise, gerade die Schlagzeug-Heuschrecke, und auf der Bühne nicht mehr so hip-spastisch wei die 'Plague Soundscapes', sondern ganz ambitionierter Krach mit Methode. Diesmal nervten mich auch die Ambient-Passagen nicht mehr so wie 2005.

Ähm, ja, einige meiner Eindrücke. Das Verrückte ist, dass ich zu diesem Programm auch ein Alternativprogramm und auch noch dafür einen Ersatz gefunden hätte - kein Wunder bei rund 20 Bühnen und über 130 Bands. Ich würde schon sagen, sehr viel gesehen zu haben, und habe trotzdem folgende Auftritte verpasst: Long Distance Calling, Dyse (!), Psychic TV (ex-Throbbing Gristle!), Grey Daturas (in einer einmaligen Kollaboration mit Fear Falls Burning), MoHa!, Jacob Kirkegaard, Ovo, Beehoover, GTUK, Kapotte Muziek, etc. pp ..
Und das alles für 10 (Zehn) Euro, 2h Autofahrt vom Ruhrpott entfernt. Wie man sich das entgehen lassen kann, wenn man auch nur eine Band interessant findet, soll mir mal jemand erklären. (Ostinato, Locust und Dyse haben z.B. alle kurz davor in Hamburg gespielt. Da betrug der Eintritt pro Show schon 10€ und mehr ..)

Bei Youtube habe ich einige dieser Erinnerungen konserviert, wer neugierig und mutig genug ist, kann dort ja einige der Namen suchen.
Khanatist
04.10.2007 - 16:39 Uhr
o_O Wie hat es ein Beitrag dieser Länge durch den Spamfilter geschafft? Es geschehen doch noch Wunder ..
graft
04.10.2007 - 18:25 Uhr
danke für den ausführlichen bericht. wahnsinns festival. todd, shit & shine, monno, dyse lassen mein noise(rock)-herz höher schlagen.

achja: dank dir bin ich auf die sutcliffe jügend aufmerksam geworden. danke.
Khanatist
05.10.2007 - 15:13 Uhr
Wie ich die kennengelernt habe, ist auch wieder so eine Sache. Vor ca. 3 Wochen lese ich in einem vorläufigen Jahresrückblick bei last.fm, dass jemand noch nie etwas so Extremes gehört hätte (sinngemäß "Aufnahmen aus dem Kopf eines Geisteskranken"), was ich natürlich sofort überprüfen musste. Noch am gleichen Tag entdecke ich den Namen zufällig auf dem ZXZW-"Flyer", höre mir am nächsten Tag die CD an und merke, das mich in wenigen Stunden nicht weniger als die Hölle erwartet. *g*
dr.gonzo
05.10.2007 - 15:33 Uhr
@Khanatist

das komplette festival für 10 mickrige euro? im ernst? mann da haben auch beehoover gespielt...ich muss da nä jahr hin...selbst wenn ich alleine hinmuss...das isses mir wert
Khanatist
12.10.2007 - 15:58 Uhr
Wie groß das Überangebot war, verdeutlicht sich mir gerade wieder. Eben entdecke ich zufällig die Musik der für mich nicht uninteressanten Screamo-Math-Chaoscore-Formation Jakuzi's Attempt (2. Song) und stelle gleichzeitig fest, dass die am frühen Sonntagnachmittag den Extase-Club vom ZXZW zerstört haben müssen. Genau zu dem Zeitpunkt bin ich an dem Laden vorbeigegangen und habe mir ein Eis (Ananasgeschmack) gekauft. Hrmpf %)
Khanatist
12.10.2007 - 15:59 Uhr
Scheißspamfilter .. myspace.com/wireglobe
graft
13.10.2007 - 12:28 Uhr
wire globe neues label aus österreich. veröffentlichen demnächst neues von white mice.

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