Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Seite: « 1 ... 41 42 43 ... 78 »

Direkt zum neuesten Beitrag

Welches Buch liest Du gerade? / Welches Buch hast Du zuletzt gelesen? Wie war/ist es?

User Beitrag
Hmm
08.04.2018 - 03:24 Uhr
@seno: Dem kann ich mich nur anschließen. Allerdings würde ich dem Buch eine 7,5-8/10 geben.

Analog Kid

Postings: 2155

Registriert seit 27.06.2013

12.04.2018 - 15:02 Uhr
Ready Player One

Wollte ja erst den Film gucken, aber dann haben mich die schlechten Kritiken und der blöde Trailer eher abgeschreckt. Hab mir dann so ein bisschen auf gut Glück das Buch geholt, und es in grade mal 2 Tagen verschlungen.

Hat mir wirklich gut gefallen, für einen durchaus auch retrobegeistertern, in den 80ern aufgewachsenen Gelegenheitszocker wie mich eigentlich ja Pflichtlektüre.

Im Gegensatz zum Film wendet sich das Buch auch viel mehr an Oldschool-Spielenerds, also eigentlich ja eher für ein Nischenpublikum. Also Leute, die tatsächlich noch Textadventures gezockt haben, Pen-&-Paper-Rollenspiele kennen oder die Gruppe "Rush" verehren :)

Am stärksten fand ich das Buch an den Stellen, wo die "reale Welt" beschrieben wird, da finden sich durchaus auch Spurenelemente von sowas wie Kapitalismuskritik, im Gegensatz zum Film, der ja wohl speziell in dieser Hinsicht extrem weichgespült sein soll.

Aber grossartig tiefgründige Auseinandersetzungen mit dem Thema darf man natürlich auch im Buch nicht erwarten, ist im grossen und ganzen schon eher ein literarisches Leichtgewicht.
@SchmittJunior
12.04.2018 - 15:05 Uhr
David Golumbia analysiert in THE POLITICS OF BITCOIN die libertäre/rechte Rhetorik vieler Anhänger von Kryptowährungen, doch ihm entgeht, wie problematisch Fiat-Währungen sind. Indem er nur Diskurse vergleicht, verkennt er die notwendige Kritik an der gegenwärtigen Geldpolitik.

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

18.04.2018 - 23:20 Uhr
Benjamin von Stuckrad-Barre - Panikherz

#2: Stuckrad-Barres "Soloalbum" halte ich für ziemlich überschätzt, als Charakter und Person des öffentlichen Lebens fand ich ihn jedoch immer sehr interessant. Nicht zuletzt wegen seiner tollen Polit-Talkshow, Anfang des Jahrzehnts. Entsprechend gespannt war ich auf diese anekdotische Autobiographie und wurde nicht enttäuscht. Stuckrad-Barre beschreibt in rasantem Tempo seinen Aufstieg vom großmäuligen Abiturienten zum Redakteur beim Rolling Stone und später zum Gagschreiber der "Harald-Schmidt-Show". Mit dem Erfolg und Ruhm kommen die Drogen und hier wird BvSB schonungslos ehrlich: Die Abgründe, die er beschreibt, bereiten fast körperliche Schmerzen. Seine Abhängigkeit nimmt extreme Formen an, doch eines gibt ihm in jener Zeit Halt: Die Liebe zu seinen großen Helden. Allen voran Udo Lindenberg, dessen Texte für Stuckiman enorme Bedeutung haben. Toller Text, knappe 8/10.

kingsuede

Postings: 4102

Registriert seit 15.05.2013

28.04.2018 - 22:25 Uhr
Nach meiner Ishiguro-Phase habe ich mir nun heute Der Fortführer von Botho Strauß besorgt.

MM13

Postings: 2366

Registriert seit 13.06.2013

29.04.2018 - 08:58 Uhr
joan root(ich gab mein herz für afrika)-mark seal 8/10
bio über eine starke frau.

Gomes21

Postings: 4919

Registriert seit 20.06.2013

01.05.2018 - 13:18 Uhr
Paule Hawkins - The Girl on the Train

Hab es so lange vor mir hergeschoben, aber jetzt musste ich es doch mal lesen.
War zwischendurch überrascht, dass es gut geschrieben ist und nicht die typischen Streotypen enthält, aber zum Ende wurde jedes Konzept aufgegeben nur um den möglichst unerwartetsten Killer zu identifizieren. Zum Ende hin völlig unauthentische Entwicklungen und Handlungen der Personen, vorherige Charakterzüge komplett über Bord geworfen, haarsträubend unglauwürdige "Geheimnisse". Was mit den Charakteren geschieht war mir sowieso recht egal, alle vollkommen unsympathisch, das ging auch auf Kosten des Spannungsmoments.

Ich will nicht sagen, dass es völlig verschwendete Zeit war, aber zu gewinnen gibt's auch nichts. Naja, nicht mein Genre. Ich hoffe ich bekomme keine Bücher mehr geschenkt.

5/10

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

05.05.2018 - 00:29 Uhr
Don DeLillo - Null K

#3: Intensiver, aber teils doch sehr zäher Roman des amerikanischen Romanciers, der sich hier dem Thema Unsterblichkeit annimmt. Jeffrey Lockhart begleitet seinen Vater, den Milliardär Ross Lockhart und dessen zweite Ehefrau Artis Martineau in eine spezielle Klinik, in der man sich gegen viel Geld einfrieren lassen kann, in der Hoffnung auf ewiges Leben. Dies wird jedoch nicht stringent erzählt, sondern sehr assoziativ, nicht ohne Grund gilt DeLillo als Meister der postmodernen Literatur.

Ich hätte mir letztlich mehr Stringenz gewünscht und weniger esoterisches Wabern. Denn die 280 Seiten fühlten sich am Ende recht lang an. Ca. 5/10
hört hört
08.05.2018 - 20:42 Uhr
David Foster Wallace - Unendlicher Spaß

Hab's vor ein paar Wochen im dritten Anlauf beendet und direkt nochmal neu angefangen. Urkomisch, stellenweise sehr zäh, aber alles in allem ganz großes Kino. Ich wage tatsächlich eine 10/10.

Was Girl on the Train angeht, stimme ich Gomes21 vollkommen zu.
zu faul sich einzuloggen
08.05.2018 - 21:39 Uhr
Heinrich Böll - Ansichten eines Clowns
8/10

Tolles Buch, sehr zu empfehlen. Der Clown ist schon ein ziemliches Arschloch, aber irgendwie versteht man ihn doch.

Deaf

Postings: 2673

Registriert seit 14.06.2013

08.05.2018 - 22:07 Uhr
Bisher gelesen im 2018:

Judith Hermann - Sommerhaus, später (1998)
Grégoire Hervier - Vintage (2016)
Markus Werner - Bis bald (1992)
Don DeLillo - Cosmopolis (2003)
Schorsch Kamerun - Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens (2016)
Oscar Wilde - Das Bildnis des Dorian Gray (1891)
Nick Cave - Und die Eselin sah den Engel (1989)
Gabriel Garcia Marquez - Erinnerung an meine traurigen Huren (2004)
Bertolt Brecht - Leben des Galilei (1943)
David Garnett - Dame zu Fuchs (1922)
Heinz Strunk - Der goldene Handschuh (2016)
J.M.G. Le Clézio - Das Fieber (1965)
zu faul sich einzuloggen
09.05.2018 - 09:33 Uhr
Und ist davon irgendwas zu empfehlen, Deaf? Oder musst du vor irgendetwas warnen?
Deaf.
09.05.2018 - 09:49 Uhr
Mir ist lediglich wichtig, meine Belesenheit zu präsentieren. Der Rest interessiert mich nicht.
Segiso
09.05.2018 - 09:50 Uhr
Hansa Yanagihara - A Little Life. 10/10

Gomes21

Postings: 4919

Registriert seit 20.06.2013

09.05.2018 - 11:13 Uhr
"Hansa Yanagihara - A Little Life. 10/10"

Oh, das steht auch auf meiner Liste. Kannst du etwas ausführen was dir so gefallen hat? =)

Deaf

Postings: 2673

Registriert seit 14.06.2013

09.05.2018 - 13:24 Uhr
Von DeLillo war ich früher mal Fan, aber "Cosmopolis" war dann doch ziemlich schwach.

Den Rest kann ich durchaus empfehlen, wenn man in der richtigen Stimmung ist.

Die Kurzgeschichten von Hermann & Le Clézio sind ganz nett für zwischendurch. Überrascht war ich von Caves Sprachgewalt, unfassbar, wie gut der schreiben kann (wobei wohl auch der deutsche Übersetzer grandiose Arbeit geleistet hat).

Über "Dorian Gray" wurde bestimmt schon genug geschrieben, einfach ein Klassiker, den man kennen sollte. Und von Markus Werner sollte man sowieso alles lesen. :-)
lulz
09.05.2018 - 14:28 Uhr
Das perfekte Buch fürs PT Forum hab ich gerade durch:

Ernest Hemingway - Männer ohne Frauen


:-)


14 Kurzgeschichten über Männer (ohne Frauen) .

7/10

kurzweilig, gut zu lesen, abwechslungsreich.

Die beste Geschichte war die über den Stierkämpfer, aber dafür hatte Hemingway ja uch ein großes Faible
Segiso
09.05.2018 - 21:11 Uhr
"A Little Life" ist natürlich von Hanya Yanagihara - ups.
Man kann daran viel kritisieren, es greift arg in die schwarz-weiß-Kiste, die Sprache ist fast zu simpel und trägt gleichzeitig dick mit Adjektiven auf, um die Charakterisierung auch richtig deutlich zu machen. Und dennoch hatte mich die Geschichte um Freundschaft, Trauma, Älterwerden, Liebe, Gewalt doch direkt. Ich habe ein wenig Leben mitgelebt während der Lektüre. Die starken Emotionen (okay, man kann auch sagen, Rotz und Wasser heulen) sind fast schon kathartisch in ihrer Wirkung. Wirkt auch eine Woche nach Beendigung noch nach.

Marküs

Postings: 1235

Registriert seit 08.02.2018

11.05.2018 - 18:49 Uhr
Kazuo Ishiguro - The buried giant (9/10): Wirkt nach!
Vheissu 1
11.05.2018 - 19:24 Uhr
64
Fesselnd und etwas abseits der ausgetretenen Pfade. 8/10

Gomes21

Postings: 4919

Registriert seit 20.06.2013

11.05.2018 - 20:55 Uhr
Ja the buried giant war toll. Lese gerade nocturnes

Marküs

Postings: 1235

Registriert seit 08.02.2018

11.05.2018 - 21:48 Uhr
@ Gomes21: Bin gespannt auf deine Bewertung! Ich sag mal bisher: The remains of the day ebenfalls (9/10) und A pale view of hills (7/10)

Marküs

Postings: 1235

Registriert seit 08.02.2018

11.05.2018 - 21:51 Uhr
Übrigens des beste Buch das ich dieses Jahr lesen durfte: Daphne du Maurier - Rebecca (9/10)

Marküs

Postings: 1235

Registriert seit 08.02.2018

11.05.2018 - 22:08 Uhr
The buried giant: Everything turns ambivalent :-)

Randwer

Postings: 2785

Registriert seit 14.05.2014

12.05.2018 - 12:01 Uhr
Noam Chomsky - Requiem für den Amerikanischen Traum
Obwohl es von den USA handelt ist es doch auch für uns Nichtamerikaner relevant.
Noam Chomsky
12.05.2018 - 12:04 Uhr
Sozialist

seno

Postings: 3550

Registriert seit 10.06.2013

12.05.2018 - 12:19 Uhr
Herman Melville - Moby Dick 8/10

Wahnsinn, was da alles drin steckt. In jungen Jahren hatte ich mal eine Jugendausgabe gelesen. Das war eine spannende Abenteuergeschichte, mehr nicht.

Auch jetzt war das wohl keine vollständige Ausgabe (Strüver-Übersetzung), wie ich im Nachhinein festgestellt habe (knapp 400 Seiten, da wurden wohl so einiges weggelassen). Aber trotzdem bin ich nachhaltig beeindruckt, was da an Gedanken zu Religion, Freundschaft, Umweltzerstörung, Rassismus, menschlichem Wahn etc. aufgefahren wird. Werde mir dann wohl nochmal die komplette Ausgabe zulegen, wenn ich durchdrungen habe, welche der diversen Übersetzungen denn die beste ist. Falls sich jemand da auskennt, wäre ich über Hinweise dankbar. Schwanke nach diversen Recherchen zwischen der Seiffert- und Jendis-Übersetzung. Fakt ist, ich werde das definitiv nochmal lesen.

@Gomes21: Ich habs spaßeshalber im Original versucht, aber das ging nicht wirklich gut voran.


Frank Herbert - Der Wüstenplanet 9/10

Vor ungefähr 17 Jahren schonmal gelesen, nun noch einmal in der Neuübersetzung. Und wieder begeistert. Eine wahnsinnig detaillierte Welt mit grandiosen Ideen. Definitiv keine 08/15 Science-Fiction.
FJM
12.05.2018 - 13:23 Uhr
Zu Moby Dick:

Ich habe den Roman in der Jendis-Übersetzung gelesen, die ich für gelungen halte, auch wenn sie wohl den Text an manchen Stellen ganz schön "glättet". Dennoch ein ganz schöner Brocken das Buch.

Näher am Original und somit sperriger soll wohl die Übersetzung von Rathjen sein. Die kenne ich aber nicht, kann also nichts weiter dazu sagen.
Buchtips
12.05.2018 - 13:57 Uhr
Hier gibts endlich die würdige Neuauflage des Literarischen Quartetts, zwar geschrumpft zum Terzett, aber dafür mit ganz viel rechter Frauenpower:

https://www.youtube.com/watch?v=EPFIGHhTCcw&t=731s

tolles anregendes Format!

Gomes21

Postings: 4919

Registriert seit 20.06.2013

12.05.2018 - 14:18 Uhr
Dune hat mir nicht sonderlich gut gefallen. Ja eine unglaublich detaillierte Science-Fiction Welt hat Herbert da geschaffen, aber bei mir blieb immer das Gefühl außen vor zu stehen.

Andererseits muss man aberkennen wie viel in der Science-Fiction Branche von ihm abgekupfert wurde. Sicherlich ein wichtiges Werk, dennoch nicht wirklich mein Fall

seno

Postings: 3550

Registriert seit 10.06.2013

12.05.2018 - 16:38 Uhr
@FJM
Habe anhand der diversen Websites zu dem Thema die verschiedenen Übersetzungen verglichen und ich schwanke zwischen Seiffert und Jendis. Rathjen fand ich ganz schrecklich.

Randwer

Postings: 2785

Registriert seit 14.05.2014

13.05.2018 - 14:38 Uhr
Ein weiteres relevantes Werk Melvilles ist übrigens Bartleby der Schreiber.
@Randwer
13.05.2018 - 15:39 Uhr
Sollte man das lesen? I would prefer not to.

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1867

Registriert seit 04.12.2015

15.05.2018 - 15:03 Uhr
Richard Powers – Orfeo (8/10)

Mein Erstkontakt mit Powers. In diesem Buch, wie für ihn wohl typisch, verbindet er drei Elemente miteinander. Der Rahmen ist ein vordergründig recht banaler Plot: Peter Els, ein Komponist und Musikprofessor im Ruhestand, verbringt seine Tage alleine, zurückgezogen in seinem Haus, hält einmal die Woche einen Vortrag über Meilensteine der klassischen Musik im 20. Jahrhundert. In seiner Freizeit bastelt er im Labor als Hobbybiochemiker an DNA herum, um aus ihrer Struktur Musik zu destillieren. Er will zeigen, dass alles Leben, wenn auch unsichtbar, klingt, Musik ist. Plötzlich stirbt sein Hund und das lautlose, friedliche Leben gerät aus den Fugen. Er wird als biochemischer Terrorist verdächtigt und von staatlichen Behörden gejagt. Ein bizarres Roadmovie-Szenario entfaltet sich – Els flieht quer durch die Staaten.
Soweit so gewöhnlich. Bald wird klar, dass Powers diesen Rahmen aus zweierlei Grund gut gewählt hat: Einerseits fungiert die Geschichte als Psychogramm einer paranoiden Nation – darum geht es (!), nicht um einen Thriller -, Powers ist ein grandioser mit herrlich trockener Ironie ausgestatteter Porträtist, und gleichzeitig bietet die Geschichte den perfekten Ausgangspunkt für ein in Rückblick auf Els‘ Leben. Powers schreibt in umwerfender Weise über Familie, Freundschaft und vor allem über verlorene Liebe, schildert eine Lebensgeschichte – meditiert über Karriere, Kunst und Wissenschaft, über (Fehl)Entscheidungen und deren Konsequenz, über den Wunsch nach Anerkennung und was am Ende eines Lebens bleibt.
Und zudem, vielleicht der dritte Kern des Romans, ein Buch über die Musik. Selten, vielleicht nie, habe ich jemals Prosa gelesen, die so meisterhaft Musik in Worte fasst. Powers gelingt das scheinbar Unmögliche; seine Beschreibungen lassen das innere Ohr klingen. Powers erzählt von Werken, die Els‘ Leben verändert haben, ihn begleiteten, prägten, sein Leben versüßten. Der Einfluss Mozarts "Jupitersinfonie" auf den Elfjährigen, Mahlers "Kindertotenlieder" auf den jungen Mann, und später Messiaens "Quartett vom Ende der Zeit". Dabei gelingt Powers eine historische Beschreibung zur Entstehung des letztgenannten, die ihresgleichen sucht. Auch aus dem Roman genommen, ohne Kontext, grandios.
Innerhalb dieser vielschichtigen Romankomposition – selbst wie eine moderne Sinfonie strukturiert – immer wieder Fragmente, die wie Weisheitsschnipsel, scheinbar Kapitelüberschriften bilden. Erst am Ende machen auch diese Sinn.
Man könnte meinen Powers hätte seinen Roman überfrachtet, würde seinen Protagonisten erdrücken unter der schieren Last seiner riesigen schweren Themen. Ihm gelingt aber das Kunststück das alles perfekt passt, alle Elemente schlüssig ineinander greifen, jede Facette genug Raum zur Entfaltung, zur Entwicklung seines Potentials erfährt. Das liegt sicherlich auch an seiner großartigen Prosa, der Fähigkeit alles stimmig miteinander zu verzahnen. Hut ab für dieses Werk, das verschiedenste, scheinbar unvereinbare Themen zu einem kohärenten Werk vereint, ohne sich in einem postmodernen Tausendseiter zu verlieren, der unter seinem komplexen Ansatz sein Ziel der Betrachtungen aus den Augen verliert. Powers scheint mir einer der wichtigsten gegenwärtigen Romanciers (aus den Staaten) zu sein. Als nächstes werde ich mir mal seinen ebenfalls hochgelobten Roman „Klang der Zeit“ vornehmen.

E.M. Cioran – Widersprüchliche Konturen (8.5/10)

Einer der radikalsten Denker des 20. Jahrhunderts, wenn nicht überhaupt, porträtiert in diesem schmalen Büchlein Freunde, Mentoren, zeitgenössische Literaten in dreizehn essayistischen Miniaturen. Mit höchster Präzision gelingt es ihm auf verschiedensten Wege die Figuren zu zeichnen. Immer gelingt es ihm die Paradoxa frei zu legen, die Figuren zu fassen, einen Lichtstreifen auf sie zu werfen, die nie probieren einen gesamteinheitliches Bild zu vermitteln. Manchmal bewundernd, manchmal verachtend, immer widersprüchlich, immer klug, immer anregend. Dieses Buch erzählt so sehr von Borges oder Beckett wie es von Cioran selbst erzählt. In keinem anderen Werk wird Cioran als Mensch so nahbar wie in diesem. Aufschlussreiche (Selbst)Portraits des methodischen Zweiflers.

„Dreizehn Miniaturen, dreizehn Repräsentanten einer Welt, die Cioran in Persona begegnet sind. Dreizehn Versuche, sich aus dem Leben eines Sehers des Verfalls, aus dem Leben eines Philosophen des Scheiterns, aus dem skeptischen Deuten der Wirklichkeit und ihrer Grenzen herauszustehlen. Diese dreizehn Essays zeigen Cioran als Portraitisten, der in der Bewunderung nahezu das Leid des nicht selbstgeschaffenen entdeckt und in der Abstoßung der Großen, denen er deren Angst vor der Überschreitung der dunklen Grenzen als mangelnden Willen zur tiefen Erkenntnis vorwirft.“

Gomes21

Postings: 4919

Registriert seit 20.06.2013

15.05.2018 - 17:27 Uhr
Kazuo Ishiguro - Nocturnes 8,5/10

Fünf Geschichten über Musik, Coming of Age und eingerostete Liebe. Subtil, mit viel Leichtigkeit und Melancholie. Hat mir mal wieder sehr gut gefallen.

myx

Postings: 4703

Registriert seit 16.10.2016

18.05.2018 - 08:21 Uhr
David Albahari – Die Ohrfeige

Sehr schönes Buch des serbischen Schriftstellers, der nach langen "Exil"-Jahren im kanadischen Calgary wieder in Belgrad lebt. Ich habe ein Interview mit ihm – anlässlich seines siebzigsten Geburtstags – in der NZZ gelesen und war auf Anhieb angetan von der Klugheit und dem vorwiegend postmodern geprägten Literaturverständnis des Autors. Sofort habe ich mich über seine bisherigen Romane kundig gemacht und bin bei "Die Ohrfeige" hängen geblieben, jenem Werk, das von den Kritikern am meisten mit Lob überhäuft wird. Andreas Breitenstein spricht in der NZZ sogar von einem "epochalen Meisterwerk" und nennt Albahari einen "Kafka für unsere Zeit".

Ganz so weit würde ich zwar nicht gehen, aber die beklemmende Stimmung, die der mehrfach preisgekrönte Schriftsteller in seinem Roman entwickelt, hat schon etwas sehr Faszinierendes. Alles beginnt mit einer Szene, die der Protagonist eines Sonntags am Donauufer beobachtet: Ein junger Mann versetzt einem Mädchen "ohne jede Vorwarnung" eine Ohrfeige. Ein Ereignis, das dem Ich-Erzähler keine Ruhe mehr lässt: Wurde dieser Zwischenfall vielleicht eigens für ihn inszeniert? In der Folge gerät er in einen Strudel von Ereignissen, in denen sich Fiktion und Wirklichkeit immer mehr vermischen. Die Themen reichen von mathematisch-geometrischen Rätseln über jüdische Kabbalistik und Antisemitismus bis hin zur Auseinandersetzung eines Intellektuellen – der Ich-Erzähler ist Kolumnist bei einer Belgrader Zeitung – mit der politischen Lage im Serbien der Milošević-Ära, einem isolierten Land im Umbruch.

So intelligent und selbstironisch wie der Autor ist auch die Hauptfigur des Romans, in die ich mich liebend gerne hineinversetzt habe. Ich vergebe deshalb insgesamt eine gute 8 von 10.

8/10

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

23.05.2018 - 08:16 Uhr
Philip Roth, the Seminal American Novelist, Has Died at Eighty-Five

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

23.05.2018 - 13:04 Uhr
Shit. :(

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

25.05.2018 - 13:30 Uhr
Sylvia Plath - Die Glasglocke

#4: Ein faszinierender Roman: Zunächst beginnt die Story um die New Yorker Volontärin Esther Greenwood wie eine Art weibliches "Fänger im Roggen". Greenwood streift durch Manhattan, schildert ihre Eindrücke und Begegnungen. Nach und nach jedoch gerät sie immer tiefer in einen selbstzerstörerischen Strudel aus Zweifeln, Depressionen und Weltekel, der in einer Reihe Selbstmordversuchen mündet. Letztlich landet sie in einer Anstalt und reflektiert (sehr subjektiv) darüber, wie es soweit kommen konnte. Sehr gute 7/10.

Marküs

Postings: 1235

Registriert seit 08.02.2018

31.05.2018 - 16:20 Uhr
D H Lawrence - Women in love (9/10): Ein unangefochtenes Meisterwerk, gar sein Opus Magnum. Ich lehne mich aus dem Fenster: Eines der besten Bücher des frühen 20. Jahrhunderts, das Kapitel "Water Party" ist Gänsehaut pur, Sprache und Inhalt auf aller höchstem Niveau

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31784

Registriert seit 07.06.2013

09.06.2018 - 19:51 Uhr
Oh, ich kennen nur "Sons and lovers", das fand ich auch fantastisch.

Marküs

Postings: 1235

Registriert seit 08.02.2018

11.06.2018 - 10:13 Uhr
@ Machina: Women in love und Sons and lovers sind vom Niveau her ähnlich gelagert. Fantastische Bücher eines visionären Autors.

Arthur Koestler - Darkness at noon (9/10): Der nächste visionäre Autor, hier gibt es eine hochintelligente Betrachtung über die Entstehung von Totalitarismus auf kommunistischer Grundlage. Unbedingt lesenswert und nie zu theoretisch. Ich würde das Buch evtl. sogar von seiner Relevanz als noch vorausschauender beurteilen als Orwells bekannten Schinken

myx

Postings: 4703

Registriert seit 16.10.2016

11.06.2018 - 17:02 Uhr
Gaël Faye – Kleines Land

"Kleines Land" ist die Geschichte des in Burundi lebenden, 10-jährigen Gabriel ("Gaby") – eine Geschichte über das Paradies und über die Hölle. Gaby wächst zusammen mit seiner kleinen Schwester Ana wohlbehütet in einem stattlichen Haus in Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, auf. Er trifft sich regelmässig mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft auf der Strasse oder in einem alten VW-Bus und geniesst die unbeschwerten Kindertage in vollen Zügen. Auf die Frage "Wie geht es dir?" gab es zu dieser traumversunkenen Zeit nur die eine spontane, selbstverständliche Antwort "Gut.".

Dies ändert sich radikal, als es in Burundi nach den ersten freien Wahlen zu einem Militärputsch kommt, der sich – genauso wie im benachbarten Ruanda – in einen blutigen Bürgerkrieg zwischen Hutu und Tutsis ausweitet. Zunächst hält sich der Krieg noch von seiner unmittelbaren Umgebung fern. Aber irgendwann wird Gaby dann doch in die Grausamkeiten der Stammesfehden hineingezogen. Wie konnte das geschehen? Wie können aus unschuldigen Kindern plötzlich mordende Banden werden? "Kleines Land" weiss darauf keine Antwort. Krieg ist dann, wenn man überhaupt nichts mehr versteht, lautet denn auch einer der Kernsätze des Buches.

Gaël Faye ist – genauso wie der Protagonist Gaby, aus dessen kindlicher Sicht der komplette Roman geschrieben ist – als Sohn einer ruandischen Mutter und eines französischen Vaters in Burundi aufgewachsen und wegen der Wirren des Bürgerkriegs nach Frankreich geflüchtet. Man kann also davon ausgehen, dass "Kleines Land" starke autobiografische Züge trägt. So wie Gaby findet auch Faye nach einer Rückkehr in das versehrte Heimatland die Kraft, einen Roman über seine Erlebnisse zu schreiben. Und genau darin liegt zum Schluss des Buches ein grosses Stück Hoffnung: dass trotz allem Schrecklichen immer noch Bücher geschrieben werden. Denn solange es Bücher und Autoren gibt, dauert das Gute fort. – Ich empfehle "Kleines Land" wärmstens zur Lektüre.

9/10

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

11.06.2018 - 19:02 Uhr
Chuck Palahniuk

#5: Oh wow, da hat Palahniuk aber mal einen passablen Roman ab etwa der Mitte vollkommen gegen die Wand gefahren! Thema: Ein Milliardär versucht mit Hilfe von "Intimpflegeprodukten" die Weltherrschaft an sich zu reißen. Liest sich quatschig, aber das ist man bei Palahniuk ja gewohnt.

Absurde Plot-Twists, stereotype Charaktere und einige unnötige Wiederholungen sorgen dafür, dass dies der wohl mit Abstand am wenigsten überzeugende Roman des Fight-Club-Autors ist. Durch einige Passagen musste ich mich regelrecht quälen, auch wenn der Text relativ lockerflockig geschrieben wirkt. Leider nur 4/10.

Als kleiner Service hier meine Palahniuk-Favoriten: 1. Flug 2039 (Survivor) 2. Die Kolonie (Haunted) 3. Lullaby
retro
11.06.2018 - 21:08 Uhr
es geht um "beautiful you", oder? habe schon lange nichts mehr von palahniuk gelesen. ich halte ihn grunsätzlich für überschätzt und ich fühle mich mittlerweile wohl auch zu alt für solchen quatsch.

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

11.06.2018 - 21:25 Uhr
Stimmt, Titel vergessen. "Beautiful you", ja. Kann man sich echt sparen.
GV
13.06.2018 - 21:02 Uhr
Palahniuk wurde einfach immer schlechter.
Seine ersten Romane waren wirklich großartig (Fratze, Fight Club, Flug 2039, Der Simulant), dann folgten überwiegen recht mittelmäßige Bücher (u.a. Lullaby, Die Kolonie) und seit ein paar Jahren ist er schlicht unlesbar geworden.

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

13.06.2018 - 21:35 Uhr
Ich bin kein riesiger Freund von "Fratze". Und "Der Simulant" hielt ich für überschätzt, wenn auch immer noch gut.

Habe noch den Kurzgeschichtenband im Regal, der wird jetzt aber erst mal warten müssen.
GV
13.06.2018 - 23:39 Uhr
Meinst du "Jetzt bist du dran!" ?
Der Band war dann nämlich doch größtenteils überraschend gut und hat mich wieder daran erinnert, warum ich den Autor mal so gemocht habe. Besonders die darin enthaltenen "Fabeln" sind großartig.

Seinen letzten Kurzgeschichtenband "Köder" kannst du dann aber wieder komplett in die Tonne kloppen.

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

14.06.2018 - 00:46 Uhr
Genau den meinte ich. Dann machst Du mir noch Hoffnungen.

"Köder" ist ja das Malbuch. Mag zumindest die Idee.

Seite: « 1 ... 41 42 43 ... 78 »
Zurück zur Übersicht

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:





Banner, 300 x 250, mit Claim