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Welchen Film habt Ihr zuletzt gesehen? Und wie fandet Ihr ihn?

User Beitrag

jayfkay

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15.04.2018 - 15:24 Uhr
covenant und prometheus, die zwei größten tragödien des 21ten jahrhunderts.

ach warte, so gut war alien jetzt auch wieder nicht. nur der erste teil glänzt mit der netten intrige und der düsteren spannung, auch wenn leider die kreatur wirklich nicht gut gealtert ist. aber selbst dann würde ich dem ersten teil nicht die lobpreisung geben, die er so kriegt, weil er auch nicht ohne die typischen "monster spannungs dummheiten" auskommt, die man in jedem dieser filme findet.

aber es ist schon echt sehr, sehr schade, wie sehr das potential für diese zwei filme hier zerissen und simplifiziert wurde. die engineers boten tonnenweise potential und wurden komplett verarscht.

hubschrauberpilot

Postings: 6755

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15.04.2018 - 16:12 Uhr
Auf die Gefahr hin gesteinigt zu werden: mir gefällt Prometheus echt gut. Die Optik ist herausragend, dass der Film keine Antworten liefert ist in meinen Augen kein Manko, muss ein Film auch nicht zwangsläufig. Gut, das etwas widersprüchliche Verhalten der Wissenschaftler, kann ich drüber hinwegsehen.

Covenant ist nicht wirklich schlecht, aber einige Auflösungen unbefriedigend, und das Verhalten der Crewmitglieder noch deutlich dümmer als in Prometheus.

In Teil 3 wäre zumindest schön zu erfahren, was aus Noomi Rapace geworden ist. Und ich denke auch nicht, dass der gezeigte Planet mit den Engineers auch deren Heimatplanet war, so wie die in Lumpen gehüllt waren. Das wäre zu billig. Oder hatte David bei Prometheus schon den Entschluss zur Vernichtung der Engineers gefasst und Noomi Rapace umgebracht, weil ihre Suche nach Antworten sich nicht mit der Suche nach Rache von David vereinbaren lassen?!? Leben erschaffen kann David ja auch, wie man in Covenant ja sieht. Oder er hat sie als Wirt für den Xenomorph ausgenutzt.

XTRMNTR

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16.04.2018 - 12:34 Uhr
Mir ist das Alien-Franchise eigentlich völlig egal mittlerweile. Ich werde mir Teil 1 und 2 immer wieder gerne anschauen. Eventuell ab und an noch den dritten. Mehr braucht man da, meiner Meinung nach, nicht zu sehen.

XTRMNTR

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16.04.2018 - 12:37 Uhr
P.S.: „Life“ hat gezeigt, wie es Ridley Scott hätte machen müssen. Den fand ich bärenstark.
Auch „Sunshine“ darf da gerne dazu gezählt werden.

jayfkay

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Registriert seit 26.06.2013

16.04.2018 - 12:55 Uhr
wie gesagt, nur Alien kann man mMn etwas Substanz abgewinnen, der Rest ist ziemlich vergessbar.

Die Neuauflagen hatten da riesiges Potential... too bad :/

MopedTobias (Marvin)

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16.04.2018 - 15:20 Uhr
Life ist doch auch wirklich nichts Besonderes, fand den nicht nennenswert besser als Covenant. Netter Film, der nicht viel falsch macht, aber ne halbe Stunde nach dem Schauen schon wieder vergessen.

boneless

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Registriert seit 13.05.2014

16.04.2018 - 18:37 Uhr
Mir ist das Alien-Franchise eigentlich völlig egal mittlerweile. Ich werde mir Teil 1 und 2 immer wieder gerne anschauen. Eventuell ab und an noch den dritten. Mehr braucht man da, meiner Meinung nach, nicht zu sehen.

Punkt.


Ghostland

Pascal Laugier. Allein der Name lässt mir Schauer über den Rücken laufen. Viele Filme hat er nicht gedreht, aber es reicht einer, um alles zu verändern und die Filmwelt (zumindest meine) auf den Kopf zu stellen. Martyrs war privates Waterloo und Offenbarung zugleich. Ein Film, der mich Dinge hat spüren lassen, die ich bis dahin nicht kannte. Schlimme Dinge. Wie ausgekotzt fühlte man sich nach dem Abspann und wollte nicht so recht glauben, was da gerade passiert ist. Martyrs ging über alle Extreme hinaus, ohne ins Lächerliche abzudriften und genau das macht(e) ihn brandgefährlich für den eigenen Gemütszustand. Dieser Film bricht einen. Wer sich darauf einlassen kann, wird in ein finsteres Loch gezogen, in dem Menschlichkeit keine Rolle mehr spielt und der pure Schmerz Wirklichkeit geworden ist. Ein Film, der polarisiert, aneckt und an Radikalität kaum zu überbieten ist. Für mich der beste Horrorfilm des neue Jahrtausends, wenn man ihn denn in dieses Korsett zwingen mag. Denn eigentlich nistet sich dieses Monstrum zwischen Terrorkino, Drama und Psychothriller ganz unbequem zwischen den Stühlen ein. Der Höhepunkt der sogenannten New French Extremity und ein Streifen, der einen über Wochen, Monate, ja Jahre hinweg beschäftigt und beschäftigen wird...

Nun also Laugiers vierte Arbeit, die im Gegensatz zum eher mittelmäßg aufgenommenen The Tall Man wieder mehr Richtung Martyrs geht, ohne natürlich dessen Thematik vollends zu kopieren. Es dreht sich wieder um Gewalt, dem ausgeliefert sein und der scheinbar nicht enden wollenden Peinigung.

Eine Mutter zieht mit ihren zwei Töchtern (Beth und Vera) in das leerstehende Haus der verstorbenen Tante. Kaum dort angekommen, werden sie brutal überfallen und terrorisiert. Viele Jahre später hat vor allem Vera immernoch Probleme, diese Nacht zu verarbeiten. Als Beth sie und die Mutter besucht, scheint sich der Albtraum für Vera zu wiederholen...

Eins vorweg: Ghostland ist deutlich leichter zu konsumieren als Martyrs. Wollte man ihm böses, könnte man von einer extra light Version sprechen. Was allerdings nicht heißt, dass hier 0815 Grusel geboten wird, denn Ghostland ist dabei immernoch fieser und härter als ca. 95% der anderen Filme, die im Kino laufen und sich Horror schimpfen. Laugier spart nicht an kompromissloser Gewalt und für einen FSK 16 Streifen geht es hier und da erstaunlich heftig zur Sache. Davon abgesehen ist Ghostland spannend und sehr schön inszeniert, führt er den Zuschauer mehr als einmal aufs Glatteis. Den Twist habe zumindest ich nicht kommen sehen und er verleiht der ganzen Geschichte eine interessante neue Richtung. Allerdings ist er mir nach dieser "Auflösung" zu hektisch und fragmentarisch, dass Ende kommt (zu) schnell, man hat den Eindruck, dass Laugier hier auf Biegen und Brechen alles in 90 Minuten packen wollte. Dabei geht leider einiges an Atmosphäre flöten, gerade das Hetzen Richtung Ziel tut dem Film nicht gut, zumal da wieder ein paar "Zufälle" passieren, die nicht hätten sein müssen. Ziemlich ärgerlich, denn Ghostland hätte mit etwas mehr Stringenz und einem anderen Ende durchaus das Potential gehabt, ein würdiger Martyrs Nachfolger zu werden. So aber entsteht schon der fade Beigeschmack, dass Laugier (ob nun gewollt oder nicht) Zugeständnisse ans Mainstreampublikum macht, die er eigentlich nicht nötig hat. Andererseits wäre Ghostland so vllt. gar nicht ins Kino gekommen, von daher freue ich mich über die hoffentlich wachsende Bekanntheit eines tollen Regisseurs, dessen kommender Film gern wieder etwas mehr neben der Spur sein darf.

7/10
Comfy Numb
16.04.2018 - 19:24 Uhr
The Nice Guys 6/10
Will wohl an Big Lebowski anknüpfen, wirkt aber trotz gutem Cast meist hölzern und driftet gern in den Klamauk ab. Bekifft dürfte er wahrscheinlich recht unterhaltsam sein.

MopedTobias (Marvin)

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16.04.2018 - 19:40 Uhr
Big Lebowski? Damit hat dieser Film so gut wie gar nichts zu tun, abgesehen davon, dass beides Komödien sind.

Underground

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Registriert seit 11.03.2015

16.04.2018 - 23:59 Uhr
Lucky 8/10
Wolfgang
17.04.2018 - 11:15 Uhr
Woran erkennt man amerikanische Indiefilme? An den schlechten Frisuren und am Verzicht auf Make-up. Diese Natürlichkeitsmaskerade soll darüber hinwegtäuschen, daß Indiefilme noch kitschiger und banaler als handelsübliche Hollywoodproduktionen sind. Aktuelles Beispiel: Lady Bird
@Wolfganf
17.04.2018 - 11:26 Uhr
Der zählt zu Indi-Filmen? Ist doch ne recht aufwendige Produktion mit nem Budget von Knapp über 10.000.000 DOllar. Also wirklich Indi ist das nicht. Zudem wurde bei weitem nicht auf Make-up verzichtet.
Ich fand den FIlm ehrlich gesagt darüber hinaus sehr nett und erfrischend. Man merkt Gerwig zwar ihre Einflüsse an (vora allem Baumbach), nichtsdestotrotz fusioniert sie diese in ein anschauliches eigenes und homogenes Ganzes. Saoirse Ronan ist sowieso eine geniale Schauspielerin in meinen Augen.
dougie
17.04.2018 - 11:32 Uhr
Also ich fand Lady Bird wirklich sehr enttäuschend. Einfach nur öde und unoriginell, und die 90 min ziehen sich ewig.
Die vielen Oscarnominierungen etc. wohl ein Fall von positiver Diskriminierung.
Der Charakter von Ronan auch einfach nur nervig, obwohl sie sonst immer coole Rollen spielt.
any other name
17.04.2018 - 11:35 Uhr
American Beauty

Nach zig Jahren mal wieder (bewegt) gesehen, der Film verliert nichts von seiner Faszination, hier stimmt einfach alles. Auch wenn gerne mit sehr hohen Bewertungen um sich geworfen wird, in diesem Fall geht es garnicht anders. 10/10

Achja, das Lester so ein Loser-Image hat sagt wohl eher was über seine Umwelt aus, als über Lester selbst.

XTRMNTR

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17.04.2018 - 11:48 Uhr
"Martyrs" muss ich endlich mal sehen. Von dem schwärmen ja alle. Wenn der allerdings ähnlich hart wie "Irreversible" ist, überlege ich mir dreimal, ob ich mir den wirklich anschaue.
Die Szene mit Monica Bellucci in der Unterführung dürfte das schlimmste sein, was ich filmisch je zu sehen bekommen habe.
Scheinbar gibt es "Martyrs" hierzulande aber wohl nur in einer geschnittenen Fassung.
Der Richter
17.04.2018 - 12:01 Uhr
Martyrs ist genauso albern wie die meisten anderen Movies des Genres.
@MopedTobias
17.04.2018 - 13:57 Uhr
Wie kommt dein filmisches Fachwissen eigentlich bei den Ladys (oder Boys, weiß nicht auf was du stehst) so an?

MopedTobias (Marvin)

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17.04.2018 - 16:31 Uhr
"Positive Diskriminierung", aha...

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

17.04.2018 - 17:27 Uhr
Genau, Martyrs ist albern. Hab den ganzen Film lang gelacht.
Der Richter
17.04.2018 - 17:40 Uhr
Ich geweint wegen der verschenkten Zeit. Krampfhafter Schockwert, aber null Inhalt.

boneless

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Registriert seit 13.05.2014

17.04.2018 - 18:08 Uhr
"Martyrs" muss ich endlich mal sehen. Von dem schwärmen ja alle. Wenn der allerdings ähnlich hart wie "Irreversible" ist, überlege ich mir dreimal, ob ich mir den wirklich anschaue.
Die Szene mit Monica Bellucci in der Unterführung dürfte das schlimmste sein, was ich filmisch je zu sehen bekommen habe.
Scheinbar gibt es "Martyrs" hierzulande aber wohl nur in einer geschnittenen Fassung.


Irreversible als Vergleich hinkt. Der wird zwar auch in die Ecke der New French Extremity verortet, ist meiner Meinung nach aber bis auf die berüchtigten 2 Szenen (?) sehr gut konsumierbar. Martyrs ist da ein ganz anderes Kaliber. Dort gibt es 90 Minuten absoluten Terror, der sehr schwer zu ertragen ist, da er sowohl im physischen als auch psychischen Bereich unglaublich hart ist und quasi keine Verschnaufpause bietet. Allerdings ist das kein Rummel-Tortureporn wie Hostel, sondern da steckt schon mehr dahinter, was den Film letztendlich noch schwerer konsumierbar macht. Man sollte sich mental schon gut vorbereiten und am Besten gar nichts über die Handlung wissen, denn dann packt er einen richtig eiskalt.
Ich würde aber an deiner Stelle erstmal High Tension oder Frontier(s) versuchen. Die sind ähnlich hart, aber nicht so tiefschürfend.
Ungekürzt ist Martyrs (die französische Version) zumindest käuflich nicht zu erwerben. Ich hatte den damals ausgeliehen. Gibts im indizierten Katalog oder bei den Ösis Uncut (die handhaben das nicht ganz so streng). Zur gekürzten Version würde ich an deiner Stelle nicht greifen, da fehlen ganze 5 Minuten und schnittberichte.com zu Folge wurden da elementare Szenen entfernt.

Der Richter
17.04.2018 - 19:33 Uhr
Martyrs ist Hostel mit ein bisschen mehr Hintergrund. Scheisse mit Sahne bleibt Scheisse.
Tritzdem
17.04.2018 - 19:38 Uhr
Mit Sahne.
Der Henker
17.04.2018 - 19:52 Uhr
Kann den Post von boneless so unterschreiben.

Ein absolutes Genrehighlight und nicht mit anderen Vertretern vergleichbar.
Der disturbing effect ist deutlich höher als bei Irreversible.

Top 5 Feel Good Filme
17.04.2018 - 20:06 Uhr
1. A Serbian Film
2. Martyrs
3. The Human Centipede 1+2
4. Cannibal Holocaust
5. Die 120 Tage von Sodom


Ersteren bei Zweifeln sein lassen.
Top 5 Gähngore Filme
17.04.2018 - 20:11 Uhr
1. A Serbian Film
2. Martyrs
3. The Human Centipede 1+2
4. Cannibal Holocaust
5. Die 120 Tage von Sodom

1-5 bei intellektelluem Anspruch sein lassen.
Saló - Die 120 Tage von Pizzagate
17.04.2018 - 23:06 Uhr
Pasolini wurde nach "Die 120 Tage von Sodom" (wo er u.a. codiert über die Machenschaften der Welteliten ausgepackt hatte) getötet. Er wurde erschossen und mehrmals mit dem Auto überfahren. Sein "Skandalfilm" war kein provokativer Selbstzweck, sondern Abbildung einer grausamen Realität "hinter den Kulissen".
2004
17.04.2018 - 23:27 Uhr
Murder-Set-Pieces

Serbian Film ist doch bloß ne' olle Kopie davon!
Alicia Fettarsch Carrey
20.04.2018 - 00:18 Uhr
Chef

Nach 30 minuten abgeschaltet. Die Szene mit dem komischen, unverhältnismäßig sturrem Besitzer war zu forciert.

XTRMNTR

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20.04.2018 - 07:48 Uhr
„A Serbian Film“ ist der größte Müll der Filmgeschichte. Wer den feiert, sollte man prüfen lassen, ob im Oberstübchen noch alles klar ist.
Menschenverachtenden Dreck auf die Leinwand werfen, um danach zu behaupten es wäre Kunst.
Pöni, der weltbeste Kritiker
20.04.2018 - 08:33 Uhr
Lady Bird
Greta Gerwigs gefeiertes Teenagerdrama
4 von 5 Pönis

Stronger
Jake Gyllenhaal als Bostoner Bomben-Opfer
4 von 5 Pönis

hubschrauberpilot

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20.04.2018 - 20:23 Uhr
@XTRMNTR Ich bereue auch den Film gesehen zu haben, ist Gott sei Dank schon ein paar Jahre her und ich hab das meiste vergessen. So etwas kann man nicht feiern. Ich habe bislang aber keinen Film gesehen, der einen psychisch derart runterzieht. Inside war auch hart, aber gerade noch erträglich.

Coaxaca

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Registriert seit 14.06.2013

20.04.2018 - 20:28 Uhr
"A Serbian Film" fand ich eigentlich eher unfreiwillig komisch, "Die 120 Tage von Sodom" ebenfalls. "Martyrs" hingegen hat mich mit voller Breitseite erwischt. Was für ein Miststück von einem Film.

MopedTobias (Marvin)

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21.04.2018 - 01:55 Uhr
Hacksaw Ridge 6/10

Ein Mel-Gibson-Kriegsepos ist ein Mel-Gibson-Kriegsepos. Natürlich nutzt er die wahre Geschichte von Desmond Doss - einem streng christlichen Kriegssanitäter, der aus Überzeugung heraus keine Waffe anfasst und ausschließlich Leben rettet, anstatt welche zu nehmen - nicht für eine tiefgehende Refelexion von Religiösität im Ausnahmezustand, ganz zu schweigen von einem generellen Hinterfragen des Kriegskonzepts ausgehend von Doss' Werten. Gibson übertreibt es mit allem, erzählt seine (größtenteils, fairerweise) bierernste Heldensage unverblümt patriotisch, ästhetisiert unverfroren blutigste Gewalt, geilt sich auf am standhaften Humanismus seines Protagonisten und kann froh sein (oder eben nicht), dass Andrew Garfields natürlich bescheidener Charme seiner permanenten Inszenierung als moderner Jesus entschieden entgegenwirkt.

Handwerklich gibt es nichts auszusetzen. Das ist eine blitzsaubere, oberflächliche Charakterstudie eines unbeirrbaren Moralisten, eingebettet in ein klassisches "Loser-geht-zur-Armee-und-ist-am-Ende-der-größte-Held-von-allen"-Narrativ. Nach einem Eröffnungsakt, der sich mit seiner naiv-zuckrigen Romanze genau an der richtigen Seite von Kitsch bewegt, folgt der Film lose einer "Full-Metal-Jacket"-Struktur, im Boot Camp darf Vince Vaughn eine durchaus unterhaltsame R.-Lee-Ermey-Parodie spielen, Doss wird für seine Verweigerungshaltung von den anderen Rekruten fertiggemacht und dann geht's in medias res. Die Kriegssequenzen sind ganz offensichtlich von "Saving Private Ryan" beeinflusst, da dessen Eröffnung in Sachen Dynamik und Intensität genreweit noch ihresgleichen sucht, ist das aber sicher nicht die schlechteste Referenz. So ist auch Gibsons Okinawa ein verrauchtes, blutiges Höllenloch, in dem man als Zuschauer taumelnd nach Orientierungspunkten sucht und bei jedem Gewehrschuss zusammenzuckt. "Hacksaw Ridge" ist bei all seiner Einfachheit wirkungsvoll, intensiv gar, man kann ihn auch für das Umgehen von ein paar konventionellen Actionfilm-Strukturen loben und dafür, dass er so aufrichtig genau das ist, was er auch sein will. Zu viel Pathos, Vorhersehbarkeit und Gibsons Drang, den anderen Malern von Hollywood zeigen zu müssen, dass er immer noch den breitesten Pinsel von allen hat, verhindern aber trotzdem einen schlicht guten Film.

MopedTobias (Marvin)

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22.04.2018 - 00:13 Uhr
Lady Bird 8/10

Originalität ist nicht das Problem von Coming-of-Age-Filmen und war es auch noch nie. Dass verschiedene Geschichten von jugendlicher Identitätssuche um ähnliche Themen zirkulieren, ist nur natürlicherweise ihrer Universalität geschuldet. Dementsprechend geht es auch bei kaum einem anderen Filmgenre so wenig um das "was" und so viel um das "wie", um Frische, Ehrlichkeit (oder zumindest eine gelungene Simulation davon) und vor allem die Bezugsfähigkeit für die Rezipienten. Greta Gerwig hat einen fantastischen Coming-of-Age-Film gemacht, weil dieser es schafft, einen zum millionsten Mal durchgekauten Stoff neu und eigen wirken zu lassen, und weil die Autorin von "Frances Ha" und "Mistress America" erneut eine unglaublich tolle und bemerkenswert eigenständige Gefühls- und Lebenswelt einer jungen Frau geschaffen hat.

Ihr Regiedebüt ist technisch nicht der Rede wert, genauso wenig ist es die Prämisse - freche, selbstdarstellerische Teenagerin ist zwischen Zukunftsträumen, erster Liebe und Familienkrisen auf der Suche nach sich selbst -, doch Gerwigs Writing ist herausragend, wieder einmal. Ihre Zeichnung der Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Lady Bird (Saoirse Ronan) und Marion (Laurie Metcalf, Karriere-Höhepunt) ist beeindruckend, sie definiert jene ausschließlich durch den Raum zwischen den Protagonistinnen, durch die Distanz, die mit jedem Wort und jeder Handlung auf- oder wieder abgebaut wird, macht die Risse, die sich auftun und wieder schließen, fast schon sichtbar. Wie schon in "Frances Ha" hat Gerwig ein großartiges Gespür für Details und zieht eine immense emotionale Wirkungskraft aus noch so banalen Momenten. Der Film ist schwächer als Frances, weil er seine Schlüsselmomente direkter präsentiert, sein Drama klarer und konventioneller daherkommt, dadurch schreiberisch einen etwas simpleren Weg wählt, der seiner Effektivität aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, "Lady Bird" überwältigt einen emotional, ob man will oder nicht, Ronans Darstellung ist entwaffnend unmittelbar und der Film zieht wunderbar mit. Er ist lustig, traurig, freudvoll, romantisch, moralisch vielschichtig, klug und, am allerwichtigsten: Unfassbar aufrichtig, unzynisch, ohne postmoderne Ironie, ohne doppelten Boden und dadurch schlicht wunderschön. Gerwigs selbsternannte Liebeserklärung an ihre Heimatstadt ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an den Coming-of-Age-Film an sich, dem ehrlichsten aller Genres.
Lieutenant
22.04.2018 - 00:52 Uhr
Schönes Review, kann man nur so unterschreiben.

Kenne jemanden, der den Film "shit boring" fand, weil er genau den von dir genannten Punkt, dass es bei diesen Filmen um das "wie" geht, nicht gerafft hat.

Was für ein geistig minderbemittelter Spast. Zeit die Freundschaft zu kündigen.
@Lieutenant
22.04.2018 - 01:03 Uhr
Dein Bekannter liegt da gar nicht so falsch. Das ist ja alles schön und gut mit der Ehrlichkeit. Aber warum sind diese Filme an den Kassen so erfolglos? Weil die Leute nicht ins Kino gehen, um sich den Pfeffer anzusehen, den sie jeden Tag zuhause vor der eigenen Türe haben. Chaplin sagte, das Kino sei dazu da, um die Realität zu töten. Und er hatte recht. Es ist ein Medium, das zuallererst die Fantasie anspricht.

MopedTobias (Marvin)

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22.04.2018 - 10:20 Uhr
Das hängt ja davon ab, was man von Filmen bzw. Kunst generell erwartet. Wenn das ausschließlich Realitätsflucht sein soll, kann man natürlich nichts mit Filmen anfangen, die die Realität abbilden und in erster Linie die eigene Gefühlswelt reflektieren wollen. Das ist dann schade, aber das Problem der betreffenden Person, nicht des Films.
SpoilerTobias
22.04.2018 - 10:37 Uhr
*spoiler*

Der Untergeher

User und News-Scout

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Registriert seit 04.12.2015

22.04.2018 - 11:55 Uhr
You Were Never Really Here (6.5/10)

Phoenix brilliert. Darüber hinaus solides Melodrama in Thrillergewand. Ramsay kann's halt. Nur den Soundtrack fand ich wenig gelungen.
@MopedTobias
22.04.2018 - 12:09 Uhr
Ich bin nicht grundsätzlich gegen (Neo-)Realismus. Dann aber lieber der italienische oder französische der 30er, 40er, 50er, 60er Jahre. "Rocco und seine Brüder", "Fahrraddiebe" und ähnliches. Mit heutigen Filmen wie "Boyhood" hingegen kann ich nichts mehr anfangen. Mir fehlt da die spezielle Handschrift des Regisseurs, ein paar interessante Kippmomente, die besondere Bildsprache. Ich empfinde diese Streifen lediglich als abgefilmte Dialoge und damit als langweilig. "Lady Bird" habe ich allerdings noch nicht gesehen. Werde ich nachholen. Das ist dann auch mein wirklich letzter Versuch in diesem Bereich.
Lieutenant
22.04.2018 - 12:17 Uhr
@@Lieutenant

Der Film hat großes Plus an den Kassen gemacht bisher, das mal nur vorweg gesagt.

Aber sich bei einem Film wie diesem über "mangelnde Innovation" zu beschweren ist wie einen P.0.r.n zu gucken und von der Charakterentwicklung enttäuscht zu sein.
Die Wortwahl und Beschreibung dieser Person macht mich förmlich aggressiv. Wenn ich dann auch noch höre, dass der Film nur wegen dem "übertriebenen Medienhype" geguckt wurde, fasse ich mir nur noch an den Kopf. Da steckt eine plumpe Dummheit dahinter.
@@MopedTobias
22.04.2018 - 12:25 Uhr
Boyhood war schon gut. Auch andere Genrefilme sind sehenswert.
Ladybird hingegen ist total belanglos. Frances Ha konnte man noch eine 7/10 geben, obwohl das auch nur ein typischer Greta Gerwig Film ist ("Ich bin ein privilegiertes Mittelschicht-Girl und mein Leben ist ja so hart...").
Das einzige "innovative" an Ladybird ist der Geschlechtertausch. Die weiblichen Charaktere bekommen männliche Attribute, die männlichen werden schwächlich dargestellt.
@@@MopedTobias
22.04.2018 - 13:16 Uhr
Der Film schafft zu berühren, wie kann er da belanglos sein?

Es ist ein Drama übers Erwachsenwerden. Wie innovativ kann Erwachsenwerden schon sein?

MopedTobias (Marvin)

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22.04.2018 - 15:34 Uhr
Privilegierte Mittelschichtler*innen können keine Probleme haben. Muss man wissen.
wem fällt es noch auf?
22.04.2018 - 16:19 Uhr
Die weiblichen Charaktere bekommen männliche Attribute, die männlichen werden schwächlich dargestellt.

damit ist der film übrigens sexistisch. merkt aber die frauen-fraktion nicht...

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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Registriert seit 10.09.2013

22.04.2018 - 16:27 Uhr
Nein, ist er nicht.
Lieutenant
22.04.2018 - 16:32 Uhr
Eher zeitnah oder?
P.S.
22.04.2018 - 16:43 Uhr
Männer können keinen Sexismus erfahren. Muss man wissen.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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22.04.2018 - 16:57 Uhr
Das stimmt so natürlich auch nicht und steht nirgendwo. Ich wüsste gern, wo es überhaupt "sexistisch" sein soll, dass männliche Rollen mit klassisch weiblichen Attributen ausgestattet werden, in dem Fall sind wohl Verletzlichkeit und die Depressionen von Vater und Pastor gemeint. Im Gegenteil wirkt der Film hier sogar in höchstem Maße antisexistisch, weil er gesellschaftliche Rollenerwartungen an den Mann, der "starke" Macher, Entscheider und Beschützer zu sein, untergräbt, indem er seinen Männern Unsicherheit und Sensibilität erlaubt und sie nicht in unrealistische, tradionalistische Korsette zwängt.

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