sweet nothing
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26.02.2025 - 12:30 Uhr
A Complete Unknown (2024, James Mangold)
Achtung, der folgende Text enthält Spoiler u.a. zu einigen Aspekten der Handlung.
Neben "Anora" ist "A Complete Unknown" wohl der zweite große Crowd-Pleaser im diesjährigen Oscar-Reigen. Ich mag Dylans Musik sehr und schätze sein Schaffen, bin aber absolut kein Dylanologe, kenne also seine Biografie nicht allzu gut und kann daher nicht beurteilen, wie wirklichkeitsnah die Geschehnisse dargestellt sind. Das hässliche Mikrofon vom Newport Folk Festival hab ich aber sofort wiedererkannt - also muss der Film wohl einen gewissen Grad an Detailtreue haben ;)
Ein Highlight ist zweifellos Timothée Chalamet, der nicht nur Dylans Manierismen, sondern auch seinen Gesang überraschend gut trifft - und das angeblich ganz ohne Playback und andere Hilfsmittel. Der Film ist voll von Dylans frühen Songs, angefangen bei seiner Verehrung für Woody Guthrie bis hin zu seinem kontroversen Auftritt in Newport 1965. Besonders gelungen ist die Darstellung der New Yorker Folk-Szene, die Atmosphäre der kleinen Westside-Clubs und das Gefühl eines jungen Künstlers, der seinen Platz in der Musikwelt sucht. In dieser Hinsicht erinnert der Film daran, wie sehr Dylans Musik für eine ganze Generation prägend war.
Es ist zwar schon lange her, dass ich D.A. Pennebakers "Don’t Look Back“ gesehen habe, aber was mir davon in Erinnerung geblieben ist, ist ein Dylan, der oft schroff und wenig zugänglich wirkte - ein brillanter Künstler, aber kein einfacher Charakter. In "A Complete Unknown" hingegen erscheint er deutlich sympathischer. Das mag aber auch daran liegen, dass der Film sich weniger auf seine kontroverse Persönlichkeit konzentriert, sondern mehr auf seinen kreativen Wandel in den 1960ern, als er sich von der Folk-Szene abwandte und die Rockmusik für sich entdeckte.
Was mich jedoch sehr überrascht hat, ist, wie Joan Baez in dem Film wegkommt. Es wirkt fast wie eine Abrechnung mit ihrer Rolle in Dylans Leben. In einer Szene wird beispielsweise gezeigt, wie Dylan Baez’ Songwriting kritisiert, wobei der Film suggeriert, dass sie ihn zuvor provoziert habe. Zudem gibt es immer wieder Hinweise, dass sich Baez an Dylans Songmaterial bediente. Ich hatte eher ein anderes Bild von ihr: nämlich als Künstlerin, die ihre Bekanntheit nutzte, um Dylan einem größeren Publikum vorzustellen - und die später von ihm fallengelassen wurde, als er den Folk hinter sich ließ. Auch ihr politisches Engagement bleibt im Film weitgehend unerwähnt. Dass Baez eine bedeutende Bürgerrechtlerin war, die mit Martin Luther King Jr. marschierte und sich jahrzehntelang für soziale Gerechtigkeit einsetzte, wird fast völlig ausgeklammert. Natürlich ist es in erster Linie ein Film über Bob Dylan und nicht über Joan Baez, aber er schildert genau jenen Zeitraum in Dylans Karriere, in dem sie eine zentrale Rolle als Partnerin und musikalische Wegbereiterin spielte. Da hätte man ihre Figur deutlich vielschichtiger zeichnen können, anstatt sie auf eine nicht überaus sympathisch wirkende Nebenfigur zu reduzieren.
Trotz dieses Umstands ist "A Complete Unknown" ein mitreißender Film, der die Faszination von Dylans frühen Jahren eindrucksvoll einfängt. James Mangold erfindet das Genre zwar nicht neu, macht aber auch nichts gravierend falsch. Die starke Musik, die stimmige 60er-Jahre-Atmosphäre und Chalamets überzeugende Performance machen den Film durchaus sehenswert, auch wenn er sich letztlich etwas mehr auf die Legende konzentriert als auf die Widersprüche der realen Person Bob Dylan. |
Unangemeldeter
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26.02.2025 - 13:24 Uhr
Ich warte ja noch ein bisschen auf eine Berlinale-Zusammenfassung von ijb - magst du evtl kurz erzählen was aus deiner Sicht so die besonders bemerkenswerten Filme waren?
Ich hab's nur in einen einzigen Film geschafft dieses Jahr, hatte aber das große Glück O Último Azul (The Blue Trail) zu sehen, den ich sehr empfehlen kann. Großartige Bilder und Musik von Memo Guerra (den Soundtrack muss ich unbedingt irgendwo auftreiben, konnte ihn bislang aber nirgends finden), eine ungewöhnliche und unverbrauchte Geschichte über die Flucht einer Frau vor dem zwangsverordneten Altersheim, erzählt als warmherziger Boattrip entlang des Amazonas.
Sollte mit dem Gewinn des silbernen Bären ja hoffentlich irgendwann auch den Weg in die Kinos finden. |
Arne L.
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27.02.2025 - 14:13 Uhr
Winter’s Bone (2010) Debra Granik
Ich hab den Film das erste Mal gesehen, als er rausgekommen ist, also kannte ich das Ende schon. Trotzdem ist er beim zweiten Mal vielleicht noch beeindruckender. Das Worldbuilding ist meisterhaft und das gerade bei dem geringen Budget. Jennifer Lawrence ist absolut beeindruckend und legt hier den Grundstein für alles, was in ihrer erfolgreichen Karriere folgt. Für mich ist das einer der besten amerikanischen Filme der 2010er-Jahre. Außerdem gibt es hier mehr Horror und Spannung als in den meisten tatsächlichen Horrofilmen. Einfach auf so vielen Ebenen beeindruckend. 9/10 |
peter73
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27.02.2025 - 14:25 Uhr
Saving Private Ryan (1998)
7.9/10
Einer DER AntiKriegsfilme, mit einem unerbittlichem Anfang & einer stargespickten Besetzung - und dennoch war mir manchesmal das ganze Kriegsgetöse eine Spur zu lang(atmig).
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Luc
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27.02.2025 - 14:35 Uhr
Dank der Anregung/Lobpresiung hier, dann gestern Abend endlich eingelegt und angeschaut, bevor ich ihn wieder zurückgeben (Stadtbücherei) muss
Bastarden (King's Land) 8.5/10
Bildgewaltiges Epos mit einem herovrragenden Mads Mikkelsen.
Western trifft es ganz gut, auch wenn die jütländische Heide (was übrigens in der CZ bei Prag gedreht wurde) nicht gerade steppenähnlich ist ;-)
Sehr langsam geht die Geschichte voran, verlässt sich dabei ganz auf die grandiosen Bilder und immer wieder den Aufnahmen von Mikkelsens Gesicht, der es schafft sein Gefühlsleben in kleinsten Nuancen in der Mimik durchscheinen zu lassen. |
Luc
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27.02.2025 - 14:44 Uhr
Und wenn Kurzfilme (hier) auch gelten
Am Rande des Rollfelds 9/10
Kurzfilm (26 min) von Chris Marker von 1962.
Eine Art Science-Fiction Foto-Roman - da (fast nur) Fotos aneinandergereiht werden (die Ausnahme spoiler ich nicht).
Klingt etwas langweilig ist aber faszinierend und ästhetisch äußerst gelungen.
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nagolny
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27.02.2025 - 17:18 Uhr
@ Arne L. "Winter’s Bone (2010) Debra Granik"
Damals in Sneakpreview im Kino geschaut. Toller Film, großartige Hauptdarstellerin! |
Vive
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27.02.2025 - 18:18 Uhr
passages 10/10
bei einem rewatch ist mir aufgefallen, wie still der plot da erzählt wird. ziemliches meisterwerk. |
Arne L.
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27.02.2025 - 18:29 Uhr
@Nagolny: Na das nenne ich mal eine glückliche Sneak!
@Vive: Vielleicht muss ich das auch noch mal machen, fand ihn beim ersten Mal schon sehr gut. Aber dass jemand Adèle Exarchopoulos so behandelt und abstößt, ist in meinen Augen einer der unrealistischsten Logikfehler der Filmgeschichte. :D |
Vive
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27.02.2025 - 18:35 Uhr
passages SPOILER
er trennt sich ja nicht von ihr, will sie ja zurück.. (natürlich ist die frage, ob er vielleicht nur die andere chance nochmal schnell nutzen will, aber) sie hat sich ja von ihm getrennt xxxxxxxxxx |
Arne L.
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27.02.2025 - 18:38 Uhr
Klar, klar, war auch alles nur im Spaß. Danke für den Tipp mit dem Rewatch! |
ijb
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27.02.2025 - 18:40 Uhr
@ Unangemeldeter
Moin, ich hab tatsächlich ein paar interessante Filme gesehen, ein paar sehenswerte, und ein paar sehr gute. Ich bin leider noch immer nicht dazu gekommen, das mal zu posten. Außerdem werde ich in den kommenden 14 Tagen auch noch ein paar der besten (ausgezeichneten) Berlinale-Filme erst sehen, in den "Mitarbeiter-Screenings"m auch "O Último Azul".
Gesehen hab ich zwei nachdrückliche Empfehlungen:
"Die Möllner Briefe", der demnächst ins Kino kommen sollte:
Man meint, in den ersten zwei Minuten wäre eigentlich alles gesagt, doch dann beginnt der Film erst. Das Publikum war sehr mitgerissen, wie man an den Reaktionen im Saal merkte, und die Kollegin am Ausgang meinte, alle seien ganz betroffen / mit tränenden Augen aus dem Saal gekommen. Kein Wunder bekam der Film den Publikumspreis. Im Jahr von 20 bis 50 Prozent AfD-Wählern muss man den sehen.
9/10
Und "Time Stamp", einen eindringlicher DokFilm über die Ukraine im Krieg, ohne dass der Krieg selbst gezeigt wird; erzählt wird ganz respektvoll und unaufdringlich anhand von Schulen im ganzen Land und wie Schüler/innen und Lehrer/innen mit der Lage umgehen. Sehr berührend. 9/10
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sweet nothing
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27.02.2025 - 19:22 Uhr
"Passages" hab ich auch als sehr stark in Erinnerung, nicht 10/10, aber auch nicht weit weg von der 9. "Winter’s Bone" ebenfalls toll, und "La Jetée" sowieso. Auf den bin ich gekommen, nachdem ich "Tokyo-Ga" von Wenders geschaut hab, in dem auch Marker einen Auftritt hatte - in einer Bar in Tokio, die von La Jetée inspiriert ist und auch so heißt. Markers Film wiederum beeinflusste Terry Gilliam ziemlich offensichtlich zu "12 Monkeys", wo die Zeitreise-Thematik weiterentwickelt wurde. Und auch wenn das vielleicht nicht offiziell belegt ist, sehe ich in Filmen wie "Hiroshima mon amour" und "Mulholland Drive" die Themen von "La Jetée" spürbar, da sie sich ähnlich mit Erinnerung, Zeit und Wahrnehmung auseinandersetzen. Schon ein spannendes Werk. |
Luc
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27.02.2025 - 21:44 Uhr
Da es hier sonst nicht steht
La Jetée = Am Rande des Rollfelds |
ijb
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27.02.2025 - 22:42 Uhr
Gerade gesehen: "Bird" 9/10 - ist der Hammer, wie stark das wieder ist; ein weiteres Meisterwerk von Andrea Arnold. Ganz groß.
9/10 |
sweet nothing
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28.02.2025 - 08:11 Uhr
La Jetée = Am Rande des Rollfelds
Ah, sorry, ich konnte den Titel im ersten Moment nicht zuordnen. Erst als ich 'Kurzfilm' und 'Chris Marker' las, wusste ich, dass es sich nur um "La Jetée" handeln kann. Und es heißt ja schließlich auch nicht "Like a Complete Unknown", sondern "A Complete Unknown" ;) |
Luc
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28.02.2025 - 11:29 Uhr
Grand Theft Hamlet 8.5/10
Das wohl schrägste seit Everything, everywhere.
Während der Pandemie beschliessen zwei arbeitslose Schauspieler, die die ganze Zeit in Grand Theft Auto Online rumhängen, es wäre doch interessant zu versuchen, Shakespeare im Online-Spiel selber aufzuführen.
So machen Sie sich also auf die Suche nach Mitstreitern, was nicht ganz so einfach ist, da sich (zumindest mir) GTA als eine Plattform für Psychopathen herausstellt, schaffen es aber, Leute zum Vorsprechen zu bekommen und schlußendlich auch eine Aufführung hinzubekommen.
Die gesamt Doku besteht nur aus den Bildern und Aktionen in GTA und ist einfach irre, intelligent, mitreissend, urkomisch und absolut sehenswert.
Läuft auf mubi |
Arne L.
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28.02.2025 - 11:41 Uhr
Thema Videospiele in Filmen: Da sei an dieser Stelle auch noch mal auf den norwegischen Dokumentarfilm “ The Remarkable Life of Ibelin” hingewiesen. Der ist zwar weniger kreatives Kunstwerk, als viel mehr emotionales Porträt, arbeitet aber auch viel mit nachgestellten Aufnahmen aus WoW und ist sehr eindrucksvoll rund ums Thema Community und Menschlichkeit. |
Vive
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01.03.2025 - 00:17 Uhr
Grand theft hamlet hab ich auch bei mubi stehen sehen, werd ich mir auch bald mal geben. Könnte mir nur vorstellen dass diese Grafik mich irgendwann langweilt weil noch nie zocker gewesen außer Tetris. Aber muss ja nicht sein. |
kingsuede
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01.03.2025 - 23:25 Uhr
James Ivorys A Room With a View (1985) mit der noch sehr jungen Helena Bonham Carter 8,5/10 |
Neytiri
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02.03.2025 - 07:34 Uhr
Winter's Bone
Gleichsam eine Vorahnung und atmosphärische Momentaufnahme von der späteren zentralen Wählerbasis für Trump. Wo jede Lüge irgendwann zur Wahrheit wird, wenn man sie nur oft genug hört, weil man von den tatsächlichen Vorgängen in der weiten Welt keine Ahnung hat. |
MM13
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02.03.2025 - 08:47 Uhr
justice (napad,der überfall) 6,5/10
guter,solider polnischer krimi.
demon city 6/10
war das was ich erwartet habe,,blutige,kampfsport racheaction! ins arte kunstkino wird er es wohl nicht schaffen. |
DerMeister
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02.03.2025 - 15:27 Uhr
Top 10 für Februar:
01. Hours for Jerome (1982, Nathaniel Dorsky)
02. Early Monthly Segments (2003, Robert Beavers)
03. Listening to the Space in My Room (2013, Robert Beavers)
04. Paris Birth Film (1980, Robert Fulton)
05. River of the Night (1956, Kozaburo Yoshimura)
06. Sotiros (2000, Robert Beavers)
06=Pitcher of Colored Light (2007, Robert Beavers)
08. Apricity (2019, Nathaniel Dorsky)
09. Path of Cessation (1974, Robert Fulton)
10. Ludwig II (1955, Helmut Käutner)
Fast nur Kurzfilme und dass obwohl ich den Monat so einige beliebte Sachen wie "The Brutalist" und "The Substance" gesehen habe. "River of the Night" und "Ludwig II" sind die einzigen mit einer Laufzeit über einer Stunde.
Anora ist weiterhin mein Favorit der Best Picture-nominierten Filme. Danach Nickel Boys welchen ich heute gesehen habe. Mal sehen ob es für die Top 10 für März reicht.
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kingsuede
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02.03.2025 - 21:52 Uhr
Ich habe mit Olivier Assayas einen neuen Lieblingsregisseur der letzten Jahre für mich entdeckt.
Doubles vies
9/10 |
Luc
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02.03.2025 - 22:03 Uhr
Heldin 8/10
Ein Parforceritt das Begleiten von Schwester Leonie bei einem Arbeitstag auf einer Krankenhausstation.
Nahezu atemlos, eindringlich, eindrücklich an manchen Stellen ist die Dramatisierung allerdings etwas zu dick aufgetragen.
Nach 90 Minuten Kino fühlt man sich, als hätte man selber gerade eine stressige Achtstundenschicht hinter sich. |
nagolny
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03.03.2025 - 18:35 Uhr
Naja, "dick aufgetragene Dramatisierung" ist immer so eine Sache... Frage der Perspektive. Oder arbeitest du selbst in der Branche?
Ich erinnere mich an den berührenden Film "Systemsprenger". Da saßen vor mir eine Reihe und neben mir nochmal eine halbe Reihe von offenbar Sozialarbeitern, Sozialpädogen und Sonderpädagogen, also (zumindest überwiegend) noch nichtmal Menschen, die in den im Film gezeigten "Endstationen" für die ganz schweren Fälle arbeiten, sondern eher aus den "Regelbetrieben", wie einigen Kommentaren zu entnehmen war, als nach Filmende die privaten Diskussionen losgingen. Ich war da selber noch geplättet vom Film, der einerseits sehr gut recherchiert und stellenweise fast dokumentarischen wirkte (und zunächst wohl auch als Dokumentation geplant war), und blieb noch einen Moment sitzen, bis ich dann der Gruppe hinterhertrottete. Einerseits haben sie den Film gelobt, dass er ohne Sozialromantik daherkam, andererseits war der Tenor selbst da noch, dass einiges dennoch eher geschönt gewirkt habe, was den beruflichen Alltag anbelange. Vermutlich sei der Autorin/Regisseurin bei ihrer Recherche eine Schokoladenseite präsentiert worden, um besonders gut dazustehen, in der Regel habe man doch auch noch mit ganz anderen Belastungen zu kämpfen. Tja, was der einen übersteigertes Horrorszenario ist, das ist der anderen Montag. |
Luc
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03.03.2025 - 18:45 Uhr
Hast Du den Film denn gesehen?
Überdramatisert war z.B. der Privatpatient, die unaufhörliche Abfolge von Dramen und Zuspitzungen.
Kann man als Stilmittel benutzen, empfand ich aber als einen Zacken zu viel.
War aber auch nicht so wild, denn sonst hätte ich ihn ja nicht als gut bewertet.
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nagolny
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03.03.2025 - 18:52 Uhr
Nein, "Heldin" habe ich (noch) nicht gesehen, klingt aber interessant.
Mein letzter Film in "die Richtung" war Scorseses "Bringing out the Dead", und da ging es ja auch nicht um Pflege sondern Rettungssanis, und das ist auch ewig her. Den würde ich einerseits gern mal wieder sehen, andererseits wäre es abseits des Kinos aber wohl nur halb so immersiv. |
Luc
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03.03.2025 - 19:04 Uhr
Übrigens, Schwester Leonie heißt eigentlich Schwester Floria, da ist mir der Name der Schauspielerin (Leonie Benesch) durchgerutscht ;-)
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Luc
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03.03.2025 - 19:27 Uhr
Und noch meine Februar-Liste, Top Eighteen dieses mal
1) Nader & Simin (Asghar Fahrhadi, IR 2011)
2) Wild Tales (Damián Saforn, AG 2014)
3) La Jetée (Chris Marker, FR 1962)
4) Grand Theft Hamlet (Sam Crane GB 2024)
5) King's Land (Nikolaj Arcel, DK 2023)
6) The Florida Project (Sean Baker, US 2017)
7) Broker (Hirokazu Kore-eda, KR 2022)
ab hier chronologisch, keine Lust zu reihen
- The Hoax (Lasse Hallström, US 2006)
- Sunshine Cleaning (Christine Jeffs, US 2008)
- I Wish ( Hirokazu Kore-eda, JP 2011)
- Die leisen und die großen Töne (Emmanuel Courcol, FR 2024)
- Junebug (Phil Morrsion US 2005)
- You Can Count On Me (Kenneth Lobergan US 2000)
- Könige des Sommers (Louise Courvoisir, FR 2024)
- The Elephant Man (David Lynch, GB 1980)
- I Wish (Hirokazu Kore-eda, JP 2011)
- The Brutalist (Brdy Corbet, US 2024)
- Saint Frances (Alex Thompson, US 2020)
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Vive
Postings: 1216
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04.03.2025 - 08:31 Uhr
Sterben (2024)
Lange nicht so einen uncheesy deutschen Film gesehen. Musste sehr an „Der freie Wille“ von 2006 denken, und siehe da: gleicher Autor/Regisseur.
Ein beeindruckendes Werk! 4,5/5 |
Felix H
Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion
Postings: 10668
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04.03.2025 - 08:47 Uhr
Parasite (2019) 9/10
Vor kurzem auf Netflix hinzugefügt. Hat seine Lorbeeren wirklich verdient. Sehr gekonnte koreanische Studie über Klassenunterschiede, die schön zwischen Humor und Dramatik pendelt. |
Arne L.
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04.03.2025 - 10:28 Uhr
Meine Sichtungen der letzten Woche:
Lovely, Dark, and Deep (2023) Teresa Sutherland
Hat eine interessante Prämisse für einen Horrorfilm, der im Hinterland eines US-amerikanischen Nationalparks spielt, in dem Leute verschwinden. Ist auch schön anzusehen, die Story wird aber immer diffuser und arbeitet mit Illusionen und auf emotionaler Ebene hat er mich nicht abgeholt. 5/10
I'm Not a Robot (2023) Victoria Warmerdam
Ein niederländischer Kurzfilm, der gerade den Oscar für "Best Live Action Short Film" gewonnen hat und eine Frau zeigt, die an CAPTCHA-Tests scheitert. Ziemlich coole Idee, aber ein biiischen zu langatmig für einen Kurzfilm. Kann man auf dem Youtube-Kanal von The New Yorker schauen. 7/10
The Piano (1993) Jane Champion
Auf Letterboxd hab ich mehrere jüngere negative Reviews gesehen, die den Figuren von Holly Hunter, Harvey Keitel und Sam Neill vorwerfen, dass sie alle keine sympathischen Menschen sind. Hab ich aber kein bisschen verstanden, weil darum geht es bei diesem historischen Drama, das zeigt, wie komplex und vor allem ungesund Liebe und Leidenschaft sein könnten und vor allem konnten. Hat mich sehr beeindruckt. 9/10
Die Ermittlung (2024) RP Kahl
Habe es als "Serie" bei Wow geguckt (240 Minuten), gibt es aber auch als gekürzte Fassung (186 Minuten). Mehr oder weniger eine stilisierte Abfilmung des Theaterstücks "Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängern" und eine Umsetzung des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses in den Sechzigern. Alles wichtig und mit schrecklichen Schilderungen auch emotional. Allerdings habe ich aufgrund der einfachen Inszenierung, des nahezu unaufhörlichen Sprachschwalls und der Länge hin und wieder ein, zwei Minuten dissoziiert. Das mag aber mein Problem sein. Qualität der Darsteller:innen ist grundsätzlich sehr hoch, deshalb fallen die zwei, drei, die nicht auf dem Niveau mithalten können, dafür aber auch sehr auf. Trotzdem eine aufwühlende Erfahrung, die ich nicht bereue, geschaut zu haben. 8/10 |
Matjes_taet
Postings: 2330
Registriert seit 18.10.2017
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04.03.2025 - 11:41 Uhr
"Brimstone" (2016)
Vorgestern auf Prime gerewotscht.
Immer noch ein absolutes Brett. Guy Pearce sollte mir besser nicht im Dunkeln begegnen. :D |
ijb
Postings: 7340
Registriert seit 30.12.2018
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04.03.2025 - 11:42 Uhr
Jane Champion
Wahrlich ein Champion :-D
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Arne L.
Postings: 1819
Registriert seit 27.09.2021
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04.03.2025 - 11:56 Uhr
@ijb Haha shit, das passiert mir immer! :D |
OMalley
Postings: 1038
Registriert seit 16.01.2022
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04.03.2025 - 22:11 Uhr
Der Staatsfeind Nr. 1. 6.5/10
Mein Kumpel wollte ihn noch einmal sehen. Ich meine, ich war damals sogar im Kino.
Immer noch ganz unterhaltsam, besonders die veraltete Technik über 25 Jahre später ist mir aufgefallen.
Auch immer wieder lustig, wenn die Satelliten wichtig brummend und piepend durchs All fliegen und auch ansonsten die Technik etwas übertrieben gut dargestellt wird für 1998.
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peter73
Postings: 3512
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05.03.2025 - 10:12 Uhr
Poor Things (2023)
8.2/10
Rewatch im Heimkino - da verliert das Ganze etwas... mit dem Ende bin ich immer noch nicht zu 100% einverstanden, das ist mir fast zu harmonisch. Whatever... Stone & Ruffalo machen das immer noch very sehenswert. |
Vive
Postings: 1216
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06.03.2025 - 07:12 Uhr
Der freie Wille (2006)
Rewatch wegen „Sterben“
Haut immer noch unglaublich rein
10/10 |
sizeofanocean
Postings: 1730
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06.03.2025 - 08:35 Uhr
Cuckoo | 5/10
joa, die Story ist so weird und bescheuert, dass der Horror leider nicht wirklich durchschlägt, keine Ahnung was man mit dem Film am Ende so wirklich anfangen soll |
Luc
Postings: 4540
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06.03.2025 - 09:24 Uhr
Mickey 17 7.5/10
Gestern Abend Bong Joon Hos neuesten Film in der Preview gesehen.
Eine Mischung aus SciFi, Dystopie, Satire, Gesellschaftskritik, wobei die Kritik am Kapitalismus, der Kolonisierung, die ehtischen Diskussion über Klonen wenig subtil rübergebracht werden.
Dennoch hat mich der Film sehr gut unterhalten, es durfte gelacht werden, was haben wir auch ausgiebig getan haben.
Robert Pattinson - den ich gar nicht kannte und erst für einen Klon (sic) von Matze Knop hielt - ist eine sehr gute Besetzung als Mickey (1-18), Mark Ruffalo als Trump Parodie, der durch die aktuellen Ereignisse aber schon wieder vom Original überholt wurde, dazu Toni Collette als sein Side-Kick.
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Arne L.
Postings: 1819
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06.03.2025 - 11:39 Uhr
La Llorona (2019) Jayro Bustamante
Interessanter Horrorfilm aus Guatemala, der die politische Vergangenheit und den Genozid an den Maya als Grundlage nimmt und dadurch sehr frisch wirkt. 7/10 |
cargo
Postings: 774
Registriert seit 07.06.2016
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06.03.2025 - 23:46 Uhr
Mickey 17
Kaum zu glauben, dass diese furchtbar öde Schlaftablette von dem gleichen Mann gedreht wurde, der einen der bestgeschriebenen Filme aller Zeiten zu verantworten hat. Kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal die Abschlusscredits so herbeigesehnt habe.
Ellenlange Dialoge aus der Hölle, die dem Plot direkt jede aufkommende Spannung rauben. Ein von der ersten Sekunde an nervender Robert Parttinson, dessen Charakter im Laufe des Films immer egaler wird. Nicht mal die Trump Parodie von Ruffalo hält sich länger als als ein paar Szenen. Für mich jetzt schon heißer Anwärter auf die Kinoenttäuschung des Jahres.
4/10 |
nagolny
Postings: 2065
Registriert seit 06.11.2022
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07.03.2025 - 17:04 Uhr
@ Arne L. :
"Auf Letterboxd hab ich mehrere jüngere negative Reviews gesehen, die den Figuren von Holly Hunter, Harvey Keitel und Sam Neill vorwerfen, dass sie alle keine sympathischen Menschen sind. Hab ich aber kein bisschen verstanden, weil darum geht es bei diesem historischen Drama, das zeigt, wie komplex und vor allem ungesund Liebe und Leidenschaft sein könnten und vor allem konnten."
Medienkompetenz (analytische) braucht man bei den meisten Millenials und bei der Gen Z gar nicht erwarten, sinnerfassendes Leseverständnis komplexer Sätze und logischer Bedingtheiten auch nicht, und bei sozialen Subtexten, satirischer Zuspitzung, nonverbaler ironischer Brechung, Differenzierung zwischen Autor, Erzähler, Protagonist, beim Aushalten von Widersprüchen, moralischer Ambiguität oder dem Auseinanderklaffen von Ethik und Skills in Charakterisierungen (besonders erzählerequivalenten Figuren in Filmen), da wird es auch ganz schnell haarig.
Dafür sind die alle sehr gut im Schnellerfassen von Bildern, im optischen Schnellerfassen sehr schlecht oder komplett sinnlos strukturierter Auswahlmenüs, im reaktionsschnellen und präzisen Bedienen irgendwelcher Schaltflächen. |
Kai
User und News-Scout
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08.03.2025 - 00:59 Uhr
Mickey 17
Bin eher bei Luc als bei Cargo, ein Meisterwerk ist es nicht aber ich war tatsächlich gut unterhalten. Film erinnert dabei eher an the Host als an Parasite.
Heißt: alles etwas trashing, alles etwas drüber, die Charaktere ziemlich schräg...
Ich war gut unterhalten und bin auch bei einer 7.5 |
ijb
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08.03.2025 - 11:18 Uhr
Auf Letterboxd hab ich mehrere jüngere negative Reviews gesehen, die den Figuren von Holly Hunter, Harvey Keitel und Sam Neill vorwerfen, dass sie alle keine sympathischen Menschen sind.
Das ist übrigens witzig, dass die Menschen den Filmfiguren das vorwerfen. :-D
...als ob die was dafür könnten, dass sie keine sympathischen Menschen sind.
Vielleicht hat von den jüngeren negativen Reviews auch jemand Hannibal Lecter oder Lazlo Tóth oder der Hauptfigur aus "Der Untergang" vorgeworfen, dass sie nicht sympathisch seien. :-)) |
sweet nothing
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08.03.2025 - 13:08 Uhr
Im Februar hab ich gar nicht so viel geschaut, aber der Monat hat ja auch nur 28 Tage :)
Meine Favoriten waren (Reihenfolge zufällig):
Lawn Dogs (1997, John Duigan)
Young Adult (2011, Jason Reitman)
Our Idiot Brother (2011, Jesse Peretz)
Voice (2015, Ingo J. Biermann)
Saint Frances (2019, Alex Thompson)
When We Were Kings (1996, Leon Gast)
Fandango (1985, Kevin Reynolds)
Private Life (2018, Tamara Jenkins)
Dave Matthews & Tim Reynolds: Live at Radio City Music Hall (2007, Fenton Williams, Sam Erickson)
Ja und gestern noch den wundervollen
Le Verità (2019, Hirokazu Koreeda) - danke @Luc für den Tipp! |
Luc
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08.03.2025 - 15:00 Uhr
Hihi, super Tip, gekauft aber noch gar nicht geschaut :) |
Luc
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08.03.2025 - 15:18 Uhr
Pfauz -Bin ic echt? 8/10
Unterhaltsame Gesellschaftssatire, die vor allem vom wunderbaren Hauptdarsteller (Albrecht Schuch) getragen wird.
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nagolny
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08.03.2025 - 19:30 Uhr
Albrecht Schuch war ganz großartig in "Systemsprenger", immer noch sehr gut in "Berlin, Alexanderplatz" und (neben der wirklich sehr gelungenen Handlungsrahmung mit den Uniformen!) mit Abstand das Beste an dem insgesamt eher mittelmäßigen Remake von "Im Westen nichts Neues" (in dem seine Rolle zu meinem Verdruss leider noch gestutzt wurde). |