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Welchen Film habt Ihr zuletzt gesehen? Und wie fandet Ihr ihn?

User Beitrag

boneless

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Registriert seit 13.05.2014

25.06.2020 - 21:27 Uhr
Keep an Eye out (Au Poste!)

Ich liebe Quentin Dupieux. Seine Filme sind stets neben der Spur, haben herrlich irrsinnige Ideen und eine Handschrift, die mittlerweile so unverkennbar ist, dass man einen Dupieux gar nicht mehr verwechseln kann. Schon das ist heute eine Leistung, die man ihm nicht hoch genug anrechnen kann. Da macht es auch nichts, dass sein letzter Film ein wenig hinter den anderen zurückbleibt. Au Poste ist nicht mehr das ganz verrückte Hirnverknotungskino ala Wrong oder gar Reality, hat aber dennoch genug schöne Einfälle zu bieten und einen Twist an Bord, der einiges herausreißt. Ein Highlight sind natürlich mal wieder die so typischen Dupieux-Figuren: verschroben, eigenartig und schlicht komisch.
Probieren sollte man diesen Film trotz des kargen Settings dennoch, mit einer kompakten Laufzeit von 73 Minuten ist er sowieso schnell durchgeschaut. 6/10

...und schon stellt sich die Frage, ob Dupieux auch mal schläft, denn es steht schon wieder ein neuer Film ins Haus. Er heißt Deerskin und handelt von einem Mann, der seiner "sprechenden" Lederjacke verfällt. Jean Dujardin (The Artist) verkörpert den Allerweltsversager Georges, der sein Cordsakko im Klo hinunterspült und damit auch die Zwänge seiner bürgerlichen Existenz. Eine Verwandlung setzt ein, sobald er das Fetischobjekt Lederjacke sein Eigen nennt. Denn das Vintage-Stück spricht zu ihm und ergreift von ihm Besitz, und wie alle großen Lieben fordert es viel: Keine andere Jacke auf der ganzen Welt soll es mehr geben. Und das meint sie todernst.

Das klingt schon auf dem Papier wieder so herrlich bescheuert, dass kann nur großartig werden. :D

Felix Klaus

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Registriert seit 30.12.2019

25.06.2020 - 21:27 Uhr
Erkär ich dir morgen gerne, wenn noch Interesse besteht. Für heute lässt mich mein Guthaben im Stich :(

Felix Klaus

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Registriert seit 30.12.2019

25.06.2020 - 21:29 Uhr
War @Pilot, hat sich überschnitten

hubschrauberpilot

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Registriert seit 13.06.2013

25.06.2020 - 21:33 Uhr
@Felix Ne, den hab ich damals auch gesehen, seitdem nicht mehr. Fand ihn damals gut und ist in Zeiten der geringen Neuerscheinungen auch nochmal ne Sichtung wert.

Talibunny

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Registriert seit 14.01.2020

26.06.2020 - 21:50 Uhr
The Wicker Man

Bin offenbar zu doof, die Genialität zu erkennen.
Die darstellerischen Leistungen haben größtenteils ein erschreckendes Niveau.
Ist zwar kein Hindernis, um Kultfilm zu sein/werden, trotzdem
4/10

Felix Klaus

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27.06.2020 - 09:01 Uhr
Come to Daddy (5/10)

Gestern endlich/leider zu gekommen. Die ersten 30 Minuten waren noch vollkommen okay, die bissige Konversation zwischen Norval und seinem "Daddy" hatten was, Stichwort Elton John. Aber der Rest war für mich nicht gelungen, die Figuren zu gewollt auf durchgeknallt getrimmt, die Gewalteruptionen für meinen Geschmack zu eklig/heftig. Gelacht habe ich auch selten, nicht mein Humor. In Zukunft werde ich vorsichtiger mit der Wahl meiner DVD's sein. 10 Euro für's einmalige Schauen (Rewatch ausgeschlossen) ist zuviel.

boneless

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Registriert seit 13.05.2014

28.06.2020 - 21:19 Uhr
Den hab ich auch noch auf der Watch-List.

Brawl in Cell Block 99

Ok. Hier darf man getrost mal wieder von einem wahren Monstrum sprechen. Mit diesem Film hat sich Craig Zahler ohne Frage auf die cineastische Landkarte gehieft, denn sein derart unbarmherziges (Knast)Drama sucht definitiv seinesgleichen. Dabei ist Brawl nicht erst gegen Ende hin bemerkenswert, sondern hat von Anfang an Szenen zu bieten, die sich auf ganz eigene Art und Weise fest im Gehirn des Zuschauers verankern. Allein die Art, wie Hauptfigur Bradley die Affäre seiner Frau verarbeitet, hatte meinen Kumpel und mich schon recht stumm werden lassen. Was dann allerdings in beachtlichem Tempo vom Zaun gebrochen wird, geht an Herz und Nieren. Obwohl dem Film während der gesamten Spielzeit eine sehr unangenehme Ruhe innewohnt, kippt er langsam aber sicher in Gefilde, die jenseits von Gut und Böse agieren und in Gewaltexzessen ungeahnten Ausmaßes gipfeln. Schon die erste knochenbrechende Szene hat wahrhaftig weh getan, womit Zahler allerdings später richtig austeilt, ist der Sound. Die Bilder allein sind nicht leicht zu verdauen, aber der Klang, der wirklich komplett In-your-face donnert, lässt einen jegliche Verletzung am eigenen Leib spüren.
Abgesehen von dem ein oder anderen - ohne Frage - lässig, coolen Spruch sucht man zudem Ironie oder irgendwelche Metaebenen vergebens. Wie schon in seinen anderen Filmen meint es der Regisseur todernst. Es gibt nicht ein Gramm Pathos und auch keine unfreiwillige Komik. Nein, Brawl in Cell Block 99 ist eine beinharte Charakterstudie, die zu jeder Sekunde fesselt, mitreißt und trotz aller Kälte auch zum mitleiden einlädt. Und er hat Vince Vaughn zur Rolle seines Lebens verholfen. Das wird sowohl für ihn als auch für Zahler sehr schwer zu toppen sein. 9/10

KingAdRock

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30.06.2020 - 13:39 Uhr
Manchester by the Sea

Wow, ich vergebe nur selten die Höchstnote, aber der Film hat mich vollends überzeugt. Die Stimmung, das Tempo, die Erzählweise, ein hevorragender Cast.
Die Szende gegen Ende mit Casey Affleck und Michelle Williams ist eine der Besten, die ich je gesehen habe.

10/10

Affengitarre

User und News-Scout

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Registriert seit 23.07.2014

30.06.2020 - 13:45 Uhr
Oh ja, den fand ich auch sehr klasse, auch wenn der einen schon sehr mitnimmt.

Wolleschmittjunior

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30.06.2020 - 14:35 Uhr
"Manchester By The Sea" ist, Pardon, richtig scheiße. Geplänkel voller Klischees, schmalziger Musikeinsatz, weder Milieustudie noch irgendwas.
Die Leistung von Casey Affleck in Manchester By The Sea: über 2 Stunden apathisch gucken.

Felix Klaus

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Registriert seit 30.12.2019

30.06.2020 - 14:40 Uhr
Zwischen zwei Leben (5,5/10)

Und ich hatte gestern was arg Durchschnittliches, Mischung aus Survivaldrama und Romanze, mit Idris Elba und Kate Winslet in den Hauptrollen. War aber vom Happy End doch ein wenig gerührt, zugegeben :)

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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Registriert seit 10.09.2013

30.06.2020 - 14:47 Uhr
@Wolle: Ist das deine Meinung oder die vom echten Wolfgang?

Rainer

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Registriert seit 22.03.2020

30.06.2020 - 14:51 Uhr
Klischeehaft fand ich den eigentlich nicht und gerade deshalb auch so gut.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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Registriert seit 10.09.2013

30.06.2020 - 15:07 Uhr
Ja, das sehe ich auch so. Ist doch größtenteils sehr subtil und gerade deswegen so herzzerreißend. Die erwähnte Highlight-Szene mit Affleck und Williams – die wirklich der Wahnsinn ist –, ist z.B. kein großer emotionaler Pay-Off, sondern ein gestottertes, kaputtes Aufeinandertreffen und dadurch effektiv.
Warum "keine Milieustudie" ein Kritikpunkt sein soll, versteh ich auch nicht, der Film will doch in erster Linie nur ein Charakterdrama sein. Und die Apathie gehört zu Afflecks Charakter, der diese aber sehr intensiv, natürlich und mit subtilen Verschiebungen rüberbringt. Wenn er schlecht ist, war auch Brando in "On the Waterfront" schlecht, woran mich Afflecks Performance hier erinnert.

Vielleicht kein perfekter Film, aber 8,5-9 kann man geben.

Felix Klaus

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Registriert seit 30.12.2019

02.07.2020 - 03:08 Uhr
Freaks (7/10)

Low Budget Scifi Mystery Hybrid, starker Cast, Plot gegen Ende hin deranged iwie, ansonsten voll okay

Felix Klaus

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Registriert seit 30.12.2019

02.07.2020 - 18:01 Uhr
Fühl mich so mumblecore

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

02.07.2020 - 19:01 Uhr
Also bitte, Manchester by the sea ist doch ein toller Film! Naja, wenn man weder Herz noch Empathie besitzt kann man damit wohl wenig anfangen.

Die erwähnte Highlight-Szene mit Affleck und Williams – die wirklich der Wahnsinn ist –, ist z.B. kein großer emotionaler Pay-Off, sondern ein gestottertes, kaputtes Aufeinandertreffen und dadurch effektiv.

"Da ist nichts mehr" - Gänsehaut.

Matjes_taet

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Registriert seit 18.10.2017

03.07.2020 - 18:03 Uhr
Eurovision Song Contest: The Story Of Fire Saga

Will Ferrell hat es schon in lustiger hinbekommen. Einige Dinge sind aber gut getroffen, wie z.B. die Songauswahl, bei der man das Gefühl hat den nächsten ESC bereits auswendig zu kennen. Incl. einiger Cameos (z.B. Conchita Wurst)

Der offensichtlich schwule Russe, der "Lion of Love" mit komplett männlichen Tänzern schmettert und dann im Interview behauptet, er sei nicht schwul, da es so etwas in Russland ja grundsätzlich nicht gäbe, vielleicht der witzigste Momnet.

Bemerkenswert die Finanzkraft von Netflix, die hier Pierce Brosnan für eine Nebenrolle und Rachel McAdams in Hauptrolle "zwingen" konnten.

Ansonsten alles Rom-Com Schema-F.

5/10

Der Untergeher

User und News-Scout

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Registriert seit 04.12.2015

03.07.2020 - 18:17 Uhr
Family Romance, LLC (7/10)

"It’s as if Herzog has made a narrative film based off a documentary film that doesn’t exist, which is obviously an entirely Herzogian thing to do."

Heute für umme bei Mubi zu sehen.

kingsuede

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Registriert seit 15.05.2013

03.07.2020 - 22:34 Uhr
High Fidelity (8/10)

Immer wieder unterhaltsam und nerdig mit Cameo von Bruce Springsteen. Allein der Soundtrack ist zum Niederknien.

slowdive

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Registriert seit 15.09.2016

06.07.2020 - 09:02 Uhr
Ich werde auch mal wieder versuchen, mich etwas mehr zu beteiligen hier.

Zuletzt mal wieder:

Terminator

1984 erschienen und doch noch immer hochaktuell. Schauen wir uns die Zukunft des Films an – zeitlich betrachtet ungefähr unsere Gegenwart – die Fragen die Terminator stellt, sollten uns auch jetzt beschäftigen. Über all den großartig inszenierten Action-Sequenzen schwebt die klassische Thematik des Science-Fiction-Genres: Was ist der Mensch? Wir implantieren uns Computer-Chips, betreiben Body-Enhancement und vernetzten unser Gehirn mit Informationsmatrizen. Was werden wir? Der geupgradete Homo Sapiens oder die von Maschine und Cyberspace angeeignete Biomasse, der Terminator? Wird in Camerons Werk die Schlacht, an der sich der Fortbestand des Menschlichen entscheidet noch mit Kanonen auf Schlachtfeldern entschieden, rückt der potenzielle Feind in der Realität subtiler vor. Transhumanismus, Aufmerksamkeitsraub, Virtual Reality, Überwachungskapitalismus. Nicht die Maschine, die den Menschen versklavt, sondern Du und Ich, die mit einem Grinsen, hinter dem nur noch Leere wartet, TikTok-Videos via Smartphone teilen, während uns selbstfahrende Teslas zu einer Arbeit fahren, die schon bald Maschinen und Algorithmen durchführen werden. Der Nachfolger mag insbesondere optisch besser gealtert sein, doch auch Terminator ist und bleibt ein Meilenstein des Science Fiction- und Action-Kinos.


Terminator 2: Tag der Abrechnung"

Progressive Technik, sozialer Stillstand. Das Auge des Films ruht exakt auf diesem Zwiespalt. Die Welt scheint zwar noch fortzuschreiten, Fortschritt hingegen sehen wir nicht. Technik ist hier schon längst nicht mehr vom utopischen Freiheitsgedanken des aufkommenden Cyberspace durchzogen. Zu tief sitzen die wissenschaftsgläubigen Wunden von Hiroshima und kaltem Krieg im Fleisch der Protagonisten. Der Ostblock mag zusammengebrochen sein, doch an das postmoderne Ende der Ideologie glaubt hier niemand. Scheinbar beraubt aller Alternativen und beschleunigt von den quasi-religiösen Ideen eines Technizismus, der den Unterschied zwischen möglich und wünschenswert längst vergessen hat, rast alles Menschliche seiner eigenen Vernichtung entgegen. Der zurückgeschickte Beschützer nicht mehr, als die "vernünftigste Alternative in einer wahnsinnig gewordenen Welt". Terminator 2: Tag der Abrechnung ist pure Filmkunst. Jeder Shot, jede Explosion, jede Sequenz ein Monument für sich. Ein Meisterwerk des Science-Fiction-Kinos, dass mahnend an die zentralen Fragestellungen des Genres überhaupt erinnert: Was ist der Mensch? Wo will er hin? Und was soll dann noch von ihm übrig sein?

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

06.07.2020 - 09:44 Uhr
Hab jetzt einfach mal vermutet, dass nicht die gesamte zweite Hälfte des Postings fett sein sollte und das entsprechend korrigiert. :)

slowdive

Postings: 186

Registriert seit 15.09.2016

06.07.2020 - 09:59 Uhr
Danke! :)

Ich poste meine Texte parallel auf 3 Seiten, die HTML-Tags nutzen und nur hier zerschießt es den Text regelmäßig. Copy paste funktioniert wohl nicht.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

06.07.2020 - 10:13 Uhr
Komisch. Für die PM der Labels macht Armin ja nix anderes. Ich seh ja am Ende nur das, was ich Feld steht, und da war tatsächlich ein Fehler im Code.

Wenn ich es sehe, korrigiere ich es einfach. Geht ja schnell. :)

Rainer

Postings: 748

Registriert seit 22.03.2020

07.07.2020 - 02:26 Uhr
King of Staten Island 8/10

Ganz toller Film von Judd Apatow mit autobiografischen Zügen des Hauptdarstellers.
Der Protagonist ist ein zynischer, dauerkiffender Drecksack mit Herz, der nicht weiß, wohin mit sich selbst.
So einfach und so gut die Prämisse.
Was den Film sehenswert macht sind die starken Dialoge und ganz besonders von Marisa Tomei und Bill Burr ist das hervorragend gespielt. Buscemi is auch am Start.

slowdive

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Registriert seit 15.09.2016

07.07.2020 - 12:10 Uhr
Inglourious Basterds

Zum Boykott aufrufende Kunstverächter gegen die Fanfaren der Reaktionären, die daraufhin zum Feldzug gegen den Strohmann einer um sich greifenden Political Correctness aufriefen. Einzig interessant an der ansonsten ermüdenden Debatte um Todd Phillips Joker-Verfilmung aus dem letzten Jahr war das Unbewusste, dass den Konflikt begleitete: Die Annahme, dass der Film scheinbar noch immer eine Art von Macht innewohnt. Dass der Zustand der Leinwand, vielleicht der Kunst allgemein immer auch von der Gesundheit einer Gesellschaft spricht.

Es ist diese dem Kino innewohnende Macht, die Tarantino rund ein Jahrzehnt zuvor zum Thema von Inglourious Basterds machte. Zum einen ist da ganz direkt die Kraft der Bilder als Machtinstrument im Propaganda-Instrumentarium der Deutschen. Des Kinos, das als Brandbeschleuniger, als pure Ideologiemaschine des Nationalsozialismus dient. Andererseits zeigt Tarantino auf der Metaebene die Sprengkraft des Films überhaupt. Auf Nitrofilm gebannte Bilder verbrennen Nazis. Es ist eine der stärksten Metaphern der jüngeren Kinogeschichte. Reibt sich Mélanie Laurent ihr Rouge wie eine Kriegsbemalung auf die Wangen, ist es nicht nur die emanzipierte Jüdin, die sich zum Wiederstand gegen ihre Unterdrücker rüstet, es ist der Ausdruck eines antifaschistischen Kampfes überhaupt.

Tarantino ist dabei nie naiv. Im Gegensatz zu so vielen Filmkritikern weiß er: Das Kino ist kein magischer Ort und niemals unpolitisch. Es ist eine potenzielle Waffe, deren moralische Stoßrichtung von der Haltung ihrer Träger abhängt. Mit der Figur Frederick Zollers stirbt das rechte Kino zum Schluss seinen symbolischen Tod. Ein Triumph des Antifaschismus, dem auch wir uns in einer mit jedem Tag düsterer werdenden Realität wieder verschreiben müssen. Inglourious Basterds fordert: Sprengt die IMAX-Paläste, damit das Kino wieder atmen kann. Doch wer wird antworten?

Ursprünglich erschienen auf tiefenschaerfe.org.

slowdive

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Registriert seit 15.09.2016

07.07.2020 - 12:11 Uhr
Gerne Link korrigieren (= und " tauschen) ;)

Apfelhundel

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Registriert seit 24.06.2020

07.07.2020 - 12:36 Uhr
Den Film auf diese Kino-Sache zu reduzieren ist imho sehr verkürzend, zudem der im Film gezeigte Proagandafilm ja auch als völlig lächerlich und blöd dargestellt wird, 90 Minuten sitzt da einer auf einem Turm und knallt irgendwelche Leute ab und das wars, aber den Nazis reicht das, um sich kaputt zu lachen. Von Macht ist da nicht viel zu spüren, es wird eher eine allgemeine Blödheit und Banalität offengelegt.

Wirklich spannend finde ich bei dem Film den Gegensatz von wahrhaft scheusslicher Gewalt, die in der ersten Szene des Films gezeigt wird, wo es einen eiskalt den Rücken hinunterläuft, der psychischen Gewalt, die Waltz hervorragend verkörpert (die legendäre Strudel-Szene) und der "Spaß-Gewalt", die man als Zuschauer fast geniest, weil sie sich gegen das Böse richtet, und eher Comicartig wirkt. Nie zuvor hat er das in einem seiner Filme so durchdekliniert. Es gibt auch viele Szenen, die sich dazwischen bewegen, die man nicht wirklich einordnen und sich sehr schwer positionieren kann, z. B. die Szene mit dem "Bärenjuden", oder die Endszene. Der Film bringt den Zuschauer in ethische und moralische Zwiespälte, und die große Kunst ist es, dass er dabei seine Figuren ernst nimmt, sie sich entfalten lässt und nicht als bloße Schachfiguren betrachtet.
Mit dem Film hat Tarantino erstmal ein ganz neues Level erreicht, nachdem er sein altes Filmkonzept mit Kill Bill 2 und Death Proof in eine Sackgasse geritten hatte. Da so wieder rauszukommen hat fast Bob Dylan-hafte Züge. Wer weiß, vielleicht gewinnt Tarantino auch irgendwann mal den Literaturnobelpreis;)

slowdive

Postings: 186

Registriert seit 15.09.2016

08.07.2020 - 09:06 Uhr
Den Film auf diese Kino-Sache zu reduzieren ist imho sehr verkürzend, zudem der im Film gezeigte Proagandafilm ja auch als völlig lächerlich und blöd dargestellt wird, 90 Minuten sitzt da einer auf einem Turm und knallt irgendwelche Leute ab und das wars, aber den Nazis reicht das, um sich kaputt zu lachen. Von Macht ist da nicht viel zu spüren, es wird eher eine allgemeine Blödheit und Banalität offengelegt.

Ich glaube, verkürzt ist es, die Thematik auch den gezeigten Film zu reduzieren, dessen Darstellung primär der antifaschistischen Haltung des Films an sich geschulded ist. Die Reflexion erfolgt vielmehr eingebettet in die Handlung (die auf dem Höhepunkt des 2WK spielt, aber fast ausschließlich um den "Kulturkrieg" kreist), die Dialoge (z.B. über die Notwendigkeit ein Kontrapunkt zum "deutsch-jüdischen Filme der 20er-Jahre" zu setzen, den Debatten über G.W. Pabst, etc.). Der Film kreist um die Kulturindustrie Goebbels.

Wirklich spannend finde ich bei dem Film den Gegensatz von wahrhaft scheusslicher Gewalt, die in der ersten Szene des Films gezeigt wird, wo es einen eiskalt den Rücken hinunterläuft, der psychischen Gewalt, die Waltz hervorragend verkörpert (die legendäre Strudel-Szene) und der "Spaß-Gewalt", die man als Zuschauer fast geniest, weil sie sich gegen das Böse richtet, und eher Comicartig wirkt. Nie zuvor hat er das in einem seiner Filme so durchdekliniert. Es gibt auch viele Szenen, die sich dazwischen bewegen, die man nicht wirklich einordnen und sich sehr schwer positionieren kann, z. B. die Szene mit dem "Bärenjuden", oder die Endszene. Der Film bringt den Zuschauer in ethische und moralische Zwiespälte, und die große Kunst ist es, dass er dabei seine Figuren ernst nimmt, sie sich entfalten lässt und nicht als bloße Schachfiguren betrachtet.

Die Reflexion über Gewalt, die du ansprichst, ist glaube ich richtig, ließ ich aber außen vor, da es sich dabei gefühlt um die verbreitete Lesart handelt. Ich selbst finde das auch recht ergibig, es stellt IB allerdings in eine Reihe mit Filmen, die den Konflikt zwischen struktureller Gewalt (hier Faschismus) und sichbarer Gewalt (hier Basterds) ebenso brillant verhandeln. In unterschiedlichen Bereichen z.B. Do the Right Thing (Rassismus), Office Space (Kapitalismus) oder Das Irrlicht (mentale Gesundheit).

Den Film als Film über das Wesen des Kinos zu lesen, ist da der interessantere Ausgangspunkt zum Denken.

Mit dem Film hat Tarantino erstmal ein ganz neues Level erreicht, nachdem er sein altes Filmkonzept mit Kill Bill 2 und Death Proof in eine Sackgasse geritten hatte. Da so wieder rauszukommen hat fast Bob Dylan-hafte Züge. Wer weiß, vielleicht gewinnt Tarantino auch irgendwann mal den Literaturnobelpreis;)

Da stimmte ich zu. :)

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Registriert seit 25.09.2014

10.07.2020 - 13:50 Uhr
Tomb Raider (2018) 7/10
Es gab (fast) genau das, was ich erwartet habe. Schöner Abenteuerfilm mit Grabstelle, Fallen, kämpfender Frau und Dschungelaufnahmen. Schwachpunkte sind der etwas langweilige Bösewicht, den Walton Goggins bestimmt besser hätte spielen können, wenn das Drehbuch es zugelassen hätte, und die teilweise eher mauen CGI-Effekte. Aber gute Abendunterhaltung.

Cade Redman

Postings: 373

Registriert seit 14.02.2018

10.07.2020 - 14:16 Uhr
In Tomb Raider wirkt nichts auch nur annähernd echt. Langweilig

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Postings: 1900

Registriert seit 25.09.2014

10.07.2020 - 16:29 Uhr
Hm, vom Aufbau her eigentlich wie Indiana Jones und London, der Dschungel und das Grab funktionieren gut. CGI und Bösewicht halt eher Mittelmaß.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

10.07.2020 - 16:40 Uhr
Zu Indiana Jones (abgesehen vom vierten) verhält sich dieser Film aber wie Ed Sheeran zu den Beatles, ein paar Strukturen sind da auch ähnlich.

Sorry, will den Film niemandem madig machen und es freut mich, wenn man da Spaß mit haben konnte. Aber ich fand Tomb Raider wirklich schlimm und hatte eigentlich auch keine höheren Erwartungen als einen netten Abenteuerfilm. Vikander war aber cool.

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Postings: 1900

Registriert seit 25.09.2014

10.07.2020 - 16:43 Uhr
Haha, schöner Vergleich! Was hat dich denn besonders gestört?

ps. Oha, schon über 15000 Posts. Glückwunsch dazu, oder so.

VfBFan

Postings: 363

Registriert seit 14.06.2013

10.07.2020 - 19:00 Uhr
Ich antworte mal stellvertretend. ;-)
Auffallend nervig war das Verstecken nach Ego-Shooter- bzw. Videospiel-Art, d.h. Protagonistin "versteckt" sich im Zelt hinter einer Kiste oder einem Regal und der Gegner sieht sie nicht aus 50 Zentimeter Entfernung. Weil "toter Winkel" und so. :-D
Eben so richtig realistisch verfilmt. Autsch.

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Registriert seit 25.09.2014

10.07.2020 - 21:21 Uhr
Ja ok, das stimmt wohl. Ein paar andere Momente (Lara läuft irgendwohin) waren auch sehr videospielartig. Hat mich nicht so sehr gestört.

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

10.07.2020 - 21:43 Uhr
Der neue Tomb Raider war in etwa wie die Filme mit Angelina Jolie, guter Durchschnitt, aber muss man definitiv nicht gesehen haben.

Und Gratulation zu 15.000 Posts, gibst du einen aus? ;)

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

11.07.2020 - 00:48 Uhr
Ich geb erst einen aus, wenn ich MACHINA eingeholt hab :)

MM13

Postings: 2359

Registriert seit 13.06.2013

11.07.2020 - 09:03 Uhr
kapitän phillips 7/10
tom hanks als kapitän eines containerschiffs,das vor somalia von piraten angegriffen wird.(nach einer wahren geschichte)
den film kannte ich gar nicht,war bei mir irgendwie unterm radar,fand ihn aber ziemlich spannend,wenn er sich auch nicht ganz an die wirkliche geschichte gehalten hat.wie ich jetzt gelesen hab.

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Registriert seit 25.09.2014

11.07.2020 - 12:49 Uhr
Off Topic: kann man den Postcounter eigentlich auch in der mobilen Version sehen?

Autotomate

Postings: 6174

Registriert seit 25.10.2014

11.07.2020 - 12:52 Uhr
Nein, nur Desktop-Version.

slowdive

Postings: 186

Registriert seit 15.09.2016

11.07.2020 - 16:09 Uhr
eXistenZ

Auch wenn Freud in Cronenbergs Werken stets gut sichtbar im Schaufenster ausgestellt ist, seine Werke sind zum Glück auch als Ideologiekritik abseits der Psychoanalyse zu lesen, deren klinischem Obskurantismus ich nur bedingt Sinnvolles abgewinnen kann. eXistenZ weist hinaus auf eine Zukunft (oder Gegenwart?), in der der Mensch vollständig im Simulierten aufgehen kann und will. In der Technik die funktionale und libidinöse Erweiterung des Menschen ist – und umgekehrt (es ist kein Zufall, dass das Gamepad hier aus Fleisch und Blut ist). Wo ist das fetischisierte Smartphone noch groß anders? Ähnlich wie das ebenfalls 1999 erschienene Science-Fiction-Meisterwerk Matrix stellt der Film die Frage nach der Beschaffenheit der Realität und ihrer ideologischen Architektur.

Wo Matrix jedoch mit einer einfachen (zu einfachen?) Dichotomie zwischen ideologischer Simulation und dem Ausbruch aus jener arbeitet, ist Cronenbergs Werk komplexer. Die Essenz des Spiels mit und der Verwischung von Realitäten, Simulationen und Zwischenräumen ist: Ein Außerhalb der Ideologie gibt es nicht. Wo betrittst du eigentlich nur das noch viel größere Disneyland.

Die Außenseiterbande

Wie in Außer Atem folgen wie den kunstaffinen (und hier sogar titelgebenden) jungen Außenseitern durch eine kapitalistische Welt, von der sie kein Teil werden möchten. Sie kreuchen, stehlen und mogeln sich durchs Leben und folgen dem Traum von dem, was Marcuse einst „das Gespenst einer Welt, die frei sein könnte“ nannte. Doch nicht nur die Protagonisten, sondern Godards Filme an sich sind von dieser Utopie beseelt. Filme, die – analog zu Tarantino später – von der Liebe für die (Pop-)Kultur und den großen Werken der Vergangenheit sprechen, dabei aber völlig neuartige und popaffine Kunst kreieren. Kunst, die Altbekanntes verbrennt, ohne genau zu wissen was folgen soll. Nicht jeder Schuss ein Treffer, doch allein das Wagnis, der linke Pioniergeist, der die Bilder durchzieht, sind mehr wert als jede etablierte cineastische Handwerkskunst. Dass Tarantino über Godard sagt, seine Filme hätten ihm den Spaß des Filmemachens vermittelt, es wirkt wenig überraschend, wenn man das kreative Chaos der Außenseiterbande sieht. Godards frühe Filme (seine viel zu sperrigen späteren Werke definitiv nicht) sind ein Plädoyer für ein hippes Linkssein jenseits von gewerkschaftlichem Pragmatismus oder verstaubten Leninisten und deren anti-vergnüglichen Popkultur-Zölibat. Oder um Godard selbst zu paraphrasieren: Kultur ist die Regel, Kunst die Ausnahme.

Felix Klaus

Postings: 757

Registriert seit 30.12.2019

11.07.2020 - 19:25 Uhr
Die Stunde des Jägers (7/10)
Fleisch ist mein Gemüse (7/10)
The House that Jack bulit (8/10)

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

11.07.2020 - 19:44 Uhr
@slowdive Wie ist deine Bewertung zu den Filmen? Oder gibst du generell keine ab?

slowdive

Postings: 186

Registriert seit 15.09.2016

11.07.2020 - 19:48 Uhr
Doch, mache ich auf Letterboxd. Aber eher so als grobe Anhaltspunkte, da ich der Meinung bin, dass einfache positivistische Skalen nur bedingt sinnvoll sind bei Kunstkritik welcher Art auch immer.

MM13

Postings: 2359

Registriert seit 13.06.2013

12.07.2020 - 09:39 Uhr
der unsichtbare 7/10

Mann 50 Wampe

Postings: 3297

Registriert seit 28.08.2019

12.07.2020 - 09:53 Uhr
1917

Grandioser Film, als Zuschauer fühlt man sich in den Krieg versetzt, Matsch, Dreck, Blut. Tatsächlich denkt man der Film habe keinen Schnitt, dennoch keine nervige Wackelkameraperspektive, alles sehr gut gemacht.
9/10

slowdive

Postings: 186

Registriert seit 15.09.2016

12.07.2020 - 17:20 Uhr


Es braucht einen gewissen Schneid, um seine künstlerische Schaffenskrise in einer Geste der narzisstischen Selbstüberhöhung in einen 240-minütigen Film zu verpacken und dann auch noch anzunehmen, das sich der Normalbürger, geplagt von seinen ganz eigenen, nicht minder schweren Problemen, tatsächlich dafür interessiert. Kein Wunder, dass im Sight & Sound-Magazin auf Platz 10 der besten Filme aller Zeiten gewählt wurde, denn was lieben geneigte Kritiker mehr, als Filme über Filme und (Selbst-)Portraits strauchelnder Künstler. Das Werk ist maßlos, selbstverliebt, langatmig, quatschig und in vielerlei Hinsicht nicht wirklich rund gealtert, aber doch gesegnet mit einer chaotischen Magie. Was Fellini hier veranstaltet ist eine ästhetische Feier des Exzesses, „megalomanischer Wahnsinn“, Bilder von überbordender Schönheit. Zwar sehen wir das Schaffen des narzisstischen Künstlers im Zirkus der Kulturindustrie als harte Arbeit, gar als Leidensweg, aber die opulente Brillanz der Inszenierung verweist immer auch auf die utopische Qualität, die der Kunst als Ergebnis dieser Arbeit bestenfalls innewohnen kann. ist sicher nicht das beste Werk eines begnadeten Filmemachers, aber in seinen kreativ-explosiven Traumsequenzen, ja als Film über den Gegenstand der Kreativität an sich, noch immer durchweg relevant.

Deaf

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Registriert seit 14.06.2013

12.07.2020 - 22:19 Uhr
240 Minuten dauert der bestimmt nicht, auch wenn es einem so vorkommen mag.

slowdive

Postings: 186

Registriert seit 15.09.2016

13.07.2020 - 00:36 Uhr
Upsi. 140 Minuten natürlich.

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