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GEZ-Gebühren

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05.08.2021 - 23:43 Uhr
Bei aller brechtigter Kritik finde ich das Argument, der.ÖR müsse nicht auf Quote schauen, schwach. Klar fließt die GEZ bzw der Rundfunkbeitrag weiterhin, aber zum einen sind die Werbeeinnahmen mindestens langfristig quotenabhängig und zum anderen wird im gleichen Atemzug ja gerne kritisiert, dass keiner das Programm sehen will. Da gibt die Quote doch genau das wichtige Maß ab, um zu entscheiden, was die Leute sehen wollen.

Enrico Palazzo

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Registriert seit 22.08.2019

06.08.2021 - 06:07 Uhr
Das ist kein schwaches Argument, das steht im Rundfunkstaatsvertrag. Ua deswegen läuft im Abendprogramm kein Werbeblock mehr.

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06.08.2021 - 06:37 Uhr
Aber gleichzeitig kritisieren, dass das Programm niemanden interessiert und dass sich an der Quote orientiert wird, ist doch ein Widerspruch?

Enrico Palazzo

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Registriert seit 22.08.2019

06.08.2021 - 07:33 Uhr
Hab ich gesagt, dass das Programm niemanden interessiert? Hebbick doch hör nicht. Ich finde vieles vor allem in der Mediathek durchaus aus gut. Und nur weil ich etwas nicht gut finde, heißt es nicht, dass das keine Berechtigung hat. Es gibt ja nicht nur mich :)

Ich sage nur, dass ich eine Erhöhung nicht unterstütze, ohne dass der Apparat Öffentlich Rechtliches sich vorher reformiert. Hab grad gelesen, dass Intendant Tom Burow 400.000 Euro im Jahr verdient. Nun ja. Aber für mich ist auch eher das aufgebläht Programm, siehe mein Posting auf der Seite vorher, das Problem.

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Registriert seit 25.09.2014

06.08.2021 - 08:04 Uhr
Haste recht, die beiden Argumente tauchen zwar recht zuverlässig auf; tatsächlich hat hier jetzt nach etwas Überfliegen die niemand gleichzeitig gebracht.

Ein bisschen auf die Quote zu achten finde ich legitim, da sie ja durchaus zeigt, was die Leute (leider) sehen wollen. Das sollte natürlich nicht um jeden Preis geschehen und Bundesliga live o.ä. beinhalten. Davon ab stimme ich dir zu, dass da einige Reformen angebracht wären. Die Vielfalt im Programm (zdfNEO, ONE, im Radio) finde ich aber grundsätzlich nicht verkehrt.

Enrico Palazzo

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Registriert seit 22.08.2019

06.08.2021 - 08:17 Uhr
Nee, die Vielfalt sehe ich auch definitiv als positiv und ich bin auch pro Gebühr. Aber eben nicht mehr, ohne dass ich schwarzaufweiß vorgelegt bekomme wofür.

Man könnte ja auch hinterfragen, warum man gefühlt 1000 regionale Radiosender braucht, die dann im Grunde überwiegend dasselbe spielen und warum es nicht zB Öffi-Radio 1 bis 9 oder so gibt, die alle regionale Inhalte (Nachrichten, Staumeldungen etc) bringen, je nachdem wo man sich befindet oder sowas in der Richtung.

dreckskerl

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Registriert seit 09.12.2014

06.08.2021 - 09:13 Uhr
Ich habe auch einiges an Kritik an dem Programm der öffentlichen.
Es ist mir zuviel Anbiederei an den vermeinlichen Massengeschmack des Publikums.
Für hochqualitative Serien wird Geld für Senderechte gezahlt, die Austrahlung findet jedoch auf ZDF Neo in der Nacht statt, versteht kein Mensch.
Wie schon von anderen hier erwähnt, sind es sicher einige (sehr mittelmäßige) Krimis zuviel und die über 3 stündigen Shows sind auch nich meins. Das sehen andere Zuschauer sicher anders und beim Fußball oder anderen Sportübertragungen sind die Meinungen weit auseinander zwischen viel zu teuer und ohnehin sollten IOC und UEFA/FIFA und co nicht unterstützt werden, und vielen Millionen Zuschauer die wenn man die Sporschau einstellt, erst so richtig sauer werden.
Ich schaue durchaus auch recht häufig Sendungen der BBC/Channel4, das ist das beste Fernsehen der Welt und da kann man sich vieles abschauen.

Aber der Beitrag wurde seit 2009 nicht mehr erhöht und seit 2005 bis heute gab es kaum eine Erhöhung und 86 cent ist weiß Gott nicht viel. Ich fand die Ablehnung von Sachsen Anhalt populistischer Quatsch und eine Anbiederung an die Kritik von rechts.
Der ganze Aufwand der durch die Weigerung entstand war sicher auch teuer.

Man kann daher nicht von explodierenden Kosten sprechen. Das war in den 80ern nd 90ern der Fall.
Die fehlende Erhöhung ist durch erhebliche Einsparungen erreicht worden, vornehmlich durch zum Teil erhebliche Senkungen der Gehälter (großer Anteil am Rundfunkbeitrag haben zun Beipiel die Pensionen.

Durchaus interessante Fakten:

https://www.mdr.de/medien360g/medienpolitik/rundfunkbeitrag-kosten-kontrolle-100.html

Hier der aktuellste Finanzbericht:

https://www.daserste.de/ard/die-ard/Finanzbericht-der-ARD-Sender-102.pdf

@ijb
Ich sehe den Zusammenhang von öffentlicher Filmförderung und den GEZ Gebühren nicht.

Nummer Neun

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Registriert seit 14.06.2013

06.08.2021 - 09:48 Uhr
@Krimis: Im Gegensatz zu Shows, Magazinen, Nachrichten und ähnlichen lassen die sich gut wiederholen, womit die Spartensender und Regionalsender ihr Programm immer wieder füllen können. Dazu kommt, dass grade das ZDF die Fiction-Serien (und auch Terra X) gerne sublizensieren. Auf den Pay-TV Sendern begegnet man den Sachen ja immer wieder (z.B. Sky Krimi, History, etc.) und diese Sendungen auch höhere Chancen auf eine Auslandsvermarktung haben, womit sie zusätzliche Erlöse generieren können.

Generell finde ich auch, besonders ARD/ZDF müssen auch einen gewissen Quotenanspruch haben um die Inhalte zu rechtfertigen. Gleichzeitig muss es aber auch das Ziel sein, dass sich JEDE Zielgruppe dort wiederfinden kann. Also sowohl die Musikantenstadlzielgruppe, als auch die News- oder Sportjunkies, als auch die Fans von qualitativ hochwertigen Serien oder von Opern. Selbst wenn manche Zielgruppen nur über die Mediatheken erreicht werden.

dreckskerl

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Registriert seit 09.12.2014

06.08.2021 - 11:24 Uhr
Nun, es wäre sicher zu bgrüßen, wenn die Krimis richtig gut wären, vielleicht so gut, dass man sie in andere Länder verkaufen kann, dass passiert leider recht selten.

Quoten,ja sicher kann man sein Programm nciht am Zuschauer vorbei machen, aber es muss genug Sendeplatz frei sein, für Sendungen, die keine Quotenfänger sind.
Die BBC verbannt gute, vielleicht etwas schwierigere/mehr fordernde Sendungen eben nicht auf nach 23.30 oder noch später.

Ich fand es war schon ein Armutzeugnis, wie lange es gedauert hat, bis man auf die Idee kam, eine Art Schulfernsehen (wie früher) anzubieten, während der Lockdownzeit. Es hätte auch durchaus mehr und besser sein können.

ijb

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Registriert seit 30.12.2018

06.08.2021 - 12:30 Uhr
@dreckskerl, Ich sehe den Zusammenhang von öffentlicher Filmförderung und den GEZ Gebühren nicht.

In aller (versuchter) Kürze: Wenn du in Deutschland Filmförderung bekommen möchtest, kannst du das als Produzent[1] zumeist nicht, ohne dass vorher eine Fernsehredaktion [WDR* und BR haben da am meisten Geld, Radio Bremen (ja, auch das ist eine Fernsehredaktion, siehe u.a. "Tatort Bremen") am wenigsten] ihre finanzielle Unterstützung zugesagt hat. Das nennt sich im "Business-Begriff" dann "Kino-Ko(produktion)", hast du vielleicht schon mal gehört.
Und je mehr Fernsehsender und Förderanstalten du im Boot hast, desto eher bekommst du dein Budget zusammen (wenn du als Produzent gut vernetzt bist oder, noch besser, etabliert), weil jeder dann einen gewissen Betrag beisteuert.
Sagen wir, ein Film bekommt 600.000 von der FFA (staatliche Förderung) und wird von einer Firma mit Sitz in Berlin und Köln produziert, dann 800.000 vom Medienboard Berlin-Brandenburg (regionale Förderung), 400.000 vom WDR, nochmal 400.000 von der Filmstiftung NRW, 500.000 vom FFF Bayern, weil sie einen Co-Produzent in München haben, wenn sie geschickt sind noch 500.000 von der Mitteldeutschen Förderung (keine Ahnung, warum, vielleicht machen sie dort die Postproduktion, oder sie drehen dort ein paar Szenen), und dann, weil es eine große Produktion ist, 2,4 Millionen vom DFFF obendrauf(Bundes-Förderung speziell für wirtschaftliche Unterstützung, aktuelles Beispiel „Die Känguru-Verschwörung). Nach Fertigstellung dann noch 400.000 Vertriebs/Verleihförderung dazu. Ach ja, irgendwieviel Geld natürlich von der ARTE-Spielfilmredaktion, fast vergessen.

Ursprünglich, in den 70ern, wurde die Filmförderung als künstlerische, kulturelle Förderung ins Leben gerufen, für die Art kulturell wertvoller Filme, die nicht nach wirtschaftlichen Maßstäben funktionieren. Mittlerweile bekommen den Löwenanteil der Gelder allerdings Schweiger- und Schweighöfer-Mainstreamfilme und sonstige Komödien, Bestellerverfilmungen (inkl. mittlerweile auch Prestigeserien wie „Babylon Berlin“), Känguru-Chroniken und solche Sachen... und an zweiter Stelle internationale Prestigeproduktionen [2] – also die Filmförderung ist längst im Wesentlichen eine Wirtschaftsförderung geworden.

Deshalb siehst du bei jedem deutschen Kinofilm neben der Produktionsfirma und vier, fünf Förderanstalten auch mehrere Fernsehsender (häufig z.B. WDR und ARTE oder BR und ARTE) als Mitfinanzierer, wenn nicht sogar als Koproduzenten genannt, siehe z.B. Christian Petzolds letzter Film „Undine“ (Plakat: http://undine.piffl-medien.de): Finanziert u.a. von ZDF, ARTE, medienboard BB, Filmstiftung NRW, BKM (Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien), FFA und DFFF (Deutscher FilmFörderungsFonds). In diesem Fall gab es zudem noch etwas Geld aus Frankreich.

Oftmals sind übrigens Leute vom Fernsehen (Hamburg, WDR, BR) direkt bestimmend an den Vergabeentscheidungen der Filmförderungen beteiligt.

Das ganze System ist also ein weitestgehend sich gegenseitig die Gelder zuschusterndes Modell – an dem du entweder mit guten Honoraren an verschiedenen Etappen des Prozesses (Rechercheförderung, Treatmentförderung, Drehbuchförderung, Produktionsförderung, Postproduktionsförderung, Vertriebsförderung) beteiligt bist – oder eben außen vor bist – weshalb die sich natürlich so rigoros gegen eine Reform der Filmförderung sperren.


Anm:
*Der WDR bekommt die Hälfte der GEZ-Gebühren (https://www1.wdr.de/unternehmen/der-wdr/unternehmen/wdr176.html)

[1] In bestimmten Fällen kann der Produzent, also Antragsteller mittlerweile sogar direkt der Fernsehsender sein, speziell seit die Förderungen zunehmend Fernsehfilme und Serien finanzieren. Kleine Produzenten werden zunehmend verdrängt, was speziell zulasten freierer, kreativerer Filme geht (das allerdings müsste ich noch wieder ausführen).

[2] Obendrein haben sich viele Produzenten in Deutschland mittlerweile darauf spezialisiert, Filme von renommierten, etablierten internationalen Regisseur/innen zu produzieren, d.h. eine ausländische Produktionsfirma macht eigentlich die meiste Arbeit, der deutsche Produzent muss dann nur die Anträge für den deutschen Co-Produktionsanteil stellen, bekommt, speziell wenn es sich um renommierte Arthouse-/Festival-Stars wie Lars von Trier, Sergej Losnitza usw. handelt, dann relativ einfach einen guten Batzen Geld. Monika Grütters schreibt sich diese Filme dann speziell bei A-Festivals wie Cannes und Berlin gerne auf die Fahne („Wir haben vier, fünf, sechs deutsche Filme im Wettbewerb.“), während das Publikum, und oftmals sogar das Fach- und Kollegenpublikum diese Filme (natürlich) nicht als „deutsche“ Filme wahrnimmt, und auch in der Öffentlichkeit das Bild aufrecht erhalten wird, dass Deutschland vielleicht ein, zwei mal in zehn Jahren mit einem Film im Cannes-Wettbewerb vertreten ist. („Das weiße Band“ z.B. ist tatsächlich eine 50%ig deutsche Produktion (X-Filme) (und der der Regisseur in München als Sohn eines Deutschen geboren worden), während der Film in der allgemeinen Wahrnehmung Österreich zugeordnet wird.)

dreckskerl

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Registriert seit 09.12.2014

06.08.2021 - 12:58 Uhr
In der Tat eine ausführliche Antwort.

Du könntest es mit etwas mehr Vertrauen in vorhandenes Wissen abkürzen. Natürlich weiß ich dass Filme von öffentlichen TV Sendern als co-produzieren oder irgendwie sonst mitfinanziert werden.

Was mir einleuchtet ist, hat man einen "Förderer" in der Tasche, kriegt man einen zweiten oder dritten leichter.

Was ich mich bei den Filmförderungen immer frage, warum bekommt ein Till Schwaiger oder Schweighöfer Film eine staatliche Filmförderung und müssen diese zurückgezahlt werden, wenn der Film sagen wir mal 20 Millionen plus macht?

Deine Kritik an den öffentlichen ist also dass die falschen Filme aufgrund von falscher oder fehlender Expertise gefördert werden und die weiteren Filmförderungsinstitutionen sich von diesen Entscheidungen leiten lassen?

Als Nichtinsider kriege ich natürlich nicht mit wer gefördert wird, bzw, nicht mit, wer NICHT gefördert wird.

Ein Pluspunkt des deutschen Fernsehens sind die doch relativ vielen Fernsehfilme auch von ganz jungen Regisseuren, die wirklich sehr häufig richtig gut sind.
Du würdest aber sagen, dass könnten doch eher noch viel mehr sein?

Ist die Co Produktion von Kinofilmen verbunden mit dem Freetvpremieresenderecht?


ijb

Postings: 5887

Registriert seit 30.12.2018

06.08.2021 - 14:00 Uhr
Du könntest es mit etwas mehr Vertrauen in vorhandenes Wissen abkürzen. Natürlich weiß ich dass Filme von öffentlichen TV Sendern als co-produzieren oder irgendwie sonst mitfinanziert werden.

Oh, das tut mir leid. Aber genau diese Information wäre doch schon die Antwort auf deine Frage nach dem Zusammenhang von öffentlicher (=mit Steuergeldern finanzierter) Filmförderung und den GEZ-Gebühren, also mit Steuergeldern finanziertem Fernsehen. Oder steh ich auf dem Schlauch?

Was mir einleuchtet ist, hat man einen "Förderer" in der Tasche, kriegt man einen zweiten oder dritten leichter.
Ja, durchaus… Andererseits werden aber auch viele der Drehbücher mittlerweile eigens so geschrieben, dass sie aus möglichst vielen Ländern und Töpfen Geld bekommen können. Also wenn's aus Bremen kein Geld gibt, schreibt man die Geschichte halt für Köln oder München um. Oder man schreibt eine Szene in Schleswig-Holstein ins Buch, damit man dort auch Geld beantragen kann z.B.

warum bekommt ein Till Schwaiger oder Schweighöfer Film eine staatliche Filmförderung

Genau das ist eine der Hauptkritikpunkte, die ich versuchte zu formulieren. Die können im Prinzip nicht Nein sagen, weil sie wissen, dass es ein Erfolg werden wird. Und jeder will natürlich am Erfolg beteiligt sein. Schaut man sich die regelmäßog veröffentlichten Förderentscheidungen der ganzen Filmförderungs-Institutionen an, gehen die Gelder zu 90% an solche Groß- und Mainstreamproduktionen (Bsp: DFFF-Förderzusagen 2021: https://dfff-ffa.de/index.php?foerderzusagen)
Das hat eben mit der künstlerischen Qualität und dem kulturellen Wert der Filme nichts mehr zu tun (wie ursprünglich die Filmförderung angelegt wurde). Aber das ist natürlich auch ein bisschen eine verknappte Antwort.

müssen diese zurückgezahlt werden, wenn der Film sagen wir mal 20 Millionen plus macht?
Im Prinzip ja - aber normalerweise können die Verleiher und Produzenten auch die Kosten hinterher so aufstellen, dass die Rückzahlungen entweder null oder eben sehr wenig sind. Siehe z.B. auch den Rechtsstreit der Schweiger.Keinohrhasen-CoAutorin Anika Decker:
https://www.spiegel.de/kultur/anika-decker-vs-til-schweiger-im-keinohrhasen-prozess-abgerechnet-wird-zum-schluss-a-7e055ed5-bec6-477c-a388-153c419a0256


Deine Kritik an den öffentlichen ist also dass die falschen Filme aufgrund von falscher oder fehlender Expertise gefördert werden und die weiteren Filmförderungsinstitutionen sich von diesen Entscheidungen leiten lassen?

Das ist erstens recht verkürzt und vor allem zweitens nicht nur spezifisch meine individuelle Ansicht, aber der Einfachheit halber antworte ich mit Ja. Siehe Schweiger etc.
Man müsste das, wie du es zusammenfassst, eigentlich etwas komplexer besprechen.

Filmjournalisten wie Rüdiger Suchsland schreiben oft darüber, z.B. hier:
https://www.artechock.de/film/text/special/2019/cinema_moralia/01_31.html
Der künst­le­ri­sche Film spielt in der Kultur­för­de­rung jeden­falls eine Neben­rolle. Die Vertei­lung des Geldes ist an einen hypo­the­ti­schen Publi­kums­er­folg geknüpft – wobei bisher noch niemand erklärt hat, wie man eigent­lich poten­ti­elles Publikum misst. Wie zum Teufel will man denn poten­ti­elle Zuschau­er­zahlen, die zu einer Bedingung für FFA-Förde­rungen geworden sind, berechnen?

Warum gibt es in Deutsch­land keine Förderung für Filme­ma­cher? Es werden keine Biogra­phien und Filmo­gra­phien gefördert. Dafür maßen sich Gremien und Inten­danten Geschmacks­ur­teile an.
Das führt dann zu absurden Ergeb­nissen. Beispiels­weise hat Andreas Dresen zehn Jahre gebraucht, um Gunder­mann finan­ziert zu bekommen. Um das falsch zu finden, muss man den Film noch nicht mal mögen. Denn genau darum geht es: Um Förderung jenseits des zufäl­ligen Geschmacks. Aber auch um Förderung jenseits absurder, durch keine Substanz gedeckter Erwar­tungen.


Es lohnt sich, den ganzen Text zu lesen.

__
oder https://www.artechock.de/film/text/artikel/2019/08_01_ffg_novelle.html :

SZ: Wenn man über Millio­nen­bud­gets und Produk­ti­ons­stand­orte spricht, bekommt die große Mehrheit der deutschen Film­schaf­fenden aller­dings Hass­ge­fühle. Weil sie sich als Film­künstler verstehen und das Gefühl haben, dass sie um jeden Cent Film­för­de­rung erbittert kämpfen müssen.
Grütters: Hass erlebe ich nicht, sondern eher Konkur­renz und Wett­be­werb – und das finde ich nicht falsch.
Frage: Aber es schimpft doch jeder!
Grütters: Das ist sicher auch mal der Fall, aber derartige Debatten stimu­lieren doch im Übrigen auch. Richtig ist aber, dass man Position beziehen muss, und das tue ich sehr energisch.
_
445 Millionen Euro gibt die Bundes­re­pu­blik pro Jahr an Film­för­de­rung aus, Monika Grütters, die Beauf­tragte der Bundes­re­gie­rung für Kultur und Medien (BKM), hat es genau zusam­men­zählen lassen. Und wir haben keinen Anlass ihr nicht zu glauben – denn schmei­chel­haft für die Amts­in­ha­berin sind die Zahlen ja nicht.
Sie liegen nicht einmal halb so hoch wie in Frank­reich. Woher soll die Filmkunst also kommen, wenn man sie sich nicht leisten will?
Von diesen 445 Millionen Euro sind nur 28 Millionen, also keine 10 Prozent, »Kultu­relle Film­för­de­rung«, die nicht an wirt­schaft­li­chen Erfolg geknüpft ist. Hier erkennt man die erste Schief­lage. Nochmal: Woher soll die Filmkunst kommen?
322 Millionen Euro sind Produk­ti­ons­för­de­rung. Hier erkennt man die zweite Schief­lage. Alles andere ist viel viel viel zu wenig. Denn Produk­ti­ons­för­de­rung ist nicht etwa Produ­zen­ten­för­de­rung. Für Entwick­lung, also das Denken, Recher­chieren, für die Freiheit zum Irrtum, wird kaum etwas ausge­geben. Das wäre aber die Voraus­set­zung.
https://www.artechock.de/film/text/special/2019/cinema_moralia/01_31.htmlBei drei Viertel aller Gelder sind die Macher auf die Gunst von Gremien ange­wiesen. Gremien, in denen oft Leute sitzen, die ihr Leben als Funk­ti­onär oder Berater oder Gremi­en­mit­glied verbracht haben, die offenbar nicht gut genug sind oder waren, um selber Filme zu machen.


Der Punkt der Gremien ist zwar etwas polemisch, aber im Kern doch zutreffend. Ich sage das, weil ich konkret aus Norwegen weiß, wie solche Gremien auch besser zusammengesetzt werden und „richtiger“ sein könnten.

ijb

Postings: 5887

Registriert seit 30.12.2018

06.08.2021 - 14:03 Uhr
Ein Pluspunkt des deutschen Fernsehens sind die doch relativ vielen Fernsehfilme auch von ganz jungen Regisseuren, die wirklich sehr häufig richtig gut sind.
Du würdest aber sagen, dass könnten doch eher noch viel mehr sein?


Ja, das ist ein Pluspunkt, durchaus (gibt’s in anderen europäischen Ländern aber auch). Aber zum einen überrascht mich, dass du schreibst, es seien „relativ viele“ und „ganz junge Regisseure“. Es gibt nur sehr wenige Töpfe für Nachwuchsproduktionen beim Fernsehen, in erster Linie „Das Kleine Fernsehspiel“, das Nadelöhr… Und diese Filme wurden bislang im altmodischen Fernsehen nur selten und dann nach 23 Uhr oder so ausgestrahlt. Mediatheken haben das nun etwas geändert, natürlich.

Auch ist es leider extrem schwer, an diese Redaktionen ranzukommen, man braucht einen etablierten Produzenten, besser noch, auch schon vorab einen Verleih — vor allem die richtigen Kontakte. Auch wenn das echt schwierig ist, das ordentlich hier so im Forum auszudiskutieren: Ja, allgemein herrscht die Meinung vor, dass es mehr und bessere Möglichkeiten für künstlerische Filme geben müsste — und vor allem auch bei den Filmförderungen. Auch hier verweise ich auf engagierte Kulturjournalisten wie z.B. „Artechock“. Noch desolater ist die Lage für unabhängige Dokumentarfilme (also nicht TV-Dokus und Doku-Reihen).

Einige wenige profitieren sehr gut von dem bestehenden System, meist wenn sie irgendwo einen erfolgreichen Kurzfilm hatten oder die richtigen Leute treffen — viele andere mit den gleichen künstlerischen (und Ausbildungs-)Voraussetzungen schaffen es auch über Jahre hinweg nicht, mit ihren Projekten auch nur von einer der Fernsehredaktionen überhaupt angehört zu werden. Vor allem von letzteren kenne ich viele Kollegen, die dann mit einem Bruchteil dessen, was man mit Fernseh- und Fördergeldern an Möglichkeiten hat, ihre Filme auf die Beine zu stellen versuchen. Oder es eben wiederholt nicht schaffen; einer z.B. hat einen Deutschen Kurzfilmpreis gewonnen, aber bis heute keines seiner zahlreichen Langfilmdrehbücher verfilmen können. Ein anderer hat aus eigener Kraft zwei politisch engagierte Langfilme gedreht, und er schreibt exzellente Drehbücher, aber er bekam nie einen Fuß in die Tür... aktuell hat er (fürs erste) auf (politisch geschickt geschriebene) Romane umgesattelt; sein zweiter Roman ist gerade bei HarperCollins erschienen; hier ein kleines Portrait: https://www.neustadt-ticker.de/166386/aktuell/einfach-machen-neustaedter-autor-rafael-kuehn-und-sein-buch-mord-am-tiber-2

Die Kontakte zu Fernsehredaktionen und Förderinstitutionen verhelfen natürlich auch zu größerer Aufmerksamkeit und viel besseren Chancen bei den wichtigen Verleihern und Festival-Progammierern.

Ist die Co Produktion von Kinofilmen verbunden mit dem Freetvpremieresenderecht?
Ja, weil die Sender ja deshalb das Geld in die Produktion stecken.

nörtz

User und News-Scout

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Registriert seit 13.06.2013

06.08.2021 - 14:03 Uhr
Weiß nicht, ob schon genannt, aber der ÖR muss schon schon bleiben, weil sonst alle zu BILD-TV und Co. laufen.

dreckskerl

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Registriert seit 09.12.2014

06.08.2021 - 14:27 Uhr
Habe verstanden.

oldschool

Postings: 592

Registriert seit 27.04.2015

06.08.2021 - 19:25 Uhr
Lässt sich alles kürzer auf den Punkt bringen:
Im Grunde ist Unterhaltung nicht die Aufgabe der OR, sondern der Bildungsauftrag und eine Ausgewogenheit der Berichterstattung. Dafür zahle ich gerne einen angemessenen Beitrag. Zwangsabgaben, die jedoch dazu verwendet werden, den 50jährigen Knebelvertrag mit Uschi Glas oder Fritz Wepper aufrecht zu erhalten, finde ich in einem demokratschen Staat untragbar. Manche mögen Quizshows, seichte Vorabendserien oder Volksmusiksendungen gerne anschauen. Aber das ist Privatvergnügen und sollte nicht soledarisch von der Gemeinschaft finanziert werden. Sendungen wie "Leute Heute" sind Klatsch und Tratsch und dienen als Vehikel für Schleichwerbung (zuletzt für die Modemarke von Beyonce)
Die ÖR machen grad was Sie wollen. Viele Serien wirken wie aus dem letzten Jahrhundert.Scheißegal. Wir kriegen es ja bezahlt und wer nicht zahlt, wird eingebuchtet.

nörtz

User und News-Scout

Postings: 13874

Registriert seit 13.06.2013

21.11.2022 - 13:46 Uhr
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/katrin-vernau-neue-rbb-chefin-soll-mietzuschuss-vom-sender-kassieren-a-b010524a-4555-4ad8-9578-ee88bca04109

Die neue RBB-Intendantin Vernau verordnete der Belegschaft nach der Völlerei der Schlesinger-Jahre einen Sparkurs. Laut Medienbericht erhält die neue Chefin aber einen Mietzuschuss – neben ihrem üppigen Jahresgehalt.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/11/rbb-krise-beratervertrag-singelnstein-rechnungshof.html

Damit dürfte auch ein bislang unbekannter Vertrag in den Fokus der Prüfer geraten. Wie aus Recherchen von NDR und rbb und aus vertraulichen Dokumenten hervorgeht, schloss der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) mit seinem scheidenden Chefredakteur Christoph Singelnstein ­ einen gut dotierten Beratervertrag – zusätzlich zu dessen lebenslangem Anspruch auf ein jährliches Ruhegeld von mehr als 100.000 Euro und seiner gesetzlichen Rente. In Summe soll Singelnstein vom rbb derzeit einen monatlichen Betrag erhalten, der ungefähr der Höhe seines letzten Gehalts als Chefredakteur entsprechen würde – das wären um die 15.000 Euro pro Monat.

Schon erheiternd! :D Ruhegeld bekommt man im ÖRR, wenn der Vertrag vor der Rente endet, also zur Überbrückung, wenn man keine Arbeit mehr hat. :D

Nach nur einem Tag als Direktor gibt es also schon 8000 Euro monatlich - und das lebenslang. Dies gilt auch, wenn der rbb seinem derzeitigen Direktor nach Ablauf des einen Vertrages keinen weiteren Vertrag anbieten will. Der 53-Jährige hätte dann lebenslang Anspruch auf ein jährliches sechsstelliges Ruhegeld. Sogar hinzuverdienen dürfen die rbb-Spitzen. Und werden sie krank, gibt es noch für sechs Monate volles Gehalt, ganz anders als bei frei Mitarbeitenden, die mitunter schon nach wenigen Tagen Einbußen hinnehmen müssen, oder Angestellten, die nach sechs Wochen ins Krankengeld fallen.

keenan

Postings: 5197

Registriert seit 14.06.2013

21.11.2022 - 16:20 Uhr
pfff ist doch nix, einer unserer GF´s verdient über 30 K monatlich, boni war dieses jahr knappe viertel millionen...

Rote Arme Fraktion

Postings: 4112

Registriert seit 13.06.2013

21.11.2022 - 17:17 Uhr
Na und? Ich habe ja auch die Verantwortung ^^

Corristo

Postings: 1060

Registriert seit 22.09.2016

21.11.2022 - 23:45 Uhr
Schon lustig, bis vor kurzem war Kritik am GEZ-System ja meist nicht so gerne gesehen. Weil ist ja der ÖRR mit Bildungsauftrag. Und wer was dagegen hat, muss bestimmt Verschwörungstheoretiker sein oder so. Und die würden doch nie Schindluder mit den tollen Zwangsgebühren treiben. ^^

Und jetzt kommt da halt ein Skandal nach dem anderen raus.

r2d2emc2

Postings: 63

Registriert seit 19.04.2022

22.11.2022 - 06:44 Uhr
Nur haben die Schwurbler den ÖRR vermutlich aus anderen Gründen kritisiert als dessen intransparentem Finanzgebaren.

Randwer

Postings: 2757

Registriert seit 14.05.2014

24.11.2022 - 21:05 Uhr
Pardon, wer den Begriff Zwangsgebühren verwendet, darf sich nun wirklich nicht beschweren, wenn man ihn mit Verschwörungstheoretikern in Verbindung bringt.
Dem Begriff ist so eindeutig mit einem repulsivem Framing versehen, dass es geradezu in die Augen stechen muss.

Autotomate

Postings: 6174

Registriert seit 25.10.2014

24.11.2022 - 21:20 Uhr
"Repulsives Framing", was ist das denn?

Corristo

Postings: 1060

Registriert seit 22.09.2016

24.11.2022 - 22:13 Uhr
Ich habe mich doch gar nicht über irgendwas beschwert, das war einfach nur eine allgemeine Beobachtung.

Aber ja, spätestens wenn man dafür bezahlt, die WM in Katar im ÖRR schauen zu dürfen oder den Luxus von Mitarbeitern im ÖRR finanzieren zu müssen, zeigt sich, dass es nun mal eine zwangsweise Abgabe ist.

Randwer

Postings: 2757

Registriert seit 14.05.2014

26.11.2022 - 12:31 Uhr
Die Alternative wären steuerlich finanzierte Sendeanstalten. Das würde aber auch die Gefahr einer größeren Abhängigkeit von staatlicher Kontrolle beherbergen.

Corristo

Postings: 1060

Registriert seit 22.09.2016

26.11.2022 - 17:33 Uhr
Habe mir das noch nicht so konkret überlegt, aber es bräuchte auf jeden Fall mehr unabhängige Kontrolle für den ÖRR. Z.B. verpflichtende gesetzliche Vorgaben, wieviel eine Führungsperson dort verdienen darf. Und bei Großevents wie der WM, die jede Menge Geld kosten, verpflichtende repräsentative Zuschauerumfragen, ob die Rechte dafür erworben werden sollen.

Randwer

Postings: 2757

Registriert seit 14.05.2014

27.11.2022 - 18:44 Uhr
Die sportlichen Großereignisse kann man gerne den Bezahlsendern wie Sky und Dazn überlassen. Wer es sehen will zahlt dafür.
Wem die Kommerzspiele egal sind, der freut sich, wenn es stattdessen Erbauliches, Bildendes und Informatives zu schauen gibt.

Z4

Postings: 8111

Registriert seit 28.10.2021

28.11.2022 - 09:22 Uhr
Ja, die Giovanni Zarella Show und die vielen heimeligen Krimiserien mit kultigen Dialekten sind natürlich Pflichtprogramm für einen gebildeten Menschen.

Klaus

Postings: 8934

Registriert seit 22.08.2019

28.11.2022 - 09:37 Uhr
Problem, wenn man abstimmen lässt: Es läuft 24 Stunden Helene Fischer.

Nummer Neun

Postings: 740

Registriert seit 14.06.2013

28.11.2022 - 09:59 Uhr
Das ist auch der falsche Ansatz. Das Ziel ist ja, dass sich jeder im Programm irgendwo wiederfinden kann (und nicht, dass jedem alles gefällt). 12 Stunden Helene Fischer und 12 Stunden Helge Schneider kämen dem Auftrag deshalb deutlich näher.

Z4

Postings: 8111

Registriert seit 28.10.2021

28.11.2022 - 10:30 Uhr
Das Ziel wäre es, dass jeder im Programm abgeholt und weitergebracht wird. Oft wird man aber genau da abgesetzt wo man vorher schon war oder wie im Falle von Wetten, dass, eher zurück geführt.

Z4

Postings: 8111

Registriert seit 28.10.2021

28.11.2022 - 10:35 Uhr
Es bräuchte tatsächlich eine Strukturreform.
TV:
Das Erste
WDR
SR
NDR
MDR
ZDF
ZDF Neo
Funk
Kika
Deutschlandfunk TV

Dazu noch maximal 3 Radiosender pro Sendeanstalt mit unterschiedlichen Programmen, alle Deutschlandweit empfangbar.

Klaus

Postings: 8934

Registriert seit 22.08.2019

28.11.2022 - 11:08 Uhr
Interessant, dass hier einerseits von Bildungsfernsehen geredet wird und im ersten Ansatz Arte und 3Sat rausfliegen.

Z4

Postings: 8111

Registriert seit 28.10.2021

28.11.2022 - 11:12 Uhr
Arte, 3sat und Phoenix stehen unter Artenschutz, die bleiben natürlich unangetastet.

Z4

Postings: 8111

Registriert seit 28.10.2021

28.11.2022 - 11:14 Uhr
Bei Arte und 3sat sind auch ausländische Sendeanstalten involviert, die bleiben allein aus politischen Gründen.

South_Quay

Postings: 38

Registriert seit 26.03.2023

10.04.2023 - 14:45 Uhr
Wozu braucht es einen öffentlich-rechtlichen Youtube-Kanal, der Filme bespricht (und das auch noch ziemlich oberflächlich)?

https://www.youtube.com/@Filmgorillas

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