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Film: The Banshees of Inisherin

User Beitrag

ijb

Postings: 4573

Registriert seit 30.12.2018

17.02.2023 - 08:21 Uhr
@ fuzzmyass

Da halte ich aber ganz entschieden dagegen. Ich impliziere das, was du behauptest, nie und nimmer. Und nichts von allem, was ich je hier geschrieben habe (und auch nichts, was ich je außerhalb von dieser Webseite gesagt oder geglaubt hatte), würde in deine Schublade "kann kein interessanter unmainstreamiger Film sein" passen. Totaler Quatsch.

Vielleicht solltest du einfach nochmal oben schauen, worauf ich reagiert hatte. Auf Marvins Frage "Warum dieser Film hier so ausgiebig und vor allem auf der zweiten Seite extrem substanzvoll und analytisch diskutiert wird, während andere (bessere) Filme nicht mal einen Thread haben."

Alles andere: Du kannst das natürlich vom Prinzip als totalen Quatsch und als meine billigen Privatmythologien abtun. Aber die Film-, Medien-, Kulturindustrie funktioniert nach bestimmten Mechanismen, das kann man ja nicht einfach durch "Das ist jetzt nur ijbs billige Behauptung" abtun. Ich weiß nicht, ob dieser Thread hier der richtige Rahmen ist, dass ich eine Fortbildung in Filmindustrie, Förderstrukturen und Aufmerksamkeitsökonomie hinlege.... Aber ich kann dir zusichern: Früher dachte ich auch, als Künstler müsse man nur gute Musik/Filme/Kunst machen, und dann wird sich das schon durchsetzen und die richtige Aufmerksamkeit bekommen. So funktioniert es aber nicht.
Daraus jetzt eine quatschige Umkehrgleichung zu basteln, die mir in den Mund legt "Was viel Aufmerksamkeit bekommt, ist deshalb uninteressant oder/und schlecht", halte ich, sorry, für echt blöd und vermittelt mir auch nicht den Eindruck, dass eigentlich wenigstens das, was ich geschrieben hatte, erstmal mit Interesse gelesen oder erfasst wurde.

Die Förderentscheidungen bzw. die Fördergelder, die für Filmentwicklung, Produktion und Verleih/Vertrieb vergeben werden, kann man sich übrigens von allen Förderanstalten auch als Newsletter per E-mail zustellen lassen. Kann ich nur empfehlen. Da bekommt man viele interessante Einblicke. Für die bundesweiten förderungen sind das etwa FFA, BKM/BAFA und DFFF. Aber auch die Landesförderungen, speziell die größeren, sind da nicht unerheblich.
_


Ein paar Filme, von denen ich finde (und, jaja, nicht nur ich) finde, dass sie durchaus mehr Aufmerksamkeit, auch bei den Oscars oder anderen Filmpreisen verdient hätten, habe ich hier und da ja schon eingestreut.
Hier nochmal ein Beispiel wiederholt: Dass James Gray für seine Regie und sein Drehbuch zu "Armageddon Time" und Anthony Hopkins als Nebendarsteller bei den Oscars nominiert wurde, halte ich für eine großen Faux Pas. Wenn man aber auch weiß, dass Gray diesen Film für, wie er sagt "five cents" gedreht hat und eben nicht die Aufmerksamkeitsökonomiemaschinerie vieler großer Produktionen am Start hat, kann man auch seinen Frieden damit machen, dass die Auswahl der Academy eben, wie das schon auch in der Vergangenheit war (Stichwort Weinstein, der das mit seiner Firma Jahrzehnte lang besser für seine Produktionen beherrschte als viele andere), bestimmten Mustern folgt. Es kann ja wohl niemand ernsthaft glauben, dass "Top Gun 2" ein oscarwürdigeres Drehbuch hat als z.B. "Armageddon Time".
Ich will jetzt aber bitte nicht dazu anregen, dass in dem Thread nun über James Gray diskutiert wird. Und ich bin ohnehin kein großer Fan davon, dass man sagt: "Banshees of Inisherin" hat ein besseres/schlechteres Drehbuch als "Armageddon Time" oder "Holy Spider" .. dort kommen einfach andere Aspekte zum Zuge. Dieser "Besser/Schlechter-Wettbewerbsgedanke" spielt doch eher im Streit auf Aufmerksamkeit eine Rolle. Nicht mehr als das habe ich gesagt, nicht dass ein Film/Werk, dass von 300.000 Leuten gesehen wird (während "Armageddon Time" vielleicht ein Zehntel dieser Zuschauerzahlen hat, womöglich noch weniger) deshalb "kein interessanter Film sein" könne.

ijb

Postings: 4573

Registriert seit 30.12.2018

17.02.2023 - 08:23 Uhr
Haha, wichtiges Wort vergessen.
Sollte natürlich heißen:

"Dass James Gray für seine Regie und sein Drehbuch zu "Armageddon Time" und Anthony Hopkins als Nebendarsteller bei den Oscars nicht nominiert wurde,"

Neytiri

Postings: 769

Registriert seit 14.06.2013

17.02.2023 - 08:30 Uhr
@300.000 Zuseher

Wenn du diese Zahl auf die ganze Welt beziehst, liegst du weit daneben, denn bei einem Einspielergebnis von 40 Mio. $ dürften etwa 4 Mio Menschen Banshees gesehen haben.

Diese sehr hohe Zahl für einen derart ungewöhnlichen Film fernab des Mainstreams macht auch seine Außergewöhnlichkeit deutlich.

peter73

Postings: 1973

Registriert seit 14.09.2020

17.02.2023 - 08:41 Uhr
ich hätte so eine diskussion gerne über "the northman" ...

robert eggers hat ja hier auch ein paar fans, oder?

sweet nothing

Postings: 1522

Registriert seit 04.11.2014

17.02.2023 - 08:47 Uhr
Aber es ist jetzt nicht meine persönliche privatmythologische Behauptung, dass der Oscar einer der kommerziellsten, wenn nicht sogar der kommerziellste Filmpreis der Welt ist, auch und gerade verglichen mit allen anderen international relevanten Filmpreisen von Palme über Bär und Leopard, Löwe, diverse hochgeschätzte Preise anderer Organisationen, und auch viele nationale und europäische Filmpreise.

Grundsätzlich kann ich dem natürlich nicht widersprechen, denn es ist zweifelsohne der kommerziellste Filmpreis. Es gab aber auch bei den Oscars schon immer interessante Ausnahmen und positive Überraschungen, sprich, "unmainstreammäßige" Filme mit verhältnismäßig "kleinen" Budgets, die nominiert waren oder sogar abräumten und (vielleicht gerade deshalb) heute große Namen haben, wie bspw. Rocky, Juno, Pulp Fiction, Boyhood, Annie Hall, The French Connection, Moonlight, Nomadland, Ladybird – um nur mal die Bekannteren zu nennen... Wie stark die gefördert, gepusht oder was auch immer wurden kann ich nicht beurteilen. Dafür kenne ich mich zu wenig aus in dem Biz.

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

17.02.2023 - 08:53 Uhr
"Ich impliziere das, was du behauptest, nie und nimmer. Und nichts von allem, was ich je hier geschrieben habe (und auch nichts, was ich je außerhalb von dieser Webseite gesagt oder geglaubt hatte), würde in deine Schublade "kann kein interessanter unmainstreamiger Film sein" passen. Totaler Quatsch."

Okay, dann sorry...es kam aber so rüber für mich .. auf meinen Post wo ich mich wundere warum der Film denn so mainstreamig sein soll, kam ja die Oscar Verleihung und das Fördergeld als Begründung/Beweis.... finde den Zusammenhang halt nicht... Ja, der Film findet Anklang, aber wirklich mainstreamig ist er IMO nicht...
Und zu den Oscars stimme ich sweei Notting zu

Deaf

Postings: 2204

Registriert seit 14.06.2013

17.02.2023 - 08:54 Uhr
@300.000 Zuseher

Wenn du diese Zahl auf die ganze Welt beziehst, liegst du weit daneben, denn bei einem Einspielergebnis von 40 Mio. $ dürften etwa 4 Mio Menschen Banshees gesehen haben.


Ein klassischer Neytiri. Die 300'000 sind offensichtlich auf Deutschland bezogen. Alleine in der Schweiz wurde der Film schon ca. 40'000 mal gesehen...

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

17.02.2023 - 08:56 Uhr
"Aber ich kann dir zusichern: Früher dachte ich auch, als Künstler müsse man nur gute Musik/Filme/Kunst machen, und dann wird sich das schon durchsetzen und die richtige Aufmerksamkeit bekommen. So funktioniert es aber nicht."

Ist mir schon klar, aber das heißt ja nicht, dass Musik/Filme, die sich dann doch mal durchsetzen immer voll den "Mechanismen" unterliegen und nicht ausreichend gut sind - das implizierst du hier indirekt sehr wohl hier..

ijb

Postings: 4573

Registriert seit 30.12.2018

17.02.2023 - 08:58 Uhr
@sweet nothing

Na sicher gibt es die. Würde ich keineswegs bestreiten.
Meist aber immer noch in einem bestimmten Verhältnis. Die meisten der von dir genannten Filme sind ja immer noch welche, die sich nicht in einer Welt abseits des "Biz" abspielen. Die Filme von Martin McDonagh sind ja nicht so krass ungewöhnlich. Wenn man sich auch nur ein wenig mit Drehbuch und Produktion beschäftigt hat, ist es kein Rätsel, warum der Film bei einem breiteren Publikum gut ankommt und sich fast jede/r da gut und intelligent unterhalten fühlt. (Mindestens) drei Viertel dessen, was im Filmkunstbereich gemacht wird, ist weniger "eingängig" erzählt. Da braucht man ja nur mal einen Blick auf das komplette aktuelle Programm der Berlinale oder des Festivals in Cannns zu werfen. Der McDonagh weiß schon sehr genau, was er macht und wie er das so erzählt, dass der Großteil des Publikums nicht vor den Kopf gestoßen wird.

ijb

Postings: 4573

Registriert seit 30.12.2018

17.02.2023 - 08:59 Uhr
Ist mir schon klar, aber das heißt ja nicht, dass Musik/Filme, die sich dann doch mal durchsetzen immer voll den "Mechanismen" unterliegen und nicht ausreichend gut sind - das implizierst du hier indirekt sehr wohl hier..

Nochmal: Das impliziere ich weder, noch glaube ich das. Ich weiß nicht, was diese Umdeutung brignen soll. Im Gegenteil habe ich sowohl hier als auch in anderen Threads mehr als einmal geschrieben, dass auch ich "Banshees of Inisherin" sehr wohl für einen sehr guten Film halte.

ijb

Postings: 4573

Registriert seit 30.12.2018

17.02.2023 - 09:01 Uhr
Ich kann jetzt leider nicht weiter debattieren, muss zur Arbeit (Berlinale), bis spät nachts heute. Schönen Tag euch.

sweet nothing

Postings: 1522

Registriert seit 04.11.2014

17.02.2023 - 09:16 Uhr
Na sicher gibt es die. Würde ich keineswegs bestreiten.

Davon gehe ich aus und wollte es auch nur (noch)mal anmerken. Viel Spaß auf der Berlinale, ich hoffe es ist nicht nur Arbeit sondern auch Vergnügen, aber auch davon gehe ich aus ;)

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

17.02.2023 - 09:30 Uhr
"Wenn man sich auch nur ein wenig mit Drehbuch und Produktion beschäftigt hat, ist es kein Rätsel, warum der Film bei einem breiteren Publikum gut ankommt und sich fast jede/r da gut und intelligent unterhalten fühlt. (Mindestens) drei Viertel dessen, was im Filmkunstbereich gemacht wird, ist weniger "eingängig" erzählt. Da braucht man ja nur mal einen Blick auf das komplette aktuelle Programm der Berlinale oder des Festivals in Cannns zu werfen. Der McDonagh weiß schon sehr genau, was er macht und wie er das so erzählt, dass der Großteil des Publikums nicht vor den Kopf gestoßen wird."

Sagt ja auch keiner, dass es ein Rätsel ist oder dass der Film dem Publikum vor dem Kopf stößt - nur ist das mal wieder nicht verständlich was Du damit aussagen willst... was soll das denn implizieren? Dass es verwundert, warum so viel über den Film diskutiert wird? Wie gesagt - ich verstehe Deine Argumentation bzw. deren Sinn hier nicht (nicht böse gemeint) :)
Für mich sieht es so aus als würdest Du etwas künstlich und gezwungen nach Argumenten suchen um den Film etwas schlechter zu schreiben als Du ihn eigentlich selber siehst... wie gesagt - nur meine Empfindung und so kommt es für mich einfach rüber...

Der Film ist für mich ein perfekter Drahtseilakt zwischen Zugänglichkeit und Anspruch mit guter Erzählweise und Eigenständigkeit - dazu gepaart mit sehr spezifischen eigenen Stärken, die ich so kaum sehe in der Filmwelt (Balance zwischen Komik und Tragödie aka Wechsel witzig und traurig innerhalb von Sekunden, ohne dass es gezwungen wirkt)... dazu bietet er eben gute Diskussionsgrundlagen, sieht man ja auch an Wolle Schmidts Analyse und den Diskussionen hier...
Jetzt kommst Du und versuchst die ganze Zeit irgendwie zu erklären warum es der Film diese Aufmerksamkeit eigentlich gar nicht so krass verdient hätte bzw. es andere Filme ja eher verdient hätten... und diese Erklärungen sind für mich trotzdem immer noch nicht klar...

Zappyesque

Postings: 872

Registriert seit 22.01.2014

17.02.2023 - 10:15 Uhr
Schließe mich dir da voll an Fuzzmyass. Mal ganz davon abgesehen, dass sogar der Amateur-Cineast von über 3/4 dessen, was im Filmkunstbereich gemacht wird, gar nichts mitbekommt. Berlinale und Cannes sind da allerdings schlechte Beispiele, denn da sind mindestens die Hälfte der Filme ebenso eingängig erzählt.

Der McDonagh weiß schon sehr genau, was er macht und wie er das so erzählt, dass der Großteil des Publikums nicht vor den Kopf gestoßen wird."

Wir sprechen hier immer noch über ein Budget von 20 Millionen und einem aktuellen Box Office Stand von 40 Millionen. Dein Argumentationsstrang, ijb, vermittelt den Eindruck, es handle sich hier um eine Mainstream-Anbiederung gewaltiger Größenordnung, die ich bei diesem Film einfach nicht in dieser Form erkenne.

Der Film ist für mich ein perfekter Drahtseilakt zwischen Zugänglichkeit und Anspruch mit guter Erzählweise und Eigenständigkeit - dazu gepaart mit sehr spezifischen eigenen Stärken, die ich so kaum sehe in der Filmwelt (Balance zwischen Komik und Tragödie aka Wechsel witzig und traurig innerhalb von Sekunden, ohne dass es gezwungen wirkt)... dazu bietet er eben gute Diskussionsgrundlagen, sieht man ja auch an Wolle Schmidts Analyse und den Diskussionen hier...

Ein schönes Fazit auch. Von der metaphorisch-parabolischen Ebene ganz zu schweigen, die der Film gleichermaßen subtil und direkt vermittelt.

sweet nothing

Postings: 1522

Registriert seit 04.11.2014

17.02.2023 - 11:24 Uhr
Da ist "Banshees" budgetmäßig im Vergleich zu den Beispielen die ich genannt habe ja richtig teuer gewesen ;)

Produktionskosten in Dollar*:

Moonlight - 1,5 Mio.
Rocky - 4,4 Mio.
The French Connection - 11 Mio.
Lost in Translation - 4 Mio.
Juno - 7,5 Mio.
Boyhood - 4 Mio.
Pulp Fiction - 13 Mio.
Annie Hall - 16,6 Mio.
Get Out - 5 Mio.

(*Inflation ist jeweils berücksichtigt)

Zappyesque

Postings: 872

Registriert seit 22.01.2014

17.02.2023 - 12:10 Uhr
Wohl wahr, wobei alleine Farrell, Gleeson und Keoghan jeweils 3 Millionen davon bekommen haben, somit fast die Hälfte des Budgets ausmachen.

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

17.02.2023 - 15:41 Uhr
Ja, richtig, aber wie ihr selber ja auch richtig sagt - mit 20 Mio ist Banshees MEINLENWEIT von richtigen Mainstreamproduktionen entfernt :)

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

17.02.2023 - 15:53 Uhr
*meilenweit ohne n... diese Tastatur....

sweet nothing

Postings: 1522

Registriert seit 04.11.2014

18.02.2023 - 07:51 Uhr
Ja, richtig, aber wie ihr selber ja auch richtig sagt - mit 20 Mio ist Banshees MEINLENWEIT von richtigen Mainstreamproduktionen entfernt :)

Ja klar, ich vermute nur, dass von allen Filmen die beispielsweise 2022 gemacht wurden, eine 20 Mio. Dollar Produktion immer noch im oberen Drittel (oder höher?) rangiert... Beim Wort "Hobby-Cineast" fühle ich mich jedenfalls angesprochen, und obwohl ich gefühlsmäßig nicht gerade wenige Filme schaue, gibt‘s da sicherlich noch enorm vieles (mit noch viel kleineren Budgets, Mikrobudgets), was sich da unter meinem Radar bewegt. Und natürlich auch einiges, und da bin ich bei ijb, was auch mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Dafür gibt es aber Foren wie dieses hier wo man auch mal Werbung für solche Werke machen könnte, wenn man denn möchte ;).

jo

Postings: 4426

Registriert seit 13.06.2013

18.02.2023 - 08:11 Uhr
Ich fand ihn einfach nur unterhaltsam. Nicht mehr und nicht weniger.

peter73

Postings: 1973

Registriert seit 14.09.2020

02.03.2023 - 21:09 Uhr
Ist ab 15.3. auf Disney+ verfügbar

Felice

Postings: 143

Registriert seit 10.04.2020

04.03.2023 - 15:07 Uhr
»
Mal ganz davon abgesehen, dass sogar der Amateur-Cineast von über 3/4 dessen, was im Filmkunstbereich gemacht wird, gar nichts mitbekommt.
«

da hast du ja perfect auf den pkt gebracht was mit mainstream gemeint ist


ihr scheint anzunehmen daß es nichts besonderes ist 20 mio fuer einen film zusammen zu tragen. z.b. nicolas winding refns filme sind weit von solchen budgets. um 20 mio budgets + groessere funds fuer distribution zu bekommen kann man als producer + director nicht so weit vom erzaehlstandard -also von unterhaltungskonvention- weg sein wie das hier behauptet wird

+ deshalb natuerlich auch mehr aufmerksamkeit + mehr menschen sprechen darueber
die filme von mc donagh sind doch voll in so einem rahmen. interéssant daß das hier so bestritten wird

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

04.03.2023 - 15:53 Uhr
Niemand hat hier irgendwas bestritten... es ging nur darum, dass "die filme von mc donagh sind doch voll in so einem rahmen." kein Argument dafür ist, dass der Film eigentlich gar nicht so viel Aufmerksamkeit verdient hätte und dass er nicht etwas Besonderes hat, was ihn von der breiten Mainstreammasse trotzdem etwas abhebt...

ijb

Postings: 4573

Registriert seit 30.12.2018

10.03.2023 - 18:32 Uhr
So, sorry… hab jetzt drei Wochen nicht mehr ins Forum reingeschaut, weil ich am Ende doch von früh bis spät bei der Berlinale gearbeitet habe und dann auch direkt noch von anderen Aufträgen voll eingespannt war (bzw weiterhin bin).

Ich möchte dennoch kurz nochmal loswerden: Ich bin einfach kein Fan davon, in Kommentare –Zitat– „künstlich und gezwungen“ irgendeine Wertung (sei es Aufwertung oder Abwertung) reinzuinterpretieren. Wenn ich was super oder blöd finde, würde ich das wohl deutlich formulieren und nicht irgendwie verschlüsselt, damit die anderen sich das irgendwie zwischen den Zeilen rausziehen müssten...

Marvin hatte auf die Frage von Mr. Orange, welche Fragen man sich stelle, geantwortet, er frage sich, "Warum dieser Film hier so ausgiebig und vor allem auf der zweiten Seite extrem substanzvoll und analytisch diskutiert wird, während andere (bessere) Filme nicht mal einen Thread haben."
Und ich habe daraufhin in mehreren Antwortkommentaren und mit verschiedenen fundierten Erklärungsansätzen (z.T. auch mit Hintergrund- und Fachwissen) erläutert, warum das gar nicht so verwunderlich ist.

"dass der Film eigentlich gar nicht so viel Aufmerksamkeit verdient hätte“ (Stichwort Umkehrgleichung) wurde doch gar nicht geschrieben (und auch nicht gedacht, impliziert, suggeriert oder sonstwie verdeckt versteckt oder zwischenzeilig gedacht und schon gar nicht wurde (von mir) dahingehend argumentiert, "dass er nicht etwas Besonderes hat, was ihn von der breiten Mainstreammasse trotzdem etwas abhebt…“

Ich find’s einfach besser, wenn man in Kommentare nicht irgendwie (schon gar nicht wiederholt) reinliest, dass ich „künstlich und gezwungen“ irgendwelche Schwachstellen herbeischreiben würde. Die Punkte, die ich an dem Film nicht besonders mag, hab ich genannt, und mehr nicht, das war's dann auch. Der Rest handelte nicht von meiner persönlichen Filmkritik/Meinung, sondern davon, was Aufmerksamkeit bekommt. Meinungen und Qualitätsurteile sind doch völlig unabhängig davon, ob dieser (oder überhaupt ein Film) ganz viel Aufmerksamkeit bekommt oder ganz wenig (wie ich ja auch schon angemerkt hatte). Wann/wo würde Aufmerksamkeitsökonomie denn so funktionieren? Bei Plattenverkäufen? Bei Spotify? Bei Netflix? Im Radio? Bei Konzertverkäufen? Bei Bücherbestsellern?

ijb

Postings: 4573

Registriert seit 30.12.2018

10.03.2023 - 18:40 Uhr
Jetzt hab ich mir nochmal die Mühe gemacht, das, was offenbar nicht verstanden werden wollte, zusammenzufassen:
(auf das Risiko hin, dass mir dann wieder mal Belehrung, Wichtigtuerei oder sonstwas vorgeworfen wird…)

Ich habe in verschiedenen Kommentaren und aus mehreren Blickwinkeln was zu Marvins Frage geschrieben – dass ich das gar nicht so überraschend finde. Denn „Banshees of Inisherin“ ist eben ein Film, der für ein größeres Publikum konzipiert ist [„größer“ heißt natürlich: größer als viele andere Autorenfilme, Kunstfilme, Arthaus-Kleinveröffentlichungen, Filmfestival-Kennerfilme mit kleinem Release und Low-Budget/No-Budget-Produktionen — und nicht „größer" als irgendwelche 100-Millionen-Actionreißer, Durschnittskomödien-Kram oder gar Franchise-Produkte, aber das sollte eigentlich klar sein...] und entsprechend natürlich auch — nicht zuletzt durch die gut funktionierende/platzierte Vermarktung, unterstützt durch u.a. eine alles andere als schlecht ausgestattete Kinoverleihförderung und die richtige Besetzung – durch die verschiedenen Medien eine gute Aufmerksamkeit bekommen konnte.

Ich [und übrigens auch andere Leute, mit denen ich gesprochen haben, die in irgendeiner Weise im oder fürs Kino arbeiten oder im Filmbereich verankert sind] sehe[n] dem Film (und der Arbeit von McDonagh) auch an, dass diese Aufmerksamkeit nicht überraschend ist, sondern der Autor/Regisseur / Produzent weiß, wie man die erzählerischen Mittel, Besetzung, Produktion, Budget etc so einsetzt, dass das Ergebnis für ein breites Publikum ('ne halbe Million im Kino plus sicher noch ne ganze Menge mehr dann im Streaming und TV) auf einer Unterhaltungsebene so gut funktioniert.
Das genannte Beispiel „Holy Spider“ oder – aktuelles Oscar-nominiertes Bespiel – „Tár“ sind da deutlich konfrontativer und verlangen dem Publikum eher was ab, provozieren damit auch beim Publikum eine weitaus ambivalentere Resonanz zwischen sehr positiv und sehr negativ, zwischen Ablehnung und Zustimmung. – Und die Oscar-Auswahl, das nochmal nebenbei erwähnt, besteht erfahrungsgemäß ja auch zu 90% aus Filmen, die eher breite (Publikums-)Zustimmung finden und nicht besonders polarisieren. Als Kontrastprogramm empfehle ich nur mal, einen Jahrgang lang die 75 Filme im Berlinale-„Forum“ oder/und „Panorama“ anzuschauen….


Nicht jede(r) ist bereit dazu (bzw. hat Lust drauf), solche Konfrontation überhaupt anzunehmen, wenn er/sie sich einen Film anschaut. Sieht man doch auch bei den Reaktionen hier im Forum. Und ich bin sicher, McDonagh wird der letzte sein, der bestreitet, dass „Banshees of Inisherin“ für ein breiteres Publikum gemacht als 90% der ca. 300 Filme, die gerade wieder bei der Berlinale liefen, wurde.

Und aus diesen genannten Gründen ist der Film natürlich mainstreamiger als das allermeiste, was im Arthaus- und Autorenfilmkontext so zu sehen ist. Die Zuschauerzahlen belegen das ja. Und wie Zappyesque treffend sagte:„sogar der Amateur-Cineast bekommt von über 3/4 dessen, was im Filmkunstbereich gemacht wird, gar nichts mit“. Dass „mindestens die Hälfte“ der Filme bei der Berlinale und in Cannes ebenso eingängig erzählt wären, halte ich – aus eigener, jahrzehntelanger Besuchserfahrung bei den beiden Festivals – allerdings für eine falsche Wahrnehmung; kann ich mir nur so erklären, dass sehr vieles gar nicht hier ins Kino kommt, was da läuft in den verschiedenen Sektionen – Un Certain Regard, Semaine de la critique, Quinzaine, Acide, Panorama, Forum, Perspektive Deutsches Kino, Generation, Berlinale Special… und zu einem nicht unbedeutenden Teil auch in den jeweiligen Wettbewerbsprogrammen, schaut euch nur mal die letzten Programme an https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Filmfestspiele_Berlin_2023 und https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Filmfestspiele_von_Cannes_2022 — in beiden Fällen wäre „Banshees of Inisherin“ der „klassischste“ Erzählfilm.

Nirgendwo hatte ich aber geschrieben, dass das eine irgendwie irgendwo irgendwann besser oder schlechter wäre. Solche Werturteile würden doch nur Sinn ergeben, wenn Martin McDonagh eine Til-Schweiger-mäßige Komödie für 6 Millionen Zuschauer hätte machen wollen, ihm das aber leider aufgrund seiner Unfähigkeit nicht gelungen wäre. Oder ich würde behaupten, er hätte einen subversiven oder realistischen Kriegsfilm mit schmutziger Ästhetik machen wollen, der das Publikum verstört und provoziert, aber leider ist ihm aus Versehen ein unterhaltsamer humorvoller Film mit gut geschriebenen Dialogen passiert … dann würde ich verstehen, wenn du dich drüber ärgerst, dass ich das Ergebnis missverstehe und als „schlecht“ beurteile.

Z4

Postings: 3635

Registriert seit 28.10.2021

13.03.2023 - 07:40 Uhr
Guter letzter Beitrag Ijb, Thread ist eigentlich erledigt.

Ironischerweise ist Banshees bei den Oscars nun ein Film zum Verhängnis geworden, der ziemlich viel riskiert und den/ie ZuschauerIn fast maximal herausfordert, aber natürlich trotzdem im Unterhaltungsbereich bleibt. Dagegen ist Banshees schon sowas wie ein braves Fernsehspiel.

Spannebderweise geht es in beiden Filmen um eine kaputte Beziehung zweier Menschen, das Thema liegt wohl gerade in der Luft.

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

13.03.2023 - 10:15 Uhr
"Konfrontativer" und "geht mehr risiko" ist ja auch nicht automatisch besser oder redenswerter.... diese alte "komplexe Musik ist immer besser" Leier hat doch nen Bart, der länger ist als ZZ Top... immer wenn ein Werk mal etwas die Leute bewegt, kommen paar Miesmacher Nerds aus der Ecke und reden das runter, weil es ja so viel komplexere, konfrontativere etc. Werke gibt, über die man ja mehr sprechen sollte.... für mich einfach super unbedeutend...
Es hat hier auch niemand behauptet Banshees wäre ein krass kontroverses underground Werk... es ist schlicht ein sauguter Film, der innerhalb des Rahmens (mittlerer Semi Mainstream mit Anspruch) durchaus eine etwas eigene und ein wenig konfrontative Note hat... jetzt so zu tun als wäre der Film absolut glatter Mainstream weil er
Geld von der Kinoförderung bekommen hat und bei den Oscars dabei war ist einfach daneben, dabei bleibe ich :)

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

13.03.2023 - 10:20 Uhr
P.S.: das war allgemein gesprochen und nicht auf einen User gemünzt, bevor sich hier Leute getriggert fühlen...

edegeiler

Postings: 2678

Registriert seit 02.04.2014

13.03.2023 - 11:09 Uhr
Die interessanteste Frage ist für mich bei dem Film, wer eigentlich im Recht ist. Ich war absolut auf der Seite Padraics, aber meine Freundin konnte Colm seht gut verstehen. Ich fand so kann man mit Leuten nicht umgehen und dieses Künstlergetue von ihm ging mir auf die Nerven.

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

13.03.2023 - 12:34 Uhr
Im Recht ist im Endeffekt nur die Schwester, die es schafft auf sanfte Weise den Ausstieg aus dem Trott zu finden...

Zappyesque

Postings: 872

Registriert seit 22.01.2014

13.03.2023 - 12:37 Uhr
Im Recht ist im Endeffekt nur die Schwester, die es schafft auf sanfte Weise den Ausstieg aus dem Trott zu finden...

So einfach sehe ich das nicht - und so einfach stellt es mMn der Film auch nicht dar.

fuzzmyass

Postings: 11167

Registriert seit 21.08.2019

13.03.2023 - 12:48 Uhr
Das tut er natürlich nicht, ich hab das einfach nur für mich hypothetisch festgestellt... hätte ich expliziter benennen müssen... die Verhaltensweisen von allen Parteien sind jedenfalls verständlich/menschlich...

jo

Postings: 4426

Registriert seit 13.06.2013

13.03.2023 - 15:18 Uhr
Im Recht ist im Endeffekt nur die Schwester, die es schafft auf sanfte Weise den Ausstieg aus dem Trott zu finden...

Sehe ich ähnlich. Für mich aber sowieso die beste Rolle im Film.

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