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20 Jahre, was für eine Zeit!
Die Ur-Vorläufer von Plattentests.de gingen zwar schon einige Monate vorher online (mehr dazu in unserer Geschichtsstunde).
Aber wir haben irgendwann mal den Jahreswechsel 1999/2000 als Start von Plattentests.de festgelegt.
Seitdem sind nicht nur gut 16.000 Rezensionen bei uns erschienen. Sondern auch sehr, sehr, sehr, sehr, sehr viel tolle
Musik. Klar, sonst hätten wir ja nichts zu schreiben gehabt.
Das wollten wir mit einer besonderen Aktion feiern: Im Rahmen des Jahrespolls
haben wir über eine Spezial-Kategorie die liebsten Alben der Plattentests.de-Leser*innen abgefragt. Und hier präsentieren
wir Euch die Ergebnisse.
Die 200 Lieblingsalben der Plattentests.de-Leser aus den vergangenen 20 Jahren.
Eine schnöde Liste wäre uns aber zu langweilig gewesen. Deswegen haben wir uns für die Top 20 etwas Besonderes ausgedacht:
20 Alben, 20 Kurz-Rezensionen von 20 Plattentests.de-Legenden.
Soll heißen: Es haben nicht nur aktuelle Plattentests.de-Teammitglieder in die Tasten gehauen. Wir konnten auch einige
Koryphäen begeistern, einmalig für unser Special wieder loszuschreiben. Darunter Oliver Ding, der bis heute den Rekord für
die meisten Rezensionen hält. Und andere Größen aus unserer Anfangs- und Mittelphase. Bis hin zur aktuellen
Schlussredaktion nebst weiteren Viel-Rezensenten. Und da es sich um 20 der Leute handelt, die Plattentests.de am meisten
geprägt haben, stellen wir gleich noch Steckbriefe dazu. Die Zahl der Rezensionen ist übrigens auf Stand 1. Januar 2020.
Nicht vergessen wollen wir aber die Menschen im Hintergrund wie unseren Programmierer Stefan Pernpaintner und dessen
Vorgänger. Und alle anderen, die über 20 Jahre Rezensionen oder etwas anderes beitragen haben. Vielen Dank allen! Und
zuallererst natürlich Euch, ohne Leser*innen würden wir all das nicht machen.
Und jetzt viel Spaß beim Lesen und beim Lauschen. Denn: Wir stellen Euch rechts gleich noch eine Spotify-Liste dazu mit je
einem Highlight aus den 200 platzierten Alben (nur Joanna Newsom als Spotify-Verweigerin fehlt). Wiederhören macht Freude.
Erscheinungsjahr: 2000
Wer behauptet, Radioheads "Kid A" direkt beim Erstkontakt ins Herz geschlossen zu haben, ist
ein
großmäuliger Lügner. Das Herz dieses Albums musste jeder Hörer für sich erst sorgfältig freilegen. Unter
Verachtung
bisheriger Hörgewohnheiten, unter Aufopferung der eigenen Selbstsicherheit. Die Melodien suchen Deckung im
Unterbewusstsein, das vor Schreck die Irritation erst loopt und dann zum metallisch pochenden Fundament macht. Und
doch: "Everything in its right place."
Endlich durften die Nerds tanzen. Zu den Beats, die in der "Idioteque" repetitiv von den Wänden reflektieren.
Zu
den wabernden Harmonien, zu den entkörperten Hymnen, zu den Frequenzen aus dem Fraunhofer-Institut. Noch
überraschender als die Musik war, dass ernsthaft jeder dieses Album kaufte. Obwohl es so widerspenstig klang, und
obwohl man es schon umsonst herunterladen konnte. "Kid A" wurde ganz nebenbei zum Soundtrack des illegalen
Filesharings. Und was das war, könnt Ihr googlen. Funfact: Vor diesem Album galten
Radiohead
mal als Gitarrenband. Danach traute sich niemand mehr mit Genreaufklebern in ihre Nähe. Zurecht. Kunst?
Weltkulturerbe!
Oliver Ding
Steckbrief Oliver Ding
Geburtsjahr: 1973
Dabei bei Plattentests.de: Dezember 1999 bis Januar 2013
Zahl der Rezensionen: 1358
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Radiohead - Kid A, 2. Nine Inch Nails - The fragile, 3. The
Paper Chase - Now you are one of us, 4. Savoy Grand - Burn the furniture, 5. The Notwist - Neon golden
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Dass "Haiku Ambulanz"
nicht die 9/10 bekommen hat, die es eigentlich verdient, schmerzt mich nicht erst seit dem viel zu frühen Tod von
Nils Koppruch.
Erscheinungsjahr: 2004
"Funeral" war der Soundtrack zur ersten richtig großen Liebe. Den Opener "Neighborhood #1
(Tunnels)", diese jubilierende Ode ans zweisame Ausreißen, packte ich auf ein endorphingetränktes Herzens-Mixtape.
"We
let our hair grow long and forget all we used to know." Auch die restlichen neun Songs wurden Teil dieser
Beziehung,
wie das schwelgende "Crown of love" oder die großartige Hymne "Rebellion (Lies)". Überall jugendlicher Drang und
jugendliche Angst – oft in einem Stück zugleich. Wie die Sache ausging? Heute sind wir verheiratet. Zwar nicht
miteinander, aber Hauptsache ein Happy End, oder nicht?
Felix Heinecker
Steckbrief Felix Heinecker
Geburtsjahr: 1988
Dabei bei Plattentests.de: Februar 2016 bis heute
Zahl der Rezensionen: 434
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Radiohead - Kid A, 2. The National - I am easy to find, 3.
Arcade Fire - Funeral, 4. Modest Mouse - The moon & Antarctica, 5. The Horrors - Skying
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Zweimal war die 6/10 ein bis zwei Punkte zu wenig, aber aus unterschiedlichen Gründen. Bei Feeders "All bright electric" hatte ich wohl in den Anfangstagen Angst, eine alte
Lieblingsband zu hoch zu bewerten. Bei "Kids See Ghosts" war es vielleicht die
Kanye-Übersättigung, die dazu führte, die Klasse dieses Mini-Albums mit Kid Cudi zu übersehen.
Erscheinungsjahr: 2002
Als ich zarte 17 Jahre alt war, veränderte "Songs for the deaf" mein Leben. Ich hatte mich
von
der VISIONS gründlich hypen lassen. Ausnahmsweise konnte das Album die hohen Erwartungen sogar noch übertreffen.
Alles
passte zusammen. Die Schreiattacken Nick Oliveris, die Melodien Josh Hommes, das Geknüppel Dave Grohls. Irgendwo
dazwischen grummelte Mark Lanegan von Tod und Verderben. Hit reihte sich an Hit. Für mich war und ist jedoch einer
der
sperrigsten Songs der Höhepunkt: "A song for the dead" besitzt nicht nur ein Riff, das Nackenwirbel bricht,
sondern
auch einen Schlagzeugeinstieg für die Ewigkeit. Und das ist noch vorsichtig ausgedrückt.
Christopher Sennfelder
Steckbrief Christopher Sennfelder
Geburtsjahr: 1985
Dabei bei Plattentests.de: Oktober 2013 bis heute
Zahl der Rezensionen: 323
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Goldfrapp - Felt mountain, 2. Radiohead - Kid A, 3. Anna von
Hausswolff - Ceremony, 4. Amplifier - Amplifier, 5. Bright Eyes - Lifted or the story is in the soil, keep your
ear to the ground
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Ursprünglich wollte ich der Scooter-Best-Of 8/10 geben,
damit konnte ich mich aber leider nicht durchsetzen. Das nehme ich der Schlussredaktion immer noch übel. Okay, im
Ernst: "The endless sea" von Terminal Sound System kam zu niedrig weg.
Rückblickend wäre eine 9/10 fällig gewesen.
Erscheinungsjahr: 2007
Das Jahr 2007 war für mich eher schwierig. Sechs Monate Klinikaufenthalt, "Boxer" war mein
selbstgemachtes Geschenk zur Rückkehr in den Alltag. Ohne pathetisch von den lebensrettenden Eigenschaften von
Musik
zu faseln, nur dies: Wenn in "Fake empire" das Schlagzeug einsetzt, löst sich jede seelische Verkrampfung. Und der
lakonische Humor von "Apartment story" bringt einen sicher durch den Tag, und, ach ja, "Ada" ist der nachhaltigste
Luftkuss der Musikgeschichte. Rettet vielleicht nicht Dein Leben, dieses "Boxer", macht es aber unbedingt schöner.
Martin Makolies
Steckbrief Martin Makolies
Geburtsjahr: 1983
Dabei bei Plattentests.de: August 2018 bis heute
Zahl der Rezensionen: 192
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. ...And You Will know Us By The Trail Of Dead - Source tags &
codes, 2. The National - Boxer 3. Arcade Fire - Funeral, 4. Bright Eyes - I’m wide awake it’s morning, 5.
International Music - Die besten Jahre
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Da will ich keine spezielle Bewertung nennen, nur der
generelle Hinweis: Jede Bewertung ist schwierig, weil sie immer nur eine Momentaufnahme darstellt.
Erscheinungsjahr: 2007
"In rainbows" hat die Zeit auf seiner Seite. Mit jedem neuen Sonnenaufgang verblasst die
Erinnerung an den Trubel um die Pay-what-you-want-Veröffentlichung des Albums vor 13 Jahren etwas mehr. Die
geschliffenen, ohne Aufregung oder Beweislast eingespielten Songs darauf strahlen jedoch jeden Tag heller. Sie
sind
alle perfekt, virtuos, schwerelos – und manche sogar sexy. Wer hätte das in hundert Millionen Jahren jemals für
möglich gehalten?
Daniel Gerhardt
Steckbrief Daniel Gerhardt
Geburtsjahr: 1982
Dabei bei Plattentests.de: Mai 2001 bis Oktober 2009
Zahl der Rezensionen: 807
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Joanna Newsom - Ys, 2. Sufjan Stevens - Seven swans, 3.
Japandroids - Celebration rock, 4. Danny Brown - XXX, 5. The Thermals - The body, the blood, the machine
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Bereue weniger einzelne Bewertungen (die sind eh nur
subjektiver Eindruck + Tagesform) als vereinzelte zynische, sexistische, überhebliche oder sonst wie dämliche
Sätze, die durch jugendlichen Leichtsinn, Ignoranz oder Dummheit in meinen Texten gelandet sind. 7/10 für "Hell hath no fury" von Clipse war aber auch hart daneben.
Erscheinungsjahr: 2001
Tool waren und sind für mich immer Kopf-Musik, Musik, die erarbeitet werden will, zu der man
nicht in den Moshpit berserkert, sondern bei der immer wieder Feinheiten erarbeitet werden wollen. Die wahre Größe
von
"Lateralus" zeigt sich allerdings erst dann, wenn man die Platte nach längerer Abstinenz wieder einmal auflegt und
umgehend von ihrer Wucht, von ihrer Dichte und dem – auch das sollte in der heutigen Zeit mal erwähnt werden – an
Perfektion grenzenden Sound niedergestreckt wird. Nie waren Maynard James Keenan und seine Band intensiver, nie
kreativer.
Markus Bellmann
Steckbrief Markus Bellmann
Geburtsjahr: 1975
Dabei bei Plattentests.de: Mai 2000 bis heute
Zahl der Rezensionen: 694
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Steven Wilson - The raven that refused to sing (And other
stories), 2. Opeth - Watershed, 3. Porcupine Tree - Fear of a blank planet, 4. Riverside - Shrine of new
generation slaves, 5. Triptykon - Eparistera daimones
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Die Metal-Hasser unter den Lesern würden sagen "Alles". :-)
Aber im Ernst, was mich geritten hat, dem müden Alterswerk "2006" von Manfred
Mann 5/10 gegeben zu haben, ist im Nebel der Vergangenheit verschwunden. Gnadenlos unterbewertet und folglich
rausgevotet habe ich hingegen "Amber galactic" von den überragenden The Night Flight Orchestra, was immer noch
ganz weit oben in meiner Playlist steht.
Erscheinungsjahr: 2010
Was bleibt, wenn das Leben rasend schnell an uns vorbeifliegt? Erinnerungen und Momente sind
zentrale Themen auf "The suburbs". Das persönlichste Album des Kanada-Kollektivs wagt die intime Rückschau, hält
gleichzeitig inne und animiert zum Tanz in die Zukunft. Wer die gesellschaftliche Spaltung und Radikalisierung
schon
im Jahr 2010 hat kommen sehen, schläft heute nicht unbedingt besser. Gern erinnern wir uns an ruhigere Zeiten, an
triumphale Arcade-Fire-Shows und klammern uns an diese besonderen Songperlen: "The suburbs" ist Musik zum
Festhalten.
Eric Meyer
Steckbrief Eric Meyer
Geburtsjahr: 1979
Dabei bei Plattentests.de: November 2013 bis heute
Zahl der Rezensionen: 346
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Arcade Fire - Funeral, 2. The Thermals - The body, the blood,
the machine, 3. Muff Potter - Bordsteinkantengeschichten, 4. Touché Amoré - Stage four, 5. The Weakerthans - Left
and leaving
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: "Wenn DJs hängen, dank'
ich nicht allein den Smiths", meinten Pascow 2014 und zimmerten mit "Diene der
Party" mal eben die beste Punkrock-Platte der Dekade. Trotz der beschämenden 7/10-Wertung sprang ich der
Rezensenten-Exekution gerade so nochmal von der Schippe.
Erscheinungsjahr: 2001
The Strokes haben mit ihrem heroischen Debüt "Is this it" und der Goldkanten-Visitenkarte
"Last
nite" die jungen Nullerjahre vom Nu Metal befreit. Gleichzeitig den Sound der New Yorker Spätsiebziger (The Velvet
Underground! Ramones! Television!) mit einer unwiderstehlichen Symbiose aus Röhrenverstärkern und Röhrenjeans,
Eleganz
und Arroganz, tollkühnen Telefonzellen-Vocals und memorablen Melodien in die Gegenwart gebeamt. Und den Weg
geebnet –
für Bands wie The Libertines, Franz Ferdinand und Arctic Monkeys. "We shared some ideas / All obsessed with fame."
Ina Simone Mautz
Steckbrief Ina Simone Mautz
Geburtsjahr: 1981
Dabei bei Plattentests.de: Oktober 2003 bis September 2015
Zahl der Rezensionen: 495
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Rufus Wainwright - Want one, 2. Guillemots - Through the
windowpane, 3. Ben Folds - Rockin' the suburbs, 4. Coldplay - A rush of blood to the head, 5. Ryan Adams - Gold
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Mein 3/10-Verriss zu "Life in
slow motion" (2005) von David Gray war rückblickend eine absolute Unverschämtheit. Das selbstgefällige,
anmaßende Urteil der 23-jährigen Ina gipfelte in: "Wahrscheinlich fiept auch irgendwo im Hintergrund, auf Tonspur
96, ein Wal. Fehlt eigentlich nur noch die Panflöte. Wer hierbei ernsthaft relaxen kann, hat überhaupt keine
Entspannung nötig." Um es mit einem von David Grays schönsten Songs zu sagen: Please forgive me.
Erscheinungsjahr: 2002
Schwarzer Kringel auf rotem Grund. Dahinter ein bittersüßer Rausch aus elektronischen
Arrangements und zartgliedrigem Indie-Rock. Melancholie küsst Euphorie. The Notwist ließen 2002 die Herzen höher
schlagen, und auch 18 Jahre später ist "Neon golden" eine der besten, vielseitigsten, schönsten Platten aus
Deutschland. Beim Opener "One step inside doesn’t mean you understand" stellt sich folglich eine Gänsehaut ein,
die
erst nach den letzten Tönen von "Consequence" wieder abklingt: "Leave me hypnotized, love" – und ich sehe nur noch
Kringel.
Kevin Holtmann
Steckbrief Kevin Holtmann
Geburtsjahr: 1987
Dabei bei Plattentests.de: Januar 2010 bis heute
Zahl der Rezensionen: 456
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Sufjan Stevens - Carrie & Lowell, 2. Frightened Rabbit - The
midnight organ fight, 3. The Notwist - Neon golden, 4. ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Worlds
apart, 5. Deerhunter - Halcyon digest
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: In Vorbereitung auf die im Forum durchgeführte Wahl der
"100 Alben der 2010er für die Ewigkeit" habe ich sämtliche 8/10er noch einmal durchgehört und musste mich in einem
Fall doch sehr wundern: "The people’s key" von Bright Eyes ist doch ein recht
mauer Trauerkloß, der nicht wirklich dem Prädikat "Meisterwerk" gerecht wird.
Erscheinungsjahr: 2010
"It's a Hollywood Summer" - aber echt: Das Jahr 2010 konnte mit einem filmreifen Sommer
zwischen
Stammkneipe, Fußball-WM, Baggersee und Festivals aufwarten. Den Soundtrack dazu lieferte das fünfte Album von The
National, die ich zuvor immer nur vom Namen, aber nie als Musik gehört hatte. Jetzt aber: schwelgend, flirrend,
melancholisch – das passte! Der Kreis schloss sich, als unsere überemotionalisierte Reisegruppe beim Haldern Pop
Festival eine Spende meiner Oma in Rotwein umtauschte und sich der Musik von The National hingab. Die Reisegruppe
erodierte in der Folgezeit, "High violet" blieb.
Lukas Heinser
Steckbrief Lukas Heinser
Geburtsjahr: 1983
Dabei bei Plattentests.de: Januar 2001 bis August 2005
Zahl der Rezensionen: 188
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. The Postal Service - Give up, 2. Tomte - Buchstaben über der
Stadt, 3. Ben Folds - Rockin' the suburbs, 4. Bon Iver - For Emma, forever ago, 5. Kettcar - Ich vs. Wir
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Mit den Bewertungen kann ich im Großen und Ganzen immer
noch gut leben, mit diversen unoriginellen Verrissen weniger, aber die Rezension zu "Sich
freuen bei 150" von Jona gehört sicherlich zum Schlimmsten und Peinlichsten, was ich je veröffentlicht
habe!
Erscheinungsjahr: 2013
Wollte man dieses Album visualisieren, müsste man schon Gerhard Richter ranlassen: Die
Konturen
sind unscharf, die Kompositionen abstrakt. Und doch schlägt hinter diesen 43 flirrenden Minuten ein Herz, das
selbst
dann noch pocht, wenn das Album schon längst in der Auslaufrille hängt. Hier gibt es keine Hits, dafür ein
Lebenswerk.
Zeitlos. Unvergleichlich.
Christian Preußer
Steckbrief Christian Preußer
Geburtsjahr: 1985
Dabei bei Plattentests.de: Oktober 2005 bis März 2015
Zahl der Rezensionen: 507
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. David Bowie - Blackstar, 2. Blumfeld - Jenseits von jedem, 3.
Nick Cave & The Bad Seeds - Push the sky away, 4. Yo La Tengo - And then nothing turned itself inside-out, 5. Ja,
Panik - DMD KIU LIDT
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: 8/10 für "A fever you can't
sweat out" von Panic! At The Disco?! Wahnsinn! Und wer sind nochmal The
Earlies? 3/10 für Roxette? Das Plattentests.de-Archiv macht mich fertig.
Erscheinungsjahr: 2002
Joy-Division-Kopie? Belangloser Indie-Disco-Act? Zweimal falsch. Altersbedingt entdeckte ich
"Turn on the bright lights" erst sieben Jahre nach Release, doch erwies es sich als eines der prägendsten Alben
für
meinen Musikgeschmack. Ein düsterer Monolith voller progressiver Strukturen und emotionaler Tiefenbohrungen, der
trotzdem noch einen zugänglichen Jahrhundert-Hit wie "Obstacle 1" aus dem Ärmel schütteln konnte. Eine völlig neue
Welt tat sich mir auf, weit weg von der schon längst in der Peinlichkeit versandeten MTV- und Viva-Rotation. It's
like
learning a new language.
Marvin Tyczkowski
Steckbrief Marvin Tyczkowski
Geburtsjahr: 1995
Dabei bei Plattentests.de: Juli 2017 bis heute
Zahl der Rezensionen: 204
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Arcade Fire - Funeral, 2. Elbow - The seldom seen kid, 3.
Fiona Apple - The idler wheel…, 4. Björk - Vespertine, 5. Sufjan Stevens - The age of adz
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Eine massive Fehlbewertung ist mir in meiner recht kurzen
Plattentests.de-Zeit noch nicht passiert. Ein einzelner, aber gewichtiger Punkt fehlt allerdings bei Holly
Herndons "Proto": Die etwas zu vorsichtige 8/10 wird diesem späten Highlight der
2010er-Jahre nicht ganz gerecht.
Erscheinungsjahr: 2002
Na, mittlerweile auch "The Irishman" gesehen? Ein Meisterwerk, oder? Zehn
Oscar-Nominierungen
sorgen für goldige Aussichten. Meine für Ohrwürmer verantwortlichen Gehirnzellen hatten allerdings dreieinhalb
Stunden
lang nur "Pacino, De Niro und ich" im Hinterkopf. Zu einer Zeit, als Netflix noch als Online-DVD-Versand
fungierte,
hauten Wiebusch & Co. ein musikalisches Bravourstück raus, das bis heute nachhallt. Sei es das brodelnde und dann
abgehende Trauerspiel "Balkon gegenüber", die Breitseite "Money left to burn", das melancholische und gleichzeitig
zum
Abfeiern einladende "Landungsbrücken raus" oder die poppige Traurigkeit eines "Im Taxi weinen": Wer damals
mitsingen,
mittanzen und mitfühlen konnte, kann das auch heute noch. Zeitloser Klassiker. Ich danke Kettcar und bin gespannt
auf
die Academy.
Jochen Gedwien
Steckbrief Jochen Gedwien
Geburtsjahr: 1973
Dabei bei Plattentests.de: November 2000 bis Oktober 2013
Zahl der Rezensionen: 365
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Jimmy Eat World - Clarity, 2. Manchester Orchestra - A black
mile to the surface, 3. The National - High violet, 4. Kettcar - Du und wieviel von Deinen Freunden, 5. Coheed And
Cambria - Vaxis Act I: The unheavenly creatures
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Ob es jetzt meine größte eigene Fehlbewertung war, sei mal
dahingestellt, aber im Nachhinein war die 7/10 für "The devil and God are raging
inside me" von Brand New sicherlich um 1-2 Punkte zu niedrig angesetzt. Auch heute noch ein Kracher!
Erscheinungsjahr: 2005
Glühende Hitze in winterlichem Cover, stumme Hilferufe im Albumtitel - wie viele
Widersprüche
passen auf eine Platte? Und wie viele inzwischen klassische Hits? "Banquet" schlug eine erschreckende Schneise in
die
Tanzfläche, "Helicopter" hupte und schraubte wie wild vor dem krachenden Abschmieren – und Bloc Party justierten
sämtliche Indie-Standards neu. Spuren hinterließ "Silent alarm" aber auch auf späteren Alben von TV On The Radio,
Algiers oder Black Midi. Wohl dem, der so gut altert wie dieses Meisterwerk.
Thomas Pilgrim
Steckbrief Thomas Pilgrim
Geburtsjahr: 1970
Dabei bei Plattentests.de: Januar 2008 bis heute
Zahl der Rezensionen: 815
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Arcade Fire - Funeral, 2. Burial - Untrue, 3. These New
Puritans - Hidden, 4. Interpol - Turn on the bright lights, 5. Liars -They were wrong, so we drowned
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Nicht die 8/10 für Arcade Fires "Reflektor", auch wenn Forumsuserin Musie seinerzeit gegen diese für sie viel
zu niedrige Bewertung lautstark protestierte. Eine inoffizielle Erhebung innerhalb der Schlussredaktion näherte
gar einmal den ungeheuerlichen Verdacht, der ominöse Mr. 7/10 und ich könnten ein und dieselbe Person sein –
natürlich grober Unfug. Und dass ich mich von diversen ESC-treuen Kräften – na ja, eigentlich war es nur eine –
zur überhöhten 3/10 für das hundsmiserable erste Lena-Album breitklopfen ließ,
wurmt mich noch heute.
Erscheinungsjahr: 2015
Hach, Sufjan und sein musikalischer Nachruf an seine Mutter: ein Album zwischen Schwere und
Schönheit, voller Bedauern und Bedacht. Eines, bei dem sich jede Träne lohnt, die man dazu vergießt. Eines, das
schmerzt und doch tröstet. Elf Songs, die die Seele windelweich prügeln und gleichzeitig eine warme Decke um sie
wickeln. Jahre nach dem Verlust meines Vaters half mir Sufjans Trauerarbeit noch bei meiner eigenen. Hier schaut
einer
über den tiefsten Abgrund hinweg in die Zukunft: "I want to save you from your sorrow" – das ist nicht nur
vertonte
Katharsis, sondern ein junges Meisterwerk.
Jennifer Depner
Steckbrief Jennifer Depner
Geburtsjahr: 1987
Dabei bei Plattentests.de: März 2008 bis heute
Zahl der Rezensionen: 890
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Beach House - Teen dream, 2. Sufjan Stevens - Carrie &
Lowell, 3. The War On Drugs - A deeper understanding, 4. Modest Mouse - Good news for people who love bad news, 5.
The Flaming Lips - Yoshimi battles the pink robots
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Manchmal fehlte die Zeit, manchmal der Mut für eine
mögliche höhere Bewertung bei späteren Lieblingsalben. Ganz klar ist jedoch: Für Thomas Ds Wiederkäuer-Werk "Lektionen in Demut 11.0" war sogar die 2/10 noch fünf Punkte zu hoch.
Mindestens.
Erscheinungsjahr: 2012
Ich weiß noch genau, wie ich "An awesome wave" zum ersten Mal hörte und völlig aus dem
Häuschen
meinen besten Freund anrief. Kurze Zeit später brachte ich meiner späteren (Ex-)Freundin das Album zu unserem
ersten
Date auf CD mit. Anfangs liebte ich "Matilda", dann "Tessellate", später "Breezeblocks" und "Fitzpleasure",
"Something
good" sowieso – jeder Einzelsong war und ist überragend. Während mich Musik vorher meist über den Kopf oder das
Herz
erreichte, war hier plötzlich auch die Hüftgegend beteiligt. "An awesome wave" ist das perfekte Ganzkörperalbum.
Pascal Bremmer
Steckbrief Pascal Bremmer
Geburtsjahr: 1985
Dabei bei Plattentests.de: Januar 2013 bis heute
Zahl der Rezensionen: 368
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Ja, Panik - DMD KIU LIDT, 2. Alt-J - An awesome wave, 3.
Mumford & Sons - Sigh no more, 4. Locas In Love - Lemming, 5. Tomte - Buchstaben über der Stadt
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Ich frage mich heute schon, ob bei "This is all yours", der zweiten Alt-J-Platte, nicht eine 9/10 gereicht hätte.
Meine krasseste Fehlbewertung aber war wohl die zu "Tocotronic (Das rote Album)".
Es ist mir selten passiert, dass ich ein Album anfangs nicht mochte und dann doch lieben lernte. Andersrum geht
das naturgemäß leichter.
Erscheinungsjahr: 2006
Ich habe mich – mit 19 und als superdistinguierter Punkrocker – lange geweigert, diesen
überschwänglichen Artikeln in der VISIONS und dem allgegenwärtigen Hype zu glauben. Und dann prügelten mir diese
Milchgesichter einen Song nach dem anderen um die Ohren. "I bet you look good on the dancefloor"! "Fake tales of
San
Francisco"! "When the sun goes down"! Und natürlich das unsterbliche "A certain romance"! Sie funktionieren wie
große
Teile des Albums wie am ersten Tag. Don't believe the hype? Von wegen!
Martin Smeets
Steckbrief Martin Smeets
Geburtsjahr: 1987
Dabei bei Plattentests.de: Juli 2013 bis heute
Zahl der Rezensionen: 180
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. There Will Be Fireworks - The dark, dark bright 2. The
Weakerthans - Left and leaving 3. Electric President - Electric President 4. Muff Potter - Heute wird gewonnen,
bitte 5. The National - Boxer
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Über die Kunst anderer zu urteilen, ist ja grundsätzlich
anmaßend, und ich habe so einigen Quatsch verzapft, völlig daneben ist aber ganz sicher die Wertung und vor allem
der Text zu "Hier und jetzt" von Slime: vier lange, unangenehme, überhebliche
Absätze, die zielsicher an Band und Album vorbeigehen. Da hatte ich wohl einen üblen Tag.
Erscheinungsjahr: 2002
Für Coldplay in den Ring steigen, heißt Schläge einstecken. Ich werde es weiter tun – wegen
dieser Platte. Nie waren sie besser, nie spürbarer eine Band, nie fokussierter im Songwriting, nie wieder sooo
gut.
Das Piano von "Politik" überfährt mich stets aufs Neue, die Tränenpresse "The scientist" verrichtet weiter ihr
Werk.
"In my place": tausendfach gehört – egal. Am Ende: dieser phänomenale Titelsong und "Amsterdam", ach, "Amsterdam".
Für
mich seither der unerreichte Maßstab für eine perfekte Pop-Platte.
Stephan Müller
Steckbrief Stephan Müller
Geburtsjahr: 1983
Dabei bei Plattentests.de: Mai 2008 bis heute
Zahl der Rezensionen: 483
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Coldplay - A rush of blood to the head, 2. Sufjan Stevens -
Carrie & Lowell, 3. The Antlers - Hospice, 4. The National - Boxer, 5. Bloc Party - Silent alarm
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: In all den Jahren habe ich nie die höchste und nie die
niedrigste Wertung vergeben. Hole ich hiermit gerne nach. Das berührende "Hospice" von The Antlers hätte statt 9/10 die Höchstpunktzahl verdient und
Avril Lavigne für ihre selbstbetitelte Platte maximal einen Punkt. Damals gab
ich 3/10. Vermutlich hielt ihr zugute, dass der Rohling bei der Herstellung ganz geblieben ist.
Erscheinungsjahr: 2000
Spätestens nach den ersten 30 Sekunden von "Feiticeira" ist klar, dass etwas Großes
passiert.
Ein Mehr von allem, was ich von dieser Band kannte: Mehr Songwriting ("Digital bath"), mehr Atmosphäre
("Teenager",
"Pink maggit"), mehr lyrische Abstraktheit ("Rx queen", "Korea"), mehr Pathos ("Change (in the house of flies)"),
mehr
reflektierte Wut ("Elite"). Und schließlich bekam ich mit "Passenger" einen Song für die Ewigkeit, in dem dieses
Mehr
in sechs Minuten komprimiert ist. Für mich das definitive Deftones-Album!
Peter Somogyi
Steckbrief Peter Somogyi
Geburtsjahr: 1982
Dabei bei Plattentests.de: April 2012 bis Mai 2015
Zahl der Rezensionen: 124
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. Nine Inch Nails - With teeth 2. Tool - Lateralus, 3. Boards
Of Canada - Geogaddim, 4. Isis - Oceanic, 5. Mogwai - Les revenants
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Anmaßend und überheblich ist meine Beurteilung von
Nickelbacks "No fixed address", in der ich mehr über das (Liebes-)Leben (und
Leiden) des Sängers als über die Musik spreche. Wirklich schlimm!
Erscheinungsjahr: 2008
12. Juni 2008. Nach einem ernüchternden EM-Kick (Deutschland – Kroatien 1:2, Tore: Srna,
Olic
und Podolski) beim Public Viewing ging's zu Fuß durch den Regen zu einem Doppel-Konzert. Zwei Bands
gleichberechtigt
zusammen auf Tour. Die erste, Zox, war mir bekannt und erwies sich als solide. Noch etwas bleiben und ein bisschen
von
der anderen mitnehmen? Trotz nasser Klamotten? Ach komm, kurz. Zwei, drei Songs. The Gaslight Anthem, komischer
Name.
Noch nie von denen gehört. Es wurde natürlich die ganze Show. Und eine Offenbarung. Wie auch das zehn Wochen
später
erschienene Album. So neu und doch so vertraut.
Armin Linder
Steckbrief Armin Linder
Geburtsjahr: 1980
Dabei bei Plattentests.de: Vom ersten Tag bis heute
Zahl der Rezensionen: 487
Persönliche Top 5 der vergangenen 20 Jahre: 1. The Weakerthans - Left and leaving, 2. Anywhen - The opiates,
3. Damien Rice - O, 4. Tomte - Hinter all diesen Fenstern, 5. Jimmy Eat World - Bleed American
Größte eigene Fehlbewertung bei Plattentests.de: Nicht die maximal daneben liegende, aber die schmerzlichste
ist nur 8/10 für "Left and leaving" von The Weakerthans. Die Größe
des Albums habe ich erkannt - aber eben nicht die ganze auf Anhieb. Ach, oder hätte hier etwa irgendjemand die
Nennung von Reamonns "Tuesday" erwartet?!
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Technische Umsetzung: Stefan Pernpaintnern
Auswertung: Armin Linder
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