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The Heavy - The glorious dead

The Heavy- The glorious dead

Counter / Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 31.08.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Fluch der guten Tat

Das fängt ja gut an: "Deadlier than Dracula, wilder than the werewolf, more frightening than Frankenstein." Doch keine Bange: Die mit cineastisch wirksamer Grabesstimme vorgetragene Beschreibung zu Anfang dieses Albums bezieht sich lediglich auf die Hauptfigur des Trash-Horrorschockers "The she beast" aus den sechziger Jahren - und nicht etwa auf The Heavy. Die liebt ja anscheinend jedermann, seit ihre Songs in TV-Serien wie "Californication", "The vampire diaries" oder "True blood" auftauchten und Talk-Guru David Letterman die Briten als erste Band in seiner Show um eine Zugabe ersuchte. Womit die Frage aus ihrem bisher größten Hit "How you like me now?" endgültig beantwortet sein dürfte, obwohl Sänger Kelvin Swaby in Interviews zugibt, in seinen Songs gerne einmal den Bösewicht zu spielen.

Doch das darf er, solange The Heavy derart zielsicher und vielfältig an der Demarkationslinie von Soul und Rock'n'Roll, Blues und Indie, Schmachterei und Aggression zu Werke gehen. Die biestige Damenwelt macht Swaby auf "The glorious dead" dabei oft genauso zu schaffen, wie er sie stimmgewaltig umgarnt. Und wenn sie ihn beim lockeren Shuffle "Curse me good" zu Streichern und Gepfeife schon verhexen muss, dann bitte so, dass er auch etwas davon hat. Auf der fantastischen, von satt schmatzenden Beats durchklatschten Single fragt ein mächtiger Gospelchor gereizt "What makes a good man?", Swaby bellt bei der rauen Soul-Abrechnung "Same ol'" mit hörbarer Zornesröte in der Stimme zurück. Ein verschwitzter Geschlechterkampf, der ohne Weiteres auch in körperlichem Clinch enden kann - vermutlich zur Zufriedenheit der Beteiligten.

Dass all das natürlich nicht ohne dicke Hose abgeht, zeigt zuvor bereits "Can't play dead", das sich mit elektrifizierter Rhythmusgruppe und wüster Bläserheizung störrisch weigert, in die ewigen Jagdgründe jenes Friedhofs einzugehen, der auf dem wie üblich klobig designten Cover prangt. Dieser Einstieg duldet wie auf den Vorgängern "Great vengeance and furious fire" und "The house that dirt built" weder Weg- noch Nebenbeihören. Ebenso das vor Getröte strotzende "Big bad wolf", in dessen Hauptrolle sich Swaby sichtlich darin gefällt, zuerst das Häuschen niederzupusten und dann dem jungen Großmütterchen ins Bett zu helfen. Dabei meint er es im Grunde gar nicht so und säuselt gleich darauf "Be mine", während die Band den Hörer mit einer schroff gezimmerten Interpretation des Gorillaz-Grooves von "Clint Eastwood" überaus gekonnt in Sicherheit wiegt.

An großen Gesten mangelt es The Heavy also immer noch nicht, denn "The glorious dead" scheint wild entschlossen, sämtliche mit den Vorgängern noch nicht erreichten Hörerschichten einzusammeln. Zeit wird es angesichts des dritten Longplayers, der gemäß vorherrschender Meinung ja meist über Wichtigkeit oder Nichtigkeit einer Band entscheidet. Und darum scheint nicht nur Damon Albarns Affenbande durch, sondern erinnert die Bass-Schlagzeug-Grundierung von "Don't say nothing" an Kasabians Tanzrock-Konstrukte und belegt das staubig schlurfende "The lonesome road" stichhaltig, warum in Swabys Songbestenliste stets Tom Waits mit von der Partie sein muss. Doch trotz aller Seitenblicke garantieren die fast durchweg exquisiten Songs ein erneut vorzügliches Album. Fluchen zwecklos. Das geht ja gut weiter.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Can't play dead
  • What makes a good man?
  • Big bad wolf
  • Same ol'

Tracklist

  1. Can't play dead
  2. Curse me good
  3. What makes a good man?
  4. Big bad wolf
  5. Be mine
  6. Same ol'
  7. Just my luck
  8. The lonesome road
  9. Don't say nothing
  10. Blood dirt love stop

Gesamtspielzeit: 39:25 min.

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