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Passion Pit - Gossamer

Passion Pit- Gossamer

Columbia / Sony
VÖ: 20.07.2012

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Zweimal letzte Reihe

Es gibt Dinge, die ewig ein Rätsel bleiben werden. Warum fällt das Marmeladenbrot immer auf die falsche Seite? Warum schmeckt eine Tasse Kaffee auch mit zehn Stück Zucker nicht süß, wenn man nicht umrührt? Und warum sind Passion Pit aus Massachusetts noch keine Stars? Verdient hätten sie es gehabt angesichts des furiosen Debütalbums "Manners", das Indie-Dance mit seligem Hippietum koppelte. Ein ähnlich glucksendes Vergnügen, wie man es als Jungmensch gerne mit der Liebsten in der letzten Reihe eines Autokinos hat. Einleuchtend, dass sich die Band um Michael Angelakos nach einem Slangausdruck für den Drive-in-Kintopp benannt hat, wo Manieren manchmal kurzzeitig Pause haben. Doch im Grunde wissen Passion Pit: Die Liebe ist ein flüchtig Ding.

"Gossamer" stellenweise leider auch. Zwar liegt solches in der Natur des Pop als leichter Muse, doch das Quintett macht es sich auch auf seinem zweiten Album alles andere als einfach. Ein eigens aus Schweden eingeflogener Chor muss es schon sein, auch Elektronik-Komponist Nico Muhly hat seine Finger im Spiel, und viele Stücke sind erneut so verschwenderisch arrangiert, dass zumindest der erste Höreindruck oft eher überfordert als begeistert. Aus dem planvollen Gewusel von "I'll be alright" etwa schält sich erst allmählich Potenzial für Ohrwurm und Tanzfläche heraus - zuvor aber muss man sich durch donnernd überschwappende Keyboard-Wälle und vorwitzig tirilierende Schwärme elektronischer Vögelchen wühlen. Halluzinogene Schwerstarbeit, die einem "Gossamer" glücklicherweise nicht durchgängig abverlangt.

Gerade zu Anfang gelingt Passion Pit eine gewisse Selbstbeschränkung nämlich ziemlich gut - zum Beispiel auf der Single "Take a walk", einem robusten Stampfer mit simpler, aber effektiver Keyboardharmonie, die so schwerelos durch die Gegend hüpft wie der Gummiball im dazugehörigen Video. Das locker groovende "Carried away" beleiht überdeutlich "The worse it gets" vom New Yorker Kollegen Chris Glover alias Penguin Prison und beweist mit dieser Vorlage durchaus Geschmack - allerdings macht der Song genau durch diese Referenz zugleich eine - wohl unabsichtliche - Ansage, die dennoch nicht von der Hand zu weisen ist: Ab hier wird "Gossamer" zusehends schwächer und belangloser, schlürft versuchsweise elektronischen Soul, bemüht ungelenk A-Capella-Gesang und diskreditiert bei "Love is greed" das höchste aller Gefühle ungewohnt klobig.

Da ist es fast schon eine Erleichterung, wenn "Cry like a ghost" die synthetischen Bässe grummeln lässt und im Refrain mehrere Verflossene mit Namen anruft: Vielleicht hat ja eine von ihnen mal wieder Lust auf eine Spritztour. "Constant conversations" probiert sich mit textlichem Ingrimm sogar an einer Art kalkweißem R'n'B - doch wo eine Band wie Poliça aus diesem scheinbaren Widerspruch eine entrückte, Dubstep-nahe Atmosphäre herausdestilliert, schrammen Passion Pit lediglich haarscharf am Radio-Airplay vorbei und setzen sich so zwischen alle Stühle. Gewiss nicht der schlechteste Platz. Schade nur, dass auch die besten Momente von "Gossamer" kaum Dynamik und Witz von "Sleepyhead" oder "Little secrets" erreichen. Doch Angelakos zuckt nur mit den Schultern: "It's not my fault, I'm happy." Und das ist hier vermutlich die Hauptsache.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Take a walk
  • I'll be alright
  • Cry like a ghost

Tracklist

  1. Take a walk
  2. I'll be alright
  3. Carried away
  4. Constant conversations
  5. Mirrored sea
  6. Cry like a ghost
  7. On my way
  8. Hideaway
  9. Two veils to hide my face
  10. Love is greed
  11. It's not my fault, I'm happy
  12. Where we belong

Gesamtspielzeit: 47:28 min.

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