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Unsane - Wreck

Unsane- Wreck

Alternative Tentacles / Cargo
VÖ: 04.05.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Friedhof des Ungeziefers

Ratten, Tauben, Kakerlaken. Die Welt von Unsane besteht zwar mittlerweile nicht mehr nur aus Blut, wie das Cover zu "Wreck" und auch die der vorigen sechs Alben vermuten lässt. Aber die Plagegeister des urbanen Verfalls sind ebensowenig ein Indikator für eine etwaige, neu entdeckte Kuscheligkeit des Trios aus New York. Viel eher stellt sich bei jeder neuen Unsane-Platte die Frage, ob die Band nicht schon wieder ein Stück ungemütlicher geworden ist - und ob es überhaupt noch weiter in diese Richtung gehen kann.

Es mag Bands geben, deren Sound extremer ist, Bands, die lauter oder dissonanter sind und Bands, die noch härter in die Magengrube treten. Aber bei der Kombination dieser Charakteristika macht Unsane so schnell keiner was vor. Wer das nicht glaubt, der möge sich einmal bei anständiger Lautstärke durch die 73-minütige Compilation "Lambhouse" hören und die Zeit stoppen, bis die Kopfschmerzen anfangen. Im Falle von "Wreck" stehen die Chancen gut, dass dieser Zeitpunkt irgendwann zwischen Minute drei und neun eintritt. Wenn sich nicht bereits das zerbeulte Gitarrenriff des Openers "Rat", geschoben von einem übel verzerrten Basslauf und zerhackten Stakkato-Drums, mitten ins Schmerzzentrum schiebt, dann spätestens der Höllengroove von "No chance", dessen leiernde Mundharmonika das wahre Lied vom Tod anstimmt.

Den einzigen trommelfellschonenden Moment auf "Wreck" steuert Bassist Dave Curran bei, der die gitarrenlosen Strophen von "Stuck" heiser und mit fatalistischer Vorahnung ins Mikrofon raspelt, bevor die brodelnd verzerrten Riffs des Refrains den Song an sich reißen. Ansonsten zelebriert die Band ihren mutwilligen Musikvandalismus in Perfektion: Drummer Vinnie Signorelli hämmert sich mit mechanischer Präzision durch die Rhythmen oder zerschmettert sie in ihre Einzelteile, Chris Spencers Gitarre erstickt jegliche Harmonie im Ansatz und produziert atonale Melodiefetzen und chromatische Distortion-Riffs am laufenden Band, während er gegen die Lärmwand aus bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Saiteninstrumenten anschreit.

Die etwas archaisch anmutende No-Bullshit-Attitüde, mit der Unsane seit mehr als 20 Jahren und bei ständig wechselnden Labels ihren mittlerweile zeitlosen Noiserock durchziehen, hat paradoxerweise etwas Beruhigendes an sich - trotz des nach wie vor verheerenden Krachfaktors. Die zehn Songs auf "Wreck" stehen in ihrer ganzen Kaputtheit wie ein Monolith an der Grenze zwischen Musik und Lärm, größtenteils unbeeindruckt von Trends und Strömungen. Daran ändert auch die verstörend zerschossene Coverversion von Flippers "Ha ha ha" nichts, die das Album in den Untergang schickt. Zeit, auf den Friedhof zu gehen.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • No chance
  • Don't
  • Ha ha ha

Tracklist

  1. Rat
  2. Decay
  3. No chance
  4. Pigeon
  5. Metropolis
  6. Ghost
  7. Don't
  8. Stuck
  9. Roach
  10. Ha ha ha

Gesamtspielzeit: 41:06 min.

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