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Father John Misty - Fear fun

Father John Misty- Fear fun

Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 27.04.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Den Pilz im Geiste

Jetzt fragt man sich wenigstens nicht mehr, ob er was mit dem Fleischtoast zu tun hat. Dass Josh Tillman sein neues Album nicht unter dem Namen J. Tillman veröffentlicht, hat nicht nur diesen Vorteil, es ergibt vor allen Dingen Sinn. Einerseits, weil er damit die Zöpfe seiner Ex-Band Fleet Foxes endgültig abgeschnitten hat, nachdem er dort seine Arbeit als Schlagzeuger für beendet sah, aber auch, weil sich "Fear fun" von seinen Soloveröffentlichungen, allen voran "Year in the kingdom", weiter entfernt. Der Name gefalle ihm, erklärt Tillman das Pseudonym Father John Misty, ergänzt aber, dass er das Projekt genausogut "Steve" hätte nennen können.

Eine kleine Erklärung liefert er dann aber doch: "Joseph Campbell and The Rolling Stones couldn't give me a myth / So I had to write my own / [...] / I never liked the name Joshua / I got tired of J." Eigentlich geht es in dem Track um Männer, die auch einen Kumpel zum Reden brauchen. Tillman führt Johannes, den Täufer, an, als dieser mit Jesus über Maria geredet hat. Und irgendwie meint er auch sich selbst, der via Father John Misty nun so kommunizieren kann, wie er es bislang noch nicht geschafft hat. Er hatte keine Lust mehr, in seinen Songs nichts zu tun als nur Wunden zu lecken. Das ist ihm gelungen.

So offenherzig, stimmlich geerdet und vor allen Dingen lustig ist noch keine seiner Arbeiten gewesen. "I ran down the road / Pants down on my knees / Screaming 'Please come help me, that canadian shaman gave a little much to me!'" Mit mutmaßlich genügend Pilzen im Kofferraum, um ein Pferd matt zu setzen, begab sich Tillman auf einen zunächst ziellosen Weg in seinem Van, fing an, einen Roman zu schreiben und fand überdies seine Erzählstimme. Und so wundert es nicht, dass "Fear fun" in der Kombination textlich ein psychedelischer Trip geworden ist, in dem das lyrische Ich Helfer sucht, um Gräber auszuschaufeln oder von Heidegger und Sartre Tee aufgesetzt bekommt.

Ein gänzlich anderer Musiker ist er Ad hoc nicht geworden. Neben folkigen Singer-Songwriter-Strukturen erinnern pastoral-chorale Gesänge noch an Robin Pecknold und Fleet Foxes, etwa in "Only son of the ladiesman" oder "Funtimes in Babylon". Über weite Teile aber hat Tillman sich weiterentwickelt und "Fear fun" mit einer Menge Country und Blues versehen, mit den Beatles und Gram Parsons und Hits wie dem schimmernden "Nancy from now on", dem rohen "Hollywood forever cemetery sings" und dem ausgiebig-umtriebigen Gitarrensolo in "This is Sally Hatchet". Name hin oder her: "Fear fun" ist Tillmans beste und facettenreichste Soloarbeit bislang. Darauf einen Toast.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Nancy from now on
  • Hollywood forever cemetery sings
  • This is Sally Hatchet
  • Every man needs a companion

Tracklist

  1. Funtimes in Babylon
  2. Nancy from now on
  3. Hollywood forever cemetery sings
  4. I'm writing a novel
  5. O I long to feel your arms around me
  6. Misty's Nightmare 1 & 2
  7. Only son of the ladiesman
  8. This is Sally Hatchet
  9. Well, you can do it without me
  10. Now I'm learning to love the war
  11. Tee pees 1-12
  12. Everyman needs a companion

Gesamtspielzeit: 44:02 min.

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