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Rufus Wainwright - Out of the game

Rufus Wainwright- Out of the game

Decca / Universal
VÖ: 20.04.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Spiel ohne Grenzen

Wären wir eine Klatschgazette, dann würden wir an dieser Stelle herausposaunen, dass Rufus Wainwright, der selbsternannte Gay Messiah, im Februar 2011 Vater einer Tochter namens Viva wurde, deren Mutter wiederum die Tochter eines Vaters namens Leonard Cohen ist. Hallelujah. Wir würden auch nicht unerwähnt lassen, dass Wainwright im August seinen langjährigen deutschen Lebensgefährten Jörn heiraten wird und trotzdem in ausnahmslos jedem Interview zu seinem siebten Album "Out of the game" erzählt, wie irre verknallt er doch in seinen (mit einer Frau verheirateten) Produzenten Mark Ronson ist, und dass die sexuelle Energie zwischen den beiden maßgeblich zum Gelingen des Werkes beigetragen hat. Aber was sollen wir von Plattentests.de, die wir uns doch ausschließlich für die Musik interessieren, mit all diesen viel zu privaten Boulevard-Magazin-Infos anfangen? Nun, eine essentielle Erkenntnis lässt sich in jedem Fall daraus ziehen: Für einen Rufus Wainwright existieren keine Grenzen.

Es ist also nur konsequent, dass er nach der Uraufführung seiner Oper "Prima Donna" und der Vertonung von Shakespeare-Sonetten nun ein kompromisslos hedonistisches Pop-Album veröffentlicht, produziert von dem Mann, der schon bei Amy Winehouse, Adele und Robbie Williams sehr viel richtig gemacht hat. Das außerordentlich vielseitige "Out of the game" sei jedoch mit Abstand das beste Werk seiner Produzenten-Karriere, ließ Ronson schwärmend verlauten. Nun beginnt es interessant zu werden. Erst recht, wenn man erfährt, dass Wainwright seine komplette Band zuhause gelassen und sich vertrauensvoll auf Ronsons Stamm-Musiker eingelassen hat - auf Mitglieder der Dap-Kings, die Wainwrights schwelgerischen Kompositionen Soul, Funk und R'n'B eingehaucht haben. Und dann spielt auch noch Nick Zinner von den Yeah Yeah Yeahs bei "Bitter tears" Gitarre, und Wilco-Saitenmann Nels Cline hilft bei "Barbara" aus. Wainwright überlässt seine instrumentale Königsdisziplin, das Klavierspielen, sogar weitgehend dem Top-Studiomusiker Victor Axelrod und singt dafür aber auch doppelt so gut wie sonst.

"Out of the game" orientiert sich am "Sound of 1970s California", und vielleicht hat auch diese ganz spezielle, warme, relaxte, nostalgische Leichtigkeit dazu beigetragen, dass das Album in nur zwei Monaten fertig war. Näher als im Titeltrack musizierte Wainwright noch nie am AOR und ermahnt, von einer Horde Gospel-Damen unterstützt, dann auch gleich die Jugend von heute: "Look at you, suckers / Does your mama know what you're doing?" Am Schluss würde er dann doch gerne mitspielen, nur noch ein einziges Mal, "Before you go out there / And ruin the world once mine." Reine Koketterie natürlich, denn das Projekt "Weltherrschaft" hat Wainwright mit seinen 38 Jahren noch lange nicht aufgegeben. "Rashida" schwelgt in bombastisch orchestrierter Opulenz und ist einer der besten Queen-Songs, die Freddie Mercury nie geschrieben hat - er wäre begeistert gewesen. Auch das schillernde "Welcome to the ball", halb Zirkusnummer, halb Rockoper, hätte Mercury mit Sicherheit gefallen. Die Scissor Sisters und Brandon Flowers dürften allerdings weniger erquickt sein, wagt sich Wainwright mit dem Synthie-Dancetrack "Bitter tears" doch unmissverständlich in ihr Hoheitsgebiet. Wie bereits gesagt: Für einen Rufus Wainwright existieren keine Grenzen.

"Perfect man" hatte er ursprünglich für eine Kollaboration mit Neil Tennant geschrieben, der Pet Shop Boy monierte jedoch, dass das Stück zu viele Akkorde habe. Also singt Wainwright es jetzt selbst, begleitet von einer außerordentlich potenten Funk-Rhythmusgruppe und von seiner liebreizenden Schwester Martha, die im Hintergrund tiriliert. "Respectable dive", an einem einzigen Tag geschrieben und aufgenommen, hätte mit seinem dezenten Country-Western-Flair auch hervorragend auf den "Brokeback Mountain"-Soundtrack gepasst, während das hinreißende "Sometimes you need" - mit Sean Lennon an der Klampfe, wunderbaren Streichern und betörenden Flöten - zum Schönsten und Berührendsten gehört, das Wainwright je geschrieben hat. Und das will was heißen. In guter alter Familientradition hat "Out of the game" auch ein paar Lieder für Menschen aus dem direkten Umfeld parat: das smoothe "Barbara" für Wainwrights gute Freundin und Verlegerin Barbara Cherone, die herrliche Philip-Glass-Reminiszenz "Montauk" für Tochter Viva, "Song of you" für den Verlobten Jörn und schließlich das fast achtminütige Folk-Epos "Candles" für Rufus' verstorbene Mutter Kate McGarrigle, inklusive Akkordeon, der halben Wainwright-Sippe als Chorsänger und sogar einem Dudelsack. Der ist aber auch das einzige, was auf diesem herausragenden Werk dudelt - irgendwo sind dann nämlich doch Grenzen. Sogar bei Rufus Wainwright.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Rashida
  • Welcome to the ball
  • Montauk
  • Sometimes you need

Tracklist

  1. Out of the game
  2. Jericho
  3. Rashida
  4. Barbara
  5. Welcome to the ball
  6. Montauk
  7. Bitter tears
  8. Respectable dive
  9. Perfect man
  10. Sometimes you need
  11. Song of you
  12. Candles

Gesamtspielzeit: 50:27 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pakman
2012-04-28 19:09:12 Uhr
Wigger mag es, also mag ich es auch.
nene
2012-04-28 14:19:28 Uhr
Bis auf den Titeltrack ist das Album nicht auszuhalten! Ganz schlimmer Schmalz... es trieft!
oho
2012-04-28 12:04:43 Uhr
Tausend mal besser als die Albenversion...

http://www.sat1.de/tv/die-harald-schmidt-show/video/rufus-wainwright-live-clip
Tory
2012-04-26 18:38:03 Uhr
Rufus goes Radio-Kitsch. 1/10
!!!
2012-04-26 17:29:58 Uhr
@babys rose

wigger hat nie cd's aus den letzten 20 jahren in seiner playlist, und auch nie cd's, die er grade besprochen hat. weiss man eigentlich, wenn man abgehört kennt.

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