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The Maccabees - Given to the wild

The Maccabees- Given to the wild

Fiction / Cooperative / Universal
VÖ: 20.01.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der große Entwurf

Kommen und Gehen. Nehmen und Geben. Alt und neu. Es ist der ewige Kreislauf von Leben und Tod. Die bildenden Künste funktionierten schon immer nach diesem Prinzip: Künstlerische Ideen kamen auf und verschwanden wieder, Bilder und Worte ebenso wie Töne und Klänge. Die Kombination von Vertrautem und Vergessenen schafft das vermeintlich Neue. Zur Kunst gehört eben der Klau. Damals wie heute.

The Maccabees haben es dem Vernehmen nach zu einiger Meisterschaft darin gebracht, sich von anderen inspirieren zu lassen. "Colour it in" war Malen nach Zahlen. Doch schon das unterschätzte "Wall of arms" ließ reflexartigen Vergleichen die Luft heraus. Vor allem die Single "No kind words" destillierte aus Frust und Moll feinste Abscheu heraus. Dass die Inselpresse dies beeindruckt zur Kenntnis nahm, war den Maccabees Ansporn fürs Ambitionensammeln. "Given to the wild" soll mal eben vorerst den britischen Gitarrenrock retten. Und will das auch.

Der Drittling kümmert sich dafür um ein wichtiges Konzept: Wie wird der Mensch in der heutigen Gesellschaft erwachsen? Wie wächst er auf, wie lernt er dazu, wie emanzipiert er sich von anderen, obwohl er nichts wirklich Neues schaffen kann? Ein Thema, das den Maccabees vertraut ist. Doch das ist für den Fünfer alles, nur kein Hemmnis. Die Brightoner zeigen auf "Given to the wild" neue Leidenschaften für langgezogene Klangwolken und wellenförmige Harmonieverläufe, die sich prächtig mit den vertraut zackigen Wave-Gitarren-Achteln verstehen.

Statt jedoch nur auf den Vorwärtsgang zu setzen, tänzeln die neuen Songs gerne auf der Stelle und drehen sich sanft lächelnd auf der Stelle. Das schafft erfreuliche Räume: So gönnt sich "Child" nicht nur ein zweiminütiges Intro, weiches Gitarrenkreiseln und einen munteren Stop-and-go-Bass, sondern auch muntere Bläserlinien, die in der schattigen Atmosphäre aufblitzen. Überhaupt stellen die vermehrten Wendungen und Akzente keinen Widerspruch zum abgedunkelten Szenario dar. Sie verstärken es: Vermeintlich träge Zwiegesänge wie "Feel the follow" nehmen unvermittelt Fahrt auf und stoppen wieder, um ihre Zerrissenheit zu vermitteln. "Forever I've known" schwillt fast drei Minuten lang schüchtern an und bricht dann mit herrlichen Hubschraubergitarren aus.

Aus inspiriertem Handwerk der Einzelsongs wird entsteht auf "Given to the wild" eine kunstvolle Gesamtinszenierung. Komplexe Rhythmen treffen auf schwellende Synthetik, Orlando Weeks' Falsett tröstet mit warmen Songs. Die nervöse Vorabsingle "Pelican" ringt erst das Riff mit Chorgesang nieder und lässt es dann doch in den Himmel wachsen. Auch durch den Hall von "Unknown", den schlabbernden Beat von "Go" und die sakrale Abschlusshymne "Grew up at midnight" schwebt eine neue Entschlossenheit. Das ist längst nicht nur das Verdienst von Produzent Tim Goldsworthy (Ex-DFA). Die Band selbst bringt ihre Kompositionen mittlerweile auch dann auf den Punkt, wenn der Song offene Fragen hinterlässt. So muss das sein. Wer an die Spitze will, kann Zweifel an den eigenen Fähigkeiten nicht gebrauchen. The Maccabees stehen jetzt für selbstbewusste Eleganz.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Child
  • Feel to follow
  • Forever I've known
  • Pelican

Tracklist

  1. Given to the wild
  2. Child
  3. Feel to follow
  4. Ayla
  5. Glimmer
  6. Forever I've known
  7. Heave
  8. Pelican
  9. Went away
  10. Go
  11. Unknown
  12. Slowly one
  13. Grew up at midnight

Gesamtspielzeit: 52:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Voyage 34

Postings: 958

Registriert seit 11.09.2018

2020-06-11 20:24:19 Uhr
Solides, an einigen tagen echt richtig gutes ALbum. Hab es letztens mal wieder rausgekramt, einige Songs funken einfach direkt. Bin mal gespannt auf Olando Weeks Soloalbum, ich mochte die Band zunehmend mehr, Given to the Wild klingt für mich einfach viel erwachsener als die Vorgänger und das Artwork ist auch nciht so dämlich.

jo

Postings: 5674

Registriert seit 13.06.2013

2020-06-11 20:14:14 Uhr
Ich bin da eher Gordon Frasers Ansicht. Für mich wurden sie nicht mit jedem Album besser, sondern blieben eher auf gleichem Niveau. Andere Art Musik teilweise, aber gleiches Niveau. Ich mag auch "Given to the Wild" tatsächlich lieber als "Marks to Prove It" (was aber eben auch ziemlich stark war).

maxlivno

Postings: 2744

Registriert seit 25.05.2017

2020-06-11 12:09:03 Uhr
Eigentlich schade, dass sich die Band aufgelöst hat, wäre spannend zu sehen, wohin sie nach „Marks To Prove It“ (auch mein Liebling der Band) mit ihrem Sound gegangen wären.

Francois

Postings: 786

Registriert seit 26.11.2019

2020-06-10 21:20:55 Uhr
Das Niveau war ja durchgehend sehr hoch. Ich liebe das 2.
given to the wild war so richtig „wow“
Und das letzte noch mal ein kleines wenig anspruchsvoller... erstes Nummer 1 in UK... ewig schade. Habe sie in Wien im flex gesehen (kleiner Club)... ich war begeistert

Gordon Fraser

Postings: 2543

Registriert seit 14.06.2013

2020-06-10 21:09:23 Uhr
Naja... das Debüt ist für mich ihr zweitbestes Album, auch wenn das damals mitten in das UK-Gitarrenrockrevival mit vielen ähnlich klingenden Platten fiel. Aber ja, sie haben auf dem Höhepunkt mit ihrem besten Album aufgehört.

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