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The Fall - Ersatz GB

The Fall- Ersatz GB

Cherry Red / Rough Trade
VÖ: 18.11.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Meckern statt motzen

Anglizismen sind eine Pest - und dennoch nicht wegzudenken. Anders sieht es mit deutschen Lehnwörtern im Englischen aus, denn die sagen einem Großteil der Briten vornehmlich nichts. Schleierhaft für Mark E. Smith, den despotischen Mastermind von The Fall, der überhaupt nicht versteht, dass die meisten seiner Landsleute das Wort "Ersatz" nicht kennen. Doch er hat leicht reden: In der über 30 Jahre währenden Geschichte seiner Band hat der Guteste nämlich schon so viele Mitglieder ersetzt, dass ihm dieser Begriff wohlbekannt sein sollte. Ironie des Ganzen: Ausgerechnet "Ersatz GB" ist eine der wenigen Platten von The Fall, auf der die selben Musiker zu hören sind wie auf dem Vorgänger.

Es überrascht also wenig, dass sich auch das 29. Album der standhaftesten Post-Punk-Institution Englands gewohnt störrisch ins Gemüt des Hörers bohrt. Verstimmt knarzen Gitarren und Bass, blecherne Drums hauen auf die Monotoniepauke, Smith schimpft bedeutungsvoller, als je ein Mensch geschimpft hat - immer auf dieselbe Stelle. The Fall übersetzen Wutausbrüche in Musik, spielen Krautrock für Hippies auf schlechten Drogen, rotzen in die Ecke und schreiben einen Song darüber. Variation ist da allenfalls notwendiges Übel oder gleich ein Ding der Unmöglichkeit. Meckern und Motzen statt Kleckern oder Klotzen. Grund dazu gibt es schließlich nach wie vor. Etwa schlechtes Fernsehen, fortschreitende Konzern-Werdung von Manchester City oder unliebsame Weichspüler-Bands. "I'm so sick of Snow Patrol" - man glaubt es Smith aufs Wort.

Und so darf sich jeder etwas aussuchen bei den disparaten Songbrocken von "Ersatz GB", die allerdings ein paar mehr qualitativen Schwankungen unterliegen als noch jene auf "Your future our clutter" - vermutlich pure Absicht. "Mask search" ginge etwa als fabelhafter Groove-Rocker durch, wird aber bei Einsetzen von Smiths Gemopper demonstrativ leiser gedreht. Wieder ein Hit beim Teufel. A propos Teufel: Am besten sind The Fall diesmal erstaunlicherweise, wenn sie heavy Grobian-Riffs das Wort reden beziehungsweise nölen. Der tosende Hartwurst-Rocker "Greenway" etwa bedient sich bei den griechischen Metallern Anorimoi, und "Nate will not return" macht die Figur aus "Gossip Girl" zu hetzendem Gepolter gleich um mehrere Köpfe kürzer. Das tut weh - und gut zugleich.

Immerhin verleiht Keyboarderin Eleni Poulou "Happi song" eine himmlisch desorientierte Schlagseite, von der dieses Album auch mehr hätte vertragen können. Stattdessen rekapituliert "Laptop dog" die 2010er Single "Bury" zwar solide, aber wenig originell, und "Monocard" schleppt sich zerstückelt durch einen überlangen Downtempo-Sumpf. Komplett von der Hand zu weisen ist Smiths Überzeugung, sein Publikum habe keinen Rock'n'Roll verdient, also nicht. Ganz zu schweigen von These New Puritans, die einen Songtitel von The Fall als Bandnamen zweckentfremdeten und dafür in einer Live-Ansage ihr Fett wegbekamen. Weit vorne in den Referenzen stehen sie natürlich weiterhin - nicht, dass Smith noch seine schlechte Laune verliert. Zumindest in dieser Hinsicht bietet dieses Album keinen Anlass zur Sorge. Und Nummer 30 kommt bestimmt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Nate will not return
  • Greenway
  • Happi song

Tracklist

  1. Cosmos 7
  2. Taking off
  3. Nate will not return
  4. Mask search
  5. Greenway
  6. Happi song
  7. Monocard
  8. Laptop dog
  9. I've seen them come
  10. Age of chang

Gesamtspielzeit: 45:45 min.

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