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Joker - The vision

Joker- The vision

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 04.11.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der gestrige Nächste

Hoffnungsträger haben schon ein Kreuz zu tragen - und jedes Genre braucht mindestens einen wie jedes Dorf seine Sau. Als vor fast genau vier Jahren Burials Streich Untrue" diesen Jungen in der Hinterhand, der sich Joker nannte und damals seine erste EP veröffentlichte. Liam McLean konnte da gerade mal sechzehn Kerzen aus seinem Geburtstagskuchen zählen. Und seitdem stand er in einer Reihe mit Zomby und anderen Leuten, die laut einschlägigen Blogs die Zukunft des Dubsteps sein sollten. Jeder, der was auf sich hielt, warf also mit dem Namen Joker schon um sich, als noch kein Schwein überhaupt von Burial gehört hatte. Das Netz macht's möglich. Leider.

Nochmal vier Jahre gingen ins Land, bis Joker jetzt sein erstes Album "The vision" veröffentlicht. Erst in letzter Zeit kam mit SBTRKT wieder etwas Bewegung ins Genre. Auch Joker erfindet das Spiel zwar nicht, mischt die Karten aber erstmal. Denn er fügt Dubstep eben logischerweise Grime, aber auch Funk, Soul und R&B unter. In "Tron" kann der schwere Rhythmus nie den Verdacht wegwischen, dass da noch eine Melodie schlummert. Spärlich schleppt sich der Bass durch die kargen Takte, aber stets fügt Joker noch einzelne Parts ein, die sich zwischen das Treiben stellen. Einzelne Schablonen fügen sich einfach in den Beat ein. Daraus entstehen dann die Bretter wie der Titeltrack, in dem daraus die Vocals erwachsen. Jessie Ware, die auch mit SBTRKT arbeitete, singt druckvoll, und Joker unterstreicht das nochmal mit dem sich transformierendem Sound. In "Lost" geistert dazwischen auch ein Kinderchor. Aber die Stimmen sind nie steril oder kalt vor den Tracks, sondern verbinden sich mit Jokers Vision.

Die greift sogar so weit, dass sich ein Orchester in "On my mind" neben dem Piano von Alicia Keys findet. "The vision" gibt sich allerdings weder ex- noch introvertiert. Der Zugang zu diesem schimmerndem Kosmos erschließt sich nur über mehrere Durchgänge, in denen der Blick im Dunkel von Leuchten zu Leuchten wandern kann. Ob das alles noch zukunftsweisend ist? Keine Ahnung. Eher nicht, denn immerhin ist die Platte von SBTRKT ja auch schon drei Monate her. Also, eigentlich alles ein alter Hut. Vermutlich hockt in irgendeiner Garage auf der Insel schon wieder ein junger Künstler und schraubt an dem nächsten Schritt der britischen Dance Music. Das Kreuz des Hoffnungsträgers ist Joker derweil erstmal los. Das für die Etablierten im Genre liegt dafür schon bereit.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Tron
  • Lost
  • On my mind

Tracklist

  1. Intro
  2. Slaughter house
  3. Tron
  4. The vision (Let me breathe)
  5. Milky way
  6. Level 6 (Interlude)
  7. My trance girl
  8. Lost
  9. On my mind
  10. Back in the days
  11. Electric sea
  12. The magic causeway

Gesamtspielzeit: 51:48 min.

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