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Nik Freitas - Saturday night underwater

Nik Freitas- Saturday night underwater

Affairs Of The Heart / Indigo
VÖ: 03.06.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Freigeist

Das Oppositionspaar "Herr und Knecht" ist ein klassisches alteuropäisches Erklärungsmuster der Historik. Einige Menschen sind leider Knechte im Arbeitsleben oder in der Familie, so will es die Gesellschaft. Dass es in der modernen Popmusik oftmals ähnlich zugeht, ist ein offenes Geheimnis. Einige Musiker rackern sich in Bands als Begleitmusiker ab, ohne dafür genügend Anerkennung zu bekommen und ohne sich aus der unverschuldeten Abhängigkeit zu befreien. Einer, dem es so langsam gelingt, sich von den Fesseln des Sessionmusikers zu lösen, ist Nik Freitas, der mit seinem fünften Solowerk "Saturday night underwater" endlich zu einem ausgezeichneten Befreiungsschlag ansetzt. Schon als Musiker von Conor Obersts Mystic Valley Band und als Mitglied der Liveband von Broken Bells konnte der Kalifornier überzeugen, nun auch hier.

Mit ein wenig Pathos und einer ausgefeilten Instrumentierung betritt der sich in seinen 30ern befindende Autodidakt allein die Bühne. Gleich mit dem Titeltrack beginnt eine kleine Zeitreise, die mal im Folk der 70er und mal in den frühen 90er Jahren halt macht. Später folgen allerhand Zeitsprünge. Freitas nimmt hierbei keinerlei Rücksicht auf Konventionen und streut neben Akustikgitarre und Bläsern ab und an Analogsynthies, elektronische Handclaps und sogar Keyboard-Streicher ein wie im melancholischen "Affected". Das wirkt etwas gekünstelt, aber stört bei diesem sonst homogenen Songwriting überhaupt nicht. Vielleicht ist es auch lediglich eine Form der Emanzipation von den Zwängen des Sessionmusikers.

Die überwältigenden Momente sind auf "Saturday night underwater" jedoch genau diejenigen, die überwiegend das Einfache betonen: "Middle" etwa beginnt als klassisches Stück mit konventionellem Gesangspart und driftet nach und nach mit Unterstützung von Maria Taylor ins Pompöse ab. Das Verhältnis von Herr und Knecht ist hier selbstredend aufgehoben, um jegliche Phantasien im Keim zu ersticken. "In the frame" ist ein fröhlicher harmonischer Tanzflächenfüller, der mit seiner Neigung zur großen Geste an starke Momente von The Divine Comedy erinnert, und "Francesca" ist eine zurückhaltende Ballade mit kleineren Ausbrüchen.

Freitas beweist damit, dass er selbst Herr über sein Werk ist und mit "Saturday night underwater" sein bislang bestes Album veröffentlicht hat. Das bedeutet ja nicht, dass er nicht auch in Zukunft beide Jobs auf hohem Niveau miteinander vereinen kann, den des Solisten und den des Helfers. Doch wenn er das berechtigte Lob für das Gehörte erntet, muss man sich nicht mehr ernsthaft sorgen um das Wohlergehen dieses talentierten Musikers. Die Gewichte dürften sich in Richtung Solokarriere verschieben. Wenn das letzte und längste Stück "My only sail" mit der oft wiederholten Zeile "Carry me far away from here" verklungen ist, scheint eine Entscheidung darüber aber nicht ganz so wichtig zu sein. Frei ist Freitas.

(Carsten Rehbein)

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Highlights

  • Middle
  • In the frame
  • Francesca
  • My only sail

Tracklist

  1. Saturday night underwater
  2. The light
  3. Hold that thought
  4. Little man
  5. Middle
  6. Let it be known
  7. In the frame
  8. Affected
  9. Francesca
  10. My only sail

Gesamtspielzeit: 38:37 min.

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