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Montmorensy - Writ in water

Montmorensy- Writ in water

Traumton / Indigo
VÖ: 01.04.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ein schräger Vogel

Kein Vogel ist schlauer als die Krähe - es verwundert also nicht, dass auch Montmorensys von besagtem Rabenvogel inspirierte "Croverture" einen höchst cleveren Einstieg in dieses außergewöhnliche Album bietet: Sie beginnt mystisch, um sich nach einer halben Minute dann doch von melancholischer Brokatschwere in schwärmerisch schillernde Opulenz zu verwandeln - orchestral, würdevoll, traumhaft. Worte braucht diese geschmackvoll zelebrierte Eröffnung nicht und weiß zudem schon alles vorher: Ganz im Stile der Potpourri-Ouvertüre, die insbesondere bei Operetten zu finden ist, und in der die wichtigsten Melodien des zu eröffnenden Werkes vorgestellt werden, lernt man auch hier in den ersten vier Minuten musikalische Motive kennen, die dem geneigten Zuhörer in den folgenden 12 Stücken erneut begegnen und schon bald zu guten Freunden werden.

Nicht nur die Existenz einer Ouvertüre würde dafür sprechen, dass es sich bei Montmorensys Debüt "Writ in water" um ernste Musik handelt. Paul Hankinson, der Mann hinter diesem herrlichen Wahnsinn, ist ein australischer Pianist, Komponist und Singer/Songwriter, dem es an Genie-Eigenschaften keineswegs mangelt: Schon als Dreikäsehoch klimperte er jedes Lied nach, das er in Radio oder Fernsehen aufschnappte, noch vor seiner Einschulung begann der kleine Paul, eigene Stücke zu schreiben und mit 14 hatte er bereits sein erstes Musical komponiert. So viel Talent mündete selbstverständlich in ein Klavierstudium - Hankinson schloss am Queensland Conservatorium of Music mit Auszeichnung ab, trat jahrelang als Solist mit Orchestern auf, spielte voller Hingabe Beethoven, Brahms und Schubert und gewann zahlreiche Wettbewerbe. 2006 zog er nach Berlin, wo er die Inspiration fand, sich wieder dem Schaffen als Singer/Songwriter zu widmen. Unter dem Namen Montmorensy.

Den E-Musik-Verdacht können die Texte des Australiers allerdings ganz und gar nicht bestätigen - viel eher erklären sie, wieso Montmorensy gelegentlich als Musik-Kabarettist angekündigt wird, weshalb er des Öfteren im Berliner Club "Bar jeder Vernunft" auftritt und warum es kein Zufall sein kann, dass sein Album ausgerechnet am 1. April erscheint. Die Stücke darauf sind eine abenteuerliche Kreuzung aus Kinderliedern, Musical, Kleinkunst und dem Great American Songbook. Mit anderen Worten: Montmorensy hat wirklich einen Vogel. Einerseits klingt das ausgesprochen köstlich und fantasievoll, bisweilen auch hochgradig albern, wie etwa in "The goldfish song", andererseits ist die sympathische Naivität der Stücke mit einer großen Portion Ernsthaftigkeit gesegnet. Nie sind diese Songs einfach nur lustig oder wunderlich, sondern Hankinson geht stets wahrhaftig in seiner jeweiligen Rolle auf. In der des verrückten Goldfisches ebenso wie in der einer unglücklichen Bienenkönigin, deren persönliches Leid in ihrer sechseckigen Wabe "Hexagon" gefühlvoll zu Gehör bringt.

"The cloud song" betört mit lieblich hingetupftem Glockenspiel, während "How horrid" von einer Stirnfalte zu berichten weiß, die sich als Doppelgänger einer Zeile aus einem Beethoven-Streichquartett entpuppt. "Ducks don't need satellites", das Montmorensy-Lied mit dem größten Pop-Appeal, gerät beinahe unbemerkt ins Philosophieren und "The na na waltz" tanzt sich mit charmantem Wortwitz und hochprozentigen musikalischen Schnapsideen ins Gedächtnis. Eingespielt wurden die 13 ausnahmslos klassisch instrumentierten Nummern mit hervorragenden Orchestermusikern. Dabei sind die Übergänge zwischen den Stücken harmonisch so ausgefuchst, dass unterm Strich ein großes Ganzes thront. Viel zu wünschen übrig lässt dieses fulminante Album nun wirklich nicht - außer vielleicht, dass man schon neugierig darauf wäre, wie Hankinsons Songs wohl ohne Theaterschminke und Augenzwinkern klingen würden. Aber staunen wir lieber darüber, welch ein musikalisch brillantes, meisterhaft arrangiertes und außerordentlich unterhaltsames Album ihm gelungen ist, das jede Menge Aufmerksamkeit verdient hätte. Und sollte wider Erwarten doch kein Hahn nach Montmorensy krähen, dann kann es nur daran liegen, dass Gockel einfach nicht schlau genug sind.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • The cloud song
  • How horrid
  • Ducks don't need satellites
  • The na na waltz

Tracklist

  1. Croverture
  2. Crow
  3. Pluto
  4. The cloud song
  5. How horrid
  6. Writ in water
  7. Ducks don't need satellites
  8. Hexagon
  9. Runaway star
  10. Grass in Antarctica
  11. The goldfish song
  12. The nana waltz
  13. My favourite things

Gesamtspielzeit: 56:11 min.

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