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Soft Circle - Shore obsessed

Soft Circle- Shore obsessed

PPM / Cargo
VÖ: 17.12.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Flausch und Bogen

"Lass uns das mal lose festhalten." Bemerkenswert, zu welchen Paradoxa die deutsche Sprache fähig ist, wenn es um alltägliche Dinge geht. Zum Beispiel darum, eine Verabredung anzuberaumen, von der man noch gar nicht weiß, ob man überhaupt Lust darauf hat. Der Amerikaner hingegen macht laut Urban Dictionary im Kalender einen "soft circle" um Tage mit derlei Terminen - und verpflichtet sich so zu nichts. Nachdem es in der Musikerlaufbahn von Hisham Akira Bharoocha bei den Noise-Knusperern Black Dice oder den Dance-Punks Pixeltan bisher durchaus härter zuging, bewegt sich der New Yorker mittlerweile in der Tat in softeren Zirkeln - gerade auf dem zweiten Album seines eigenen Projektes, dessen Erstling "Full bloom" noch länglich-perkussive Drone-Electronics bemühte.

Zwar huschen weiterhin Percussions und bewusstseinserweiternde Keyboardschwaden durch die auf dem Cover trefflich illustrierten Soundstrudel. Doch auch wenn Bharoocha und sein neuer Mitstreiter Ben Vida eher Bezeichnungen wie "Happy Hardcore" oder "Tropical" favorisieren, ist "Shore obsessed" eine der verdrehtesten, aber auch unterhaltsamsten Electro-Pop-Platten der letzten Zeit. Davon kündet bereits "First time", das ein langgezogen getriggertes Stimmsample in den Raum stellt, mit kleinen Gitarrenlicks die Indie-Fraktion ködert und mittendrin hawaiianisch anmutende Steeldrums rausholt. Blumenmädchen in Baströckchen sind zwar noch nirgends zu sehen - aber Tropenhelmpflicht auf dem Dancefloor kennt man ja spätestens seit Future Islands' "Tin man".

Einen bezaubernderen Opener hätte sich Bharoocha für dieses hinreißende Album jedenfalls kaum ausdenken können. Flauschig umpuscheln Keyboard-Loops die Songs, die Beats schweben meistens in etwa einem halben Meter Höhe, verlieren aber trotzdem nie die Bodenhaftung. Alles klöppelt, klingelt und menschelt, als würde sich statt nur zwei Mann eine ganze Schar elektronischer Heinzelmännchen an luftigen Percussions, schräg programmierten Rhythmusmaschinen und spröde gezupften Gitarrensaiten zu schaffen machen. Und zum tiefenentspannten Zwischenstopp "Take flight", der hauptsächlich von seinem wurmigen Riffing lebt, kann man auch einfach nur die Füße baumeln lassen.

Und sich darauf vorbereiten, dass Bharoocha gelegentlich auch härtere Saiten aufzieht und der Menschheit wie bei "Nerve of people" ab und zu milde einen mitgibt: "There is nothing that could satisfy this world / Greed, hate and desire all wrestling in the dirt." Dazu grummelt der Vocoder und sprotzt eine simple, aber effektive Synthie-Linie, bevor "Reaper" Foals-Gitarren zu nagelndem Uptempo übers Knie legt und Soft Circle erstmals richtig unmissverständlich auf dem Dancefloor platziert. "Bonzer" gönnt sich kurz vor Schluss mit bassigen Zerrsounds, Trommelwirbel-Intro und dicken Breakbeats gar einen richtigen Tumult. Doch wenn "Not another follower" den Kreis launig hüpfend wieder schließt, war im Grunde alles halb so schlimm. Festhalten. Unbedingt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • First time
  • Don't know
  • Nerve of people
  • Reaper

Tracklist

  1. First time
  2. Don't know
  3. Treading water
  4. Light bright
  5. Take flight
  6. Nerve of people
  7. Reaper
  8. Bad habit
  9. Bonzer
  10. Not another follower

Gesamtspielzeit: 38:15 min.

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