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Johannes Oerding - Boxer

Johannes Oerding- Boxer

Sony
VÖ: 28.01.2011

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Kämpfer-Typ

Der deutsche Biedermeier ist zurück. Spätestens seit Unheilig den Sieg beim Bundesvision Song Contest davongetragen haben, ist die neue Spießigkeit markt- und chartskompatibel. Salonfähigkeit nennt man das. Das Haus ist geputzt, das Auto steht in der Garage, die Kinder machen brav ihre Hausaufgaben. Und kurz vor dem Zubettgehen wird über das heile Leben gesungen, aber auch über die Sehnsucht, die Steuererklärung und die Liebe. Es soll alles so bleiben, wie es ist - in einer Welt, die schon lange nicht mehr diejenige ist, wie wir sie kannten. Johannes Oerding kämpft auf seinem zweiten Album "Boxer" gegen die Ungerechtigkeiten des Lebens an und auch gegen Klischees, die man als deutscher Singer/Songwriter schnell angeheftet bekommt: "Du kämpfst wie ein Boxer / Du stehst immer wieder auf." Das ist eine unmissverständliche Botschaft.

Oerding kommt aus der Nähe von Kleve am Niederrhein, was unweit vom bekannten Austragungsort des Haldern-Pop-Festivals gelegen ist. Mit umgehängter Akustikgitarre und eindringlicher Stimme wäre dort sogar ein Slot für ihn offen, doch leider geht "Boxer" oftmals zu sehr in Kitsch und in Belanglosigkeiten auf. Der Mut, der im Text des Auftaktstücks "Tausend Menschen" zur Geltung gebracht wird, wurde nicht auf die musikalische Darbietung übertragen. Die Thematisierung des dringlichen "Neubeginns" bleibt somit Wunschvorstellung. Ein Wagnis ist "Boxer" keineswegs, eher ein solides Machwerk, das sich auch ganz gut im Radio des häuslichen Bügelzimmers macht.

Später wird dann noch das "Reparier'n" thematisiert und das Schuldenfreisein in "Morgen". Stets beschwingt zieht sich Oerdings durchaus eindringliche Stimme, die manchmal etwas überambitioniert wirkt, durch die neun Stücke. Die polierte Produktion kann auch kaum vertuschen, dass es im Songwriting nur recht wenig Abwechslung gibt. Im guten "Zurück" trumpft das Klavier ganz groß auf, ebnet sich seinen Weg und ertrinkt nicht im Schaum der Langeweile. "Ich bin bald zurück / Lass' das Licht für mich an / Damit ich Dich sehen kann." Das ist allgemein verständlich und lässt den Hörer schmunzeln.

Ansonsten bleibt es auf "Boxer" bei etwas Ratlosigkeit und bei einer knappen 90:100 Niederlage nach Punkten, um einmal die Sprache des Boxringes zu verwenden. Jemand, der gute deutsche Texte edler in schmuckes Liedgut verwandeln kann und Chartskompatibilität bewiesen hat, ist Phlipp Poisel, der mit "Bis nach Toulouse" zwar auch keine Höchstwertung abstauben konnte, aber mehr Charme ausstrahlt als Oerding hier. Aber das ist nach ordentlichem Kampf nur eine Punktniederlage und kein KO in der 2. Runde. Bleib stehen!

(Carsten Rehbein)

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Highlights

  • Morgen
  • Zurück

Tracklist

  1. Tausend Menschen
  2. Reparier'n
  3. Morgen
  4. Trotzdem
  5. Zurück
  6. Boxer
  7. Erster Klasse
  8. Alles was bleibt
  9. Gelandet

Gesamtspielzeit: 35:16 min.

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