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Tua Und Vasee - Evigila

Tua Und Vasee- Evigila

Chimperator / Rough Trade
VÖ: 03.12.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Rot zu Grau

Ein Road-Trip, der durch karge Landschaften führt. Und auf einmal der Umsturz, die Stadt. Subtiler als bei Stephen King, aber trotzdem hat sich die Stimmung eindeutig nicht zum Besten gewendet. Hinter jeder Ecke lauern Ängste, die nur darauf warten, sich auf die Schultern der Neuankömmlinge zu stürzen. Kein Mensch weit und breit, das Leben ist auch den letzten Bewohnern entwichen. Tua Und Vasee begeben sich mit ihrer Zusammenarbeit in jene Stadt, die sie "Evigila" getauft haben. Gegenseitig haben sich beide Produktionen und Features untergeschoben, und somit war die Aufregung groß, als sich ein gemeinsames Album abzeichnete. Einige Zeit verstrich, und erst "Die Stadt" riss dann als offizieller Vorbote alle Himmel auf. Evigila ist Konzept und Grundidee, aber auch nicht mehr. Der Sound, den sich Tua Und Vasee in Eigenarbeit geschaffen haben, hält hier die Dichte und Stimmung über alle dreizehn Tracks. "Und die Musik macht das Ganze erst traurig."

"Evigila" pendelt sich irgendwo zwischen Dubstep und HipHop ein, auch wenn beide Künstler selbst von Pop sprechen. Das Album schwingt zwischen den Rhymes von Tua, die sich manchmal in einen tristen Flow fressen, und dem Gesang von Vasee, der meist kurz vor dem Umschwung zum Pathos Halt macht. "Roter Luftballon" liebäugelt mit seiner kindlichen Hook vor düsteren Beats und bitteren Lyrics. Ratlosigkeit allerorten. Der einzige Halt ist oft Vasees Stimme, die den kalten Gerüsten noch ein wenig Wärme abringt. Wenige Worte reichen, um durch ihre Klarheit Atmosphäre zu erzeugen. "Evigila" ist ein Irrgarten, in dem das Ziel nie erreicht werden kann, nie erreicht werden will. Die verschlungenen Klavierlinien von "Der Pianist" bohren sich direkt in das Unterbewusstsein, ebenso wie "Der Präsident", in dem Sätze und Worte von Barack Obama neu zusammengefügt und mit bedrohlich-düsterem Klang unterlegt wurden. Vasee trägt "2in1" weg von der Ballade und doch auch nur wieder in den bekannten Kreis. Schon "Die Stadt" klagte über den bornierten Wachstumszwang, daher kann "Evigila" nur Bewegung innerhalb der eigenen Grenzen bieten.

Dass sich die Farben an den Wänden von "Evigila" auf Grau und Rot beschränken, ist der einzige Kontrast, der noch bestehen kann. Es ist dieser Ort, der sich in den tiefsten Strukturen der Tracks aufhält, der sofort bekannt und vertraut und doch so fremd und kalt ist. Vasee und Tua bieten hier eine der ungewöhnlichsten Platten, die der deutschen Rap-Landschaft entsprungen ist, da sie kompromisslos außerhalb jeder Grenzen liegt. Bassläufe überbrücken die kargen Klippen von "Soll das alles sein", und der zerdrückte Synthiesound zieht seine Schleifen über den Refrain. Die Verwandtschaft zu Maeckes' "Kids" drückt sich nicht nur in den Rhymes von "Bei Dir" durch, sondern auch in der gesamten Haltung zum Rest der Welt. Die Gedanken kreisen auf "Evigila" schwer, doch Lösungen haben sie auch nicht parat. Es ist ein Blick in die eigene Paranoia. Einen Ausweg mag es aus der Stadt geben. Im Rückspiegel wird sie aber noch lange zu sehen sein.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Aufgeben
  • Der Präsident
  • Szene in der Wüste
  • Roter Luftballon

Tracklist

  1. Die Stadt
  2. Aufgeben
  3. Soll das alles sein
  4. Der Präsident
  5. Alles funktioniert
  6. Szene in der Wüste
  7. Der Passant
  8. Roter Luftballon
  9. Wer ich sein will
  10. Das Blut
  11. Der Pianist
  12. 2in1
  13. Bei Dir

Gesamtspielzeit: 56:24 min.

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