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Blitzen Trapper - Destroyer of the void

Blitzen Trapper- Destroyer of the void

Sub Pop / Cargo
VÖ: 11.06.2010

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Toll kühn

Was haben die deutschen Trainigsanzug-Rocker Madsen und Blitzen Trapper, das spinnerte Folk-Sextett aus Portland, gemeinsam? Korrekt, mächtig einen an der Klatsche! Denn hier wie da goutierte man wohl vor den Aufnahmen zum jeweils aktuellen Album einmal zu oft "A night at the opera". Keine Angst, Blitzen Trapper bleiben nach wie vor ihrem experimentierfreudigem Folkrock treu, doch der Opener und Titeltrack ihres fünften Albums ist purer, goldbestäubter Bombast, der beschwipst die Showtreppe herunterstolpert und somit diese denkwürdige Platte einleitet. Wobei schnell klar wird: Blitzen Trapper wollen raus aus dem Korsett, fahren mit ihrem alten Buick ziemlich breitspurig in der Mitte der Straße und scheuen sich nicht davor, das schief gestimmte Klavier vom Straßenrand aufzulesen.

Die Folk-Puristen müssen jedoch keine Angst haben: Auf "Destroyer of the void" funkelt manch' Perle heller als je zuvor: "Laughing lover" hoppelt wie ein wild gewordenes Pony durch die Prärie und punktet mit quietschender Gitarre und den typisch-harmonischen Chören. "Below the hurricane" träumt von vergangenen Jahrzehnten und klingt wie aus der Zeit gefallen. Da hatte wohl jemand die Telefonnummer von Doc Brown. Hier überzeugen Blitzen Trapper mit ihrem wunderbaren Verständnis für Melodien, ihrer Grenzenlosigkeit, denn: Auf "Destroyer of the void" tanzen Folk, Rock, Blues und Americana auf dem Tisch, während Gevatter Country in der Ecke hockt und vor sich hin döst. Eine nimmermüde, bunte Patchworkdecke für den bärtigen Hillbilly, der morgens um sieben - wenn die Welt noch in Ordnung ist - seine vergilbten Zähne mit einem ordentlichen Schluck Bourbon bespült.

Nichtsdestrotz verlieren sich Blitzen Trapper das eine oder andere Mal zu oft in ihrer Experimentierfreudigkeit. Der eingangs erwähnte Opener ist allenfalls mit Augenzwinkern zu ertragen, und "Love and hate" quengelt monoton, bis schlussendlich vor lauter dicker Eier die Hose platzt. Der Grat zum perfekten, spannenden Song ist eben schmal, und Blitzen Trapper tappen ab und an über die festgelegte Geschmacksdemarkationslinie. Meistens jedoch kommen Eric Earley und seine Mitstreiter heil am Ziel an und präsentieren dann beispielsweise traurig nölende Rührseligkeiten wie das tolle "The man who would speak true", wo sich die angestaubte Mundharmonika im fusseligen Bart verfängt und dem Song dadurch einen herrlich traditionellen Spirit verleiht.

In "The tree", einer Kollaboration mit Alela Diane, tragen die tapferen Cowboys eine Träne im Knopfloch und mindestens zwei Kugeln im Revolver. Blitzen Trapper, diese mehrheitlich unrasierten Holzfällertypen, können auch Liebeslieder, jaha! Sehnsucht und Einsamkeit sind eben Leitmotive der einsamen Wölfe. Und selbst wenn sich Blitzen Trapper auf "Destroyer of the void" gelegentlich zu weit in unerforschte Welten unnötigen Tamtams und Pomps wagen, bleibt diese LP ein guter Beweis für die Tollkühnheit dieser Männer.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Laughing lover
  • Below the hurricane
  • The man who would speak true

Tracklist

  1. Destroyer of the void
  2. Laughing lover
  3. Below the hurricane
  4. The man who would speak true
  5. Love and hate
  6. Heaven and Earth
  7. Dragon's song
  8. The tree
  9. Evening star
  10. Lover leave me drowning
  11. The tailor
  12. Sadie

Gesamtspielzeit: 45:56 min.

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