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Archie Bronson Outfit - Coconut

Archie Bronson Outfit- Coconut

Domino / Rough Trade
VÖ: 19.03.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Electric Fuzzyland

Ob der Erfinder der elektrischen Gitarre damit gerechnet hat, dass in naher Zukunft einmal Hunderte Rockbands versuchen, dem Gerät so viele Dezibel wie möglich abzuringen? In Frequenzen, die außerhalb dessen liegen, was im allgemeinen Verständnis so als Musik durchgeht? Mit Flaschenhälsen, Zungen und Drumsticks, manchmal gar mit Geigenbögen werden die Saiteninstrumente malträtiert, nur damit der erzeugte Klang durch Bataillone von Effektgeräten und Verstärkern gejagt werden kann. Was aus den Lautsprechern schallt, hat manchmal nichts mehr zu tun mit dem, was eigentlich zu hören sein sollte. Es sind doch bloß ein paar Saiten, die da angeschlagen werden.

Archie Bronson Outfit schlagen mit ihrem Drittwerk "Coconut" in eben diese Kerbe. Der hier auf 40 Minuten festgehaltene Gitarrenkrach ist allerdings keiner der wütenden Sorte. Es handelt sich auch nicht um Krach als spezielle Form der Kunst. Es ist eher die reine, unverfälschte Lautstärke, die entsteht, wenn man den Verstärker zu weit aufdreht. Archie Bronson Outfit sind jene Band, die zwei Nebenräume weiter probt und doch immer noch lauter zu hören ist als man selbst, während man zwischen überforderten Eierkartons auf seine eigenen Instrumente einprügelt. Unter ihrem Fuzz-, Phaser- und Flangergewitter ein Riff oder einen Akkord ausfindig zu machen, fällt zuweilen schwer. Das mag auch daran liegen, dass sich "Coconut" anhört, als sei die Platte in einem freischwebenden Würfel aus Wellblech aufgenommen worden. Garage Zwei Punkt Null sozusagen.

Aber was ein objektiver Mangel an der Soundqualität sein mag, verdichtet sich in Zusammenhang mit den atemlosen Songs des Trios zu einer anstrengenden, aber lohnenden Achterbahnfahrt durch den Psychedelic Rock. Schon "Magnetic warrior" steht mehr unter Strom als die Katze auf der Oberleitung. Vor dem stoisch-monotonen Schlagzeug-Beat fräst sich die Gitarre, bewaffnet mit einer Armada aus Fußpedalen, direkt durch die Bauchdecke in Richtung Magen. Die meisten Stücke pendeln sich irgendwo zwischen Folk auf LSD und Highspeed-Doom ein. "Wild strawberries" gemahnt an frühe ..And You Will Know Us By The Trail Of Dead erinnert, bei "Hunt you down" schleicht sich gar eine fast cleane Melodie zwischen all den Overdrive, und mit "Chunk" zeichnet sich sogar ein kleiner Hit mit Disco-Beat, pumpendem Basslauf und Funk-Gitarren ab.

Trotz all ihrer Lautstärke klingen Archie Bronson Outfit nie aggressiv. Der Sound lädt die Atmosphäre wie vor einem starken Gewitter auf. Überall flimmert und flirrt Elektrizität in der Luft, bei jeder Berührung gibt es kleine Entladungen. Die Band steht draußen und wartet auf den ersten Einschlag, während kunterbunte Papierdrachen an ihren elektrischen Gitarren befestigt am dunklen Himmel schweben und gleich Tausende Volt durch die Verstärker schicken. Ob die elektrische Gitarre dafür erfunden wurde? Aber sicher doch.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Magnetic warrior
  • Chunk
  • Run gospel singer

Tracklist

  1. Magnetic warrior
  2. Shark's tooth
  3. Hoola
  4. Wild strawberries
  5. Chunk
  6. A right to a mountain life / One up on yourself
  7. Bite it & believe it
  8. Hunt you down
  9. Harness (Bliss)
  10. Run gospel singer

Gesamtspielzeit: 40:09 min.

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