Valleys - Sometimes water kills people
Semprini / Cargo
VÖ: 06.11.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Das Versprechen
Man muss schon sagen: Es sind wirklich exorbitant große 20 Minuten, die das Debüt der Montrealer Viererbande Valleys einleiten. Sie erzeugen Schöngeist, Trauer und echt finstere Gänsehaut gleichermaßen. Simon & Garfunkel auf Grusel-Tour, gewissermaßen. Mittendrin: Matilda Perks und Marc St. Louis. Ihre Stimmen provozieren den Polstergeist mit einer Mischung aus Sorge, Güte und Beschwörungsformel. Stets gemeinsam, stets eng aneinander - als hielten sie den Gang durch ihr musikalisches Gespensterschloss ohne Händchenhalten beileibe nicht durch. Und auch der Hörer weiß sich besser nie allein.
Akustik-Pickings flackern zwischen spanischen und klassischen Gitarrenläufen. Bereinigen sich durch Glockenspielfiguren und verschachtelte Westernmotive. Und gehen schließlich über in ein einziges Brummen mit Feedback. Harfentupfer imitieren einen Pferdegalopp, erneut hereinprasselnde Glockenspiele antworten mit einem Wasserfall an sich nie wirklich entladender, energetischer Melancholie. Dazu schwillt ein Soundteppich drohend an, klärt aber nie die Situation, sondern stirbt noch vor dem finalen Kollaps. Ein schnappatmender Beat schießt als Projektorflackern herauf, wird direkt auf die blankgefegte Leinwand des Unterbewussten geschossen. Melancholische Blues-Slides jammern durch ein Melodie-Universum, das seit dem Absterben eines Fixsternes wie Come bereits zu einem Schwarzen Loch zerfallen schien. "It's not a good sign", schlottert Perks durch ihre Verwirrung - und schon springt ihr der Rest der Bande zur Seite. Schön, wenn auf Freunde Verlass ist.
Mit dem letzten Klavierdröhnen von "Slow path" gönnt sich "Sometimes water kills people" dann ein wenig Ruhe. Einzelne Höhepunkte werden noch angesteuert, ansonsten aber trudelt die Platte - an manchem vorbei und in nach wie vor ebenso lautstarken wie hymnischen Figuren aus. Genau diese Ruhe aber haben sich Valleys nach diesen Stücken auch redlich verdient. Zumal sie immer wieder trügerisch bleibt und sich keinesfalls kampflos ihrem Schicksal ergibt. Auch jetzt nehmen Valleys den Hörer mit, der Sog aber zieht deutlicher nach unten. Er schwebt auf das Ende der Platte zu, hört, sieht, fühlt ihr beim langsamen Vergehen zu.
Ohne Schwerkraft ist auch das indes nicht zu bewerkstelligen. Valleys schalten sie zu, wenn aus der Mitte von "Silent woods" wieder das Projektorflackern dröhnt, Lichter zu Klängen, Bilder zu Körpern werden. Und der Song darauf in aller Entschlossenheit auf sein geklärtes Anfangsriff zurückkommt, um erneut den Weg für ein bibberndes Duett zu öffnen. "A slow dance with your sister last night", fasst der Schlusspunkt den Weg des Albums in einer grandios gesungenen Zeile zusammen. Die Stimmen verschwistern sich ein letztes Mal, tanzen und vibrieren, tasten sich durch die Dunkelheit, singen sich Mut zu. Und sobald sie verstummen, bricht auch das Gitarrendelay beinahe barbarisch mittendurch. Wenn da mal nicht jemand die letzte Kerze ausgeblasen hat. Zurück in der Dunkelheit bleibt allein das Knacken des Fußbodens, das Atmen der Wände. Tief im Bauch der Spukhöhle hält der Hörer inne. Hat sich von zwei Geistern in ihr Habitat führen lassen. Streckt die Hand ins Unbekannte. Hofft auf Beistand.
Highlights
- Killer legs
- Tan lines
- Slow path
- The breakers
Tracklist
- Killer legs
- Santiago
- Tan lines
- The heavy dreamer
- Slow path
- CR68C
- Silent woods
- Le sujet est delicat
- The breakers
Gesamtspielzeit: 39:09 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Beefy |
2009-11-29 12:27:12 Uhr
Ok, vielen Dank. Übrigens, wollen wir uns mal wieder per Mail austauschen? Ist ja schon Ewigkeiten her :-) |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2009-11-29 12:03:20 Uhr
So gut kenn ich ihn eben nicht mehr:)Also, bei mir ist es unterschiedlich. Manchmal wenn ich in der richtigen Stimmung bin (wie oben beschrieben) finde ich es sehr gut. Die Stimmung die erzeugt wird ist sehr intensiv und vergleichbar mit zum Beispiel Radical Face (100% Empfehlung wenn du das noch nicht kennst) oder DM Stith. Es kommt mir manchmal so vor als wäre man in einem alten Haus voller Geräusche, es ist stockdunkel und der Wind bläst gegen die Fenster. Andererseits kann ich es mir manchmal fast nicht anhören. Da halte ich dann meistens kaum 2 Lieder aus. Als würde ich je nach Stimmung zwei unterschiedliche Alben hören. Würde sagen, geh mal auf Myspace, hör dir die wenigen Lieder vom Album an und entscheide dann selbst. Aber eine uneingeschränkte Kaufempfehlung kann ich dir leider nicht geben. Ich muss selber erst einmal schauen wie das in ein paar Wochen aussieht. Kann sich alles noch verändern. |
Beefy |
2009-11-29 11:41:27 Uhr
Lieber Triumph, lohnt es sich denn wirklich? Du kennst meinen Geschmack (hoffentich immer noch) :-) |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2009-11-29 10:05:08 Uhr
Kaufen lautet die Devise:) |
Beefy |
2009-11-29 09:40:09 Uhr
Verdammt, leider finde ich *hust* nichts :-( |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Gravenhurst; Papa M; David Pajo; Holopaw; Owen; Jet Johnson; Yo La Tengo; Calla; L'Altra; Destroyer; Come; Thalia Zedek Band; Piano Magic; Bound Stems; Califone; Red House Painters; Sun Kil Moon; Idaho; Death Cab for Cutie; The Album Leaf; Radiohead; Stars; Arab Strap; Malcolm Middleton; Sophia; Simon & Garfunkel; The American Analog Set; Quasi; Anaïs Mitchell; National Skyline; Guitar; The Secret Stars; Broken Social Scene; State River Widening; The Notwist; März; Hayden; Damien Jurado; Savoy Grand; Art Of Fighting; Iron & Wine; Hobotalk; Uzi & Ari; Band Of Horses; The Acorn; Fleet Foxes; Tara Jane O'Neil; Mogwai; Múm; Efterklang; Lampshade; Tortoise; Four Tet; Kreidler; Pele; Collections Of Colonies Of Bees
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- Sun Kil Moon - Common as light and love are red valleys of blood (187 Beiträge / Letzter am 28.09.2020 - 04:03 Uhr)
- Jimi Hendrix - Valleys Of Neptune (5 Beiträge / Letzter am 19.03.2010 - 21:47 Uhr)
- Valleys - Sometimes Water Kills People (10 Beiträge / Letzter am 29.11.2009 - 12:27 Uhr)