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Hello=Fire - Hello=Fire

Hello=Fire- Hello=Fire

Schnitzel / Rough Trade
VÖ: 30.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Antithese zur Prothese

Das zweite Glied. Es gibt Herren der Schöpfung, die nur zu gerne eins hätten, um damit Dinge zu verrichten, die an dieser Stelle besser nicht weiter ausgeführt werden. Und es gibt solche, die zuweilen die Nase voll davon haben, in diesem zu stehen. Dean Fertita zum Beispiel. Sicher ist es toll, mit Jack White und Alison Mosshart die Indie-Supergroup The Dead Weather zu gründen und bei Queens Of The Stone Age die Arscheimergitarre zu bedienen. Doch eben immer nur die zweite. Es wurde also Zeit für eine eigene Band und umgekehrte Vorzeichen: Diesmal darf Brendan Benson die Hälfte der Songs "nur" mitschreiben und -produzieren, und Josh Hommes Jungs geben ihrerseits die Erfüllungsgehilfen beim Einrumpeln.

Und so ist Fertita ganz vorne dabei auf einer hochprozentigen Sause, bei der Power-Pop und Glam-Rock in Dauerrotation laufen. Die allerdings auch klar macht, warum er in der Vergangenheit meist eine untergeordnete Rolle spielte. Fertita ist eben kein großmäulig bluesige Verzweiflung herausnölender Aufschneider wie Jack White und boxt sich ebensowenig mit Rasiermessern an den Ellenbogen in die erste Krachreihe. Dazu ist er einfach ein zu bescheidenes Kerlchen. Singt, statt zu skandieren. Seufzt, statt zu jammern. Und hat außerdem beim Buhlen um die Gunst der Ladies eine ungleich charmantere Art als die meisten anderen Rockmusiker.

Wo die nämlich vor lauter Gepose kaum aufrecht gehen können, erweist sich Fertita als Meister des Weglassens und der Indirektheiten. "Let’s see what we can do / In the space of this afternoon, Babe" - schon die ersten Worte dieses Albums sind kultiviertes Unterhaltungsangebot und keine ungehobelte Anmache. Selbst wenn es konkreter wird, geht das nicht ohne listige Reime und Spitzfindigkeiten ab: "Together we'll conspire / And watch it all transpire." Statt ins Bett bekommt man Frauen mit so etwas zwar eher in den Ohrensessel, wo man ihnen dann immerhin bedächtige halbakustische Balladen wie die Single "Nature of our minds" oder das delikate Midtempo von "Parallel" vorklampfen kann. Und mehr will Fertita vermutlich auch erst einmal gar nicht.

Unzüchtige (Tanz-)Bewegungen kann man später immer noch vollführen. Denn auch das funktioniert zu "Hello=Fire" prächtig. Etwa bei "She gets remote" oder dem munteren Opener "Certain circles", der genauso verschwenderisch frohlockt wie die New Pornographers, wenn sie ins "Twin cinema" gehen. "Mirror each other" hetzt sich zwischen Stonerrock und Spandexhosen ab, bevor das Stück vor einer Mauer aus dengelndem A-B-Repeat endet. Und "Faint notion" kräuselt und knetet seine hyperaktiven Riffs so lange durch, bis nur noch ein übergeschnappter Johlrefrain übrigbleibt. Doch trotz solcher gelegentlicher Großkariertheiten weiß Fertita im Grunde, wo er hingehört. Sollen demnächst doch wieder andere ihr Ding schwingen. Damit er dann irgendwann noch einmal mit einem so überraschend gelungenen Album um die Ecke biegen kann.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Certain circles
  • She gets remote
  • Faint notion
  • Parallel

Tracklist

  1. Certain circles
  2. Far from it
  3. She gets remote
  4. Mirror each other
  5. Nature of our minds
  6. She's mine in sorrow
  7. Faint notion
  8. Someplace spacious
  9. Looking daggers
  10. I wanna like you
  11. They wear lightning
  12. Parallel

Gesamtspielzeit: 40:30 min.

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