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Russian Circles - Geneva

Russian Circles- Geneva

Suicide Squeeze / Cargo
VÖ: 23.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Per plex

Oft genug wird in der Musik ja "komplex" mit "kompliziert" gleichgesetzt. Gerade Postrock-Bands balancieren immer wieder auf dem schmalen Grat zwischen Fordern und Überfordern des Hörers. Heraus kommen dann 20-minütige Epen mit sieben Tonartwechseln, mehreren Dutzend Instrumentalspuren, eingebettet in ein Konzeptalbum über sibirische Mammutjäger, die auf dem Mond die Büchse der Pandora öffnen. Wenn das schiefgeht, versteht man nur noch Weltraumbahnhof, und den Boxen der heimischen Stereoanlage entweichen lauter kleine Fragezeichen - oder zumindest die akustischen Äquivalente dazu.

Russian Circles backen kleinere Brötchen. Zum einen verzichten sie komplett auf Gesang, stehen damit allerdings noch genretypisch in einer Reihe mit Bands wie Karma To Burn oder den Mathrockern Don Caballero. Zum anderen lassen sie ihren Songs aber auch Raum, sich zu entfalten. Statt komplizierter Arrangements voller Breaks und Haken rückt auf "Geneva" die Atmosphäre in den Vordergrund. Die drei Musiker nehmen sich Zeit, um ihre Melodien in die Songs einfließen zu lassen und miteinander zu verknüpfen. Jeder Schritt wirkt dabei durchdacht und zielgerichtet, Knall- und Schockeffekte sind ihnen zu platt, über allem steht die Komposition.

Wenn sich aus der Sound-Ursuppe von "Fathom" zunächst das Schlagzeug, dann der erdig grummelnde Bass und schließlich das noisig quietschende Gitarrenriff herausschälen, sind alle Elemente beisammen, die schon den Vorgänger "Stations" aus der Masse der Postrock-Veröffentlichungen herausstechen ließen. Diesmal gesellen sich noch vereinzelte Bläser oder angenehm im Hintergrund agierende Streicher zum Instrumentarium der Russian Circles hinzu. Am bemerkenswertesten ist allerdings nach wie vor Dave Turncrantz' dynamisches Schlagzeugspiel, dass alle Songs zusammenhält und sie mitnimmt, aber den anderen Instrumenten auch den Platz lässt, sich neben- und aufeinander zu stapeln oder übereinander herzufallen.

So beginnt etwa "Malko" mit einem denkbar geradlinigem Beat und einem locker-luftigen Spacerock-Riff, bevor der Bass den Groove übernimmt und sich der Song langsam in eine Noiseattacke aus Trommelwirbeln und scheppernden Becken entlädt. In den lauteren Momenten kommt die Band dem Spätwerk von Karma To Burn ziemlich nahe, ohne jemals Stonerrock zu spielen. Aber auch die ruhigeren Momente, wie das minimalistische "Hexed all" oder das nur selten laute, aber trotzdem monumentale Abschlussstück "Philos", überzeugen durch ihre perfekt austarierten Spannungsbögen, die dichte Atmosphäre - und eine fordernde Komplexität, die nie überfordernd kompliziert wird.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Fathom
  • Malko
  • Philos

Tracklist

  1. Fathom
  2. Geneva
  3. Melee
  4. Hexed All
  5. Malko
  6. When the mountain comes to Muhammad
  7. Philos

Gesamtspielzeit: 46:01 min.

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