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Marcy Playground - Leaving wonderland ... in a fit of rage

Marcy Playground- Leaving wonderland ... in a fit of rage

Woz / Cargo
VÖ: 13.11.2009

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schön war die Zeit

Marcy Playground sind ein klarer Fall von "Ach-die-gibts-noch?"-Band. Denn nachdem "MP3" vor fünf Jahren keine lange Halbwertzeit auf dem hiesigen Plattenmarkt und in der Erinnerung der Musikkonsumenten beschieden war, gerieten die Amerikaner in der Folge ziemlich in Vergessenheit. Ohnehin war die Popularität der Band nach dem Erfolg der locker-flockigen Debütsingle "Sex and candy" konstant in den Keller gesackt. Und ginge es nach John Wozniak, hätte sich an diesem Zustand zunächst einmal auch nichts geändert. Der Frontmann und Alleinherrscher bei Marcy Playground wollte "Leaving wonderland ... in a fit of rage" nämlich eigentlich als Soloalbum herausbringen. Doch als es zu Verzögerungen bei der Veröffentlichung kam, holte sich Wozniak kurzerhand seine beiden Bandkollegen ins Studio, nahm mit ihnen ein paar zusätzliche Stücke auf und deklarierte das Resultat zur vierten Marcy-Playground-Platte. So einfach geht das manchmal.

Die ursprüngliche Bestimmung hört man "Leaving wonderland ... in a fit of rage" jedenfalls sofort an. Die meisten Songs sind nämlich nicht nur einen ganzen Zacken entspannter als die lauter rockenden "MP3"-Kompositionen - Wozniak hat auch weitaus persönlichere Texte geschrieben. Klar war bei Marcy Playground schon immer die akustische Gitarre genauso wichtig wie die verzerrte. Aber diesmal sind laute Ausbrüche wie "Gin and money" oder lebhafte Poprocker wie "Star baby" wirklich die Ausnahme. Statt dessen tritt Wozniak in reduziertem Klanggewand betont nachdenklich und selbstreflexiv auf. Da ist nicht mehr viel zu spüren vom Sommerfeeling des Debütalbums, von College-Rock und "Sex and candy". Genau dieser melancholische Grundton verleiht diesem Album dann jedoch einen unerwartet großen Reiz.

Also die Vorhänge zugezogen, ein Glas Wein eingegossen und den bequemen Sessel freigeräumt. In einer solchen Umgebung lässt sich "Leaving wonderland ... in a fit of rage" richtig genießen. Das Gospel-angehauchte "Irene" lädt zum Mitsummen ein, der polternde und schleppende Opener "Blackbird" die ausgestreckten Fußspitzen zum Mitwippen und das lärmende "I burned the bed", neben "Gin and money" der aggressivste Moment der Platte, sogar den Schädel zum Mitbangen. Dass eine offensichtliche Hitsingle fehlt, stört hier kein bisschen. Wenn es dafür Ohrwürmer wie "I must have been dreaming", das von schönem Fingerpicking getragene "Memphis" oder eben "Star baby" gibt. Dass es sich nicht um die innovativste Platte des Jahres handelt, dürfte zwar niemanden überraschen, aber altbacken klingt definitiv anders. Und um noch ein letztes Mal den ausgelutschten, aber für eine Marcy-Playground-Rezension obligatorischen College-Vergleich zu bemühen: "Leaving wonderland ... in a fit of rage" ist das Album, mit dem die Band nach langer Zeit endlich ihren soliden, wenn auch nicht glänzenden Abschluss geschafft hat. Nun erinnert man sich melancholisch an die tollen Partys auf dem Campus, die Joints und die One-Night-Stands zurück, ist dabei aber mit sich völlig im Reinen. So klingt das, und so ist es gut. "All the good times, they were all right". Recht hast Du, John.

(Mark Read)

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Highlights

  • Gin and money
  • Star baby
  • I must have been dreaming

Tracklist

  1. Blackbird
  2. Devil woman
  3. Gin and money
  4. Star baby
  5. I burned the bed
  6. Irene
  7. Emperor
  8. Good times
  9. I must have been dreaming
  10. Memphis
  11. Thank you
  12. Down the drain

Gesamtspielzeit: 37:12 min.

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