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Megafaun - Gather, form & fly

Megafaun- Gather, form & fly

Hometapes / Crammed / Indigo
VÖ: 02.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Gute Nacht, John Boy

Der erste Eindruck täuscht gewaltig. Auf sämtlichen Presse- und Albumfotos sehen die drei Herren von Megafaun aus, als hätten sie mit der modernen Zivilisation noch nie etwas am Hut gehabt. Gerade noch auf Walton's Mountain, jetzt schon auf unserer Showbühne: die Brüder Brad und Phil Cook gemeinsam mit Joe Westerlund, allesamt ehemalige Bandkollegen von Justin Vernon unter dem Namen DeYarmond Edison. Der Blick in die Kamera wirkt immer so, als wüssten Megafaun nicht, was dieser kleine Teufelskasten da als nächstes vorhat. Dass sie es in ihrem Leben noch nicht weiter als bis zu Ike Godseys Krämerladen gebracht haben, wird von ihrem zweiten Longplayer "Gather, form & fly" allerdings widerlegt. Megafaun führen uns nämlich nur an der Nase herum.

Die meisten der Folksongs auf "Gather, form & fly" könnten zwar nur wenig traditioneller, gleichzeitig aber auch kaum moderner sein. Denn einerseites bedienen sich Megafaun bei der langen Americana-Tradition, andererseits aber eben auch beim in den letzten Jahren so populären Freak-Folk und treffen damit immer noch den Zeitgeist. Das leichtfüßig vor sich hin trippelnde "Impressions of the past" ist mehr bunte Klangspielerei mit Einschüben von Bläsern, Klavier und Streichern als ein wirklicher Song. Gegen Ende versinkt dessen Reststruktur gar in mehrstimmiger Schönheit und leitet über zum wohl berührendsten Song auf "Gather, form & fly", "Worried mind". Einsame Zupfinstrumente legen einen dünnen Teppich aus Wohlklang aus, und die Stimmen singen tröstend "Come on, easy your mind / Come on, ease your worried mind." Mehr braucht es nicht, um den Tag zu retten. Ganz anders "Solid ground", ein wildes und zerfahrenes Stück, das klingt, als hätten Megafaun gemeinsame Sache mit den Kollegen von O'Death gemacht.

Und dass Megafaun schon mehr von der Welt gesehen haben, als "Gather, form & fly" zunächst vermuten lässt, zeigt das Album, je weiter es vorrückt. "Darkest hour" ist nicht nur der traditionellste Song und tiriliert mithilfe einer gospelartigen Beschwörungszeremonie die sonnigeren Seiten des Lebens herbei - zusätzlich wird der Song durch permanenten Tropfenfall und Vogelgezwitscher unterbrochen sowie durch zerfahrene Elektrospielereien, die den Wohlklang einfach mal zerfasern lassen. Ein herrliches Gegenstück zur sonst so althergebrachten Americana auf "Gather, form & Fly". Auch die letzte Minute von "Columns" fällt radioheadschem Elektro-Pling-Plang zum Opfer, nachdem zuvor wieder auf allem gerieben und geschlagen wurde, was nur irgendwelche Töne hervorbringt.

So schwankt "Gather, form & fly" zwischen Naturfolk für Menschen, die ihren Kräutertee nur dann trinken, wenn er auch selbst angepflanzt ist, chaotischem Instrumentengewitter zum Mitgröhlen für die Thekenfreunde und sachte eingesetzten, elektronischen Einschüben. Insgesamt verschmelzen die drei Ansätze zu einem herzerwärmend kunstvollen Gebilde, das sich mit "Tides" nach rund 50 Minuten sanft zur Ruhe legt und die Vorhänge zuzieht. Stille kehrt ein auf Walton's Mountain.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • The fade
  • Impressions of the past
  • Worried mind
  • Darkest hour

Tracklist

  1. Bella Marie
  2. Kaufman's ballad
  3. The fade
  4. Impressions of the past
  5. Worried mind
  6. The process
  7. Solid ground
  8. Darkest hour
  9. Gather, form & fly
  10. Columns
  11. The longest day
  12. Guns
  13. Tides

Gesamtspielzeit: 51:35 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
tzz
2009-10-09 20:47:13 Uhr
@bee
kennst du " the Martini Henry Rifles"

die finde ich auch super
tzz
2009-10-09 20:10:33 Uhr
@bee
danke, hab ich beide schon:)
bee
2009-10-09 19:51:48 Uhr
tzz, hör doch in UUVVWWZ und die neue Polvo rein ,-)
tzz
2009-10-09 19:38:32 Uhr
ich wünschte mir einen bee der auf indie-noise-rock steht:)
MeMyself&I
2009-10-09 19:23:29 Uhr
Sehr schöne Platte. Schade, dass der potentiell tolle Konzertdoppelpack mit Megaufaun und den Dodos nur in den weit entfernten Städten Dresden und Köln auftritt.
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