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Baroness - Blue record

Baroness- Blue record

Relapse / Rough Trade
VÖ: 16.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Hungerkünstler

Es ist die EP, die keine ist. Das klingt zunächst seltsam für eine CD, die sich mit zwölf Titeln und knapp einer Dreiviertelstunde Spielzeit schmückt. Zumal der Titel von "Blue record" sowie das an Vorgänger und Baroness-Debüt "The red album" angelehnte, ins Blaue getauchte Artwork den Albumstatus deutlich nahelegen. Auch innen scheint ja alles beim Alten: Kübelweise gießen die Mannen um Sänger und Gitarrist John Dyer Baizley Riffs und Parts über ihrem Zweitwerk aus, so dass ihr kunstbeflissener Sludge-Metal ein ums andere Mal über die Ränder der Songgrenzen schwappt und sie durchweicht. Doch Symbole und Metaphern hin, Gesamtkunstwerk her: "Blue record" fehlt es an "richtigen" Songs. Von denen gibt es nämlich je nach Lesart nur vier bis sieben.

Nicht nur Intro und Outro fehlen dem Quartett auf der Haben-Seite: Die von Hall umwehte Akustiknummer "Steel that sleeps the eye" und das erhabene "Ogeechee hymnal" sind bei allem Charme wenig mehr als Ein- und Überleitungen zu den folgenden Mammutsongs. Auch bei den Elektroeinsprengseln und dem Spoken Word-Anteil des eigentlich hochmelodischen "O'er hell and hide" darf man dessen Autonomie-Berechtigung zumindest anzweifeln. Und "Blackpowder orchard" nimmt sein Südstaaten-Feeling direkt mit in die ersten eineinhalb Minuten von "The gnashing". Nicht, dass es "Blue record" an Substanz mangeln würde, ganz im Gegenteil. Nur übersteigt der Anteil an Material mit Ankündigungs- und Abgesangsscharakter die reinen Songentitäten zu deutlich. Dieses Ungleichgewicht nimmt den beeindruckenden Momenten etwas von ihrer Wirkung.

Von denen es zweifellos etliche gibt: Mindestens die Riff-Ritte von "Swollen and halo" und der angetäuschte Melodic-Death-Metal von "A horse called Golgotha" übererfüllen die Erwartungen, die ihr Aufbau weckt. Hier läuft die Band aus Savannah, Georgia zur Hochform auf, zweistimmige Leads zerreiben addiktive Melodien zwischen sich, und das Solo schlägt Haken zwischen den betonköpfigen Strophen. Dammwalzen von Songs, die nicht weniger als brillant sind und die Frage aufwerfen, wo Sludge, Doom und Stoner eigentlich aufhören und wo Prog anfängt. Es ist am Ende wie im Sterne-Restaurant: Sehr anspruchsvoll zubereitet und ästhetisch angerichtet, nur die Portion ist eben nichts zum satt essen. "The red album" wirkte da einfach vollständiger und ausgewogener. Letztlich entscheidet die Sichtweise: Exzellente, überlange EP oder gutes, leicht unterfrachtetes Album. Zumindest an der außergewöhnlich guten Band besteht in beiden Fällen kein Zweifel.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Jake leg
  • Swollen and halo
  • A horse called Golgotha

Tracklist

  1. Bullhead's psalm
  2. The sweetest curse
  3. Jake leg
  4. Steel that sleeps the eye
  5. Swollen and halo
  6. Ogeechee hymnal
  7. A horse called Golgotha
  8. O'er hell and hide
  9. War, wisdom and rhyme
  10. Blackpowder orchard
  11. The gnashing
  12. Bullhead's lament

Gesamtspielzeit: 42:25 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Eierfurz
2012-07-18 16:44:54 Uhr
kann da urs van 1000 sehr zustimmen.

grandioses Album! Die ganzen Übergänge, alles fließt so herrlich ineinander. man fühlt sich wie auf einem Floß auf einem Fluß.

spätestens wer das Album verpaßt hat, sollte jetzt zugreifen und es sich mit dem neuen Doppel-Album ordern.

Gerne über die Amazon-Werbung hier auf der Site.
WTF?
2010-07-29 07:02:09 Uhr
Entschuldigung: In 20 Jahren Plattensammelei hast du ganze 5 (in Worten: fünf!) Alben gefunden, die für dich subjektiv keinen Füller haben? Weiter so! Rein statistisch solltest du nach vier Jahren ja wieder so einen richtigen Knaller gefunden haben...
urs van 1000
2010-07-28 20:37:42 Uhr
Das Blue Album von Baronesss ist für mich die beste Metalplatte dieses jungen Jahrtausends.
Selten was gehört was die psychedlischen Momente von Pink Floyd, die Stoner-Riffs von kyuss und metallastigere Sachen so unglaublich homogen und faszinierend vereint.
Das ist Musik zum fallenlassen und rocken... GLEICHZEITIG! Das muss man erst mal hinbekommen. Ich höre normalerweise keinen Metal und musste mich anfangs an das Geschrei von John Bazley erst gewöhnen, aber mittlerweile gehören das Blue Album (und auch das sehr empfehlenswerte Red Album) zu meinen absoluen All-Time Faves. Also liebe Tool, Isis, Ozeansize, Russian Circles und was sonst noch Prog/Postrock-Jünger; zieht euch Baroness mal rein und gebt dem Geschrei ne faire Chance. Ihr werdet belohnt werden....
Ach übrigens Blue Album ist in meiner doch mittlerweile über 20 Jahre angewachsenen Plattensammlung eines von vielleicht 5 Platten die ich komplett ohne Füller durchhören kann (die 4 anderen wären: QOTSA-Songs for the Deaf; Hot Water Music-No Division; Tool-Lateralus; BRMC-Howl).
dr_zoolo
2010-03-29 21:03:13 Uhr
das album zündet geradeund ich sitz hier und grinse. feines ding.
Whatever
2009-12-30 17:01:16 Uhr
Kann die meist sehr schlechten Kritiken auch nicht verstehen. Fand das Red Album ganz okay (6/10) und Blue Record finde ich nun noch ein kleines Stück besser, so in etwa 7/10. A Horse Called Golgotha nervt zwar irgendwie, aber der Rest weiss zu gefallen, ich mag den Albumfluss.

Kein Meisterwerk, und auf jeden Fall schlechter als die EPs, aber unterm Strich doch ein ganz anständiges Album geworden.
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