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Times New Viking - Born again revisited

Times New Viking- Born again revisited

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 18.09.2009

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Himmel hilf!

Regen prasselt heftig nieder auf den Asphalt. Eine Holztür wird geöffnet und knarscht. Der Rezensent tritt verstohlen ein. Und dann: Den Schirm in dem dafür vorgesehen Ständer platzieren, sich durch das Kirchenschiff drücken, den Blicken ausweichen und hinein in die kleine Kabine:

"Vater, ich habe gesündigt."

"So sprich, mein Sohn."

"Ich muss gestehen, es ist mir fast etwas peinlich, aber ich habe da dieses Album zum Rezensieren bekommen. Um ehrlich zu sein, geht es mir auf den Sack. Diese LoFi-Produktion ist einfach grausam. Ja, ja, jeder will da immer ein Riesentalent erkennen. Ich höre dort aber vor allem eines: Soundmatsch."

"Vielleicht musst du nur mehr Aufmerksamkeit aufbringen. Verstehe diesen Gestus doch als Rebellion gegen gängige Konventionen."

"Das ist doch nur schön geredet. Jedenfalls kann doch kein Mensch Sachen wie '(No) sympathy' gut finden. Ein eigentlich netter Song, aber dieser Brei, der aus den Boxen tropft. Das dröhnt direkt ins Hirn, steckt 'nen Bohrer rein und raus und rotzt nochmal auf das,was von Trommelfell und Denkkartoffel übrig ist."

"Aber, aber mein Sohn, bitte mäßige Dich."

"Verzeihung."

Ein Kreuzzeichen wird gemacht.

"Es ist nur so: Ich kann es ja nachvollziehen und mag ja auch Noise und Krach, aber doch nicht, wenn er das gesamte restliche Klangbild auffrisst."

"Ist dem denn wirklich durchgängig so?"

"Nein, natürlich nicht. Ich höre etwa in 'Halfday in hell' eine schicke Melodie, und auch hier und da sind da natürlich ganz feine Momente versteckt. 'Move to California' geht zum Beispiel gut nach vorne mit einer schicken Gitarre. Aber das Unhörbare überwiegt einfach."

"Wie steht schon im alten Testament: 'Es ist besser, hören das Schelten der Weisen, denn hören den Gesang der Narren.'"

"Diese Vorlage kann ich eigentlich kaum auslassen."

Ein Seufzer erklingt von der anderen Seite der Kabine.

"Ok, ok. '2/11 don't forget' finde ich ja auch eigentlich annehmbar. Der Titelsong hat auch irgendwas, das mich zum Zappeln bringt. Und ja, die Drums haben in ihrer Stumpfheit auch was Sympathisches. Aber das kann es doch nicht sein, oder? Da muss doch einfach mehr sein!"

"Mein Sohn, solltest Du zwischen Deinen weichgespülten Folkplatten irgendwo ein Paar Eier finden, schlage ich vor, Dir diese zwischen die Beine zu klemmen. Begreife endlich, dass es sich hierbei um den größtmöglichen Stinkefinger handelt, den es für Deine produktionsverwöhnten Ohren gibt. Es bedarf nun einmal nicht immer Können, um Musik zu machen. Das ist die letzte Rebellion gegen Industriekonventionen und Hörnormen. Sei glückselig, dass Deine Ohren reingewaschen werden vom Staub des Alltäglichen!"

"Mhm. Na dann: Danke... Vater. Danke... Times New Viking."

Raus aus der kleinen Kabine, den Blicken ausweichen, sich durch das Kirchenschiff drücken, Schirm nicht vergessen und ab dafür. Sodann verfolgt durch die besten Hits aus Achtzigern, Neunzigern und dem Besten von Heute sowie dem Alltagskrach nach Hause huschen und nur noch eins im Sinne haben: Buße tun.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Born again revisited
  • 2/11 don't forgt
  • Move to California

Tracklist

  1. Martin Luther King Day
  2. I smell bubblegum
  3. City on drugs
  4. Born again revisited
  5. Little word
  6. No time, no hope
  7. Half day in hell
  8. Something more
  9. 2/11 don't forget
  10. These days
  11. (No) sympathy
  12. High holidays
  13. Hustler, psycho, son
  14. Move to California
  15. Take the piss

Gesamtspielzeit: 30:56 min.

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