Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Two Tongues - Two Tongues

Two Tongues- Two Tongues

Hassle / Vagrant / Soulfood
VÖ: 19.06.2009

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Nimm 2

Chris Conley von Saves The Day hat ein Problem. Immer dann, wenn er zu Hause Däumchen drehen will, spuken ihm Melodien durch den Kopf. Keine Minute vergeht, in der er keine Tonleiter hochkraxelt, Akkorde dekliniert oder Dur-Harmonien auf ihre Eingängigkeit abklopft. Max Bemis von Say Anything hat auch ein Problem. Immer dann, wenn er nicht gerade mit seiner Band Say Anything auf der Bühne Popsongs singt, hält ihn der Traum vom perfekten Popsong auf Trab. Two Tongues ist die erste Zusammenarbeit dieser beiden Rastlosen - ewig getrieben vom Wunsch nach Harmonie. Ihre erste Platte muss also nach allen Gesetzen der einfachen Arithmetik nicht weniger sein als das nächste "Sgt. Pepper". Oder mindestens das nächste "Pet sounds". Vielleicht aber auch das eingängigste Stück Musik aller Zeiten überhaupt. Eltern erzählen einem heute schließlich noch davon. Dass Spielkultur plus Spielkultur gleich unschlagbare Spielkultur ist, war nämlich schon damals bei Overath und Netzer so. Easy.

Chris Conley und Max Bemis haben dann auch nichts dem Zufall überlassen und die Hälfte ihrer Bands für ihre erste gemeinsame Platte gleich mit ins Studio genommen - das Beste aus zwei Welten. Und vor allem: aus eingespielten Teams. Manch Söldnertruppe im Profi-Fußball träumt davon. Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Dass Saves The Day seit Jahren ihren alten Platten hinterherhecheln? Macht nichts. Dass Say Anything bis heute nie mehr so gut waren wie 2006? Mimimimimi. Alles vergessen, wenn Two Tongues auf ihrem ersten Album gleich den ersten Song so abkochen, als ob Eingängkeit bei ihnen so etwas wie Routine wäre. Oder eine Fingerübung, für die man sich noch nicht mal sonderlich strecken muss.

Indes, es sind bloß gute Momente auf einem Album, das auf Papier schon besser klingt, als die meisten dann im Spieler. In der Praxis spielen sich die Poppunk-Allstars Conley und Bemis auf "Two Tongues" eher selten die Art von Pässen zu, wie das zuletzt vielleicht noch Millionen-Einkäufe bei Bayern München draufhatten. Fernab von Theorie und Wunschtraum ist "Two Tongues" das Arbeitszeugnis zweier Stars, die es nicht schaffen, über vierzig Minuten miteinander klar zu kommen. Wenn Bemis in "Dead lizards" zur Hochform aufläuft, eiert Conley dazwischen wie in lahmeren Songs von Saves The Day. Und wenn Conley in "Back against the wall" zum Tempodribbling durch Powerpop-Reminiszenzen an Weezer antritt, grätscht Bemis ab. Es ist frustrierend, wie wenig bei Two Tongues manchmal zusammenläuft. Meist so lange, bis Vagrant "Two Tongues" auch hätten prima als Sammlung von Rivers-Cuomo-B-Seiten verkaufen können. Oft so lange, bis man schon kurz davor steht, den Eintrittspreis zurückzuverlangen. Und manchmal so lange, bis man das Restgeld am Bierstand versaufen will.

Wie das bei überdurchchnittlich Begabten aber so ist: Nicht alles geht daneben, selbst, wenn sie das mal so wollten. Irgendwas gelingt immer, und wenn es etwas ist, das so eigentlich nicht beabsichtig war. Und Hand aufs Herz, von den 13 Schüssen, die Two Tongues hier verballern, hätte auch die Frau von Kevin Kuranyi einen versenkt. "Don't you want to come home", bestimmt mal eben als Pausenfüller gedacht, gerät zum heimlichen Gewinner unter vielen Enttäuschungen. In "Wowee z owee" stehen sich Bemis und Conley eigentlich so sehr in den Füßen, wie das Menschen sonst nur an der Supermarkt-Kasse tun - und gewinnen am Ende trotzdem mit einer Melodie, wie man sie nicht alle Tage hört. Vor allem nicht auf diesem Album. Vieles andere bleibt Ernüchterung. Und ein später Triumph für Berti Vogts: Der Star bleibt die Mannschaft.

(Sven Cadario)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Crawl
  • Don't you want to come home

Tracklist

  1. Crawl
  2. If I could make you do things
  3. Dead lizard
  4. Interlude
  5. Tremors
  6. Silly game
  7. Don't you want to come home
  8. Wowee Zowee
  9. Come on
  10. Alice
  11. Try not to save me
  12. Back against the wall
  13. Even if you don't

Gesamtspielzeit: 35:01 min.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

  • Two Tongues (2 Beiträge / Letzter am 29.01.2009 - 12:06 Uhr)

Anhören bei Spotify