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The Minus 5 - Killingsworth

The Minus 5- Killingsworth

Yep Roc / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 10.07.2009

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Wilco (The cover band)

Das Beste an The Minus 5 waren schon immer die Leute, die gar nicht richtig zur Band gehören. Peter Buck also allen voran, der wenigstens offiziell als Mitglied geführt wird, aber eigentlich auch nur Zuarbeiter an der zwölfsaitigen Gitarre ist für Gruppenleiter Scott McCaughey. Halb Wilco außerdem, Patti Smith, Lee Ranaldo, Bob Pollard, John Roderick, Mark Eitzel, Ben Gibbard, Eels-E, Ken Stringfellow, dann noch viele mehr, dann lange nichts und dann halt auch Pete Yorn. Für die achte Platte von The Minus 5 kommen nun The Decemberists als hoch dekorierte Gäste dazu und erspielen sich quasi eine zweite Chance zur Aussöhnung mit den ganzen Leuten, denen sie auf "The hazards of love" zuletzt ein bisschen arg am Progropernrad gedreht hatten - weshalb der sturzbiedere Schulmädchen-Rootsrock von "Killingsworth" gleich noch ein bisschen ärgerlicher wird.

Man muss das differenziert sehen: Strenggenommen gibt sich McCaughey natürlich keine Blöße, blättert sich bei vollem Pflichtbewusstsein durchs Programmheft von Country, Folk und Indierock und hat einen irgendwann so weit, dass man in seliger Schunkellaune an jene Zeit zurückdenkt, als Wilco das Gleiche noch dreimal besser gemacht haben. "Killingsworth" ist kurioserweise genau dann am besten. Zur unverblümt blumigen Kneipenromantik von "Tonight you're buying me a drink, Bub" ist außer einem Herrengedeck nichts mehr hinzuzufügen. In "Scott Walker's fault" zeigt Colin Meloy mit Boogie-Klavier, Slide-Gitarre, Backgroundsängerinnen, Akkordeon, Banjo, selbstbewusst nach vorne gemischten Drums und nacktem Finger auf angezogene Poplegenden. Und "Vintage violet" versteht sich als treudoof vorwärts hoppelnde Americana-Variante praktisch von selbst. Alles Songs, die auch Conor Obersts Mystic Valley Band gut gebrauchen könnte.

Die allein darf aber schon lange nicht mehr der Standard sein - und so bleibt "Killingsworth" eben schnell im eigenen Lo-Key-Selbstverständnis stecken. Selbst wenn man die Gotteskrieger-Lyrik von "I would rather sacrifice you" als ironisch umgedrehten Brechstangenzynismus begreift, wird aus seiner festgefahrenen Route-66-Schwülstigkeit kein gutes Lied mehr. Selbst wenn das Banjo in "The lurking barrister" so schön umständlich um die Ecke ackert, kann es die Löcher des Songs nicht stopfen. Und selbst wenn man immer noch eine abgehangene Altherrenrock-Platte pro Jahr kaufen will, kann das diesmal natürlich nur die neue Wilco sein. Genügsamkeit mag hilfreich sein, wenn man vor der Steuererklärung sitzt oder an die nächste Bundestagswahl denkt - "Killingsworth" aber will so wenig von sich und der Welt, dass am Ende auch verständlich wird, warum eine ungleich ehrgeizigere Band wie die Decemberists so arg am Progopernrad drehen musste.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Scott Walker's fault
  • Your favourite mess

Tracklist

  1. Dark hand of contagion
  2. The long hall
  3. The disembowelers
  4. The lurking barrister
  5. It won't do you any good
  6. Vintage violet
  7. Scott Walker's fault
  8. Big beat up moon
  9. I would rather sacrifice you
  10. Ambulance dancehall
  11. Gash in the cocoon
  12. Smoke on, Jerry
  13. Your favourite mess
  14. Tonight you're buying me a drink, Bub

Gesamtspielzeit: 41:39 min.

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