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Passion Pit - Manners

Passion Pit- Manners

Frenchkiss / Columbia / Sony BMG
VÖ: 03.07.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die neuen Pappenheimer

Was macht eine erfolgreiche Band, die das Eisen erneut schmieden will? Im Zweifelsfall die gleiche Platte noch einmal. Bei konstanter Qualität honoriert die Fangemeinde das nämlich eher als eine krampfhafte Weiterentwicklung, und für das entscheidende dritte Album kann man sich immer noch etwas Neues einfallen lassen. Nur konsequent also, dass die Plattenfirmen in Zeiten schwindender Umsätze genauso handeln. Zum Beispiel nachdem die dauerbreite Zwei-Mann-Kommune MGMT vor einem Jahr gewaltig durch die Decke ging. Also schnell den nächsten Coup dieses Kalibers nachgereicht. Gestatten: Passion Pit aus Massachusetts, die unlängst mit ihrer EP "Chunk of change" und dem hyperaktiven Helium-Hit "Sleepyhead" um die Ecke eierten. Und auch auf ihrem Debüt im Grunde die gleichen elektronische Pappe fressenden Kinderlieder für Erwachsene spielen wie das New Yorker Konsensduo.

Mit einem Unterschied: Passion Pit sind zu fünft und können so noch viel mehr halluzinogenen Lärm machen. Laden sich für einige Songs gleich einen leibhaftigen Kinderchor ins Studio, statt die kleinen Racker aus der Konserve juchzen zu lassen. Und wenn der omnipräsente Produzent Chris Zane, Les-Savy-Fav-Gitarrist Seth Jarbour und die Bläser des Antibalas Afrobeat Orchestra im Studio auftauchen, ist das planvolle Wirrwarr komplett. Synthetische Psychedelia mit Achtziger-Schlagseite? Sowieso. Elektrifizierter Indie-Rock? Auch. World Music? Ist zumindest im Geiste anwesend. Hits ohne Ende? Worauf man Substanzen nehmen kann.

Die einen dann an die verschiedensten Orte tragen. Im Opener "Make light" etwa in einen Spielwarenladen, wo Modest Mouse somnambul an Empire Of The Sun herumgruscheln. Mit treibendem Basslauf und einer Neonsonne aus fiepsigen Synthesizern. Doch eigentlich rücken Passion Pit erst danach richtig mit der Sprache heraus: "Manners" ist nicht bloß das übliche Indie-Rock-Album mit ein paar hingeklecksten Individualitätsmerkmalen, sondern hat dank seines elektronischen Unterbaus vor allem eins: einen Groove. Der einen beim hüpfenden "Little secrets" zu exakten Keyboard-Tupfern augenblicklich dazu verleitet, mit dem erwähnten Kinderchor Ringelreihen zu tanzen. "The reeling" taumelt dann delirierend über die Tanzfläche und stößt unverhofft mit Brian Wilson zusammen, dem sein Psychiater heute einmal Ausgang verordnet hat.

Doch der nimmt das nicht übel, sondern singt kurzerhand einfach in den höchsten Tönen mit - und dass das in den Credits unterschlagen wird, liegt allein daran, dass Wilson hier natürlich überhaupt nicht auftaucht. Doch selbst das ist einem nach der Hälfte dieser glückselig grinsenden Dreiviertelstunde egal. Spätestens nach den verdrehten Loops von "Sleepyhead" und "Let your love grow tall", das mit Gestampfe, Kitsch und Bombast endgültig die Bäume in den Himmel wachsen lässt. Munition für mindestens das nächste halbe Jahr "Weekend wars" bietet "Manners" allemal. Am besten also gleich noch einmal nachladen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Little secrets
  • The reeling
  • Sleepyhead
  • Let your love grow tall

Tracklist

  1. Make light
  2. Little secrets
  3. Moth's wings
  4. The reeling
  5. Eyes as candles
  6. Swimming in the flood
  7. Folds in your hands
  8. To kingdom come
  9. Sleepyhead
  10. Let your love grow tall
  11. Seaweed song

Gesamtspielzeit: 45:35 min.

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