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Mugison - Mugiboogie

Mugison- Mugiboogie

Mugiboogie / Cargo
VÖ: 27.06.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

All die Leute

Was tut man nicht alles, um in der Popmusik vorwärts zu kommen. Wie Örn Elías Guðmundsson alias Mugison aus Island. Der bekam für sein Debüt "Lonely mountain" zwar vom Fleck weg einen Vertrag beim Label des englischen Techno-Produzenten Matthew Herbert, doch dummerweise gefiel diesem die Verpackung des Demos genau so gut wie die Musik. Und so geht die Sage, dass der Künstler das Artwork der kompletten Auflage eigenhändig mit Papier, Nadel und Faden zusammenstoppeln durfte. Für sein in Eigenregie veröffentlichtes drittes Album konnte sich Mugison jetzt immerhin der Hilfe seines ganzen Heimatdorfs sicher sein, um jedes Cover einzeln anzufertigen - schwarzes Lederimitat, goldener Prägedruck und Textheft in Form eines Gebetbüchleins mussten es schon sein. Und die Leviten liest einem "Mugiboogie" in der Tat gehörig.

Die Mär vom "isländischen Beck", die nach dem Zweitling "Mugimama, is this monkey music?" die Runde machte, kann man inzwischen jedoch getrost vergessen. Mit Slackertum oder landestypischen Dingen wie Geysiren oder Elfentänzen hat dieses Album nicht die Bohne zu tun. Das fängt schon beim eröffnenden Titelsong an, der mit Hammondorgeln, Bläsern und brachialen Blues-Rhythmen lospoltert und schließlich in den scheppernden Tiefen gnadenlos übersteuerten Garagenrocks zerschellt. "The pathetic anthem" ist direkt danach das konziseste tiefgefrorene Stück Folkmusik, seit Bill Callahan die Chuzpe besaß, sein wahrscheinlich bestes Lied schlicht und einfach "Song" zu nennen. Auch große Namen kommen zu Hilfe: "Jesus is a good name to moan" stilisiert den Sohn Gottes zum sleazy Sexsymbol hoch, und selbst "George Harrison" schaut vorbei und lässt ein preziös geklampftes Klagelied da.

Doch auch die beiden können nichts mehr ausrichten, wenn der Isländer richtig Ernst macht und mit "I'm alright" und "Two thumb sucking son of a boyo" zwei riesige Kübel markerschütternden Krach über dem Hörer auskippt. Mörderische Gitarrenbreitseiten, Lärmwände mit Massivausmaßen, unfassbare Grunz-Attacken - als würden sich Black-Metal-Extremisten und Industrial-Krawallbrüder in einem rostigen Stahlcontainer gegenseitig massakrieren. Und auch wenn Mugison nach diesem Noise-Terror plötzlich auf rosa Neo-Soul-Wölkchen davonschwebt und am Schluss gar einen Gospelchor aus dem Hut zaubert, muss man sich fragen: Darf der das eigentlich?

Natürlich darf er. Weil er auf gerade mal zwölf Songs letztendlich souverän so viele Spielarten populärer Musik durchhechelt, wie es andere in ihrer ganzen Karriere nicht schaffen. Weil nach wiederholtem Genuss einer solchen Platte immer noch mauloffen glotzende Hörer darauf hindeuten, dass da jemand etwas richtig gemacht haben muss. Und richtig besorgt sollte man um Mugison auch nicht sein: Wenn der Gaul irgendwann einmal komplett mit ihm durchgegangen ist, hat er ja seine Leute, die ihn wieder einfangen. Jesus zum Beispiel. Oder George Harrison. Und zur Not eben auch sein ganzes Dorf.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Mugiboogie
  • The pathetic anthem
  • Jesus is a good name to moan
  • I'm alright

Tracklist

  1. Mugiboogie
  2. The pathetic anthem (Demo)
  3. To the bone
  4. Jesus is a good name to moan
  5. George Harrison
  6. Deep breathing
  7. I'm alright
  8. The animal
  9. Two thumb sucking son of a boyo
  10. The great unrest
  11. My love I love
  12. Sweetest melody

Gesamtspielzeit: 49:02 min.

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