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Rialto - Night on Earth

Rialto- Night on Earth

Eagle Rock / Edel
VÖ: 06.08.2001

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Flug der Nachteulen

Heute geht's also ins Kino. Bevor die Lichter ausgehen, lernen wir noch den unbekannten Regisseur kennen, der sich als Louis Eliot ausgibt. Als Frontmann einer Britpop-Band namens Rialto, die von höchsten Chart-Ehren gestürzt und wieder auferstanden ist, hat er viel zu erzählen. "Night on Earth" ist ein Konzeptfilm über das Nachtleben mit all seinen positiven wie negativen Facetten. Als der Projektor losrattert, erfahren wir untermalt von ekstatischen Synthie-Beats und coolen Keyboard-Klängen in "London crawling" erst einmal mehr über den Spielort in der englischen Hauptstadt. In der ersten Szene sehen wir vier schermütige Helden, die mit Gläsern bewaffnet in einem Pup sitzen und verschwörerische Gespräche führen. Es geht um ihr großes Pech mit dem damaligen Label, von dem sie unverständlicherweise zweimal gedroppt wurden, davon einmal gleich nach dem Release ihres Debüts, welches sich allein in England 250.000 mal vekaufte und drei Top-40-Singles abwarf. "They tried to kill us off / But this show's not over / 'Cause we were born to shine and thrill like supernova" lautet ihr kämpferisches Fazit der Vergangenheit. "Anything could happen" beschließt das Quartett, während im Hintergrund schwelgerische Gitarren und Ohrwurm-Hooks zu einer perfekten Britpop-Hymmne verschmelzen.

Die Handlung kommt in Schwung. Natürlich geht es um die ganz großen Gefühle, um Träume, Hoffnungen, Sehnsüchte - und einen gefährlichen Deal. Mit jeder Minute schickt uns die cineastische Bildgewalt mitsamt der warmen Stimme des Erzählers tiefer in die Welt von "Night on Earth". Beeindruckend, wie die einzelnen Kurzepisoden ein homogenes Gesamtbild ergeben, obwohl sie manchmal allzu routiniert gefilmt erscheinen. Faszinierend auch, wie perfekt hier Emotionen inszeniert werden - manchmal sogar zu perfekt. Gesichter treffen in der Dunkelheit aufeinander und verlieren sich wieder. Da gibt es beispielsweise eine Gruppe namens Pet Shop Boys, die weltweit ihre New Order durchsetzen wollen. Oder deren Gegenspieler James sowie Echo und seine Bunnymen. Und mittendrin unsere vier Hauptdarsteller, die versuchen alle Parteien gegeneinander auszuspielen.

Eine Schönheit namens Catherine ist die Schlüsselfigur, die den Big Deal für unsere Helden organisiert hat. Auf "Catherine's wheel" fährt sie mit den Vieren durch die Nacht. "Is anyone out there?" ruft die Bande, als sie vor einer knalligen Achtziger-Disco halten, dem vereinbarten Treffpunkt, an dem das schmutzige Geschäft ablaufen soll. Doch der Deal platzt. Es war alles nur ein perfekt arrangiertes Täuschungsmanöver, ein "Brilliant fake" sozusagen. Schon sitzt ihnen der Feind im Nacken. "Drive" ruft einer der Helden, während sich im Autoradio treibende Rhytmen mit engelsgleichen Melodien abwechseln. Im "Three ring circus" macht die Truppe nach wilder Verfolgungsjagd schließlich halt. Es wird dramatisch, denn nicht alle haben die Fahrt überstanden.

Nur einer ist noch von unseren Helden übrig. "I'm in deep space / I think I'm falling" beklagt er den Verlust der Freunde mit ergreifender Stimme. "Underneath a distant moon" steht das letzte Gefecht an. Gänsehaut ist angesagt. In weiter Ferne erklingt eine einsame Gitarre und singt das Lied vom Tod. "Goodbye world, this is where I'm getting off" flüstert der sterbende Held, während sein Leben an ihm vorüberzieht. "Memories and dreams mingle like old newspaper in the wind" sind seine letzten Worte. Der Film ist zu Ende. Aber während die Zuschauer aufstehen, bleiben wir sitzen. Ergriffen müssen wir Louis Eliot umarmen. Denn aus dem Unbekannten ist ein guter Freund geworden, dem man nur wünschen kann, daß seine Band mit "Night on Earth" endlich den Fluch des ewigen Britpop-Geheimtipps brechen kann.

(Christof Nikolai)

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Highlights

  • Anything could happen
  • Catherine\'s wheel
  • Brilliant fake
  • Deep space

Tracklist

  1. London crawling
  2. Anything could happen
  3. Anyone out there?
  4. Catherine's wheel
  5. Idiot twin
  6. Shatterproof
  7. Brilliant fake
  8. Three ring circus
  9. Drive
  10. Deep space
  11. Underneath a distant moon

Gesamtspielzeit: 46:37 min.

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Threads im Plattentests.de-Forum

  • Rialto (7 Beiträge / Letzter am 13.07.2009 - 14:30 Uhr)