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Various Artists - Born to the breed - A tribute to Judy Collins

Various Artists- Born to the breed - A tribute to Judy Collins

Wildflower / Rough Trade
VÖ: 31.10.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Die erste Zweite

Der zweite Platz. Die traurige Gewissheit, dass es jemanden gab, der besser war, oder der im entscheidenden Moment richtig gehandelt hat. Michael Ballack weiß ein Lied davon zu singen. Auch Judy Collins ging es in ihrem Leben oft so. Zugegeben, den Namen mit der scheinbar über alles stehenden Judy Garland und damit wahren Judy! Judy! Judy! teilen zu müssen, ist nicht einfach. Dass die auch noch für ewig und immer mit "Somewhere over the rainbow" in den Köpfen der Leute rumgeistert, könnte gelegentlich für Depressionen sorgen. Und überhaupt stand Judy Collins immer im Hintergrund. Die Make-Love-Schiene inklusive Anprangern der Gesellschaft fuhr Joan Baez zu gut, als dass jemand an ihr hätte vorbeikommen können. Dolly Parton hatte früher schon das größere Organ (rein anatomisch gesehen), Joni Mitchell dafür immer den größeren Hang, aus allem eine Kunst zu machen. Sicher hatte auch Collins kommerziellen Erfolg, den größten wohl mit "Send in the clowns" von Stephen Sondheim. Auch das christliche "Amazing grace" wurde weltbekannt - jedoch waren es hauptsächlich die Stücke anderer, die Judy Collins ins Gespräch brachten. Ihre eigenen Songs wurden, bis auf wenige Ausnahmen, weitestgehend hinter die Hits der damaligen Zeit gestellt. "We shall overcome", klar, aber manchmal ist das schwer.

Und doch wird beim Blick auf das vorliegende "Born to the breed"-Tribute-Album klar, dass Judy Collins einiges mehr geschaffen hat, als ihr jemals zugestanden wurde. Dass unter den Huldigern auch zwei der oben genannten Damen vertreten sind, wundert da kaum. Dolly Parton ist sogar heute, jenseits der 60, noch immer das tanzende und niedliche Country-Mäuschen, das selbst zur Zweitplatzierten wurde, als Whitney Houston das von ihr geschriebene "I will always love you" durch jegliches Mark und Bein dieses Erde schmetterte. "Fisherman's song" beweist dafür einmal mehr, dass Parton eine großartige Entertainerin ist, die mit leicht heiserer Stimme die schönsten Geschichten intonieren kann. Joan Baez trennte sich schon vor langer Zeit von ihrer Hippie-Mähne und gibt "Since you've asked" dennoch ihre ganz eigene Note, wie sie es immer getan hat, während die Neuinterpretation von "Che" durch James Mudriczki lieber eine alte geblieben wäre. Im Gegensatz dazu steht "Secret gardens", gesungen von Shawn Colvin, das so klingt, als käme es direkt aus dem San Francisco der 60er Jahre.

Der bei solchen Compilations gern gesehene Rufus Wainwright schwingt mit seinem "Albatross" gewohnt ruhig und solide durch die Höhen und die Tiefen der Liebe und sorgt mit seiner schlicht gehaltenen Version für einen stillen Höhepunkt des Albums, und wer auch immer "Martin" war - auch der Nachruf durch Kenny White sorgt für Gänsehaut, das traurige Gefühl der Einsamkeit schleicht sich ein und lässt so schnell nicht mehr los. Da ist der alte Haudegen Leonard Cohen Gott sei Dank nicht weit, mit dem scheinbar doppelt vertretenen "Since you've asked". Die Reprise-Version, bei der Cohen völlig ohne Musik nur den Text widergibt, zeigt nach einem anfänglichen Anflug von Skepsis aber die großartige poetische Seite der Judy Collins. "When I close my eyes / I dream of peace", singt Ali Eskandarian in "Song for Sarajevo", ein Zitat, das wohl leider nicht nur in der heutigen Zeit aktuell sein wird. Und so kommt man zum Schluss automatisch auch wieder auf die allgegenwärtige Judy Garland zu sprechen. Jene weilt 2009 bereits 40 Jahre nicht mehr unter uns, 40 Jahre, die Judy Collins sie zumindest schon überlebt hat. Klar ist Garland aufgrund ihres frühen und tragischen Todes zur Legende geworden, Judy Collins dafür eine Meisterin, die sich nach bald einem halben Jahrhundert hinter niemandem mehr anstellen muss.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Secret gardens (Shawn Colvin)
  • Albatross (Rufus Wainwright)
  • My father (Chrissie Hynde)
  • Song for Sarajevo (Ali Eskandarian)

Tracklist

  1. Secret gardens (Shawn Colvin)
  2. Easy times (Jim Lauderdale)
  3. Fisherman's song (Dolly Parton)
  4. Albatross (Rufus Wainwright)
  5. Fortune of soldiers (The Webb Sisters)
  6. Song for Martin (Kenny White)
  7. Since you've asked (Joan Baez)
  8. My father (Chrissie Hynde)
  9. Born to the breed (Amy Speace)
  10. Trust your heart (Bernadette Peters)
  11. Fallow way (Jimmy Webb)
  12. Weaver song (Holly's song) (Dar Williams)
  13. Song for Sarajevo (Ali Eskandarian)
  14. Che (James Mudriczki)
  15. Since you've asked (Leonard Cohen)

Gesamtspielzeit: 62:03 min.

Referenzen

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