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Elektrostar - Good life

Elektrostar- Good life

WEA
VÖ: 27.08.2001

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Encyclopaedia electropopica

Das lieblose Blättern im Lexikon bringt merkwürdige Einträge zu Gesicht. Wer sich den ersten Band eines beliebigen Brockhaus schnappt, wird irgendwo zwischen "Affe" und "After" auf "Afghanistan" stoßen - ein Land irgendwo zwischen Kaukasus und Himalaja, daß vornehmlich durch Krieg und seltsame Turbanträger bekannt wurde. Überraschenderweise existiert gar eine Verbindung zwischen diesem Land und einem fröhlich-düsteren Elektropop-Act aus Frankfurt. Daß ein russischer Afghanistanveteran eine gewisse Natascha Grin mit vorgehaltener Pistole irgendwo in einem dreckigen Moskauer Loch zum Singen zwang, war nämlich Grund genug für diese Sängerin, endlich Reißaus zu nehmen. Auf der Flucht vor Russenmafia verschlug es sie irgendwann in die Hessenmetropole, wo sie den Herren Ralf Merten und Christoph Blaser über den Weg lief, die zufällig gerade nach einer neuen Stimme für ihren bizarren Sample-Pop suchten.

Ebenso unergründlich wie die Wege der Musik zeigen sich die Untiefen so mancher Melodie auf "Good life". Grin preßt ihre Stimme mal knurrig, mal krächzend, mal zuckersüß schallend hervor und durchlebt eine muntere Achterbahnfahrt. Wie es sich für eine echte Achterbahn gehört, gibt es den einen oder anderen Looping und das passende Discogewummer, um die spitzen Schreie der Damen zu übertönen. Ganz vorne liegt dabei selbstverständlich immer Grins druckvolle Stimme. Verschnörkelt wie die Melodien schlagen auch die Songs auf dem Zweitling von Elektrostar immer wieder Haken. Schnipsel aus "Twin peaks" gesellen sich zu Themen von deutschen Krimiserien, Samples britischer Pop-Innovatoren und angejazzten Harmoniefetzen.

Zwischen oldschooligen Bleeps und Klonks und pumpenden Erinnerungen an Neon, Chrom und Paillettenminis schleicht sich immer wieder eine Ahnung der Dunkelheit an. Ob es in "Human complication" unheimlich hallt, in "Tides of memories" düster schiebt oder in "Proxima" sinister hüpft - trotz aller Leichtfüßigkeit leben die Songs von der Schwere, die auf ihrer Seele lastet. Daß der elektronische Fleischwolf der Anfangsphase das eine oder andere packende Gitarrenriff zur Seite gestellt bekommt, hebt "Good life" dabei aus dem Nebel einer allzu poppigen Eintönigkeit hervor. Mit dem Ungestüm von "Licence to party", das sich frech beim Glitzerklassiker "Funky town" bedient, oder dem wavepoppigen Sanftmut von "Last broken heart" huscht sogar gelegentlich ein Lächeln über das Gesicht. Und dieses paßt auch viel besser zu Elektrostars Eintrag im Lexikon der elektronischen Musik.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Tides of memories
  • Good life
  • Together alone

Tracklist

  1. Tides of memories
  2. Love song
  3. Human complication
  4. Stars and straps
  5. Good life
  6. Together alone
  7. Licence to party
  8. Ticket to ride
  9. Last broken heart
  10. San Jose
  11. Proxima

Gesamtspielzeit: 45:07 min.

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