Women - Women
Flemish Eye / Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 10.10.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Googlesichere Weste
Wer mit der Bildersuche von Google nach "Women" fahndet - und ehrlich, wer tut das nicht? -, der findet an zweiter Stelle einen Querschnitt durch die Körper von Marge und Homer Simpson. Fotos von der Band Women hingegen, um die es hier in zwei, drei Absätzen gehen wird, sind auf diese Weise gar nicht zu finden. Dabei wäre ein Röntgenblick ins Innenleben dieser vier Männer aus Calgary, Alberta sicherlich nützlich, um zu verstehen, wie so eine schlurfige, schlampige, von oben bis unten eingesaute Rockmusik entstehen kann. Sind da Luft- und Speiseröhre von Mesa Boogie gesponsert? Hat der linke Lungenflügel schwarze Tasten? Und könnte man mit ihrem Trommelfell eine Tomtom beziehen?
Alles und nichts hat "Women" zumindest schon mal mit Los Angeles und der dortigen Musik des Moments zu tun. Obwohl Alberta und Kalifornien durch eine Landes- und vier Bundesstaatengrenzen getrennt werden, sind Women doch Brüder in Geiste und Geste der kleinen Rockrabauken-Szene um No Age, Abe Vigoda und den Club The Smell. Ihre Platte dauert deshalb standesgemäße 30 Minuten, ihr Interesse an ausproduzierten Songs verschwindet im intuitiven Lärmpegelpendeln, und ihre Gitarren halten sich auf dem kürzesten Weg am Hit vorbei nicht mit theoretischem Fachwissen auf. Psychedelische Speichererweiterungen werden aus der Not in diese Songs geboren, für den Schlagzeuger ist ein Schellenkranz schon Luxus, und um Feedback wird ja sowieso immer gebeten.
"January 8th" holt hinter dieser Deckung zu seinen Rechts-Links-Gitarren-Kombinationen aus, angefeuert von den überzeugend nachgebauten indifferenten Geisterstimmen der Liars und linkisch-dramatischen Ereignis-Trommelwirbeln. Es ist nicht der beste Song auf "Women", aber der gemeinste, neben dem zum Beispiel das einminütige "Cameras" aussieht wie ein Spielkind im Sandkasten. Blumiger 60s-Pop steht hier immerhin kurzfristig zur Diskussion - aber schon "Lawncare" mäht einem mehr als nur den Rasen unter den Füßen weg. Women können sehr bestimmend werden, wenn sie Gitarrenfiguren gegeneinander ausspielen, ihren Null-Bock-Gesang durch lakonische Harmonie-Spielchen schicken oder mit "Group transport hall" ihre Idee eines Unplugged-Albums antesten. Sie können es aber auch einfach mal vier Minuten rauschen lassen.
Bands werden schnell für unkonzentriert gehalten, wenn sie übliche Songstrukturen von Rockmusik und Verwendungswege ihrer Instrumente aufbrechen. Women würden das als Kompliment nehmen und doch alle von ihrer Wachsamkeit überzeugen, wenn sie durch die herausragend herausgeputzte Hippiefantasie von "Black rice" steuern. Neben der zweiten Hälfte ihres Albums muss dieser Song mit seinem verschleppten Glockenspiel geradezu lieblich klingen: Spätestens nachdem "Upstairs" das Orchester in seinem zugedröhnten Kopf zerlegt hat und "Flashlights" mit den verlorenen Resten fertig ist, kann man "Women" dann auch Noiserock nennen. Wer das in Verbindung mit dem Bandnamen bei Google eintippt, muss dann auch nur noch bis zur fünften Seite vorblättern, um brauchbare Ergebnisse zu finden.
Highlights
- Cameras
- Black rice
- Shaking hands
- Upstairs
Tracklist
- Cameras
- Lawncare
- Woodbine
- Black rice
- Sag Harbor Bridge
- Group transport hall
- Shaking hands
- Upstairs
- January 8th
- Flashlights
Gesamtspielzeit: 29:30 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
saihttam |
2012-11-02 00:44:32 Uhr
ach du kacke! hab gerade mal seit langem wieder das Debüt gehört und gehofft, dass die Band sich mittlerweile vielleicht doch wieder zusammengetan hat und dann les ich bei wikipedia, dass deren Gitarrist Christopher Reimer anfang des Jahres gestorben ist. das wars dann wohl endgültig mit der Band :( |
dödel |
2010-09-29 21:58:30 Uhr
mir gefällt Men - Men besser |
saihttam |
2010-09-29 21:51:16 Uhr
"Shaking Hands" ist mit der schönste song, den ich seit langem gehört habe! |
Pascal |
2008-11-24 22:23:08 Uhr
Ausgesprochen toller Gig in Antwerpen, selten so sympathische Jungs getroffen. Haben uns, da wir kein Youth Hostel gefunden haben, mal eben zu fünft bei denen im Hotel einquartieren dürfen. Kommen übrigens wohl ab Februar auch hier auf Tour! Und ja, Black Rice ist hervorragend, funktioniert im Album-Kontext sogar noch besser. |
meikl |
2008-11-24 18:46:59 Uhr
den song "black rice" krieg ich nicht mehr aus dem kopf, soooo genial das lied.... |
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Referenzen
Abe Vigoda; No Age; Deerhunter; Atlas Sound; Lotus Plaza; Ghetto Cross; Mika Miko; HEALTH; The Mae Shi; Japanther; A Place To Bury Strangers; Psychedelic Horseshit; Times New Viking; Lovvers; Magik Markers; Deerhoof; Marnie Stern; Animal Collective; Panda Bear; Liars; Xiu Xiu; The Gris Gris; The Gang; The Velvet Underground; Sonic Youth
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