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Maria Mena - Cause and effect

Maria Mena- Cause and effect

Columbia / Sony BMG
VÖ: 04.10.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Große im Kleinsten

Man glaubt es kaum: Maria Mena ist schon wieder erst 22 Jahre alt. Trotzdem lege sie mit "Cause and effect", ihrem mittlerweile vierten Studioalbum, laut eigener Auskunft eine Lebensbeichte ab. Respekt, das schaffen in ihrem Alter höchstens gescheitere Baseball-Profis oder all die Oskars aus den Mülltonnen diverser Casting- und Reality-Container. "Cause and effect" konzentriert sich dazu auf die kleinen Rettungstaten im großen Jammertal. Klaviere schniefen den Augensaft von den Tasten, Flöten machen dicke Flatterbacken, Streicher formieren sich zu Kronen der Erschöpfung, und Refrains steigern sich von Mehr- in Multistimmigkeit. Noch weiser, durchdachter und abgeklärter, schichtet Mena erneut Reifeprüfung auf Reifeprüfung - ein einziges, prunkvolles Großmütterchen des Pop.

Ausnahmen finden sich seltener. So in der "Power trip ballad", zu der Klavier und Schlagzeug im Gleichmaß marschieren und zu einem Gitarrenakkord geöffnet werden, der alles in sich versammelt, was der Song bereits im Titel verspricht. Zum Fade-Out singt der Kinderchor, der Rhythmus zieht noch mal an und wirbelt in Flashbacks durch des Hörers Ohr. Auch der Titelsong schafft Abwechslung: Hier züngeln Funkrhythmus, pumpende Western-Gitarren und orient-orchestrale Arrangements als Einpeitscher von Hintendran. Auf den Tanzboden will dieser Song allerdings ebenso wenig wie "Belly up", "I'm on your side" und "I'm in love". An deren Grundfesten rütteln zwar immerhin noch die Schlagzeugfiguren, um sie zu Radio-Folk-Pop zurechtzuschunkeln, ansonsten aber beherrschen "Cause and effect" kapitale Dramen, die mit "Where were you" und "Dear" ihre theatralischen Höhepunkte feiern.

Mena hakt sich zu all dem perfekt ein, behält sich aber auch stets vor, den Federhandschuh zu werfen. Denn an einem lässt sie nie einen Zweifel: Das hier ist ihre Veranstaltung, weshalb sie sich teils derart forsch an ganzen Symphonieorchestern vorbeidrängt, dass dieses Selbstbewusstsein auf die Songs überspringt. Ihre Stimme dehnt die Vokale, zerquetscht Silben zwischen den Zähnen, beschleunigt die Zeilen, wenn zu viele Worte zwischen ihnen und dem Reimschema stehen. Dadurch stellen sie sich auch der zielführenden Melodie immer wieder in den Weg. Und es entsteht eine Stimme, die voller Dynamik steckt, aber nicht weiter komprimierbar ist, da sie sich ohnehin schon ins Kleinste presst. Ein lebendiges Auf und Ab, in dem sich alle Seiten gegenseitig anstacheln und herausfordern.

So besitzt Mena nach wie vor alles, um noch dem knickerigsten Indie-Zauselbart wenigstens einen Augenbrauenlupfer zu entlocken. Zudem kennt "Cause and effect" nicht einen wirklich peinlichen Moment auf Albumlänge. Selbst "I was made for loving you" balladiert zwar als die erwartet schlechte Cover-Idee vor sich hin, gibt sich deshalb aber noch lange nicht zum Abschuss frei. Was noch einmal klar macht, wie denkfaul und dickfellig sich 90 Prozent des Radiorocks ansonsten gebärdet. Es geht in der Tat sehr anders, man muss es nur so lange schwingen lassen, bis aus Erschöpfung ihr Gegenteil geworden ist. Only the good grow up.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Power trip ballad
  • Where were you
  • Dear

Tracklist

  1. Power trip ballad
  2. Belly up
  3. All this time (Pick-me-up song)
  4. Cause and effect
  5. I'm on your side
  6. Eyesore
  7. Where were you
  8. I'm in love
  9. Self-fulfilling prophecy
  10. I was made for loving you
  11. Dear

Gesamtspielzeit: 38:18 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Alexia
2008-09-19 17:41:08 Uhr
Also ich finde Maria total geil. Und ihr neues Album übertrifft alles.
jacob
2008-09-14 23:24:07 Uhr
all this time ist extrem geil, und ich hör sonst fast nur hardcore und sludge und mein das nicht mal ironisch.
Leatherface
2008-09-14 15:43:28 Uhr
Am 3. Oktober kommt ein neues Album der Dame. Das letzte Album hatte ja schon einige sehr angenehme, melancholische Popsongs fürs Radio zu bieten und hat hier zurecht 6/10 eingefahren, trotz gelegentlicher Beliebig- und Belanglosigkeit. Vielleicht hat sie sich nochmal gesteigert und vollends zu einer grazilen Songwriterin entwickelt, obwohl anhand der mittelmäßigen Vorab-Single All this time nicht darauf zu schließen ist.
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